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Bulletin

Zeit des Übergangs

126

Bulletin

Klosterleben heute

125

Bulletin

„Das ganze Leben als Liturgie“

124

Bulletin

Die Generalkapitel der Zisterzienser und Trappisten

123

Bulletin

Klösterliches Leben und synodaler Weg

122

Bulletin

Die Verwaltung des gemeinsamen Hauses

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Bulletin

„Fratelli tutti“ Geschwisterlichkeit im Klosterleben

Klosterleben heute

AIM Bulletin heft 126 (2024)

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Jean-Pierre Longeat OSB


Lectio divina

„Geh, verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen, dann komm und folge mir nach!“ (Mt 19,21)

Jean-Pierre Longeat OSB


Perspektiven

Klosterleben heute –Antworten auf den Fragebogen der AIM

Internationales Team der AIM


Versuch einer Synthese der Antworten nauf den Fragebogen

Internationales Team der AIM


Berichte

Reise nach Kanada und in die USA

Jean-Pierre Longeat OSB


Reflexion

Versuch einer gemeinsamen Vision

Jeremy Driscoll OSB


Zeugnis

Leben in einer multikulturellen Gemeinschaft

Paul Mark Schwan OCSO


Kunst and Litugie

Die abenteuerliche Reise des Kapitelsaals von Santa Maria de Ovila

Thomas X. Davis OCSO


Zeugen für das Monastische Leben

Sr. Judith Ann Heble OSB, zweite Moderatorin der Communio Internationalis Benedictinarum (CIB) (1941-2023)

Maire Hickey OSB


Äbtissin Lazare Hélène de Rodorel de Seilhac OSB (1928-2023)

Benediktinerinnen von Saint-Thierry

Sommaire

Leitartikel

Nach der Veröffentlichung von „Spiegel des Klosterlebens für die Gegenwart“ (AIM-Bulletin 116/2019) und „Der monastische Traum“ (121/2021) wollte das Internationale Team der AIM eine umfassende Befragung von Klosterleitern durchführen, um ihre derzeitigen Hauptanliegen, ihre Prioritäten, die Hilfe, die sie von der AIM erwarten, und einige gelungene Beispiele für neuere Klosterprojekt zu sammeln.

Unter den Befragten zeigten sich einige vom Fragebogen der AIM überrascht: Die „Allianz für Internationales Mönchtum“ wird oft als bloße Finanzierungsquelle für Projekte gesehen, die von jungen Gemeinschaften in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien und Osteuropa an sie herangetragen werden. Es sei jedoch daran erinnert, dass AIM gemäß ihrer Satzung, die vom Kongress der Benediktineräbte 2004 genehmigt wurde, auch die Aufgabe hat, über den Sinn des monastischen Lebens nachzudenken und seine Besonderheit in den verschiedenen Kulturen hervorzuheben (Art. 6). Die AIM ist daher stets darum bemüht, das Bewusstsein für den Wert des Mönchtums in den Gemeinschaften selbst, in der Kirche und in der Gesellschaft zu fördern (Art. 7).

In diesem Sinne kann man manchmal sagen, dass die AIM ein Dokumentationszentrum für die Entwicklungen des monastischen Lebens in der Welt ist und dabei helfen kann, die Fragen und die wichtigsten Herausforderungen wiederzugeben. Es muss auch betont werden, dass AIM zusammen mit DIM-MID (Intermonastischer Dialog) der einzige Ort ist, an dem die drei Orden, die der Regel des heiligen Benedikt folgen, sowohl Männer- als auch Frauengemeinschaften zusammenarbeiten. Die AIM arbeitet auch in enger Verbindung mit monastischen Vereinigungen auf der ganzen Welt: Dies ermöglicht ihr ein wertvolles Verständnis dessen, was in diesen Regionen gelebt wird, und beleuchtet die verschiedenen Arten, wie die Realitäten des monastischen Lebens heute angegangen werden.

Aus all diesen Gründen kommt AIM zunehmend auch eine prophetischen Mission zu, die weit davon entfernt ist, mit den Aufgaben der Orden und Kongregationen zu konkurrieren, sondern im Gegenteil nur versucht, ihnen auf ergänzende Weise zu helfen, besser auf den Ruf Christi im monastischen Leben zu antworten.

Neben den Antworten auf unseren Fragebogen finden Sie im neuen Bulletin einen Bericht über eine Reise zu Klöstern an der Westküste der USA sowie ein Zeugnis über eine gemeinsame Vision hinsichtlich Leitung und Interkulturalität in einer monastischen Gemeinschaft. Es folgt ein Bericht über die künstlerische Ausgestaltung der Abteikirche von Vina (New Clairvaux, Kalifornien) und ein Nachruf auf Schwester Judith-Ann Hebble, der zweiten Moderatorin der „Internationalen Gemeinschaft der Benediktinerinnen“ (CIB). Gewürdigt wird zudem Schwester Lazare de Seilhac, Benediktinerin von Saint-Thierry (Frankreich, Kongregation der hl. Bathilde), die viel zur Entwicklung von AIM und vor allem zur Ausbildung mehrerer Generationen von Mönchen und Nonnen als Regelexpertin beigetragen hat. Es wäre schön, wenn ihr eindrucksvolles Leben einmal ausführlicher gewürdigt würde.


Jean-Pierre Longeat OSB

Präsident der AIM


Artikel

„Geh, verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen, dann komm und folge mir nach!“ (Mt 19,21)

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Lectio divina

Jean-Pierre Longeat OSB

Präsident der AIM

 

„Geh, verkauf deinen Besitz

und gib ihn den Armen, dann komm

und folge mir nach!“

(Mt 19,21)

 

Der Dialog zwischen Jesus und dem jungen Mann im Matthäusevangelium 19,16-26, ergreift uns, da in ihm unsere eigenen Sehnsüchte angesprochen werden. Wir erkennen uns in diesem Anhänger der jüdischen Religion wieder und sind tief berührt von den Antworten Jesu, die uns einen Schlüssel dazu geben, wie wir ein Leben in der Nachfolge, ein Leben als Mönch, als Nonne oder Schwester führen können, das seinem eigenen Leben entspricht. Lassen wir uns einmal ganz und gar auf diesen Text ein, lassen wir uns vom Heiligen Geist inspirieren, um darin ein entscheidendes Wort zu hören, das uns weiterbringen kann.

Die Frage des jungen Mannes bezieht sich darauf, was man tun muss, um das ewige Leben zu erlangen: „Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?“ (Mt 19,16).

In einem ersten Schritt verweist die Antwort Jesu lediglich auf einige Gebote, die den religiösen Pflichten des Gläubigen zugrunde liegen. Doch in einem zweiten Schritt, auf Drängen seines Gesprächspartners, fällt die Antwort ganz anders aus. Nehmen wir uns einen Moment Zeit, um diese beiden Antworten Jesu zu betrachten, und schauen wir uns dabei selbst an: Wo stehen wir, wenn wir die Haltung des jungen Mannes betrachten?

1. Antwort: Jesus zitiert einige Gebote, um die religiösen Pflichten des Gläubigen zusammenzufassen. Dabei erinnert er einfach an die letzten Gebote des Dekalogs, aber er zitiert sie nicht in der Reihenfolge, in der sie in der Bibel stehen (in Exodus 20 oder Deuteronomium 5). Er streicht vielmehr das letzte Gebot aus der Liste des Dekalogs und fügt stattdessen als Zusammenfassung eine Vorschrift aus Levitikus (19,18) hinzu: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. Alle diese Gebote beziehen sich auf das moralische Verhalten: „Du sollst nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen“. Wie der reiche Jüngling könnten viele von uns Jesus antworten: „Alle diese Gebote habe ich gehalten“. Unsere religiöse Perspektive ist ziemlich gut durch solche ethischen Bestimmungen gekennzeichnet, die bereits sehr bemerkenswert sind. Viele sind damit zufrieden und ihr Leben ist höchst lobenswert.

Aber andere haben das Gefühl, dass im menschlichen Leben mehr auf dem Spiel stehen muss und dass unser Werden nicht nur an ein gutes moralisches Verhalten gebunden ist, so tugendhaft es auch sein mag.

Der junge Mann bohrt also tiefer: „Was fehlt mir dann noch?“ An dieser Stelle taucht erstmals der Begriff „junger Mann“ oder „Jüngling“ in unserem Text auf. Indem er diese entscheidende Frage stellt, präsentiert sich der Mann als jemand, der etwas Neues will. Das wird durch den Ausdruck „junger Mann“ zum Ausdruck gebracht, er ist buchstäblich ein „neuer“ Mensch, ein neu Geborener. Er lässt die tiefe Sehnsucht, die in ihm steckt, in sich aufsteigen. Jesus fördert durch seine Worte und sein Verhalten dieses Auftauchen bei anderen; für ihn gibt es nichts Wichtigeres im Leben als das: Die tieferen Bereiche unseres Wesens sind dazu berufen, ans Licht zu kommen und durch das Wirken des Heiligen Geistes wird ständig Neues in die Tat umgesetzt.

Und das ist die Antwort Jesu. Er macht den Kern seines Denkens bekannt: Er spricht von Erfüllung und nicht mehr nur von einer Pflicht, die einzuhalten ist. Dies gipfelt in der Einladung: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf alles, was du in deiner Hand hältst (so der griechische Originaltext) und gib es den Armen; und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm, folge mir nach!“

Damit schließt Jesus an den ersten Teil des Dekalogs an, der immer wieder vergessen wird: „Du sollst keine anderen Götter haben und dir keine Götzen machen, du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen, halte den Sabbattag“. Es geht darum, sich nicht in allzu menschlichen Besitztümern zu verfangen. Ein Götze ist das, was man in der Hand hält und für sich selbst behält, ohne dass sich das Leben zwischen den Geschöpfen und dem Gott der Freiheit frei bewegen kann.

Unsere Schwierigkeit, auf den Ruf Gottes zu antworten, liegt genau darin. Wenn wir nicht von unseren Götzen ablassen, wenn wir nicht auf all das verzichten, was wir fest im Griff haben und das gleichsam der Motor unseres Lebens ist und nicht selten unsere Handlungen und Gedanken diktiert, dann verpassen wir die Fülle des Lebens, zu der uns Gott einlädt. Stattdessen verfallen wir unmerklich in Gedankenkreise, bei denen oft die Traurigkeit das letzte Wort hat, denn die Versprechungen unserer Götzen erfüllen sich nie.

Der junge Mann, der die Worte Jesu hörte, „ging voll Traurigkeit weg, denn er hatte viele Besitztümer“. Es ist interessant, dass der hier verwendete Begriff von sehr elementarer Bedeutung ist. Der junge Mann betrachtete das, was sein Eigentum ausmacht, als Besitztümer; Jesus sah die Dinge ganz anders, und er spricht von etwas ganz anderem: Es geht ihm um eine grundlegende Realität, die in unserem Bewusstsein wohnt, die wir als unser Ziel in dieser Welt betrachten und für die es sich lohnt, alles hinzugeben.

Aber ich höre natürlich die Proteste. Das ist doch nicht möglich! Umso mehr, als Jesus betont: „Es ist schwer, dass ein Reicher in das Himmelreich kommt; leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Himmelreich kommt.“ Dann folgt eine Erleichterung: „Für Menschen ist es unmöglich, aber für Gott ist alles möglich“. Der von Jesus verwendete Vergleich ist nicht wörtlich zu nehmen, sondern soll lediglich das Gewissen wecken. Anstatt bei menschlichen Verhaltensweisen stehen zu bleiben, die auf götzenhaften Vorstellungen und Besitztümern beruhen, ist es vielmehr notwendig, jede Abschottung gegenüber sich selbst und dem, was man glaubt, für sich zu besitzen, aufzugeben, um wirklich die Freiheit, die Freude und die Schönheit des Gebots der Liebe zu leben: Das ist der einzige Schatz des Himmels. Ja, für Menschen ist das unmöglich, aber für Gott ist alles möglich.

Wenn wir den Weg des jungen Mannes verfolgen, stellen wir fest, dass er zu Beginn des Abschnitts mit der einfachen Bezeichnung „jemand“ bezeichnet wird: „Und siehe, jemand kommt zu Jesus“. Dieser möchte wissen, was er Gutes tun kann, um das ewige Leben zu erlangen. Jesus verweist ihn auf den Einen, der Gott ist und in dem das Gute wohnt: „Einer allein ist gut“, also kann man sein Leben in der Beziehung zu ihm erfüllen und nicht allein in scheinbar perfekten Handlungen, die man vollbringen muss, um religiösen Pflichten nachzukommen. Als er dann sein tiefes Verlangen zum Vorschein kommen lässt, wird er als „junger Mann“ bezeichnet. Er steht an der Schwelle zur Wiedergeburt. Diese Wiedergeburt von oben, von der man spürt, dass sie ganz nahe ist, ist bei diesem jungen Mann besonders anrührend. Als er sich schließlich zurückzieht, geht er weg als ein Mann voller Traurigkeit.

Wie können wir diesen Text auf unsere Situation übertragen? Auch wir sehnen uns nach dem Leben. Wir suchen nach dem, was uns fehlt, weil uns die bloße Umsetzung religiöser Moralvorschriften nicht ausreichend motiviert. Jesus schlägt uns vor, uns von allem zu lösen, an das wir uns klammern. Jesus sagt dazu: „Kein Knecht kann zwei Herren dienen; entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Geld“ (Lk 16,13). Er zeigt auch, wie man sich selbst verlassen muss, oder genauer gesagt die Illusion, die man von sich selbst hat, denn oft finden wir uns mehr an jene äußeren Dinge gebunden, die uns zu Rollenspielern machen, die nicht wirklich wir selbst sind. Sich selbst zu verlassen berührt alle Dimensionen unseres Lebens bis hin zu dem Punkt, dass es von oben neu geboren wird. Es ist nicht möglich, eine solche Dimension zu erfahren, ohne sich von seinen Götzen zu trennen.

Was könnten die Götzen sein, die uns heute daran hindern, in einer freien Beziehung zu Gott zu sein, damit wir wirklich die Osterfreude bezeugen können, die uns aus der Traurigkeit eines um sich selbst kreisenden Lebens herausholt?

Ja, es liegt eine radikale Freude, alles zu verkaufen und loszulassen, um einen Schatz im Himmel zu haben und ihn in Liebe mit allen Armen Gottes zu teilen. Was nützt es, sich zurückzuhalten, wenn Gott uns dort die totale Erfüllung unseres Lebens verspricht? Das ist das Zeugnis, das wir für Gottes Erlösung abzulegen haben. Wenn Gott uns erschaffen hat, dann um sein eigenes Leben inmitten des irdischen Weges, zu dem wir bestimmt sind, weiterzugeben: Verlieren wir keine Zeit mehr – das Reich Gottes ist da, treten wir in die Freude ein, die Gott uns schenkt, und seien wir seine Dienerinnen und Diener, damit möglichst viele Menschen schon jetzt die Erfüllung ihres Lebens finden. Das ist unsere Berufung und es liegt eine tiefe Freude darin, sie zu erfüllen.

Antworten auf den Fragenbogen der AIM

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Perspectives

Iternationales Team der AIM

 

Klosterleben heute –

Antworten auf den Fragenbogen

der AIM

 

Im Folgenden werden die Antworten auf den Fragebogen der AIM zum „Klosterleben heute” aufgeführt mit einer abschließenden Zusammenfassung.

 

  • Äbtissin Marie-Thérèse Dupagne, Leiterin der europäischen Kongregation der Auferstehung

 

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

Wir denken, dass eines unserer wichtigen Anliegen ist, zur Verständigung und zum Zusammenleben in Europa beizutragen, indem wir uns umeinander kümmern, uns gegenseitig unterstützen, Aspekte unseres Lebens gemeinsam gestalten und voneinander lernen. Wir wollen verstehen, wie die jeweilige Geschichte die Gemeinschaften in ihren Ländern geprägt hat, was sie besonders bewegt, wofür sie sich engagieren. Auf diese Weise erweitern wir unseren eigenen Horizont hin zu einer größeren Einheit.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

Unsere Prioritäten sind, das klösterliche Ideal in der heutigen Welt zu leben und damit den Menschen Zeugnis von unserer Hoffnung zu geben.

Wir wollen dies tun

– Als Frauen von heute

– In der Kirche von heute, auf synodalem Weg

– In unseren Gemeinschaften, wie sie heute sind, also als kleine Gemeinschaften

– In der Welt von heute: das ist eine neue Realität, die sich sehr schnell verändert (politische, gesellschaftliche Standpunkte; wachsende Unsicherheit (mit dem Krieg in Europa usw.), angesichts der Krise der Migranten und des Klimawandels

– Mit dem Aufruf zur Solidarität.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Vielleicht wäre eine Unterstützung für bestimmte Projekte möglich, auch für die Ausbildung. Nur als Beispiel: wir wissen, dass es in Rom eine gute Ausbildung für Führungskräfte gibt, aber es ist mehr eine Managementausbildung; Unterstützung für die Oberinnen in unseren Gemeinschaften: wir leben in einem anderen Kontext als in Afrika, Asien usw.: unsere Oberinnen müssen mit kleinen Gemeinschaften umgehen, meistens mit vielen alten Schwestern, und mit der Suche nach neuen Einkommensquellen. Einige Schwestern wünschten Ausbildungstreffen im monastischen Leben, theologische Studien, aber auch berufliche Weiterbildung (um unsere Ausbildung zu organisieren oder sie zu unterstützen). Einige nannten die Notwendigkeit einer Weiterbildung in Kommunikation, Gestaltung von Gemeinschaftsleben in einem anderen Kontext als in der Vergangenheit, Aufbau von Beziehungen...

Man könnte auch ein Austauschforum über unsere Erfahrungen bei der Aufnahme von Migranten einrichten.

Wir haben uns gefragt, ob wir in dieser Welt, in der Migranten nicht willkommen sind, verstärkt das A von AIM leben, also eine Allianz bilden und weniger Hilfsleistungen verteilen (obwohl Hilfe natürlich zu den Zielen der AIM gehört). Vielleicht könnte es eine Aufgabe der AIM sein, Brücken zwischen Gemeinschaften aus dem Norden und dem Süden zu bauen? Vielleicht könnte ein Austausch zwischen den Gemeinschaften organisiert werden? Wir haben bereits die Erfahrung gemacht, wie gut es ist, wenn einige Schwestern aus unseren Gemeinschaften für Monate oder 1-2 Jahre in eine andere Gemeinschaft der Kongregation gehen, um dort das Leben zu teilen. Könnte es gut sein, einen solchen Austausch mit außereuropäischen Gemeinschaften zu eröffnen? Wir sehen zum Beispiel, dass in unserem Land viele philippinische Gastarbeiter leben. Wäre es da nicht gut, wenn sie auch in unseren Gemeinschaften einige philippinische Schwestern finden könnten?

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Wir haben die Erfahrung gemacht, wie sehr uns die Phase des Kennenlernens und des Kontakts miteinander verbunden hat, und wie fruchtbar es war, eine Kongregation aufzubauen, gemeinsam unsere Konstitutionen so sensibel und weitgefasst zu schreiben, dass die Besonderheiten jeder Gemeinschaft respektiert werden. Wir haben wirklich die Erfahrung gemacht, dass Kreativität aus unserer Vielfalt entsteht und dass der Versuch, zu einer Uniformität zu gelangen, das Leben zerstören würde.

 

  • Sr. Maoro Sye, Generalpriorin der Missions-Benediktinerinnen von Tutzing

Kloster Jinja, Uganda.

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

– Die Verlagerung der Zentren der Vitalität unserer Kongregation von Europa/Nordamerika nach Asien und Afrika: Wir brauchen Unterstützung und müssen die Lücke zwischen den internationalen Missionaren und der lokalen Leitung füllen. Eine verbesserte Ausbildung für Ausbilderinnen, Cellerarinnen und Leitungskräfte

– Überalterung der Gemeinschaft in Europa, Amerika und allmählich auch in Asien mit sehr jungen Gemeinschaften in Afrika

– Mangel an Personal.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

– Interkulturelles Leben in den verschiedenen und vielfältigen Kontexten der Kongregation, Leben als Benediktiner und Missionare, Erneuerung unseres Charismas, Sinn für die eine Kongregation:

– Förderung des Austauschs zwischen den Prioraten, Austausch von Fachleuten zwischen unseren Prioraten und Begegnungen in anderen Länder, auch unter jungen Professen

– Internationale Treffen und Begegnungen (Priorinnentreffen, Internationale Wochen der Begegnung, Internationales Treffen der Cellerarinnen, Internationales Treffen der Ausbilderinnen, Internationales Juniorenprogramm, Programm zur Erneuerung der Mission in unserem ersten Missionsland)

– Workshops während der Visitation

– Unterstützung von schwachen Gemeinschaften in den Generalatsdistrikten

– Häufige Besuche der Generalatsmitglieder und Begleitung über das Internet

– Bemühungen um die Entsendung von Langzeit- und Kurzzeitmissionaren

– Austausch von geistlichem Material (z.B. monatliche Statio-Konferenz)

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

– Fortsetzung der Veröffentlichung von Material für die Ausbildung und das Gemeinschaftsleben

– Weitere Finanzierung von regionalen Treffen (BEAO, Cimbra, RB-Seminar in Tagaytay, Philippinen)

– Finanzierung von Studien für einzelne Schwestern, um sie als künftige Leistungsträger aufzubauen

– Finanzierung von internationalen Treffen und Weiterbildung.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

– Laufendes internationales Juniorenprogramm in Rom (Junioren aus den verschiedenen Prioraten werden eingeladen, an einem einjährigen Programm teilzunehmen, bei dem sie gemeinsam leben, arbeiten, beten und studieren, um sich interkulturell weiterzubilden)

– Treffen der Priorinnen, Treffen der Ausbilderinnen und Workshops zur kanonischen Visitation auf synodaler Ebene: Das geistliche Gespräch brachte uns als Einheit in der Vielfalt zusammen, während wir die Bewegung des Heiligen Geistes erlebten.

 

  • Sr. Asha Thayyil, Leiterin der Kongregation von Sankt Lioba (Indien)


Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

Wir Benediktinerinnen von St. Lioba verstehen uns als Kongregation geweihter Frauen, die im göttlichen Christus verwurzelt sind und sich für das Wohlergehen der Menschen einsetzen, insbesondere für die Armen, Unterdrückten und Ausgegrenzten der Gesellschaft.

Die Hauptanliegen unserer Kongregation bestehen darin, unsere Fähigkeiten bestmöglich zu nutzen und uns für die verschiedenen Herausforderungen unserer Mission zu rüsten. Die Zukunft unserer Kongregation hängt von der Synodalität ab, die zunächst alle Mitglieder, unsere Mitarbeiter und dann alle Menschen in der Gesellschaft einschließt.

Wir sollten bereit sein, die Zeichen der Zeit zu lesen und zu verstehen und mit Mut die notwendigen Veränderungen in unserem persönlichen, gemeinschaftlichen und apostolischen Leben vorzunehmen. Im wahren Geist der Synodalität sollten wir unsere Vorurteile, Vorlieben oder persönlichen Interessen, sofern vorhanden, beiseite lassen und gemeinsam die Einheit in der Vielfalt suchen. Nach dem Beispiel des heiligen Benedikt sollten wir auf die Stimme Gottes „hören“ und nicht nur für einen kurzen Zeitraum planen, sondern einen langfristigen Plan aufstellen, damit das, was wir planen und tun, von Dauer ist, was Kontinuität und Wirksamkeit betrifft.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

Ich sehe unsere Prioritäten in folgenden Bereichen:

– Tägliche Kontemplation über die Berufung zum gottgeweihten Leben und Konzentration auf die verschiedenen Apostolate.

– Vertiefung von Kenntnissen und Fähigkeiten durch Lesen von Büchern und den Kontakt mit Menschen und Orten.

– Maximale Aufmerksamkeit für die Entwicklung der menschlichen Ressourcen der Mitglieder durch verschiedene Ausbildungsprogramme innerhalb und außerhalb der Kongregation.

– Bildungseinrichtungen umzugestalten zu Zentren des sozialen Wandels, indem dort die Jugend zu visionären Führungskr.ften mit ethischem Bewusstsein und Sensibilität für die Gesellschaft ausgebildet werden.

– Im Gesundheitsdienst und im Sozialapostolat Tätige mit einer aktuellen Ausbildung ausstatten. Ausbildung von mehr Mitgliedern für diesen Dienst.

– Initiative entwickleln, um die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen in verschiedenen Diensten mit gegenseitigem Respekt und Partnerschaft aufzubauen.

– Optimale Nutzung unserer personellen Ressourcen entsprechend der Begabung und Qualifikation jeder Einzelnen. Dazu Schwestern mit einen guten Ausbildung ausstatten und Wissen, Fähigkeiten und eine positive Einstellung in ihnen entwickeln.

– Da wir ein Maximum an Ressourcen in unsere Bildungseinrichtungen investiert haben, liegt unser Hauptaugenmerk auf der Qualität der Bildung und der Charakterbildung der Schülerinnen. Unsere Priorität ist der Dienst am Aufbau der Gesellschaft und nicht ein wirtschaftliche Gewinn.

– Alle von uns formulierten Maßnahmen sollen im besten Interesse aller Mitglieder der Kongregation und des Apostolats liegen.

– In der Anfangsphase werden wir uns darauf konzentrieren, Wissen aus erster Hand über das Leben und die Mission in unseren Gemeinschaften zu erwerben, die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern zu erkunden und ein Unterstützungssystem vorzubereiten, um eine bessere Bindung zwischen den Mitgliedern zu schaffen.

– Damit die Einrichtungen effektiv arbeiten können, sollten die jeweiligen Leiterinnen genügend Zeit haben, um echte Beziehungen zu den Menschen vor Ort aufzubauen. Die Kontinuität der Mitglieder in der Gemeinschaft ist ein entscheidender Faktor für die Stärkung der Einrichtung. Ein Minimum an Versetzungen sollte die Regel sein. Ein System der regelmäßigen Evaluierung, Transparenz und Beteiligung aller Mitglieder ist jedoch obligatorisch. Bildungs-, Sozial- und medizinische Einrichtungen sollten in jeder Hinsicht richtungsweisend sein.

– Es ist wichtig, Angebote von Buchverlagen für Reisen und Unterkunft auszuschlagen. Wenn wir an einer Tagung oder einem Seminar an einem weit entfernten Ort teilnehmen müssen, sollten die Kosten von den jeweiligen Institutionen übernommen werden, um unsere Würde und Ehre zu wahren.

– Unsere religiösen Häuser und Institutionen müssen Zentren des Dialogs und des Diskurses sein. Sie sollen daher offen und sozial gestaltet sein, damit die Menschen Zugang zu den Schwestern haben, um sich beraten und unterstützen zu lassen, und unsere Infrastrukturen zum Wohle der Menschheit genützt werden.

– Es ist zwingend notwendig, den kirchenrechtlichen und zivilrechtlichen Status jeder unserer Einrichtungen zu klären. Beispiel: Eintragung als Verein oder Vereinigung in verschiedenen Staaten, Stiftungen, Verträge mit der Diözese und anderen Ordensgemeinschaften, Vermögensstreitigkeiten usw.

– Das Kapitel ist ein politisches Entscheidungsgremium und der Rat ist das ausführende Organ. Daher werden die Ratsmitglieder mit mehr Durchführungsbefugnissen ausgestattet. Sie werden einen Aktionsplan in einem vorgeschriebenen Format für ein Jahr aufstellen, und gemäß diesem Plan wird ein Budget für jedes ihnen zugewiesene Apostolat genehmigt.

– Für jedes Apostolat wird es ein Team geben, das von einem entsprechenden Ratsmitglied geleitet wird, um den reibungslosen Ablauf und die Wirksamkeit des Apostolats zu gewährleisten.

– Ich schlage eine jährliche Evaluierung der Dienste aller unserer Einrichtungen vor. Ich schlage auch eine freie und offene Bewertung der Arbeit der Priorin und des Teams vor, um die Leistung der Mitglieder der Kongregation zu beurteilen. Konstruktive Kritik ist für unser Wachstum notwendig.

– Die Bewertung muss im richtigen Geist und auf der Grundlage der Vision, der Ziele und der Richtlinien erfolgen. Dieser Prozess würde es den Schwestern ermöglichen, die Situation zu analysieren und den Mut und das Vertrauen aufzubringen, ihr Scherflein durch Vorschläge, Anregungen und Konfrontationen beizutragen.

– Die Ausweitung der Mission wird nicht die aktuelle Priorität sein. Unser Schwerpunkt wird auf der Stärkung der bestehenden Einrichtungen liegen.

– Wir sollten uns nicht von der Illusion hinreißen lassen, dass wir um der Selbstversorgung willen Missionen in Übersee gründen sollten. Wenn die Humanressourcen richtig eingesetzt und in unseren eigenen Einrichtungen platziert werden, würden ihre Gehälter uns ausreichend unterstützen. Das wird die Qualität des Dienstes und das positive Image unserer Einrichtungen verbessern.

– Unsere älteren Schwestern sind ein großer Gewinn für die Kongregation. Wir werden ihr Wissen und ihre Erfahrung nutzen, um die junge Generation der Kongregation zu bereichern. Sie werden mit dem ursprünglichen Geist der Kongregation wachsen und gemeinsam lernen.

– Konflikte und Differenzen sind im Gemeinschaftsleben und Apostolat unvermeidlich. Diese sollten unter den Gemeinschaftsmitgliedern selbst gelöst werden, anstatt das Leitungsteam zu bitten, sie zu lösen. Es wäre eine gesunde Praxis, ein Team zu bilden, das die angeborene und erworbene Fähigkeit besitzt, solche Situationen zu lösen und die Missstände zu beseitigen, wenn eine solche Konfliktsituation auftritt.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Wir haben drei dringende Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen. Hier setze ich Prioritäten.

– Ein Stipendium für zwei Nonnen zur Teilnahme an der Fortbildung in Rom.

– Spenden in Form eines Mess-Stipendiums.

– Haus für Schwestern, die in einer abgelegenen Gegend leben. Bitte tun Sie, was Sie können. Ihre Hilfe wird für unsere Klöster in Indien mehr bedeuten, als Sie sich vorstellen können.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Dankbarkeit und Anerkennung sind der Kern jeder guten Beziehung. Das gilt auch für die Beziehung zwischen Ihrer gemeinnützigen Organisation und Ihren Spendern. Wir sind Ihnen sehr dankbar für die umfangreichen Messstipendien und die schnelle Hilfe, wann immer wir uns an Sie gewandt haben. Möge Gott alle Ihre guten Bemühungen segnen.

 

  • Äbtissin Cecile A. Lañas, Leiterin der Kongregation der Benediktinischen Schwestern vom Eucharistischen König

Aufnahme von Novizinnen in Indonesien.

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

– Die Ausbildung junger Schwestern und die kontinuierliche Ausbildung von Schwestern mit ewiger Profess.

– Pflege der kranken und älteren Schwestern.

– Förderung der Berufung durch die sozialen Medien.

– Reparaturen von Gebäuden.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

Alle der oben genannten Punkte sind unsere Prioritäten.

Für die Ausbildung haben wir unser Bestes getan, um die kostenlosen Webinare und andere kostenlose Online-Seminare und Konferenzen zu nutzen. Einige unserer jungen Schwestern wurden zum Onlinestudium geschickt, aber wir haben uns um Stipendien beworben. Manche wurden bewilligt, manche nicht.

Für den Unterhalt der Kranken verwenden wir die geringen Mittel, die von der Sozialversicherung zur Verfügung gestellt werden, aber sie sind gering. Die Niederlassungen im Ausland geben Zuschüsse, aber leider wurde eine unserer Missionen (Jakobsberg) geschlossen.

Wie jede andere Kongregation haben auch wir Schwierigkeiten mit der Berufungsförderung. Wir haben versucht, den Zugang über die sozialen Medien zu erleichtern, aber wir sind nicht in der Lage, dies aufrechtzuerhalten.

Für Gebäudereparaturen bitten wir um Hilfe von außen, da wir uns nicht auf unsere eigenen Ressourcen verlassen können. Einige unserer Schwestern, die dazu in der Lage sind, werden für die Mission in die Pfarreien, Schulen und Diözesen geschickt, aber sie erhalten nur ein sehr geringes Gehalt. Wir verlassen uns immer auf die Vorsehung Gottes.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

AIM kann uns finanziell helfen, vor allem bei der Ausbildung und bei der Förderung von Berufungen. Unsere Gebäude müssen repariert werden. Für unsere kranken und älteren Schwestern haben wir einen Teil des Noviziatsgebäudes als Infirmerie renoviert.

Wir sind auch dankbar für die Bücher, die uns von AIM geschickt wurden, und für andere Unterstützung, die wir erhalten haben.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Als die Covid 19-Pandemie auf ihrem Höhepunkt war, haben wir versucht, uns als Gemeinschaft über die sozialen Medien zu finen. Wir nutzten die Zoom-Plattform, um unser klösterliches Leben und unsere Mission in verschiedenen Häusern und Einsatzgebieten zu sehen, zu bewerten und zu teilen. Wir haben große Gemeinschaften hier auf den Philippinen. Zusätzlich gibt es Gemeinschaften in Israel, Deutschland und ein Ausbildungshaus in Nangahure, Indonesien. Jede Gemeinschaft teilte ihre Lebenserfahrungen, ihren Segen und ihre Herausforderungen durch Videopräsentationen. Bei diesem Treffen, das online stattfand, spürte jede das Bedürfnis nach Erneuerung und Gemeinschaft. Wir spürten auch das Bedürfnis, uns für mehr Berufungen einzusetzen. Es war eine sehr bereichernde und einzigartige Erfahrung.

 

  • Sr. Jeanne Weber, Leiterin der Kongregation von Sankt Gertrud (USA)

Kongregationsrat.

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

Dass unsere Gemeinschaften immer älter und kleiner werden. Wir ziehen nur sehr wenige Berufungen an, und diese sind in der Regel ältere Frauen.

Die Zahl der Führungskr.fte sowohl in den Klöstern als auch in der monastischen Kongregation schrumpft schnell.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

– Ermutigung der Mitglieder zu kontinuierlichem Wachstum in der monastischen Lebensweise angesichts der oben genannten Herausforderungen. Unterstützung der Priorinnen bei der pastoralen Leitung ihrer klösterlichen Gemeinschaften.

– Wir helfen den Schwestern, ihre Trauer zu verarbeiten und zu integrieren, die sie aufgrund der vielen Verluste erleben. In einigen Fällen haben wir die Gemeinschaften ermutigt, für diese Arbeit mit Psychotherapeuten zusammenzuarbeiten.

– Wir haben die Entscheidung getroffen, dass es für die Schwestern zu schwer ist, ihre Klöster aufzulösen und die Mitglieder zu versetzen, wenn sie keine Leitung mehr haben. Dies würde in vielen Fällen eine Aufspaltung der Gemeinschaft und einen Umzug von Hunderten bis Tausenden von Kilometern für die Schwestern bedeuten. Außerdem haben wir nicht genügend Klöster mit jungen Mitgliedern, um alle diese Schwestern aufzunehmen. Deshalb strukturieren wir die zivil- und kirchenrechtliche Leitung dieser klösterlichen Gemeinschaften um und entwickeln Strukturen für die Betreuung der Mitglieder bis zum Tod der letzten Schwester. Dies ermöglicht es ihnen, weiterhin in ihrem traditionellen Klostersitz oder zumindest in dessen Nähe zusammenzuleben.

– Bewältigung der Führungskrise. Da die Klöster keine eigene Leitung mehr haben, werden wir nicht mehr in der Lage sein, hauptamtliche Wohnheimverwalterinnen zu ernennen. Stattdessen wird eine Schwester diese Aufgabe auf Teilzeitbasis von ihrem eigenen Kloster aus übernehmen, oder eine Schwester wird mehreren Klöstern zugeteilt werden. Wir ermutigen die Klöster, für diese Zukunft zu planen, indem sie Entscheidungen treffen, die die Belastung der Leitung vereinfachen werden. Auf der Ebene der monastischen Kongregation müssen wir uns mit diesem Thema befassen.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Keine Antwort.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Eine unserer klösterlichen Gemeinschaften hat kürzlich die Leiterin und den Rat der Kongregation gebeten, die reguläre klösterliche Leitung auszusetzen und eine Kommissarin zu ernennen. Diese Schwestern verloren ihre Priorin durch einen plötzlichen Tod im Jahr 2020 und hatten niemanden, der gewählt werden konnte. Vor und nach dieser Zeit haben sie sich mutig der Situation gestellt, in der sie sich befanden. Sie haben mit einem von der Klosterkongregation ernannten kanonischen Verwalter zusammengearbeitet, um ihr verbliebenes Eigentum zu verkaufen, ihre Dienste zu beenden und Vorkehrungen für ihre langfristige Versorgung zu treffen. In einem Teil ihres Klosters führen sie weiterhin das monastische Leben, während die örtliche Diözese, die ihre Gebäude und ihr Land erworben hat, den Rest für ihre Diözesanbüros und ihr Exerzitienzentrum nutzt. Ich bewundere diese Schwestern sehr für die Art und Weise, wie sie die Herausforderungen und Veränderungen, mit denen sie konfrontiert sind, angenommen haben.

 

  • Sr. Patty Fawkner, Leiterin em. der Kongregation der Schwestern vom Guten Samariter (Australien)

 

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

Unsere Kongregation, die benediktinischen Schwestern vom Guten Samariter, war die erste Kongregation, die 1857 vom ersten Bischof Australiens, dem englischen Benediktiner John Bede Polding, in Australien gegründet wurde. Heute haben wir Gemeinschaften in Australien, Japan, den Philippinen und Kiribati. Unsere jüngeren Schwestern kommen von den Philippinen und vor allem aus Kiribati. Unsere australischen Schwestern werden immer älter und ihre Zahl nimmt ab. Die Leitung unserer Kongregation in der Zukunft ist ein wichtiges Thema für uns. Wir werden über die zukünftige Leitung nachdenken, wenn wir im Juli 2023 zum Kapitel zusammenkommen.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

– Wie können wir uns weiterhin auf unsere Mission konzentrieren, während unsere personellen Ressourcen schrumpfen? Dies ist ein Schwerpunkt des diesjährigen Kapitels. Wir befassen uns derzeit mit den Zeichen der Zeit in unserer Welt und wie wir angesichts unserer Ressourcen realistisch darauf reagieren können.

– Fragen der Führung und Leitung. Auch hier sind wir im Rahmen unserer Diskussionen im Vorfeld des Generalkapitels in Gespräche vertieft. Wir haben qualifizierte und engagierte Laienmitarbeiter eingestellt, die den größten Teil der Verantwortung für die praktische Verwaltung übernehmen. Wir haben uns immer für eine kontinuierliche Ausbildung eingesetzt.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Es ist immer hilfreich, sich zu vernetzen, vor allem, wenn wir viele der gleichen Probleme haben, z. B. wie wir uns angesichts der Grenzen unserer menschlichen und finanziellen Erfahrungen weiterhin auf die Mission konzentrieren können.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Wir haben eine lange Tradition in der Bildungsarbeit, vom Kindergarten bis zur Hochschule. Wir haben auch eine lange Tradition in der geistlichen Leitung und Begleitung. Die Entfaltung von Frauen hatte für uns immer Priorität.

Da unsere Schwestern älter werden, können die meisten nicht mehr als Klassenlehrerinnen tätig sein. Wir haben das Studien- und Mentoring-Programm des Guten Samariters (SAM) entwickelt, mit dem wir reifen Laienfrauen, die Theologie oder Religionspädagogik studieren möchten, einen finanziellen Zuschuss gewähren. Das Programm beinhaltet auch eine geistliche Begleitung und Mentoring. Unser SAM-Programm läuft nun schon im dritten Jahr und hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen. Wir haben uns an männliche Ordensgemeinschaften gewandt, um einen finanziellen Beitrag zu diesem Programm zu leisten, und sie haben sich sehr gro.zügig gezeigt.

 

  • Abt Jeremias Schröder, Präses der Kongregation der Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien



Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

– Vier fragile Gemeinschaften.

– Schwache Führung in mehreren Klöstern.

– Eine Atmosphäre der Frustration und Müdigkeit in einigen europäischen Häusern.

– Egozentrik in einigen Gemeinschaften.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

– Aufrechterhaltung der Einheit und des Zusammenhalts: neue Wege der Kommunikation und des Austauschs entwickeln, die Kongregation in allen Gemeinschaften zu einer spürbaren Realität machen.

– Stärkung des Sendungsbewusstseins: Ermutigung zur Ernennung von lokalen Missionsbeautragtragten. Privilegierung von Projekten, die ein Ausdruck der Mission sind.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Die AIM kann uns helfen, indem sie unsere Kongregation daran erinnert, dass wir Teil eines größeren und umfassenderen Netzwerks sind: der Konföderation und der benediktinischen/zisterziensischen Mönchsfamilie.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Ich habe meine jüngsten Begegnungen mit den beiden Generaläbten und mit dem Moderator der CIB sehr genossen. Ich sehe eine echte Chance für eine globale Zusammenarbeit.

 

  • Abt Johannes Perkmann, Präses der Österreichischen Kongregation

 

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

– Zusammenarbeit in der Ausbildung.

– Optimierung des Kollegs St. Benedikt in Salzburg.

– Projekte zur Umsetzung von Laudato Sì.

– Vorbereitung des Kongregationsjubiläums.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

– Unsere Werte und geistlichen Gewohnheiten an die nächste Generation weitergeben.

– Veröffentlichungen, Seminare, Gastfreundschaft.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Internationaler Austausch und Begegnungen.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Der Prozess der Umsetzung von Laudato Sì.

 

  • Abt Franziskus Berzdorf, Präses der Kongregation von Beuron

 

Abtei Beuron

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

Die größte Sorge ist der Mangel an jungen Menschen in unseren Klöstern. Das gilt sowohl für die Männer- als auch für die Frauenklöster (wir sind eine gemischte Kongregation). Die Novizinnen aller Klöster nehmen an den Ausbildungswochen teil, die von der Vereinigung der Benediktinerinnen von Deutschland organisiert werden. Die Schwester, die dafür zuständig ist, kommt aus einem unserer Klöster. Die Erfahrungen sind gut.

Die meisten Gemeinschaften überlegen derzeit, wie sie einen Teil ihrer Gebäude, die sie nicht mehr benötigen, anderweitig sinnvoll nutzen können. Die Hauptfrage ist dieselbe wie die eines jungen Christen in der Welt: Wie finde ich einen Partner, mit dem ich gut zusammenleben kann und der meine Weltanschauung so weit wie möglich teilt?

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

Die Prioritäten der einzelnen Klöster liegen oft in der Bewältigung des Alltags, es fehlt ihnen der Atem für größere Unternehmungen. Die Organe der Kongregation helfen den Klöstern, die dies wünschen oder wo es dem Abtpräses und seinem Rat sinnvoll oder notwendig erscheint. Zum Beispiel: Die Klöster müssen dem Wirtschaftsrat der Kongregation jedes Jahr bestimmte Zahlen vorlegen. Anhand der Entwicklung kann der Rat relativ schnell auf wirtschaftliche Missstände aufmerksam machen.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Die Klöster der Beuroner Kongregation sind im europäischen Vergleich nicht reich, aber sie haben (meist) einen ausgeglichenen Haushalt. Einige Klöster erhalten Zuschüsse von der jeweiligen Diözese. Bei außerplanmäßigen Ausgaben, wie z.B. der Renovierung von denkmalgeschützten Gebäuden, erhalten sie staatliche Zuschüsse.

Es gibt genügend Möglichkeiten für die Ausbildung des Nachwuchses, auch für die Weiterbildung der Mönche und Nonnen. Daher sehe ich für die AIM derzeit keine Notwendigkeit zu helfen.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Die Zusammenarbeit zwischen den Männer- und Frauenkonventen der Kongregation ist in den letzten Jahren noch intensiver geworden: Teilnahme von Nonnen im Rat des Abtpräses und in Kommissionen, weibliche Visitatorinnen in Männerkonventen usw. Der völligen Gleichstellung stehen nur noch wenige Hindernisse im Weg. Alle Hindernisse sind jedoch von Rom ausdrücklich gewollt, trotz mehrerer Versuche unsererseits, sie zu beseitigen.

 

  • P. Alessandro Barban, Generalprior em. der Kamaldulenser

 


Abtei Camaldoli

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

Was die wichtigsten Anliegen unserer Kamaldulenser-Kongregation betrifft, so richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf die Zukunft des Christentums und darauf, wie die monastische Präsenz ein fruchtbarer Sauerteig in der Kirche und in der Welt bleiben kann. Wir befürchten, dass das Mönchtum den Geschmack seines Salzes verliert, das Licht seines Charismas, dass es in der Gegenwart und in der Zukunft keine Bedeutung mehr hat. Und unsere Zukunft in den kommenden Jahrzehnten wird sich um drei Fragen drehen: die Qualität unserer brüderlichen und menschlichen Beziehungen innerhalb unserer klösterlichen Gemeinschaften; die Qualität unserer Lectio Divina und der Gemeinschaftsliturgie; die Qualität unserer Gastfreundschaft in unseren Gästehäusern. Wir versuchen, unserem Mönchtum Qualität zu verleihen, aber dieser Impuls erfordert ein intensives, tiefes und sinnvolles geistliches Leben. Es reicht nicht mehr aus, die Regel zu befolgen, sondern wir müssen den benediktinischen Sinn des christlichen Lebens wiederentdecken und ihn in einer konkreten spirituellen Erfahrung innerhalb unserer Gemeinschaften leben. Vielleicht müssen wir einige Häuser schließen oder wir werden weniger Berufungen haben, aber das sind nicht unsere wirklichen Probleme. Die Frage liegt in der evangelischen Realität unseres Lebens.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

Ein neues Ausbildungskonzept ist erforderlich. Die jungen Menschen von heute verstehen unsere relationalen und mentalen Hierarchien nicht und akzeptieren sie nicht mehr. Und sie verstehen unsere theologisch-spirituelle Sprache nicht, die aus den letzten zwei Jahrhunderten stammt. Die klösterliche Ausbildung muss erneuert werden, und in der Kirche ist es notwendig, einen neuen Lehrplan für das Theologiestudium zu erstellen. Bevor man sich im Kloster um die Vermittlung von Inhalten kümmert, als ob es sich um Begriffe handelt, die begrifflich zu lernen sind, muss man zunächst eine Lebensentscheidung teilen. Daher ist es notwendig, den monastischen Lebensstil von den ersten Tagen an, wenn ein junger Mann ins Postulat und Noviziat eintritt, konkret darzustellen. Heute stehen unsere Gemeinschaften vor der anthropologischen Frage der jungen Menschen unserer Zeit.

Ein weiteres Thema ist die wirtschaftliche Frage und damit die Bedeutung der Arbeit in unseren Gemeinschaften. Wir werden sicherlich nicht in der Lage sein, den derzeitigen gesellschaftlichen Standard zu garantieren und zu haben.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Die AIM muss bei der Finanzierung innovativer klösterlicher Ausbildungsprojekte helfen, sowohl in Europa als auch in anderen Kontinenten, insbesondere in den ärmsten Ländern. Armut bedeutet heute nicht nur ein finanzielles, sondern vor allem ein kulturelles Defizit. Die Mönche und Nonnen müssen eine angemessene menschliche und theologische Ausbildung erhalten, sonst werden wir den zukünftigen Weg der Welt nicht mehr verstehen. Wir werden den Anschluss an die zunehmend wissenschaftlich-technische Kultur von heute verlieren. Meiner Meinung nach muss die AIM ihre Hilfe vor allem auf die Ausbildung konzentrieren. Auch unsere Gemeinschaften beginnen Schwierigkeiten zu haben, ihre jungen Leute an den theologischen Schulen ihres Landes studieren zu lassen. Bei einem Studium im Ausland steigen die Kosten dann erheblich.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Darauf kann ich kaum antworten. Was bedeutsam ist, wird unterschiedlich gesehen. Was uns betrifft, so wird größter Wert auf die Studien gelegt, die nach dem Noviziat vorgeschlagen werden. Unsere jungen Tansanier wollen zum Beispiel nicht nur Theologie studieren, sondern auch die Landwirtschaft, wie man Pflanzen und Bäume pflanzt. In Tansania haben wir begonnen, einen Wald mit Tausenden von Bäumen zu pflanzen, um der Wüstenbildung entgegenzuwirken und die Wasserquellen zu schützen und zu sichern. In Indien, in unserem Ashram in Shantivanam, wird das typische Ashram-Gebet von neuen Arbeitsaktivitäten begleitet, die neue Technologien erfordern.

Ich möchte der AIM für alles danken, was sie zur Unterstützung der Mönchsgemeinschaften tut, die am meisten Hilfe brauchen (nicht nur wirtschaftlich). Ihre Brüderlichkeit und Sensibilität beim Zuhören und Unterscheiden von Hilfen sind ein großes Geschenk.

 

  • Abt Benito Rodríguez Vergara, Präses der Kongregation von ConoSur

 

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?In unserer Kongregation könnte ich die folgenden Aspekte hervorheben, die mir heute am wichtigsten erscheinen, da sie alle Gemeinschaften betreffen:

– Die Spannung zwischen überlieferter Tradition (Identität) und Neuem.

– Der Rückgang der Berufungen.

– Das zunehmende Alter der Mitglieder der Gemeinschaften und ihr daraus resultierender Bedarf an Betreuung.

– Die Sorge um die Eltern von Mönchen und Nonnen, die älter werden und deren Kinder ihnen zur Seite stehen müssen.

– Die Ausübung der Autorität des Abtes.

– Kontinuierliche Ausbildung.

– Die gute Nutzung der sozialen Netze im Kloster. Die Nutzung und das richtige Maß der Informationen, die über diese Medien verbreitet werden.

– Der Dialog zwischen der klösterlichen Kultur und der Kultur der Welt, die durch verschiedene Medien in das Kloster eingeführt wird. Die richtige Bestimmung der „Grenzen“ unserer Klausur, auch im virtuellen Bereich – dem Internet.

– Der Klimawandel ist in einigen Gebieten unserer Länder stark spürbar und hat die Wirtschaft einiger unserer Gemeinschaften aufgrund ausbleibender Niederschläge und eines überm..igen Temperaturanstiegs ernsthaft beeinträchtigt.

– Ein komplexer kirchlicher, politischer und sozialer Kontext.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

In unserem benediktinischen Leben laufen wir Gefahr, uns sehr um die materielle Ordnung der Dinge zu kümmern und folglich dafür zu sorgen, dass die Mitglieder, die integriert werden, bei allem, was zu tun ist, gut „funktionieren“. Ich denke, ohne diesen Aspekt zu vernachlässigen, sollte die Priorität darin liegen, das Fundament des Einzelnen und der Gemeinschaft auf den Felsen Christus zu stellen, indem wir dem Evangelium als unserem Leitfaden treu bleiben, und dies sollte nicht als selbstverständlich angesehen, sondern konkretisiert werden. Wir versuchen dies, wenn auch noch sehr unvollkommen, mit den wöchentlichen geistlichen Konferenzen verschiedener Mitglieder der Gemeinschaft, mit einem monatlichen Tag gemeinschaftlicher Exerzitien, durch die Lesungen im Refektorium, durch die Pflege eines gewissen Niveaus in den Gesprächen während der Rekreation und natürlich in den anderen charakteristischen Aspekten unseres benediktinischen Lebens, die die RB aufzeigt.

In den Werten, die unserer Gesellschaft heute aufgezwungen werden, erkennt man eine Abwesenheit von Gott und daher einen gewissen moralischen Verfall. Unsere Priorität ist es auch, die Welt zu evangelisieren, die durch die Gäste und Menschen, die aus verschiedenen Gründen zu uns kommen, ins Kloster kommt. Die Schönheit unseres benediktinischen Lebens ist meiner Meinung nach das wichtigste Element, das wir in diese neue Evangelisierung einbringen können, die die Welt von heute braucht. Die Schönheit eines Lebens, das einfach versucht, das Evangelium als Leitfaden für unseren Umgang miteinander zu nehmen, in jenem Rahmen von Strenge und Harmonie, den die RB lehrt, und den diejenigen, die zu uns kommen, sehr schätzen.

Menschen, die in das monastische Leben eintreten wollen, bringen ihre eigenen existenziellen Umstände mit, die eine Fähigkeit zur Aufnahme und Begleitung erfordern, die wir manchmal nicht bieten können. Wir müssen dem Neuankömmling helfen, einen Weg der Selbsterkenntnis, der Heilung und der Versöhnung zu beschreiten. Die Hinführung des Neuankömmlings zu einem Weg der Gotteskindschaft, wenn diese Dimension zerbrochen oder beschädigt ist, stellt eine große Herausforderung für den Ausbilder dar, denn manchmal hat der Ausbilder selbst diese Dimension noch nicht in sich selbst geklärt. Letztlich handelt es sich um einen Weg der Demut und des Glaubens, vor allem seitens des Ausbilders, auch wenn es wertvolle therapeutische Hilfe von Fachleuten gibt. Denjenigen, die kommen, dabei zu helfen, die Echtheit ihrer Suche nach Gott jenseits ihrer prekären menschlichen Umstände zu erkennen, ist heute eine große Herausforderung, sowohl für den Ausbilder als auch für die, die ausgebildet werden.

Die Ausübung von Führung im Geiste der RB ist auch eine wichtige Herausforderung in unseren Gemeinschaften. Wir müssen uns über die Rolle des Abtes in einer klösterlichen Gemeinschaft im Klaren sein, über seine Mission, über das, was der Herr ihm anvertraut hat. Wenn der Abt zu sehr die Hauptperson ist, kann er die Gemeinschaft stark zusammenhalten, was ein Wert sein kann, aber die Menschen entwickeln sich nicht individuell, die kreative und freudige Ausübung der eigenen Gabe nimmt ab, was nicht nur dem Einzelnen, sondern dem Ganzen schadet. Und wenn der Abt ganz verschwindet und alle Aufgaben delegiert, entwickelt sich jeder Mönch individuell, aber es kommt zu einer gewissen Atomisierung, einem Zerfall, das Kloster funktioniert materiell gut, aber die Gemeinschaft leidet. Der Abt muss in erster Linie der Diener einer Gemeinschaft von Brüdern sein und gleichzeitig jedem die Möglichkeit geben, seine eigenen Gaben auszuüben und sie in den Dienst des Ganzen zu stellen. In einigen unserer sehr kleinen Gemeinschaften, die aus drei Mönchen bestehen, stellt sich die Frage, wie die Leitung ausgeübt wird, wenn keiner von ihnen wirklich die Voraussetzungen dafür hat. Vielleicht lautet die Antwort, dass in diesen Fällen eine mehr konsensuale, synodale Leitung erforderlich ist, was RB 3 noch mehr Bedeutung verleiht.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Indem sie uns hilft, uns bewusst zu machen, wie das monastische Leben im „Rest“ der Welt gelebt wird, d.h. jenseits des geographischen Gebiets unserer Kongregation in Südamerika, mit seinen Schwierigkeiten und auch mit seinen Werten. Ich glaube, dass die AIM uns vor allem helfen kann, solidarischer mit den Bedürfnissen anderer Gemeinschaften in anderen Teilen der Welt zu sein, die vielleicht in noch schwierigeren Kontexten leben als wir.

Ich glaube auch, dass die AIM uns finanziell bei der Ausbildung helfen kann, durch die verschiedenen Initiativen von SURCO (Treffen, Kurse, Exerzitien), durch die Veröffentlichung der Zeitschrift „Monastic Notebooks“ und durch die Organisation und Teilnahme an den EMLA-Treffen.



Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Ich denke, die wichtigste Erfahrung, die wir als Kongregation in letzter Zeit gemacht haben, ist das letzte Generalkapitel im Mai 2023. Dort konnten wir unter den Teilnehmern einen sehr starken Gemeinschaftsgeist spüren. Wir haben erkannt, dass wir es heutzutage, da die Gemeinschaften kleiner sind, umso mehr schätzen, Mitglieder eines Leibes zu sein, der uns das Gefühl gibt, Teil von etwas Größerem zu sein, das über uns hinausgeht und uns auch trägt. In unserer Kongregation beruht die Gemeinschaft auf der Komplementarität der Verschiedenheit der einzelnen Gemeinschaften, und wir nehmen dies auch in der bereichernden geschwisterlichen Beziehung wahr, die wir unter den Mönchen und Nonnen leben. Ich weiß nicht, ob ich diese Frage gut beantworte, aber ich halte dies für das Wichtigste, was wir in letzter Zeit erlebt haben.

Die Solidarität, die unsere kleineren und schwächeren Gemeinschaften mit den materiellen und geistlichen Bedürfnissen ihrer jeweiligen Umgebung zeigen, ist berührend, und es gibt mehrere Beispiele, die hier genannt werden könnten.

Auch die Kreativität, die Effizienz und die Bemühungen der Gemeinschaften, ihre eigene Wirtschaft in einem sehr komplizierten gesellschaftlichen Kontext zu sichern, sind erwähnenswert.

 

  • Abt Markus Eller, Präses der Bayerischen Kongregation

 

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

Die größten Anliegen bzw. die größte Sorge unsererer Kongregation ist der fehlende Nachwuchs. Wir beschäftigen uns weiter mit den Auswirkungen der Corona-Krise. Auch die Bereiche Catering und Gastronomie sind angesprochen worden. Eine der Folgen dieser Krise ist, dass diese und andere Bereiche oft nicht mehr in der Lage sind, das gesamte Leistungsspektrum auszuschöpfen. Ein relativ akutes Problem sind die stark steigenden Energiekosten. Das ist sehr schwierig für uns mit unseren großen Gebäuden, deren Instandhaltung auch wegen der fehlenden Wartung sehr kostspielig ist.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

Uns beschäftigt die Frage, wie man mit jungen Menschen umgeht und wie man ihnen den Alltag erleichtern kann. Vielleicht bietet sich hier auch die Chance, Umweltprobleme an der Basis anzugehen und jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu engagieren: ökologische Landwirtschaft, regenerative Energien, regionale Produkte und der Markt. Die Benediktsregel bietet einen einfachen und alternativen Lebensstil. Vielleicht kann die AIM Kontakte zu Regionen knüpfen, in denen es ähnliche Probleme oder Herausforde-rungen gibt. Lösungen werden nur regional sein, können aber auch an verschiedenen Orten gefunden werden.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Vielleicht kann die AIM Kontakte zu Regionen vermitteln, in denen es ähnliche Probleme oder Herausforderungen gibt.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Probleme als Herausforderungen sehen, die auch Chancen bieten. Die Suche nach Neuem und die Kraft auch etwas loszulassen, sich davon zu verabschieden.

 

  • Abt Giuseppe Casetta, Generalabt der Kongregation der hl. Maria von Vallombrosa

 

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

– Die Krise der monastischen Berufung in unserer Kongregation zu überwinden.

– Die finanzielle Instabilität der Klöster zu überwinden.

– Die monastische Brüderlichkeit zu entwickeln.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

Mein Hauptanliegen und meine Priorität ist es, die klösterliche Brüderlichkeit unter meinen Klöstern und Mönchen zu entwickeln, damit die Mönche anderen Gemeinschaften helfen können, denen es an klösterlicher Berufung mangelt und die sich in einer wirtschaftlich instabilen Lage befinden. Meine häufigen Besuche und Ermahnungen sollen den Mönchen helfen, „ein Herz und eine Seele“ zu sein.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Wenn die AIM eine wirtschaftliche Hilfe für diejenigen unserer Gemeinschaften leisten könnte, die finanziell instabil sind, würde uns das sehr helfen.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Die große brüderliche Hilfe, die wir anlässlich der schweren Krankheiten der Mitbrüder ausgetauscht haben.

 

  • Abt Guillermo Arboleda Tamayo, Präses der Kongregation von Subiaco-Montecassino


Abtei Subiaco

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

– Die Notwendigkeit, unser Regelwerk auf die Gegenwart umzustellen. Unsere derzeitige Gesetzgebung entspricht einem Moment der historischen Expansion, aber jetzt leben wir in einer Zeit des Rückgangs.

– Die „Führungskrise“: es ist schwierig, geeignete Vorgesetzte für die Gemeinschaften zu finden.

– Zur Bildung von „jungen“ Gemeinschaften möchte ich zunächst sagen, dass es in Vietnam viele Gemeinschaften gibt.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

Die Prioritäten sind die gleichen wie die oben genannten Anliegen. Wir sind gerade dabei, unsere Konstitutionen zu überprüfen, um auf dem nächsten Generalkapitel einen Reformvorschlag vorzulegen.

Bewältigung der Führungskrise: Wie immer die Lage ist, wir brauchen jemand, der die Leitung einer Gemeinschaft übernimmt. Dies erfordert Besuche, ein demütiges Vertrauen, sowohl zu denjenigen, die von den Gemeinschaften aufgefordert werden, sie zu leiten, als auch zu den Gemeinschaften selbst, um sie zu unterstützen.

Ausbildung: Wir werden einigen Mitgliedern der Gemeinschaften die Möglichkeit bieten, ihre Ausbildung zu vertiefen, vor allem in französischen Klöstern oder in Sant’Anselmo, damit sie dann bei der Ausbildung in ihren Gemeinschaften helfen können; und wir werden sie ermutigen, die Möglichkeiten der theologischen Ausbildung zu nutzen, die bereits in ihrem eigenen Land vorhanden sind. Aber wir bestehen auch auf einer optimalen Organisation des klösterlichen Tages, so dass die Lectio Divina und das Studium im Vordergrund stehen.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Indem AIM weiterhin Ausbildungsprogramme der Regionen unterstützt. Die Planung eines spezifischen Programms für Vietnam könnte eine große Hilfe sein.

Außerdem sollten wir einige Länder weiterhin mit Studienbeihilfen unterstützen.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Vielleicht die jüngste: Während unseres Besuchs in Vietnam im Oktober konnten wir, abgesehen von einer besonderen Schwierigkeit aufgrund der Resignation des Visitators, eine „Versammlung“ aller Klosterleiter, einschließlich der abhängigen Häuser, mit den Delegierten der Gemeinschaften abhalten. Es war ein besonders bedeutsamer Tag mit guten Ergebnissen, auch dank der Ernennung eines Pro-Visitators, nach einer gemeinsamen Beratung, und vor allem dank des Bewusstseins der Teilnehmer, dass sie mit größerem Engagement die Verantwortung für ihre eigene Provinz übernehmen müssen, ohne darauf zu warten, dass wir alles von außen lösen. Es ist gelungen, ein gemeinsames Arbeitsprogramm innerhalb der Provinz aufzustellen, und das ist bereits ein guter Anfang.

 

  • Abt Geoffroy Kemlin, Präses der Kongregation von Solesmes

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

Das Hauptanliegen unserer Kongregation ist es, ihrer monastischen Berufung in einer Welt, die vielfältig ist und sich schnell verändert, treu zu bleiben. Wir versuchen, unsere monastischen Werte in einer Weise zu leben, die ein echtes Zeugnis für unseren Glauben und unsere monastische Berufung ablegt, aber gleichzeitig wollen wir in unserer heutigen Kultur hörbar sein. In den westlichen Kulturen beispielsweise ist das monastische Leben kaum bekannt, und wenn doch, dann scheint es für viele Jugendliche ein Leben auf einem anderen Planeten zu sein, selbst wenn sie katholisch sind. Da unsere Kongregation Klöster in Afrika und Westindien hat, sollte es einfacher sein, unseren Horizont über die westliche Welt hinaus zu erweitern und ein zu westlich ausgerichtetes Verständnis unserer Lebensform zu vermeiden. Eine unserer anderen Sorgen ist die schwindende Zahl der Mönche in vielen unserer Gemeinschaften.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

Meine Prioritäten liegen in der Einheit der Gemeinschaften, in einer synodalen Lebensweise und in der Einheit unserer Kongregation, in der viele verschiedene Optionen zu finden sind. Wir versuchen, die Tatsache, dass Unterschiede keine Bedrohung darstellen, sondern jedes Mitglied der Gemeinschaft und die Gemeinschaft bereichern, in die Praxis umzusetzen. Ich bin auch der Meinung, dass die Vorgesetzten für diesen nicht einfachen Dienst besser ausgebildet werden sollten. Nun werden einige sehr interessante Programme angeboten.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Die AIM hilft uns, uns vor Augen zu halten, dass die westliche Zivilisation nicht die einzige ist und dass es Orte auf der Welt gibt, an denen das monastische Leben blüht und der spirituellen Sehnsucht vieler Menschen entspricht. Die AIM ist auch ein Ort, an dem der Austausch geistlicher Gaben sehr präsent ist. Die Klöster in den Schwellenländern haben als Orte voller Leben, klösterlicher Lebensformen, die inkulturiert sind, so viel zu geben... Die AIM ist auch ein möglicher Kanal für materielle Hilfe für unsere Gemeinschaften in den Schwellenländern. Sie kann Netzwerke aufbauen. Sie könnte auch helfen, indem sie ein wirtschaftliches Audit durchführt und ein praktisches Projekt in dieser oder jener Gemeinschaft unterstützt: den Bau eines Schweinestalls oder eines Hühnerstalls. Vielleicht auch durch die Vergabe von Stipendien speziell für die Ausbildung künftiger Ausbilder oder durch die Einrichtung von Ausbildungsprogrammen vor Ort. Aber das wird ja schon gemacht, und ich wünsche mir, dass es weitergeführt werden kann.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Da ich ein neuer Abt bin, war ich selbst noch nicht in Afrika. Ein Mönch unserer Gemeinschaft, der kürzlich in Séguéya in Guinea weilte, berichtete uns, wie fröhlich das klösterliche Leben dort abläuft, selbst in einem Zustand echter Armut für das Land und für die Gemeinschaft. Dies ist die letzte Gründung unserer Kongregation. In dem Land, in dem sie leben, fehlt es an Infrastrukturen wie Verbindungswegen (Straßen), medizinischer Versorgung... Aber die kleine Gemeinschaft hält ein hohes Niveau des liturgischen Lebens aufrecht, auf Grundlage der in Keur Moussa eingerichteten Liturgie, und es herrscht ein tiefer Geist der Brüderlichkeit. Die Ausbildung ist nicht einfach, und vor allem wegen der fehlenden Infrastrukturen ist die wirtschaftliche Lage sehr prekär, und sie brauchen die Unterstützung der Klöster unserer Kongregation, um den Bau des endgültigen Klosters abzuschließen.

 

  • Abt Christopher Jamison, Präses der Englischen Kongregation

Was sind die Hauptanliegen Ihrer Kongregation zum jetzigen Zeitpunkt?

Wie bei so vielen Kongregationen innerhalb der Benediktinischen Konföderation ist eine der Hauptsorgen der EBC derzeit der Rückgang der Zahl der Berufungen und die Überalterung vieler unserer Gemeinschaften. Diese beiden Faktoren machen viele Mönchs- und Nonnengemeinschaften zerbrechlich und werfen Fragen der Nachhaltigkeit auf. Hinzu kommen die gegenwärtigen wirtschaftlichen Herausforderungen und die Notwendigkeit, kreativ nach Einnahmequellen zu suchen. Eine weitere Sorge, auch wenn sie eine positive Dimension hat, ist die Art unseres Apostolats in den Männerklöstern in der Zukunft und wie wir am besten auf die Bedürfnisse der allgemeinen Kirche reagieren können. Ein eindeutig positives Anliegen ist die Frage, wie wir die neu zusammengelegten Frauenklöster am besten integrieren können, die insbesondere den Nonnenklöstern neues Leben eingehaucht haben. Dies bringt eine eigene Herausforderung mit sich, da sie zusammenarbeiten müssen, um neue Konstitutionen zu schaffen, die ihre gemeinsame Vision des monastischen Lebens zum Ausdruck bringen. Die EBC befindet sich daher in einer spannenden Phase des Übergangs, in der sie ihr gemeinsames Sendungsbewusstsein erneuert und neue Wege findet, um ein lebendiges Werkzeug der Evangelisierung zu sein.

Wo sehen Sie Ihre Prioritäten? Wie gehen Sie mit ihnen um?

Wie bereits in der vorhergehenden Frage erwähnt, hat die EBC folgende Prioritäten:

– Stärkung und, wo nötig, Konsolidierung unserer monastischen Präsenz in den acht Ländern, in denen wir vertreten sind. Echte Gemeinschaften des Glaubens und der Geschwisterlichkeit zu schaffen.

– Wiedererlangung eines erneuerten Sendungsbewusstseins und einer gemeinsamen Vision des monastischen Lebens, die uns befähigt, ein Werkzeug für die Evangelisierung zu sein.

– In unserem Verständnis von „Gemeinschaft“ zu wachsen, sowohl innerhalb der einzelnen Klöster als auch als Kongregation, die sich aus Männern und Frauen sowie aus verschiedenen Kulturen und Sprachen zusammensetzt. Diese Internationalität und Vielfalt sind ein Geschenk, das wir erforschen und pflegen müssen.

– Wir müssen mutig prüfen, wo wir möglicherweise Klöster schließen und uns zusammenschließen müssen, damit wir stärker werden und wirksamer Berufungen anziehen können.

– .berprüfung der Art und Weise, wie die Visitationen durchgeführt werden, damit sie für jede Gemeinschaft zu einem bedeutenden Moment werden.

Unser jüngstes Generalkapitel war ein Moment der Gnade und des Wachstums hin zu einer größeren Beteiligung innerhalb der Kongregation. Es wurden sechs Kommissionen eingesetzt, die sich mit Schlüsselbereichen der Erneuerung befassen und die Diskussion fortsetzen und erleichtern sollen:

– Eine mögliche Periode der gemeinsamen Ausbildung

– Die Art und Weise, wie wir den Abtpräses wählen und wie sein erweiterter Rat die Internationalität und Vielfalt innerhalb der Kongregation widerspiegeln kann.

– Die Weiterbildung unserer Mönche und Nonnen ernst zu nehmen, besonders in der menschlichen Bildung.

– Die Konstitutionen der Nonnen zu überarbeiten, um die Geschichte und die Traditionen der neu zusammengeschlossenen Gemeinschaften zu reflektieren.

– Die Frage der Internationalität und wie wir die verschiedenen Kulturen, aus denen die EBC besteht, respektieren und nutzen können.

– Eine erneute Prüfung, wie wir die Visitationen zu einer lebensspendenden und erneuernden Erfahrung machen können.

Wie kann AIM Ihnen konkret helfen?

Das Bulletin bietet eine reiche Quelle an Artikeln, die zeigen, wie das Charisma des Mönchtums in vielen verschiedenen Teilen der Welt gelebt wird. Die AIM kann eine echte Brücke sein zwischen den Klöstern in den Entwicklungsländern, die neue und kreative Wege erforschen, die Regel zu leben, und den etablierten Klöstern in Europa und Nordamerika. Dies ist ein wichtiger Dialog des gegenseitigen Zuhörens und Lernens. Die AIM hat die Aufgabe, diese verschiedenen Stimmen und Erfahrungen zusammenzubringen. Sie könnte vielleichteine interkontinentale Zusammenkunft von Mönchen in Erwägung ziehen, um gemeinsame Anliegen zu teilen und in der Gemeinschaft zu wachsen.

Welche bedeutsame Erfahrung der letzten Zeit können Sie mit uns teilen?

Eine wichtige Erfahrung war vielleicht die fruchtbare Art und Weise, wie die Covid-Pandemie zu einer Stärkung der Bindungen innerhalb der EBC führte. Die Zeiten des längeren „Lockdowns“ führten zu einer Wertschätzung des gemeinsamen Lebens und zu einer Öffnung durch „Webinare“, die ein echtes intellektuelles und geschwisterliches Engagement förderten. Covid bedeutete auch, dass unser Generalkapitel verschoben wurde, was uns eine wunderbare Gelegenheit bot, in einen längeren Vorbereitungsprozess einzutreten, an dem jede Gemeinschaft und auch die Kapitulare beteiligt waren. Das Generalkapitel selbst war ein Moment echter Synodalität, ein geschwisterliches Zuhören, das sich in der Einsetzung der genannten sechs Kommissionen niederschlug, die die Diskussion weiterführen sollen. Die Erfahrung dieses Generalkapitels hat uns bereits angespornt, einen Prozess des Träumens von der Zukunft zu beginnen und uns der Herausforderung zu stellen, diese Träume zu verwirklichen. Unbeweglichkeit ist keine Option, also werden unsere Sorgen zum Antrieb, um voranzukommen.

Versuch einer Synthese der Antworten auf den Fragebogen

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Perspektiven

 Internationales Team der AIM

 

Versuch einer Synthese

der Antworten auf den Fragebogen

 

Folgende wesentliche Punkte wurden in den Fragebögen besonders hervorgehoben.


Hauptanliegen

– Die Bedeutung des monastischen Lebens in der heutigen Welt: Wie können wir die Werte des monastischen Lebens für neue Generationen übersetzen und weitergeben?

– Führung und Ausbildung: Wie können wir geeignete Personen für diese Dienste in unseren Gemeinschaften finden?

– Der Mangel an Berufungen, der Rückgang von Neugründungen und die zunehmende Zahl von Klosterschließungen.

– Die Anstrengungen, die wir unternehmen müssen, um unser Klosterleben im Wort Gottes und in der monastischen Tradition sowie in der Erfahrung des menschlichen und spirituellen Teilens zu verwurzeln.

– Wie können wir aus der Gegensätzlichkeit und manchmal sogar aus der Spaltung zwischen Mitgliedern der Gemeinschaften und zwischen Individuum und Gemeinwohl herauskommen?

– Ernsthaftes Nachdenken über die Beziehungen zwischen der nördlichen und der südlichen Hemisphäre in der monastischen Welt.

– Konkrete Rezeption der Enzyklika Laudato Sì und der von Papst Franziskus gewollten synodalen Logik.

– Einige stellen die Frage nach der Beziehung zu den Familien (alte oder kranke Eltern und Einzelkind) im Kontext der lokalen Kulturen.

– Die Bedeutung der Beziehung der Klöster zur örtlichen Umgebung und der Aufbau eines gemeinsamen Lebens mit Laien, die sich einer klösterlichen Gemeinschaft anschließen wollen.


Wie könnte sich AIM einbringen?

– Die Ausübung von Autorität in den Gemeinschaften, wobei es notwendig ist, aus verschiedenen Blickwinkeln darüber nachzudenken und gleichzeitig zu versuchen, ein tiefes Verständnis für diesen Dienst zu entwickeln.

– Unterstützung der Ausbildung auf allen Ebenen:

• Ausbildung für Obere und Ausbilder, unter Einbeziehung der Bemühungen der (regionalen oder nationalen) Vereinigungen.

• Berufsausbildung, besonders zur Unterstützung von Erwerbsaktivitäten.

• Kommunikationstraining.

• Unterstützung internationaler Treffen zur Weiterbildung.

• Bereitstellung von Stipendien, um eine gute Ausbildung von Ansprechpartnern in den Gemeinschaften zu gewährleisten.

• Nutzung und Entwicklung konkreter Möglichkeiten für Online-Kontakte durch den Austausch von Material für die intellektuelle und spirituelle Bildung.

– Ausbildung von Oberen und Ausbildern unter Einbeziehung der Bemühungen von Vereinigungen (regional oder national).

– Berufliche Ausbildung, insbesondere zur Unterstützung von Erwerbsaktivitäten.

– Kommunikationstraining.

– Unterstützung internationaler Weiterbildungstreffen.

– Bereitstellung von Stipendien, um eine gute Ausbildung von Ansprechpartnern in den Gemeinschaften zu gewährleisten.

– Nutzung und Entwicklung konkreter Möglichkeiten für Online-Kontakte durch den Austausch von Material für intellektuelle und spirituelle Bildung. – Unterstützung schwacher Gemeinschaften.

– Begleitung älterer Brüder und Schwestern in den Gemeinschaften.

– Sensibler Umgang zwischen jüngeren und älteren Mitgliedern.

– Bereitstellung ernsthafter Überlegungen zur Nutzung der Gebäude in Verbindung mit dem Leben der Gemeinschaften: Die AIM sollte ein Forum zu dieser Frage anbieten.

– Kooperation und Arbeit mit Laien, die Verantwortung im Kloster teilen.

– Weiterentwicklung des AIM-Bulletins und anderer AIMPublikationen.

– Arbeit der AIM zur Förderung des Bewusstseins für das Netzwerk, das die Gemeinschaften auf der ganzen Welt bilden; AIM könnte eine Brücke zwischen Nord und Süd wie auch zwischen Ost und West sein, indem sie den Austausch zwischen Gemeinschaften fördert und auch die Frage der Aufnahme von Migranten und Flüchtlingen in klösterlichen Unterkünften mit anderen teilt.

– Gemeinschaften dabei helfen, sich wirtschaftlich selbst zu versorgen.

– Gemeinschaften, die auslaufen, dabei helfen, über ihre Erfahrungen nachzudenken und Möglichkeiten für ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Mitglieder zu entwerfen.

– Förderung des Austauschs von Mönchen oder Nonnen zwischen Gemeinschaften für eine gewisse Zeit oder auf Dauer.

– Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen in Orden und Kongregationen.


Neue und wichtige Erfahrungen

– Bildung neuer Kongregationen für Schwestern mit allen damit verbundenen Herausforderungen und Chancen.

– Internationale Treffen junger Professen wie in Rom in der jüngsten Vergangenheit.

– Gemeinsame Arbeit von Oberen oder Gemeinschaften nach dem Prozess der Synodalität.

– Jüngste Zusammenarbeit zwischen den beiden Generaläbten der Zisterzienser, dem Abtprimas und der Moderatorin der CIB.


Schluss

Die meisten der genannten Punkte sind bekannt, aber die Tatsache, dass die Verantwortlichen auf die wichtige Rolle der AIM bei all diesen Herausforderungen hinweisen, zeigt, dass es notwendig ist, unsere Arbeit zu verstärken und wirksame Mittel zur Verfügung zu stellen.

Die AIM wird weiterhin alle Arten von Projekten finanzieren, insbesondere im Zusammenhang mit der Ausbildung in den Klöstern und Kongregationen, aber sie wird auch neue Wege erkunden müssen, um unter den bestmöglichen Bedingungen voranzukommen und um immer mehr auf den Ruf Christi zu antworten, der Arbeiter für das Reich Gottes sucht. Wer auch immer wir sind, wenn wir ihm antworten, wird er uns in der Freude des Glaubens und der Liebe zum Anbruch einer neuen Welt einladen.

Reise nach Kanada und in di USA

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Berichte

 Reise nach Kanada und in di USA

Oktober 2023

 

Jean-Pierre Longeat OSB

Präsident der AIM

 


Pater Mark Butlin und ich haben im Oktober 2023 einen Besuch in einigen Klöstern an der Westküste der USA absolviert, wie wir es bereits 2015 im Mittleren Westen um Chicago herum getan hatten.

 

Donnerstag-Freitag (5.-6. Oktober)

Wir flogen am 5. Oktober mittags vom Flughafen Paris/Charles de Gaulle ab und kamen nach einem Zwischenstopp in Amsterdam nach etwa zehn Stunden Flugzeit in Vancouver an. Am Flughafen wurden wir von Pater Joseph erwartet, einem Mönch aus der Westminster Abbey, die etwa 60 km entfernt liegt. Er ist ein Absolvent des römischen Kurses für monastische Ausbilder.

Pater Mark Butlin ist ein Urgestein der AIM, der seit fast 40 Jahren für die Organisation tätig ist. Er ist jetzt 91 Jahre alt, sieht aber 20 Jahre jünger aus, und er ist immer noch unermüdlich, um jede Mission auf der ganzen Welt zu erfüllen. Er war es auch, der diese Reise vorbereitet hat; er hat alle Kontakte zu den Gemeinschaften aufgenommen, das Programm erstellt und dafür gesorgt, dass die Reisen zwischen Vancouver und Los Angeles geplant wurden. Ich bewundere seine Fähigkeit, das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Bei unserer Anfahrt entdecken wir die schöne Landschaft dieser Region zwischen Meer und Bergen, nicht weit von der Grenze zu den Vereinigten Staaten entfernt. Das Kloster schmiegt sich an den Fuß eines Berges. Wir kommen in der Nacht an. Ein Abendessen erwartet uns.

Um 5 Uhr werden in der Kirche die Laudes gefeiert. Das Klostergebäude stammt aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Die Gemeinschaft besteht aus etwa 30 Mönchen, darunter viele junge Leute und mehrere Aspiranten oder Postulanten, die das Mönchsgewand noch nicht angelegt haben. Die Messe wird um 6.30 Uhr gefeiert und findet in einer sehr friedlichen und durchbeteten Atmosphäre in englischer Sprache statt. Daran nehmen auch die Schüler des Klosters aktiv teil (das Kloster unterhält ein kleines Internat mit 32 Schülern). Die Feier ist würdig und schlicht, die Gesänge auf Englisch, außer dem Eingangslied und dem gregorianischen Choral zur Kommunion. Der Hauptzelebrant hält eine Predigt. Neben den Schülern sind etwa 20 Gläubige anwesend.


Am Vormittag treffen wir die Gruppe der Mönche in Ausbildung. Es sind etwa zehn Mönche (Postulanten und Novizen). Wir sprechen mit ihnen ungezwungen über klösterliche Erfahrungen und stellen die AIM vor. Wir unterhalten uns über die äußeren Formen des monastischen Lebens und sind uns einig, dass es nicht auf die äußere Form ankommt: Es geht um eine gemeinsame Erfahrung, dass eine Gemeinschaft so lebt, dass ihr Lebensstil dem Evangelium entspricht, dass sie es vermeidet, ihre Praktiken zu verabsolutieren und sie als die alleingültigen zu betrachten, und dass das Wort Gottes im Mittelpunkt des Lebens der Gemeinschaft steht. Im Allgemeinen verleihen Mönche und Nonnen, denen es gelingt, dieses Wort auf klare Weise zu teilen, sowohl in der Liturgie als auch in der Resonanz der Lectio und der gemeinsamen Lesung diesem Wort eine Aktualität, die einen schöpferischen Schwung und eine Dynamik ermöglicht, unabhängig von ihrem Alter und ihrer Zahl! So wird das Wort Gottes nicht nur im Geheimnis der Zelle gehört, sondern es zirkuliert zwischen allen, um im Alltag gelebt zu werden, mit vielen Impulsen, die dem Dasein einen Geschmack von ständiger Neuheit und vor allem von Rettung, eines Auswegs aus persönlichen Sackgassen verleiht. Dieses Wort kann dann die Besucher, die Gäste der Gemeinschaft berühren und mit ihnen auf eine lebendige und fruchtbare Weise geteilt werden. Dieses Wort hat eine universelle Dimension, die alle Herzen berühren kann, auch diejenigen, die nicht ausdrücklich den christlichen Glauben teilen.

Nach dieser schönen Begegnung feiern wir das Mittagsgebet und nehmen anschließend gemeinsam das Abendessen ein. Das Kloster besitzt einen Gemüsegarten und die Produkte, die wir essen, stammen direkt aus diesem Garten!

Am Nachmittag führt uns der Gastbruder durch das Kloster. Dieses wurde 1939 gegründet und ist seitdem stetig gewachsen. Es ist mittlerweile sehr weitläufig. Die Kirche, die Mitte der 1950er Jahre eingeweiht wurde, ist recht groß und in einer kreativen Betonarchitektur entworfen. Die Mönche beauftragten mehrere bekannte Künstler mit der Ausstattung der Kirche, die insbesondere ein beeindruckendes, in die Wände integriertes Figurenprogramm umfasst. Es gibt auch eine mächtige Orgel und neue Möbel (einschließlich des Chorgestühls), die von einem ehemaligen Mönch der Gemeinschaft entworfen wurden, der jetzt eine kleine Tischlerei betreibt.


16.15 Uhr: Wir treffen uns lange mit der Gemeinschaft, wobei wir mit einer Power-Point-Präsentation zur Tätigkeit von AIM beginnen. Es ist interessant, wie wenig AIM in der Gemeinschaft bekannt ist. In vielen Klöstern lässt sich beobachten, dass sie mehr auf ihre Autonomie bedacht sind als auf die Vernetzung mit anderen Gemeinschaften, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil angeregt hat. Nach unserer Präsentation gab es viele Fragen.


Samstag, 7. Oktober

Der Vormittag ist etwas freier. Ich mache einen Spaziergang in der Umgebung. Das Kloster liegt auf einem hohen Hügel; von dort aus kann man unterhalb einen breiten Fluss und in der Ferne die schneebedeckten Berge sehen. Die Lage ist idyllisch und kein Lärm oder Störung erreicht die Höhen des Klosters.

Wir fahren dann mit dem Auto zum Bauernhof. Zwei Brüder sind für den Hof verantwortlich. Es gibt etwa 50 Kühe; zwei Kälber stehen noch im Stall, von denen eines bald geschlachtet wird, um die Teller der Mönche und Gäste zu füllen, während das andere als männliches Zuchttier gehalten wird. Die Herde ist dazu bestimmt, Fleisch zu liefern, und besteht aus Charolais-Kühen, von denen einige, die als ausgewachsene Tiere aus Frankreich exportiert wurden, nur auf Befehle auf Französisch hören! Es gibt auch etwa 150 Hühner, die die Eier für den Verzehr der Gemeinschaft liefern. Die Arbeit in der Landwirtschaft trägt stark zum inneren Gleichgewicht des Gemeinschaftslebens bei.

Am Nachmittag wünschten sich einige Mönche eine Fortsetzung unseres Treffens vom Vortag. Wir hatten über die Bedeutung der Beziehung zum Wort Gottes als Grundlage unseres Lebens gesprochen, so dass mehrere um eine gemeinsame lectio über das Evangelium des nächsten Tages baten. Zwölf Brüder sind für diese für sie neuartige Erfahrung erschienen. Das Evangelium ist nicht einfach: Es handelt von den Boten des Herrn, die von den Verwaltern des Weinbergs schlecht behandelt werden. Nach drei langsamen Lesungen des Textes lassen wir aufsteigen, was aus den Herzen kommt. Ich bin erstaunt über den Austausch, der dann stattfindet. Wir berühren wirklich den Kern des Textes und bringen ihn mit unserer monastischen Berufung in Verbindung. Wir spüren, dass es die Vitalität Gottes ist, die wir gemeinsam empfangen dürfen. Wie können die Gemeinschaften übersehen, dass gerade hier die Nahrung ihres Lebens und das Mittel zu einer echten Umkehr liegt?

Wir berichten dann über den AIM-Fragebogen, der an die Präsidenten und Präsidentinnen unserer Orden und Kongregationen der benediktinischen Familie geschickt wurde. Aus den Antworten haben wir einige Schwerpunkte herausgearbeitet, die wir der Gruppe mitteilen. Die Reaktionen sind wirklich beeindruckend. Einige weitere Brüder sind hinzugekommen – es sind alles junge Leute, die nach Sinn und Leben dürsten.

Nachdem wir am Vormittag die verschiedenen Bereiche des Klosters besichtigt hatten, sagt mir Pater Mark, dass er vom Zusammenleben zwischen jungen und älteren Mönchen sehr berührt sei. Letztere sind nicht sehr zahlreich, aber sie bringen sich umfassend ein und beteiligen sich an der Entwicklung der Gemeinschaft. Man spürt deutlich, dass das Leben gemeinsam getragen wird.

Die Eintritte sind seit etwa 2004 gestiegen. Durch welches Phänomen? Das ist schwer zu sagen. Es wurde nichts in dieser Richtung unternommen, es gab keine Werbung, keine Berufungspastoral oder Ähnliches. Das von den Mönchen betreute Gymnasium macht einigen Schülern Lust, der Gemeinschaft beizutreten; einige der dortigen Schüler kommen von weit her, sogar aus Lateinamerika.

Nach der Vesper, gefolgt vom Essen und der Vigil verabschieden wir uns von der Gemeinschaft, denn morgen früh brechen wir nach dem Frühstück auf, um an der sonntäglichen Eucharistiefeier in der fast 400 km entfernten Abtei St. Martin/Lacey teilzunehmen. Wir werden von P. Joseph mit dem Auto dorthin gebracht.


Sonntag, 8. Oktober

Nach dem Frühstück dauert es nicht lange, bis wir uns auf den Weg machen. Der Grenzübertritt in die USA dauert lange. Wir müssen in den Sicherheitsbüros einen weißen Ausweis vorzeigen.

Wir kommen gegen 10.30 Uhr im Kloster an. Wir werden vom Gastpater begrüßt, der uns sofort in die Sakristei führt, um uns auf die Messe vorzubereiten, die um 11 Uhr gefeiert wird. Die Gemeinschaft besteht aus etwa zwanzig Mönchen unterschiedlichen Alters. In der hölzernen Kirche versammeln sich viele Gläubige, die im Halbkreis hinter den Mönchen stehen. Die Liturgie wird auf Englisch gefeiert und enthält Originalstücke eines einheimischen Komponisten. Der Organist treibt das Ensemble mit viel Schwung voran. Der Mönch, der der Eucharistie vorsteht, hält auch die Predigt. Er will ein wenig provozieren, indem er sie wie ein Märchen beginnt: „Es war einmal...“. Dies ist eine Gelegenheit für ihn, zu zeigen, wie sehr die institutionelle Abschottung eine Falle sein kann. Das Gleichnis von den mörderischen Winzern, das vorgelesen wurde, betrifft nicht nur die Juden, sondern auch uns selbst, und wir müssen wachsam bleiben, wenn es darum geht, die Güter, die durch unsere Hände gehen, nicht nur für uns selbst zu besitzen.

Nach dem Gottesdienst und dem Bezug unserer Zimmer findet das Essen in Form von Selbstbedienung statt. Der Gastpater unternimmt mit uns nach der Mahlzeit einen Rundgang. Das Anwesen erstreckt sich über viele Hektar und umfasst am Rande des Klosters einen riesigen Campus mit etwa 1.500 Studenten. Sie bilden sich in den verschiedensten Bereichen aus: von den klassischen Geisteswissenschaften über Naturwissenschaften, Technik, Musik bis hin zu medizinischen Studiengängen ... Einige Mönche sind in diesem Rahmen tätig, aber die Dozenten sind ganz überwiegend Laien. Wir sehen uns die Gebäude an, die mit vielen An- und Umbauten auf einem großen Gelände errichtet wurden.

Die Vesper findet um 17 Uhr statt. Wie bei der Messe singen die Mönche komplexe mehrstimmige Kompositionen: Man spürt, dass dies ihrer lokalen Tradition entspricht und sie diese Gesangspraxis gewohnt sind.

Nach der Vesper wird das Essen wieder in Selbstbedienung und in Form einer Rekreation eingenommen. Ich unterhalte mich lange mit dem ehemaligen Abt, dessen Familie mütterlicherseits zum Teil französische Wurzeln hat. Er spricht und versteht nicht viel davon, aber dafür kann er französische Eigenheiten gut charakterisieren und wir scherzen darüber. Er erzählt auch von der Geschichte des Klosters. Es wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegründet, als ein Mönch aus der Abtei Collegeville in die hiesige deutsche Kolonie entsandt wurde. Schon bald gründete das Kloster eine Schule und weitere Mönche wurden für diese neue Aufgabe ausgesandt. Seitdem ist das Werk stetig gewachsen. Es ist klar, dass die Berufung dieser Mönche sehr eng mit dieser Bildungsarbeit verbunden ist. Ihre Einrichtung genießt einen guten Ruf.


Montag, 9. Oktober

Laudes um 6.30 Uhr: Die Psalmen wechseln sich einfach ab, indem sie in Strophen gelesen und von den beiden Chören abwechselnd vorgetragen werden. Bei diesem Stundengebet wird nur der Hymne gesungen.

Am Vormittag besuchen wir die schöne Universitätsbibliothek. Auf den Gottesdienst in der Mitte des Tages folgt unmittelbar das Mittagessen, das im Restaurant der Universität in einem besonderen Raum, der den Mönchen vorbehalten ist, eingenommen wird. Die Tischlesung wird von einem Hörbuch übernommen.

Vor der Vesper treffen wir die Gemeinschaft, leider ohne den Abt, da er sich derzeit in Rom befindet, um einige Angelegenheiten zu regeln. Er ist erst seit eineinhalb Jahren im Amt. Er ist vietnamesischer Abstammung, lebt aber schon lange in den USA. Der Austausch mit den Brüdern ist sehr reichhaltig. Alle sind überrascht, dass die AIM nicht nur ein Geldverteiler für klösterliche Projekte ist, sondern auch ein Observatorium des monastischen Lebens in der Welt sein will und Hilfen bietet, um Veränderungsprozesse zu begleiten. Wir beschließen, uns nach der Vesper zu treffen, um die Diskussion während des Essens fortzusetzen. Die ungezwungene Diskussion gibt die Stimmung dieser Gemeinschaft wieder, deren Tätigkeitsschwerpunkt unbestreitbar erzieherisch ist, die dies aber nun als offene Präsenz lebt, mit weniger direkter Beteiligung an den Aktivitäten des Kollegs (auch wenn es noch welche gibt). Seit langem sind die Mönche über das AIM-Sekretariat in den USA für die Belange der AIM sensibilisiert. Sie leisten regelmäßig einen beträchtlichen finanziellen Beitrag. Aber wir müssen versuchen, einen Schritt weiter zu gehen. Wir befinden uns in einer Zeit des radikalen klösterlichen Wandels, so dass wesentliche Veränderungsprozesse in einem gemeinsamen Austausch klar angesprochen werden sollten.


Dienstag, 10. Oktober

Nachdem die Laudes und das Frühstück beendet sind, bereiten wir uns auf die Abreise vor. Bevor wir nach Sacramento fliegen, machen wir mit Pater Justin einen kurzen Zwischenstopp bei den Benediktinerinnen der Kongregation St. Benedict, die ein Priorat (St. Placid Priory) und ein spirituelles Zentrum nur wenige Meilen von der St. Martin Abbey entfernt betreiben.

Die zehn Schwestern, die diese Gemeinschaft bilden, sind sehr dynamisch. Sie nehmen mit großem Interesse die Akzente auf, die wir ihnen über die Gegenwart und Zukunft des Mönchtums in der Welt mitteilen. Wir verabschieden uns mit einer herzlichen Umarmung, die die Note unseres gesamten Gesprächs wiedergibt.

Dann fahren wir mit dem Auto zum Flughafen von Seattle, der etwa eine Stunde entfernt liegt. Bei unserer Ankunft in Sacramento werden wir von Abt Paul Mark von der Abtei New Clairvaux begrüßt, in der wir uns einige Tage aufhalten werden. Um dorthin zu gelangen, müssen wir noch eine zweistündige Fahrt in Kauf nehmen. Als wir gegen 18 Uhr ankommen, verpassen wir die Vesper nur knapp und werden stattdessen ins Refektorium gebracht, wo wir eine schnelle Mahlzeit zu uns nehmen.

Nach einem kurzen Gespräch im Büro des Abtes begeben wir uns in den Kapitelsaal, wo wir der Gemeinschaft vorgestellt werden. Während unseres Aufenthalts wird es mindestens zwei Treffen mit der Gemeinschaft geben und wir werden mit mehreren Mönchen zu tun haben, die uns verschiedene Aspekte des Klosters zeigen.

Das Offizium der Komplet wird im Dunkeln gesungen. Es endet, wie es sich gehört, mit einem Lied an die Jungfrau Maria. Alles an diesem Ort ist von Schönheit geprägt. Die Gebäude erstrecken sich über eine sehr große Fläche und sind vollständig ebenerdig. Es gibt Galerien im Freien, die mit einem einfachen Gerüst überdacht sind, um alles miteinander zu verbinden. Es ist wie ein großer Garten, der von verschiedenen Gebäuden umgeben ist.


Mittwoch, 11. Oktober

Vigilien um 15.30 Uhr: Die ganze Gemeinschaft ist anwesend! Der Lektor hat eine tiefe Stimme, er artikuliert gut und ich verstehe alles, obwohl er mit einem starken Akzent spricht. Es ist eine Freude, dieser Stimme mitten in der Nacht zuzuhören.

Nach dem Gottesdienst folgt eine halbe Stunde lang eine Zeit der Stille. Ich genieße es, diese Zeit in der Gemeinschaft zu teilen. Die Qualität der Stille ist intensiv.

Frühstück und persönliche Zeit folgen aufeinander, dann die Laudes und die Messe um 6.30 Uhr. Der Abt führt uns anschließend durch die Kirche, die allein schon eine Sehenswürdigkeit ist, für die man weit reisen muss. Tatsächlich besteht ein Teil der Kirche aus einem mittelalterlichen Kapitelsaal, der aus Spanien importiert wurde. Es war eine lange Geschichte und der Bau wurde erst vor einigen Jahren abgeschlossen. Das Kapitelhaus wurde nicht nur wieder aufgebaut, sondern der Architekt ließ auch einen modernen Teil anfügen, der einen Ausblick auf die Natur mit arkadenartigen Glasfenstern öffnet, die jeweils von einem stilisierten Rundfenster überragt werden. Die Einrichtung wurde in einen Verbindung von Moderne und Tradition entworfen und das Ergebnis ist sehr gelungen. Es gibt auch eine Orgel, die von einer benachbarten Ordensgemeinschaft, die sie nicht mehr brauchte, übernommen wurde, eine schöne Sakramentskapelle und einen Eingangsbereich, der sich gut in das Gesamtbild einfügt. Die beeindruckende Kirchenarchitektur wird im Folgenden in einem eigenen Artikel vorgestellt.

Nach der Terz übergibt uns der Abt an Pater Thomas, den ehemaligen Abt des Klosters, der bald seinen 90sten Geburtstag feiert. Pater Thomas, dessen Einfachheit und Spontaneität entwaffnend ist, führt uns durch die schöne Bibliothek, die er selbst verwaltet. Dort befinden sich etwa 40.000 Bände. Es handelt sich um die größte Trappistenbibliothek der Vereinigten Staaten! Die aufeinanderfolgenden Oberen dieses Klosters, die sich intensiv um Bildung bemüht haben, haben es geschafft, eine umfangreiche Bibliothek aufzubauen, in der man alle wichtigen Standardwerke findet, sowohl bei Zeitschriften als auch bei Büchern.

Nach der Non fährt uns Bruder Francis mit dem Auto durch das Anwesen. Das Land des Klosters erstreckt sich über 600 Hektar. Es werden Obstbäume gezüchtet, vor allem Pflaumen- und Walnussbäume, aber auch Tomaten. All dies wird von einer ausgekoppelten Firma betreut, die die Mönche von eigener wirtschaftlicher Tätigkeit befreit, wobei das Unternehmen einen Teil des Gewinns einbehält und der Rest an die Gemeinschaft geht. Es gibt auch einen Weinberg mit allen möglichen Weinsorten, die vor allem aus Spanien kommen. Wir beenden den Besuch im Verkostungsraum! Der Weinberg und die anderen Bereiche des Betriebs sind biologisch ausgerichtet.

Wir treffen uns nach der Vesper mit der Gemeinschaft, um ihnen von der Arbeit der AIM zu berichten. Die Gemeinschaft kennt den amerikanischen Zweig von AIM sehr gut, da Abt Paul Marc Mitglied des Vorstands war. Wir ordnen die Tätigkeit der amerikanischen AIM in die Gesamtheit der internationalen AIM-Aktivitäten ein und präsentieren dann die Zusammenfassung der AIM-Fragebögen. Morgen werden wir eine weitere Arbeitssitzung mit der Gemeinschaft abhalten, um ihre Anmerkungen und Fragen zu sammeln.

Es gibt viele ausländische Mönche oder solche mit ausländischer Abstammung in der Gemeinschaft, vor allem aus der asiatischen Welt. Natürlich ist dies ein Merkmal der Vereinigten Staaten im Allgemeinen, aber dennoch bleibt die Integration ein Phänomen, das begleitet werden muss. Die Gemeinschaft von New Clairvaux ist eine der wohlhabendsten in den USA, zumindest unter den Trappisten, aber es wäre interessant zu wissen, auf welcher Grundlage die Aufnahme von Bewerbern erfolgt. Auf jeden Fall ist der Gesamteindruck sehr gut und die Gemeinschaft tut sicherlich viel Gutes.


Donnerstag, 12. Oktober

Am Vormittag verbringen wir Zeit mit dem Kellermeister. Er ist vietnamesischer Herkunft, lebt aber schon lange in den USA. Er zeigt uns die umfangreichen Räumlichkeiten der Kellerei. Dabei stellt er uns einen Kolumbianer vor, der seit acht Jahren der Hausmeister des Klosters ist. Dann besuchen wir die Verwaltung des landwirtschaft-lichen Betriebs, vor allem des Weinanbaus, sowie die verschiedenen Werkstätten, in denen eine Reihe von Angestellten tätig sind. Die Gebäude sind der Größe des Anwesens angemessen; es handelt sich dabei überwiegend um alte Schuppen, die eine große Fläche bedecken, auf der es nie an Arbeit mangelt. Dennoch herrscht eine heitere, klösterliche Atmosphäre. Noch bis vor wenigen Jahren (nur wenige Jahrzehnte) übernahmen die Mönche die gesamte Arbeit; es gab kaum weltliches Personal. Heute sind die Mönche von allzu technischen Zwängen befreit; sie übernehmen noch einige verantwortungsvolle Positionen in der Verwaltung von Erwerbsaufgaben oder widmen ihre Zeit der Verwaltung des Klosters und der Gastfreundschaft im Rahmen des Hotelwesens.

Am Nachmittag nimmt sich Abt Paul Marc viel Zeit für uns, um uns die Struktur seiner Gemeinschaft näher vorzustellen. Die Internationalität, die sie kennzeichnet, ist letztlich eine kalifornische Note. Das ist nichts Außergewöhnliches und in der Gemeinschaft schon lange so: Die Tatsache, dass hier Chinesen, Vietnamesen, ein Indonesier und zahlreiche andere Nationalität mit gebürtigen Amerikanern zusammenleben, die ihrerseits verschiedene Abstammungen, darunter auch europäische haben, stellt in seinen Augen kaum ein Problem dar. Ist die Universalität nicht eine der Dimensionen des Gottesreiches?

Das Treffen am Abend ist sehr lebhaft. Es fehlt nicht an Fragen, darunter die nach der Zusammenarbeit und sogar nach der Gemeinschaft mit Laien; sie beschäftigt uns am längsten. Der Abt spricht über die Bedeutung des AIM-Bulletins, das dabei hilft, über bestimmte Themen im Zusammenhang mit der Entwicklung des monastischen Lebens nachzudenken. Wir freuen uns über die gute Beteiligung, aber wir bräuchten viel mehr Zeit, um die Fragen zu vertiefen und konkrete Konsequenzen für das laufende Leben in unseren Gemeinschaften zu ziehen.


Freitag, 13. Oktober

Der Vormittag steht uns teilweise zur freien Verfügung, bevor wir um 10.30 Uhr zum Flughafen Sacramento abfahren. Auf dem Weg halten wir zum Mittagessen in einem typisch kalifornischen Restaurant mit einer Einrichtung aus Holzverkleidung und einigen verirrten Cowboys.

Am Flughafen gibt es nur wenige Menschen. Das Einchecken und die Sicherheitskontrollen gehen problemlos vonstatten. Wir landen gegen 16.45 Uhr in Portland (Oregon). Wir haben etwas Schwierigkeiten, den Mönch zu finden, der uns abholen soll. Er heißt John Mary Vianney und ist gebürtiger Vietnamese. Wir machen uns auf den Weg nach Mount Angel und kommen gegen 19.30 Uhr am Kloster an, wo bereits die Komplet gesungen wird. Wir werden sofort in den Gästebereich gebracht.


Samstag, 14. Oktober

Vigilien, Laudes, Frühstück und Messe sind eng verzahnt, wonach der Vormittag beginnt. Es ist ein ziemlich anstrengendes Pensum am Tagesanfang. Nach der Messe nimmt uns Abt Jeremy Driscoll auf einen Rundgang durch das Kloster und seine Umgebung mit. Er ist seit 2006 Abt und konnte in seinem Kloster eine Gesamtvision entwickeln, die von großer Kohärenz geprägt ist.

Die klösterliche Gemeinschaft von Mount Angel gehört der schweizerisch-amerikanischen Kongregation an. Sie ist eine Gründung der Schweizer Abtei Engelberg vom Ende des 19. Jahrhunderts. Derzeit umfasst sie etwa 40 Mönche, wobei die Zahl der jungen Mönche recht hoch ist.

Ihr kirchliches Umfeld ist ungewöhnlich. Sie betreibt ein Diözesanseminar mit siebzig Seminaristen für eine Reihe von Diözesen in der Region. Mehrere Mönche sind dort tätig; und der Abt ernennt den Rektor. Das Gebäude des Seminars ist äußerst bemerkenswert. Es befindet sich am Rande des Klosters und fügt sich ausgezeichnet in die Gesamtarchitektur ein. Die Idee, dass Seminaristen in Verbindung mit einem Kloster ausgebildet werden, finde ich sehr anregend: Es ist eine Ermutigung, sein Leben als Apostel in eine tiefere spirituelle Grundlage einzubetten, sowohl persönlich als auch in der Gemeinschaft.

Anschließend besichtigen wir die Bibliothek, die sowohl die Bibliothek der Abtei als auch die des Seminars ist. Sie wurde von dem berühmten finnischen Architekten Alvar Aalto entworfen, dessen letztes Werk sie war; man kann sie als sein architektonisches Testament betrachten. Der Besuch dieses Ortes macht mich sprachlos. Die 300.000 hier versammelten Bände sind wie in einem Heiligtum für intellektuelle und spirituelle Studien aufgestellt. Die Anordnung ist nicht nur praktisch, sondern die Schönheit der Formen und Räume ist wirklich einzigartig. Es ist im Grunde eine Bibliothek in Sakralstil, in der man schon beim Betreten um Stille gebeten wird.

Dann gibt es noch ein weiteres Gebäude, das von einem anderen Architekten gebaut wurde, dessen Ehrgeiz es war, ein ebenbürtiges Werk neben dem Bau von Alvar Aalto zu errichten. Dieses Gebäude dient als Monastisches Institut, in dem Einzelpersonen und Gruppen Angebote im Zusammenhang mit dem Klosterleben sowie mit der literarischen, künstlerischen und filmischen Kultur der Vergangenheit und Gegenwart belegen können. Die Kurse werden gut angenommen. Im Juli findet zum Beispiel ein großes Musikfestival statt, das in das Programm des Klosterinstituts integriert ist.

Das Gästehaus, das ebenfalls in den letzten Jahrzehnten gebaut wurde, ist gleichfalls außergewöhnlich. Als wir sie besuchen, kommen wir mit den verschiedensten Gruppen zusammen, die in verschiedenen Räumen tagen. Alles ist gelungen eingerichtet und von großer Schönheit. Es gibt auch eine Terrasse. Vom Speisesaal aus blickt man durch große Fenster in die Natur, die sich wunderschön um das auf einem Hügel errichtete Kloster ausbreitet. Das Gästehaus hat fünfundvierzig Zimmer und die Nachfrage nach der klösterlichen Gastfreundschaft ist hoch. Die Tatsache, dass es in Mount Angel ein Seminar gibt, bringt das Kloster in eine pastorale Dynamik der Gastfreundschaft, die mit allen betroffenen Diözesen in Verbindung steht.

Etwa 80 Angestellte arbeiten eng mit dem Kloster zusammen, um all dies am Leben zu erhalten. Die Ressourcen des Klosters stammen aus der intensiven Landwirtschaft, der Bewirtschaftung von 700 Hektar Wald, Geldanlagen und Spenden (für die es ein spezielles Büro gibt, das die Spendenpolitik betreut). Spenden kommen nicht nur spontan, sondern werden auch erbeten, und ein Mönch ist der Leiter dieser Fundraising-Einheit. Wir haben Zeit zum Verschnaufen vor dem Mittagsgottesdienst und dem Essen.

Die Liturgie ist komplett auf Englisch. Es werden die Texte verwendet, die im Messbuch und im Antiphonar vorgesehen sind. Es handelt sich um Texte, die aus dem Lateinischen übersetzt und angepasst und von einem Mönch vertont wurden. Die gregorianischen Melodien wurden an die Texte angepasst (was bei der englischen Sprache möglich ist) und die Atmosphäre des Gebets unterscheidet sich kaum von der einer Liturgie, in der das klassische gregorianische Repertoire gesungen wird. Es herrscht viel Frieden und Gelassenheit; es ist ein Gemeinschaftsgebet, in das man gut eintauchen kann.

Am Nachmittag treffen wir uns mit der Gemeinschaft, um über AIM zu sprechen. Alle Mönche sind anwesend und viele von ihnen stellen interessierte Fragen. Man spürt, dass es einen Wunsch gibt, darüber nachzudenken, was in der Weltkirche und in unseren Gemeinschaften passiert. Die Gedanken sind offen und frei. Die Gemeinschaft ist ziemlich homogen. Es gibt einige Mitbrüder aus anderen Ländern, die perfekt integriert sind. Ich kann mir vorstellen, dass nicht alles von Tag zu Tag leicht sein muss, aber auf jeden Fall sieht man das nicht auf den ersten Blick. Wir beschließen, dass diejenigen, die es wünschen, die Möglichkeit haben, sich nach dem Essen während der Rekreation zu treffen, um den Austausch fortzusetzen. Das tun wir und die Diskussion ist genauso anregend wie am Nachmittag. Die Vigilien zum Sonntag beenden den Abend.


Sonntag, 15. Oktober

Die Laudes am Sonntagmorgen beginnt erst um 6.35 Uhr. Vor der Messe um 9 Uhr haben wir noch etwas Zeit für uns. Der Gottesdienst wird feierlich mit einer großen Anzahl von Gläubigen und allen Seminaristen, die den Gesang unterstützen, zelebriert. Alles ist auf Englisch, aber im gregorianischen Stil. Der Gesang ist einfach, gut zugänglich und ansprechend komponiert. Am Ende der Feier singen die Mönche und die Menge noch aus vollem Herzen einen Choral aus der angelsächsischen Tradition, der sich ein wenig von der Nüchternheit des Rests der Zeremonie abhebt.

Nach der Messe stellt uns der Abt vor, was in der Gemeinschaft in Bezug auf Klärung und Sichtbarkeit von Zielsetzungen eingeführt wurde. Jeder weiß, worauf er sich einlässt und welche Bedeutung dies für die Gemeinschaft hat. Die Ausarbeitung des persönlichen Lebensplans erfolgte gemeinsam mit allen Mönchen, und jeder kann sich darauf beziehen wie auf eine gemeinsame Sprache und dieselbe Vision. Ein Artikel in diesem Bulletin stellt diese Abstimmung zwischen individueller und gemeinschaftlicher Perspektive vor. Um 11 Uhr treffen wir uns mit den zehn jungen Mönchen, die noch in der Ausbildung sind, zu einem freien Dialog, der an unsere Präsentation vom Vortag anknüpft. Wir gehen dabei von dem Dokument aus, das Abt Jeremy vorgestellt hat. Die Diskussion geht ziemlich weit; wir können wirklich grundlegende Fragen zum Sinn unseres Lebens, zur Qualität der Beziehung, zur Frage des Gleichgewichts zwischen dem Ausdruck der Person und dem Gemeinwohl usw. ansprechen. Ich bin beeindruckt von der Vielfalt der jungen Mönche, die hier sind, und ihrer Fähigkeit, die Dinge mit einer solchen Freiheit auszusprechen.

Ich komme auf die Bedeutung einer Verwurzelung im Teilen des Gotteswortes und in Texten, die diese Botschaft in die monastische Tradition übersetzen, zurück. Das Gespräch dauert eine gute Stunde.

Nach dem Mittagessen und einer Ruhepause besichtigen wir gegen 15.30 Uhr mit dem Auto das Anwesen. Die Mönche besitzen insgesamt ca. 2.000 Hektar Land, einschließlich Wald und Ackerland. Das zeigt, dass eine Rundfahrt ziemlich weit führen kann. Wir fahren in die nahegelegene Kleinstadt, die ebenfalls den Namen Mount Angel trägt. Wir gehen dort zur Pfarrkirche, die jedoch geschlossen ist. Auf dem Rückweg halten wir an der Brauerei des Klosters. Die Mönche stellen ein Bier her, das sich „Benedictine“ nennt und ziemlich erfolgreich ist. Wir besichtigen die Räumlichkeiten, in denen das Bier produziert wird, und trinken etwas davon in der kleinen Bar nebenan. Dort halten sich schon eine Reihe Gäste auf, die in guter Stimmung sind.

Wir kehren zur Vesper und zum anschließenden Essen zurück. Wie an jedem Sonntagabend ist es ein Essen, bei dem man sich unterhält und die Möglichkeit hat, etwas Wein oder andere Getränke zu trinken. Danach teilen wir eine Zeit der Rekreation mit der Gemeinschaft. Wir greifen Themen auf, die in den vorherigen Gesprächen besprochen wurden. Es sind nur diejenigen anwesend, die es wünschen, so dass alle über ihre Eindrücke von dem, was ausgetauscht wurde, sprechen können und die Komplet den Tag abschließt. Morgen geht es um 5.15 Uhr los, um zum Flughafen Portland und zurück nach Kalifornien zu fahren, wo wir das Kloster New Camaldoli besuchen wollen.


Montag, 16. Oktober

Die Reise verläuft optimal, zuerst mit dem Auto und dann mit dem Flugzeug über San Francisco nach Monterey. Bei unserer Ankunft werden wir von einem Postulanten der Kamaldulenser begrü.t, die wir besuchen wollen. Er hat den Prior zum Arzt gefahren und muss ihn wieder abholen, nachdem er uns vom Flughof abgeholt hat. Als wir Prior Ignatius abholen, ist es schon spät und da der Weg zum Kloster ziemlich weit ist, beschließen wir, irgendwo anzuhalten, um etwas zu essen.

Wir erreichen das Kloster am frühen Nachmittag, nachdem wir auf einer kurvenreichen Bergstraße die Küste überquert haben. Die Landschaft ist atemberaubend. Das Kamaldulenserkloster liegt auf einer Anhöhe und die Gebäude bilden zusammen ein kleines Dorf. Wir beziehen unsere Zimmer und begeben uns um 17 Uhr zur Kirche, um die Vesper und die Messe zu feiern. Dort sind etwa ein Dutzend Mönche und einige Gäste anwesend. Der Prior leitet den Gottesdienst und improvisiert eine anregende Predigt.

Am Abend gibt es kein gemeinsames Essen, sondern jeder richtet sich in seiner Einsiedelei ein. So endet der Abend und jeder zieht sich bis zur Vigil um 5.30 Uhr am nächsten Tag zurück.


Dienstag, 17. Oktober

Die Kamaldulenser sind ein Mönchsorden päpstlichen Rechts, der vom heiligen Romuald von Ravenna 1012 in Camaldoli in der Toskana (Italien) nach der Regel des heiligen Benedikt gegründet wurde. Die Kamaldulensermönche verbinden das gemeinsame Leben aus Arbeit und Gebet mit dem Eremitentum. Sie bewohnen daher in der Regel Einsiedeleien und treffen sich für einige gemeinsame Aktivitäten: bestimmte Gottesdienste, Mahlzeiten, Kapitel-, Arbeits- oder Entspannungszeiten. Ihr Leben in Einsamkeit ist weniger radikal als das der Kartäuser, aber es ist ein wenig die gleiche Inspiration, allerdings in einem benediktinischen Stil.

Heute Morgen nach der Laudes treffen wir uns mit der Gemeinschaft. Wir gehen auf die gleiche Weise vor wie an den anderen Orten. Es wird aufmerksam zugehört. Auch hier ist ein echtes Interesse zu spüren. Wir beschließen, uns am nächsten Tag erneut zu treffen, um einen tieferen Dialog führen zu können.

Pater Mark hat gerade eine Nachricht vom Kloster Valyermo erhalten, das unsere letzte Station sein sollte. Sie hatten zwei Todesfälle zu beklagen und werden nicht in der Lage sein, uns zu empfangen. Wir werden also bis zu unserer Rückkehr nach Frankreich in New Camaldoli bleiben.

Anschließend essen wir mit der Gemeinschaft zu Mittag. Paradoxerweise sprechen die Brüder beim gemeinsamen Essen, außer am Freitag, wenn das Essen schweigend eingenommen wird. Abends kochen sie in ihren Einsiedeleien selbst.


Mittwoch, 18. Oktober

Heute Morgen ein weiteres schönes Treffen mit der Gemeinschaft, die auf unseren gestrigen Vortrag eingehen will. Es sind wirklich sehr schöne Momente. Da wir auch die nächsten Tage noch hier sind, beschließen wir, diese Zeiten der Treffen beizubehalten, bei denen es den Mönchen der Gemeinschaft freisteht, ob sie kommen oder nicht.


Donnerstag, 19. Oktober

Neues Treffen am Morgen, im kleineren Kreis mit der Gemeinschaft, aber spannend mit großen Fragen zu allen möglichen Themen des Gemeinschaftslebens: wo studieren, Ausbildungsaufenthalte im Ausland, Fragen der Interkulturalität, Klosterschließungen, wie leben, wenn man weiß, dass die eigene Gemeinschaft geschlossen wird, Rückbesinnung auf die Inspiration des Evangeliums...


Freitag, 20. Oktober

Heute ist unser letzter voller Tag in den USA. Morgen werden wir das Flugzeug nach Los Angeles nehmen, um nach Hause zu fliegen. Am Morgen schlägt uns Pater Prior Ignatius vor, auf den Berggipfel oberhalb des Klosters zu fahren, von wo es einen atemberaubenden Ausblick gibt. Wir fahren mit dem Auto hinauf, einem alten Geländewagen, in dem noch aufgeräumt werden muss, bevor wir uns hineinsetzen. Es wird von Bruder Carlos gefahren, einem mexikanischen Novizen, der während unseres gesamten Aufenthalts unser Schutzengel sein wird.

Auf halbem Weg halten wir an einem idyllischen See. Bruder Carlos erzählt von den ehemaligen Ureinwohnern dieser Gegend, Indianern, die vor langer Zeit in die Städte gezogen sind, wo sie geschäftlich erfolgreich waren, während sie gleichzeitig versuchten, ihre eigene Identität zu bewahren. Wir sprechen über die wilden Tiere, die es in diesen Bergen noch gibt: Luchse und Pumas. Unser Fahrer ist bereits einem Luchs begegnet, der wie eine große Wildkatze aussieht und bei dessen Anblick man sich etwas beklommen fühlt.

Ein Stück weiter zeigt uns Carlos einen Felsen, in den Löcher gegraben sind, in denen geschliffene Steine liegen, die dazu dienten, das Getreide in den Höhlen zu zermahlen. Dies war eine gängige Praxis der kalifornischen Ureinwohner.Wir fahren weiter bis zum Gipfel der Berge, wo der Ausblick in der Tat atemberaubend ist. Unter uns sehen wir die Einsiedeleien und Klostergebäude, die sich zwischen den Bäumen verstecken! Die Mönche, die sich hier seit den 1950er Jahren niedergelassen haben, haben das gesamte Gebiet erschlossen. Sie haben die Bergstraßen aus gestampftem und geschottertem Boden angelegt. Sie haben die Architektur und die Einrichtung ihres Klosters mit Hilfe kompetenter Freunde entworfen. Noch immer führen sie hier, in dieser völlig verlorenen Ecke der kalifornischen Berge, ein klösterliches Leben, das auf dem Gleichgewicht von Einsamkeit und gemeinschaftlichem Austausch beruht. Ihre ruhigen Gesichter zeugen von der Schönheit ihres Lebens, auch wenn man es natürlich nicht idealisieren sollte. Es ist Zeit für den Abstieg. Unser Fahrer vollzieht auf dem schmalen Weg ein Wendemanöver und fährt ein Stück weit an den Straßenrand. Doch als wir den Rückw.rtsgang einlegen wollten, konnten die Hinterräder des Wagens nicht mehr zurückrollen und gruben sich in den Sand, bis sie sich ins Leere drehten. Das Fahrzeug ist blockiert und wir können nicht mehr losfahren. An diesen abgelegenen Orten gibt es keinen Telefonempfang. Es gibt nur noch eine Möglichkeit: Wir müssen zu Fuß hinunterlaufen und Hilfe holen. Wir sind etwa zwei Stunden zu Fuß von den Einsiedeleien entfernt. Carlos geht mit schnellen Schritten vor uns her. Tatsächlich rennt er den ganzen Weg hinunter.

Ich bin mit Pater Mark allein, und wie alte Abenteurer, die mit allen möglichen Zwangslagen vertraut sind, lachen wir über die Situation. Innerlich fühle ich mich jedoch nicht wohl, denn Pater Mark kann sich nicht vorstellen, länger zu laufen, ohne müde zu werden. Ich hole ihm einen Wanderstab vom Wegesrand und wir gehen mit kleinen Schritten voran. Wir lassen uns vom Wind treiben, kennen die Route nicht und an manchen Kreuzungen sind wir ratlos. Nach einer Weile haben wir das Gefühl, dass wir uns inmitten dieses Niemandslands ein wenig verlaufen haben. Ich habe Angst, dass plötzlich ein Luchs auftaucht, der wer weiß woher gekommen ist! Wir behalten aber unseren Sinn für Humor und Pater Mark erweckt wieder einmal meine Bewunderung. Ich glaube, dass nur wenige Menschen in diesem Alter in der Lage wären, so entspannt mit einer schwierigen Situation umzugehen. Schließlich hören wir Autogeräusche. Unser Fahrer ist so schnell gerannt, dass er uns in kürzester Zeit gefunden hat, zusammen mit einigen Männern, die im Kloster arbeiten und in der Lage sein werden, unser Fahrzeug aus seiner verkeilten Lage zu befreien. Bruder Carlos ist völlig verschwitzt und immer noch außer Atem. Wir bemühen uns um ihn. Das Abenteuer ist damit vorbei. Wir kehren in einem anderen Fahrzeug zum Kloster zurück und gehen sofort zur Messe, die gerade begonnen hat.

Der Tag verläuft ansonsten friedlich und am Abend, nach der Vesper, kommen wir mit der ganzen Gemeinschaft zu einem Abendessen zusammen. Einmal im Monat nehmen sich die Brüder diese freie Zeit, die sie sehr schätzen. Heute Abend geht es auch darum, uns zu verabschieden. Es gibt etwas Wein aus Kalifornien oder Neuseeland und ein paar Biere aus verschiedenen Ländern. Am Ende dieser Zeit tauschen wir Danksagungen aus. Der Prior schenkt uns zwei Bücher über die Geschichte ihres Klosters und die der Kamaldulenser. Es gibt viele Emotionen in diesen brüderlichen Momenten. Anschließend kehren wir für die letzte Nacht in unsere kleinen Einsiedeleien zurück.


Samstag, 21. Oktober

Samstag ist unser letzter Tag auf amerikanischem Boden. Wir feiern die Morgenmesse um 6.30 Uhr mit der Gemeinschaft, dann fahren wir nach Monterey, wo wir nach Los Angeles und Paris fliegen werden.

Wir umarmen uns überschw.nglich und versprechen, dass wir wiederkommen werden, wie immer in solchen Fällen. Es sind ehrliche Versprechen, aber sie können nicht immer erfüllt werden... Das wissen wir. Aber in diesem Moment glauben wir mehr denn je daran!

Landung in Paris am Sonntag, den 22., am späten Vormittag, eine halbe Stunde zu früh. Das Wetter ist grau und Kalifornien weit weg. Ich höre mich selbst Französisch sprechen! Mission erfüllt!



Versuch einer gemeinsamen Vision

5

Reflexion

Jeremy Driscoll OSB

Abt von Mount Angel (USA)

 

Versuch einer gemeinsamen Vision

 

Das hier gezeigte Schaubild versucht, die Vision, wie ein Kloster organisiert sein sollte, visuell in kurzen Sätzen und Stichworten zusammenzufassen. Die gesamte Vision wurzelt in dem Motto: „Sucht nach dem, was droben ist“. Dieser Vers aus Kolosser 3,1 erinnert an die folgende Passage, die Paulus auf der Grundlage dieser Ermahnung entwickelt. Kolosser 3,1-17 enthält also die Perspektive, der wir folgen können und die in biblischen Begriffen mit der Autorität der Heiligen Bücher dargelegt wird. Einige Verse können im Zusammenhang mit der klösterlichen Bekehrung verstanden werden: „So tötet nun in euch ab, was nur der Erde gehört“ (Kol 3,5), und bezieht sich dann auf eine Liste von Tugenden und Praktiken, die das klösterliche Gemeinschaftsleben zu entwickeln versucht (Kol 3,12-17).

Diese schriftgemäße Vision besteht aus fünf Säulen, die jeweils einen bestimmten Bereich dessen beschreiben, was man „den klösterlichen Weg und den Pfad, wie ihn die Abtei Mount Angel zu leben versucht“ nennen kann. Ein Kloster zu sein, heißt, dass wir in eine besonderen Form des Ordenslebens innerhalb der Kirche eingefügt sind. Diese wurzelt tief in Traditionen, die uns ständig weiterbilden müssen. Es gibt jedoch viele verschiedene Stile und Ansätze auf dem monastischen Weg. Im Laufe seiner Geschichte hat Mount Angel seinen eigenen Stil und seine eigenen Traditionen innerhalb des klösterlichen Lebens etabliert. Diese beiden Dimensionen unserer reichen Vergangenheit leiten uns in unserer Gegenwart und bei unseren Schritten in die Zukunft. Wir sind nicht einfach dazu verpflichtet, die Vergangenheit zu wiederholen, sondern alle Berichte Handlungen und Entscheidungen, die wir für die Gegenwart und Zukunft treffen, müssen in einer intelligenten, bewussten und reflektierten Kontinuität mit der Vergangenheit stehen.


Erste Säule: „Klarheit zum wie und warum“

Die Einzigartigkeit des monastischen Weges kann nur dann tief verwurzelt werden, wenn sie verständlich und regelmäßig angeboten wird und durch die Vertiefung der angesprochenen monastischen Quellen ständig thematisiert wird. Dies ist eine der Hauptverantwortlichkeiten des Abtes. Unter dieser Säule lassen sich mehrere konkrete Wege zusammenfassen, wie wir diese Klarheit über das wie und warum in unseren Gemeinschaften leben. Ohne dieser Säule Aufmerksamkeit zu schenken, laufen wir Gefahr, zu einer Ansammlung wohlmeinender Menschen zu werden, die jedoch keinerlei klösterliche Prägung aufweisen. Die unter jeder Säule platzierten Rubriken und Stichworte sind fließend zu verstehen: Man kann andere Elemente suchen, wenn die Ziele erreicht werden.


Zweite Säule: „Gemeinschaft“

Dies unterstreicht den Wert und die Kraft des zönobitischen Mönchtums in der Version, die die Regel des heiligen Benedikt davon gibt. In der gesamten Regel legt Benedikt Gesetze fest und ermahnt kleine und große Menschen zu Praktiken, die für die gesamte Gemeinschaft anregend sind. Wir sind nicht in erster Linie Individuen, die zusammen in demselben Gebäude leben, sondern wir gehen als kollektiver Körper auf Gott zu, und Gott kommt mit Gnaden zu uns, die uns zu einem einzigen Körper zusammenfügen: Das ist das nos pariter (alle zusammen) im Finale der Regel in Kapitel 72. Unter dieser Säule werden verschiedene Wege des Zusammenlebens dargelegt. Der Abt und die Gemeinschaft müssen ständig nach Wegen suchen, um diese gemeinschaftlichen Bindungen zu stärken.


Dritte Säule: „Präsenz und Führung des Abtes“

Benedikt misst der Rolle des Abtes in der Gemeinschaft große Bedeutung bei. Dies wird in RB 2 und 64 ausführlich erläutert, aber auch in der gesamten Regel für kleine und große Dinge. Hier wird die Gemeinschaft unweigerlich den Einfluss dessen spüren, den Gott durch das Urteilsvermögen der Gemeinschaft in die Rolle des Abtes gesetzt hat. Ein bestimmter Abt wird in der Lage sein, das zu tun, was seine eigenen Gaben und seine Erfahrung ihm erlauben, wobei er notwendigerweise gewisse Lücken aufweist. Ich für meinen Teil möchte in Mount Angel ein Lehrprogramm für die Gemeinschaft entwickeln, wie man das Mysterium Christi leben und sich von der monastischen Tradition formen lassen kann. Ich möchte den Mut aufbringen, die Gemeinschaft zu größerem Wachstum anzuspornen, und gleichzeitig eine gewisse Flexibilität und Freude schaffen, indem ich selbst so oft wie möglich mit gutem Beispiel vorangehe. Ich bin mir bewusst, dass die Gemeinschaft als Ganzes die Präsenz des Abtes im täglichen Leben braucht, und ich bin mir bewusst, dass viele, wenn nicht sogar alle Mönche die persönliche Aufmerksamkeit des Abtes genießen möchten. Ich gebe zu, dass ich nicht für alle da sein kann, wie ich es gerne möchte, und ich bin dankbar für neue Mittel von Seiten der Gemeinschaft, die mir helfen, diesem Anspruch besser gerecht zu werden.


Vierte Säule: „Beiträge zur Weltkirche“

Diese Säule handelt davon, wie das Klosterleben im Laufe der Kirchengeschichte einen besonderen Einfluss hatte, den man als „monastischen Beitrag“ bezeichnen kann. Mount Angel selbst hatte seine eigene Wirkung in der Region und in der Tat im ganzen Land wie auch in verschiedenen Teilen der Welt. Ich sehe, dass die Gemeinschaft wirklich dazu aufgerufen ist, diesen Beitrag fortzusetzen, um unserem gemeinsamen Leben Energie und Bedeutung zu verleihen. Unter dieser Säule sind unsere Arbeit, insbesondere im Seminar, in der Bibliothek und in der Gastfreundschaft, sowie die verschiedenen Ebenen der Beteiligung an der Pfarreiarbeit zusammengefasst, die im Laufe der Geschichte von Mount Angel immer untrennbar mit dem klösterlichen Leben verbunden war. Ich denke, wir befinden uns jetzt in einer neuen Ära, in der sich die Kirche mehr denn je an uns wendet, damit wir diesen besonderen klösterlichen Beitrag in den Bereichen Gastfreundschaft, Kultur, Lernen und in einem anderen pastoralen und theologischen Stil beisteuern.


Fünfte Säule: „Fortschritte in der Lebensform“

Die monastische Tradition betont, dass unser Glaubensleben ein Prozess ist, der ständige Aufmerksamkeit erfordert und gefördert werden muss. Es gibt nie einen Endpunkt, an dem wir uns bequem zurücklehnen und sagen können, dass wir fertig sind. Es handelt sich um eine Säule, durch die sich der Abt und die Brüder gegenseitig ermutigen, zu wachsen. Es bedeutet, bereit zu sein, Dinge anders zu machen – nicht nur selbst an sich anders zu sein, sondern auch den Mut zu haben, Dinge gemeinsam anders zu machen, wenn die Umstände es erfordern. Es braucht Weisheit und Mäßigung, um das richtige Gleichgewicht, die richtige Richtung zu finden. Bei dieser Säule kann uns ein Vers aus Kapitel 64 der Regel leiten: „Die Starken sollen finden, wonach sie verlangen, und die Schwachen sollen sich nicht entmutigen lassen“.

Leben in einer multikulturellen Gemeinschaft

6

Zugnis

Paul Mark Schwan OCSO

Abt von New Clairvaux, Vina (USA)

 

Leben in einer multikulturellen

Gemeinschaft

 

Unser Kloster Notre-Dame von New Clairvaux, Vina, befindet sich im nördlichen Teil des Bundesstaates Kalifornen. Unsere Klostergemeinschaft, die meist als Vina bezeichnet wird, spiegelt die ethnisch vielfältige Bevölkerung des Bundesstaates Kalifornien wider, in dem keine ethnische oder sprachliche Gruppe eine Mehrheit darstellt. Wir sind hier alle Minderheiten.

Derzeit setzt sich unsere Klostergemeinschaft aus den folgenden ethnischen Gruppen zusammen: vietnamesisch, singapurisch, kanadisch, philippinisch, chinesisch, spanisch und euro-amerikanisch. Wie leben wir die praktische Realität dieser Vielfalt, die in unserer Gemeinschaft immer präsent ist?

Als Trappistengemeinschaft sind unsere gemeinsame Berufung durch die Taufe und ihr besonderer Ausdruck in einer Schule der Nächstenliebe unter der Regel des heiligen Benedikt und der Leitung unseres Abtes und das Gebot, den konkreten Ort, die Brüder und die Regel zu lieben, wesentliche einigende Faktoren, die die besondere monastische Kultur von Vina formen. Dies geht notwendigerweise über die ethnischrassischen Hintergründe der neunzehn Mönche unseres Klosters hinaus. Nichtsdestotrotz wird die konkrete Realität, zu leben, sich zu verstehen, zu akzeptieren und einander zu respektieren, was schon in einem monokulturellen Umfeld schwierig genug ist, im multikulturellen Umfeld von Vina in besonderer Weise auf die Probe gestellt.

Bevor ich meine Erfahrungen als Hirte unserer multikulturellen Klostergemeinschaft weiter ausführe, möchte ich zunächst definieren, was Kultur ist und wie ich das multikulturelle Leben verstehe. Dazu entlehne ich Ideen aus zwei anregenden Büchern: The Bush was Blazing but not Consumed[1] und God is Rice[2].


Was ist Kultur?

Ein Kulturkonzept kann nicht auf Rasse und/oder ethnische Herkunft beschränkt werden. Kultur ist eine allumfassende existentielle Erfahrung. Sie umfasst notwendigerweise ein System von Werten, Überzeugungen, Wahrnehmungen, Annahmen, Mustern, Sitten und Praktiken. Einiges davon ist bewusst, aber viel mehr unbewusst. Dieses kulturelle System ist die Brille, durch die jeder von uns in der Lage ist, das Leben und unsere Umwelt zu interpretieren, zu bewerten und darauf zu reagieren. Das Leben ist ein großes Geheimnis, das uns manchmal feindselig erscheint. Kulturellen Systeme sind daher Versuche, den Menschen zu trösten und zu beschützen, Ängste abzubauen, indem sie die Kräfte erklären, die die Familie, die Gemeinschaft, die Gesellschaft und die Nation untergraben können. Ein kulturelles System ist also ein Gerüst aus verbindenden Elementen, das Strukturen schafft, die einen kollektiven Körper von Menschen sicher zusammenhalten.

In einer multikulturellen Gemeinschaft wie der unseren kann die Einzigartigkeit der Kulturen, die im Kloster vertreten sind, nicht ignoriert werden. Wenn zum Beispiel ein Kandidat von außerhalb der USA nach Vina kommt, wird er deswegen nicht zu einem Amerikaner umgeformt, auch wenn die größere Gesellschaft, in der das Kloster existiert, einen Einfluss hat. Nein, der Kandidat kommt ja zu uns, um einem Ruf Gottes zu folgen und das Evangelium als Mönch zu leben. Der Kandidat tritt also in die monastische Kultur ein, wie sie in Vina anzutreffen ist, und wird im Rahmen des Charismas der trappistischzisterziensischen Klostertradition zum Mönch ausgebildet.

Bei dieser Ausbildung wird die Identität des Kandidaten gewahrt, während er gleichzeitig lernt, einen konstruktiven Dialog mit anderen zu führen. Respekt und Unterstützung seitens aller Beteiligten sind entscheidend. Dies ist ein grundlegendes Kriterium der monastischen Ausbildung in jedem gesunden Ausbildungsprogramm. Das Gleichgewicht der Kommunikation mit dem anderen und die gleichzeitige Anerkennung der eigenen authentischen Identität ermöglichen es beiden Parteien, voneinander zu lernen, zu wachsen, sich zu verändern (conversio) und eine kollektive Identität, einen Zusammenhalt und einen Geist (communio) anzunehmen. Dies ist die evangelische Transformation, der eigentliche Zweck des monastischen Lebens.

Wenn ich einen Kandidaten aus einer anderen Kultur aufnehme, waren für mich zwei Dinge hilfreich. Erstens, mehr über meine eigene Kultur zu erfahren und zu verstehen. Das ist eine aufschlussreiche Erfahrung. Zweitens, so viel wie möglich über die Kultur des Kandidaten zu wissen, der aufgenommen wird. Ich habe zum Beispiel so viel über die verschiedenen Geschichten und Kulturen gelesen, die in Vina vertreten sind, dass ich manchmal mehr über die Kultur des Kandidaten weiß als dieser selbst. Aber wie bereits erwähnt, ist Kultur mehr als nur Faktenwissen, sie ist eine komplette Lebensweise, die tief im eigenen Bewusstsein verwurzelt ist.

Es überrascht nicht, dass Aspekte meiner eigenen Kultur oft unbewusst sind und nur durch Studium und Reflexion ins Bewusstsein dringen können. Auch dies ist Teil der monastischen Askese des Wachstums in Selbsterkenntnis (Demut). Mit einer neuen Wertschätzung meiner eigenen Kultur verfüge ich über ein Vokabular, das es mir ermöglicht, dem Kandidaten Fragen zu stellen, mit denen er mir den Bedeutungsreichtum seiner Kultur vermitteln kann, da sie sowohl mit unserer Klosterkultur als auch mit der weiteren amerikanischen Kultur, zu der er jetzt gehört, zusammentrifft.

Wenn Englisch nicht die erste Sprache des Bewerbers ist, müssen wir Sprachkurse anbieten. Unsere Praxis ist es, einen qualifizierten Lehrer für Englisch als Zweitsprache zu engagieren, der ins Kloster kommt. Der Unterricht findet mehrmals pro Woche statt. Die Dauer des Kurses liegt zwischen einem und zwei Jahren, je nach den Fähigkeiten des Kandidaten. Es hat sich als wertvoll, wenn nicht gar unerlässlich erwiesen, dass der Kandidat erst zu einem späteren Zeitpunkt mit der amerikanischen Kultur in Berührung kommt. Zu diesem Zweck schreiben wir den Kandidaten in Englischkurse ein, die für ausländische Studenten an der nahe gelegenen State University angeboten werden. Das Universitätsprogramm soll diese Studenten auf den Eintritt in die Universität vorbereiten. Wir haben auch Sprachlehrer und andere Tutoren vermittelt, die mit den Kandidaten an einem Abbau ihres Akzents oder der Verbesserung ihrer Schreib- und Lesefähigkeiten arbeiten. Wir haben sie zu ähnlichen Programmen angemeldet, die von unserer Diözese angeboten werden.

Sobald die Kandidaten die einfache Profess abgelegt haben, bieten die Trappistenklöster der USA einen zweiwöchigen Kurs über monastische Theologie an, der jedes Mal von einem anderen Kloster ausgerichtet wird. Dadurch lernen unsere Kandidaten die anderen Klöster und andere Trappisten kennen. Darüber hinaus besteht nach den feierlichen Gelübden die Möglichkeit, an verschiedenen Hochschulen theologische Studien zu absolvieren, wenn dies für sinnvoll erachtet wird. Auch dies ist hilfreich im Bereich der Inkulturation.

Ein weiteres nützliches Instrument, das hier in Vina eingesetzt wird, um eine multikulturelle Gemeinschaft aufzubauen, sind Workshops unter der Leitung von Fachleuten, die im multikulturellen Austausch geschult sind.

Mit einer Vielfalt von Kulturen zu leben, auch wenn sie unter dem Banner einer gemeinsamen monastischen Kultur vereint sind, erfordert von allen Mönchen eine ständige Anpassung. Zunächst müssen sie lernen, das mit verschiedenen Akzenten gesprochene Englisch zu akzeptieren. Wenn man bedenkt, wie häufig Englisch heute auf der ganzen Welt verwendet wird, muss man ehrlich sagen: Wo wird eigentlich Englisch nicht mit einem Akzent gesprochen? Jeder Englischsprecher hat einen Akzent. Wessen Akzent ist nun richtig, der des Oxford-Absolventen oder der eines Mannes aus dem australischen Hinterland oder von einer anderen Weltregion? Nichtsdestotrotz ist die Notwendigkeit, Geduld zu haben und genau zuzuhören, wenn ein Text mit verschiedenen Akzenten gelesen wird, eine Herausforderung, die manchmal frustrierend sein kann. Einige Mitbrüder hier in Vina berufen sich auf die Benediktsregel und argumentieren, dass nur derjenige lesen soll, der die Zuhörer erbauen kann. Das würde aber dazu führen, dass nur wenige Mönche, wenn überhaupt, hier lesen dürften!

Eine weitere Herausforderung ist die Frage, wie man Korrekturen vornimmt. Jede Kultur auf der Welt hat ihre eigene Art, unangemessenes Verhalten zu korrigieren. Benedikt stellt dafür einen Strafkodex auf, der heute in den meisten, wenn nicht sogar in allen Kulturen der Welt schwer umzusetzen wäre. Aber es ist unvermeidlich, dass im Kloster Korrekturen vorgenommen werden müssen. In einigen Kulturen werden Korrekturen direkter, in anderen Kulturen indirekter vorgenommen. Wichtig ist, dass man zeigt, dass die Person, die korrigiert wird, respektiert wird und dass der Mönch, der die Korrektur vornimmt, so sensibel ist, dass er dem anderen seinen Respekt vermittelt. Denken Sie also zweimal nach, bevor Sie einen anderen korrigieren! Ein weiterer Aspekt der Korrektur hier in Vina ist, dass der Bruder, der korrigiert wird, vielleicht nicht alle Worte versteht oder die Feinheiten des englischen Vokabulars nicht erkennt, egal wie sorgfältig die Korrektur formuliert ist. Das Ergebnis kann zu Missverständnissen, Groll und Ärger führen.

Der Wert von Wörtern in jeder Sprache birgt eine Fülle von Nuancen. Für jemanden, der Englisch lernt, sind diese Nuancen wahrscheinlich nicht zu erkennen. Der englische Muttersprachler muss sich darüber im Klaren sein, dass der andere seine Nuancen wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen kann. Daher ist es notwendig, ein einfaches Vokabular zu verwenden. Das birgt die Gefahr, dass Muttersprachler den anderen für weniger intelligent und gebildet halten und ihm gegenüber herablassend oder gar abweisend auftreten. Der englische Muttersprachler muss sich unbedingt in Geduld üben, wenn der Nicht-Muttersprachler versucht, bedeutsame innere Erfahrungen auszudrücken, ihm aber das nuancierte englische Vokabular fehlt.

Die Rolle der Körpersprache darf in der zwischenmenschlichen Kommunikation nicht unterschätzt werden. Was gilt als angemessener Abstand zwischen zwei Menschen, wenn sie miteinander kommunizieren? In der US-amerikanischen Kultur gilt ein Abstand von ca. einem Meter zwischen zwei Personen als angenehm. In anderen Kulturen wird ein größerer oder kleinerer Abstand erwartet. In einigen Kulturen hält der Jüngere die Hand des Älteren, wenn er ihn in einer wichtigen Angelegenheit anspricht. Dies drückt den Respekt und die Unterordnung des Jüngeren aus. Ein anderer kultureller Ausdruck des Respekts ist, dass der Junior hinter und neben dem Senior geht, niemals Seite an Seite als Gleichgestellter. In anderen Kulturen wird es als angemessen angesehen, das Büro des Vorgesetzten einfach zu betreten, ohne anzuklopfen. In anderen Kulturen ist es jedoch angemessen, sich erst zu entschuldigen, bevor man eintritt, auch wenn man schon die Erlaubnis zum Eintreten erhalten hat.

Mit der Körpersprache verbunden ist der Stellenwert, den das Essen in unserer klösterlichen Gemeinschaft hat. Das Essen an sich birgt einen Schatz an kulturellem Ausdruck. Was zubereitet wird, wie es zubereitet wird, wie es serviert wird, wann es serviert wird und wie es verzehrt wird, all das ist von Bedeutung. Wir haben einen Bruder, der die Küche beaufsichtigt, der Qualität, Quantität und Verbrauch der Speisen überwacht, aber eine Reihe von Brüdern kocht abwechselnd. Nach den grundlegenden Richtlinien des trappistisch-zisterziensischen Fastens, der Enthaltsamkeit und der Einfachheit bereitet der Bruder, der gerade kocht, Gerichte zu, mit denen er vertraut ist. Für uns bedeutet das eine Vielfalt an Speisen, die die Herkunftskulturen der Brüder widerspiegeln, was für uns alle eine Anpassung in unserer Ernährung erfordert.

Ein weiteres Thema ist die Tatsache, dass nicht genug betont werden kann, wie wichtig es ist, die kulturellen Ausdrucksformen der anderen zu respektieren und zu ehren. Der Ursprung vieler unserer Brüder liegt in Ostasien. Für sie ist das Mondneujahrsfest das zentrale Ereignis, um das sich das ganze Jahr dreht. Es ist ein Fest, das zeitlose Rituale der Erinnerung, der Geschichte und der Identität eines Volkes, einer Familie und einer Person beinhaltet. Das Mondneujahr in unserer Gemeinschaft als fremd und bedeutungslos zu betrachten, weil wir als gebürtige Amerikaner damit nicht vertraut sind, scheint mir eine Respektlosigkeit gegenüber der Identität anderer zu sein. Es ist sogar mehr als Respektlosigkeit; es besagt nämlich implizit, dass ich wenig oder nichts von meinem Bruder zu lernen habe. Multikulturelle Gemeinschaft ist notwendigerweise zweiseitig, sie beruht auf Gegenseitigkeit. Wir beide empfangen, geben und lernen voneinander.

Schließlich ist es wichtig, über die Rolle der Familie zu sprechen und darüber, wie die Gastfreundschaft bei der Aufnahme der Familie in einer multikulturellen Gemeinschaft zum Ausdruck kommt. Unsere trappistisch-zisterziensische Praxis bleibt streng, was Familienbesuche angeht. Es wird von unseren Familien erwartet, dass sie uns im Kloster besuchen. Denn wir Mönche gehen in der Regel nicht zu unseren Familien, obwohl es Ausnahmen gibt. Die Familien unserer Brüder aus dem Ausland haben oft keine Möglichkeit, ein Visum zu erhalten, und sie können sich die Reisekosten nicht leisten. Wir mussten also Ausnahmen machen, um Brüdern die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen. Damit verbunden ist die Einmischung in Familienangelegenheiten, wenn es um Fragen der Gesundheit, der Krankheit und der Finanzen geht. Unsere zisterziensische Lebensweise schränkt die Einmischung in diese Angelegenheiten ein, aber es ist nicht so einfach, Brüder in diesem radikalen Verzicht auf die Familie auszubilden, geschweige denn den Familien diesen Wert zu vermitteln. Man muss sorgfältig abwägen, ob und wie man der Familie in diesen Fragen beisteht. Der Mönch muss in der monastischen Askese einer gesunden Loslösung von der Familie gut ausgebildet werden. Ebenso ist es wichtig, dass das Kloster nicht als eine Geldquelle wahrgenommen wird.

Das menschliche Herz ist komplex, und die Liebe ist ein Geheimnis. Beides ist nicht unverständlich, aber es offenbart sich auch nicht ohne das Risiko, nach innen zu gehen, um unser Herz, unsere Liebe zu erforschen. Diese innere Reise ist natürlich ein entscheidender Aspekt der monastischen Berufung. In Verbindung mit unserem multikulturellen monastischen Zeugnis hier in Vina ist es meiner Meinung nach das, was unsere polarisierte und verängstigte Welt braucht. Eine so große Vielfalt, wie sie unsere klösterliche Gemeinschaft repräsentiert, ist eine Herausforderung, aber die Belohnungen sind größer; meinen Horizont zu erweitern, das Leben durch andere Augen zu sehen, aus meinen eigenen engen Komfortzonen herauszukommen, das sind einige der Belohnungen, die ich durch das Leben in einer multikulturellen Gemeinschaft erhalten habe.


[1] Eric H. F. Law: The Bush was Blazing but not Consumed, Chalice Press, 1996

[2] Masao Takenata: God is Rice, Wipf and Stock Publishers, 2009.

Die abenteuerliche Reise des Kapitelsaals von Santa Maria de Ovila

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Kunst und Liturgie

Thomas X. Davis OCSO

Abt em. von New Clairvaux (USA)

 

Die abenteuerliche Reise des Kapitelsaals von

Santa Maria de Ovila

 


Es war im Juni 1955, nur wenige Tage bevor die ursprüngliche Gruppe von Gründern, die für das fünfte Tochterhaus von Gethsemani bestimmt waren, nach Kalifornien aufbrechen sollte, als Abt James vorschlug, dass er mich gerne in diese Gruppe aufnehmen würde. Das war für mich ein ziemlicher Schock. Ich antwortete, dass ich nicht mitfahren wollte und auch nicht den Wunsch dazu hatte. Ich war damals naiv und dachte, ich könnte den Abt so umstimmen. Immerhin ließ er mir etwas Zeit. Drei Monate später, am 15. September, landete ich dann in San Francisco, zusammen mit einem Mönch, der ebenfalls für diese neu gegründete Gemeinschaft bestimmt war. Der Superior empfing uns dort. Er beschloss, dass wir uns ein wenig von der Stadt ansehen sollten, bevor wir in der Nacht die sechsstündige Fahrt durch das Sacramento-Tal nach Vina antraten. Ein Freund des Superiors fuhr uns durch San Francisco und wählte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten aus. Als wir durch den Golden Gate Park fuhren, erwähnte diese Person beiläufig, dass es sich bei den Holzkisten, die wir unter den Eukalyptusbäumen hinter dem De Young Museum sahen, um das Zisterzienserkloster handelte, das der Millionär William Randolph Hearst aus Spanien mitgebracht hatte. Ich wusste sofort um den architektonischen Wert dieses Klosters. Thomas Merton oder Pater Louis, wie wir ihn nannten, hatte uns jungen Mönchen gerade einen Kurs über zisterziensische Architektur und ihre Bedeutung gegeben. Mir kam der Gedanke, der für einen Zwanzigjährigen mit einfacher Profess sehr ehrgeizig war, aber auch wunderbar wäre, dieses Kloster für Vina zu haben. Wenn ich auf die Ereignisse zurückblicke, wird mir klar, dass ich, wäre ich mit der ursprünglichen Gründungsgruppe im Zug angekommen, nie in San Francisco gelandet wäre, um diese ordentlich gestapelten Holzkisten unter Eukalyptusbäumen zu sehen.

Alfons VIII., König von Kastilien (1155-1214), gründete die Zisterzienserabtei Santa Maria de Ovila in der Nähe von Trillo, etwa achtzig Meilen nordöstlich von Madrid. Diese Abtei war Teil seiner Strategie, die Grenzen seines Königreichs als christliche Gebiete zu erhalten. Die Abtei wurde um 1181 gegründet. Die Größe der Kirche und des Kapellengebäudes lassen vermuten, dass die Abtei als königliches Kloster gedacht war. Wenige Jahre nach der Gründung von Ovila begann Leonor, die Ehefrau von Alfons VIII. und Tochter von Heinrich II. und der Eleonore von Aquitanien, die Gründung von Las Huelgas in der Königsstadt Burgos. Las Huelgas wurde zum königlichen Kloster.

Der Kapitelsaal, ein prächtiges Beispiel für die spanische Architektur der frühen Zisterzienser-Gotik, wurde um 1190 begonnen. Der Kapitelsaal und die gesamte Abtei standen unter dem Patronat des Zisterzienserbischofs von Siguenza, des heiligen Martin de Finojosa, und seiner Familie, in deren Diözese sie sich befanden (im liturgischen Kalender der Zisterzienser ist Martins Festtag der 17. September. Früher war er als St. Sacerdos, 5. Mai, bekannt). Der Kapitelsaal wurde 1220 fertiggestellt und nimmt zusammen mit Las Huelgas und Santa Maria de Huerta einen Platz als großartiges Beispiel für die zisterziensische Architektur ein.

Die Abtei von Ovila wurde 1835 durch ein Dekret der Regierung von Königin Maria Christina geschlossen und in Privatbesitz verkauft. Arthur Byne, der Agent von William Randolph Hearst, der immer an Kunst und architektonischen Stücken für den Transport in die USA interessiert war, stieß 1930 auf die Abtei von Ovila. Hearst erklärte sich bereit, künstlerische und architektonische Teile zu erwerben, darunter den gesamten Kapitelsaal und das Refektorium. Die Demontage fand zwischen März und 1. Juli 1931 statt. Die Steine wurden per Schiff nach San Francisco transportiert. Hearst begann, die Auswirkungen der Depression zu spüren. Er bot sie 1941 der Stadt San Francisco an, die sie auch übernahm. Die Stadt stapelte anschließend die Kisten hinter dem De Young Museum unter den Eukalyptusbäumen. So habe ich sie 1955 gesehen. Verschiedene Gründe machten es der Stadt unmöglich, die Steine zu restaurieren. Die Bauteile wurden sogar buddhistischen Mönchen angeboten, aber die öffentliche Meinung der Stadt war gegen diese Übertragung. Die Kisten blieben also unter den Eukalyptusbäumen. Fünf Brände, Vandalismus, Diebstahl und die feuchten, nebligen Wetterbedingungen der Bay Area und des Ozeans ließen allerdings die Steinsammlung mehr und mehr verkommen.

Während dieser unglücklichen Jahre wurde ich ständig von einem guten Freund darüber informiert, was mit den Steinen geschah und was nicht. Nachdem ich 1972 Abt geworden war, beschloss ich, meinen wilden Traum zu verfolgen und den Kapitelsaal für Vina zu erwerben. Das Portal der Ovila-Kirche war im de Young-Museum restauriert worden. Eine frühere Studie der Kunsthistorikerin Dr. Margaret Burke ergab allerdings, dass nur noch der Kapitelsaal restauriert werden konnte; die anderen Steine waren zu sehr beschädigt oder verloren. Endlose Verhandlungen mit der Stadt begannen mit vielen Wechselfällen. Ich wollte schon aufgeben, als mich die Zisterzienserforscher David Bell und Terryl Kinder zum Weitermachen drängten. 1992 stimmte das Konventskapitel von Vina für das weitere Vorgehen. Eine Vereinbarung mit der Stadt wurde schließlich am 12. September 1994 unterzeichnet. Am nächsten Tag fuhr die erste von 11 großen LKW- und Anhängerladungen nach Vina.

Die Steinmetze Oskar Kempt, Ross Leuthard, Frank Helmholz und Jose Miguel Merino de Caceres, ein spanischer Architekt, sortierten, katalogisierten, restaurierten die beschädigten Teile, schnitten die neuen Teile aus und vieles mehr. Das prächtige Portal des Kapitelsaals und der größte Teil der Innenausstattung wurden im Herbst 2008 fertiggestellt. Unter dem vierten Abt von Vina, Paul Mark Schwan, wurde die Entscheidung getroffen, dieses Gebäude in die neue Kirche zu integrieren. Diese wurde am 2. Juli 2018 fertiggestellt und geweiht.

Die zisterziensische Architektur nutzt Raum, Proportionen, Linien, Formen und Licht, um das Geheimnis der Göttlichkeit zu verdeutlichen. Die Brüder betreten diesen Ort des göttlichen Geheimnisses sieben Mal am Tag, um das Lob Gottes (Opus Dei) zu singen und sich von der transformierenden Kraft dieses mittelalterlichen Bauwerks segnen zu lassen. Der Kapitelsaal von Ovila leistet uns gute Dienste.





Sr. Judith-Ann Heble OSB

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Zeugen für das Monastische Leben

Maire Hickey OSB

Äbtissin von Kylemore (Irland)

 

Sr. Judith Ann Heble OSB,

zweite Moderatorin der Communio

Internationalis Benedictinarum (CIB)[1]

(1942-2023)

 

 



Wenn ich an Sr. Judith Anne denke, dann nicht als Amtsinhaberin. Ich kannte sie als jemanden, der sich mit Leib und Seele der Aufgabe widmete, die er zu erfüllen hatte. Eine Herausforderung anzunehmen, egal wie groß sie war, war ihre Spezialität. Ich arbeitete neun Jahre lang mit ihr in der Leitung von CIB zusammen. Von 1997 bis 2006 war ich Moderatorin, wobei Judith Ann ab 1998 Mitglied des Verwaltungsrats und ab 2002 stellvertretende Moderatorin war. Ich habe warme und lebhafte Erinnerungen daran, wie sie bei dieser Aufgabe Partnerin war, und ich bin Lynn McKenzie dankbar, dass sie mich gebeten hat, einige meiner Erinnerungen mit den Leserinnen und Lesern des Newsletters zu teilen.

Unsere Beziehung begann 1997, während des letzten Treffens zur Vorbereitung des dritten CIB-Symposiums, das für 1998 geplant war. Ich war damals die Moderatorin, meine Assistentin war Priorin Irene Dabalus, beide Ernennungen waren von Abtprimas Marcel Rooney vorgenommen worden. Die anderen Mitglieder des Exekutivausschusses – Äbtissin Joanna Jamieson und die neu hinzugekommene Schwester Judith Ann Heble – waren ebenso anwesend wie die Sekretärin, Schwester Monica Lewis. Unsere Erfahrung mit der Leitung von Treffen war bis dahin recht begrenzt und bestand hauptsächlich aus der Leitung von Kapitelsitzungen, die jeweils in ihrer eigenen Gemeinschaft stattfanden. Die Organisation war etwas willkürlich. Als wir zusammensaßen, um die Aufgabenverteilung für die verschiedenen Sitzungen des Symposiums festzulegen, kündigte Judith Ann ohne vorherige Fragen und ohne Skrupel an: „Ich werde mich um die Ablaufplanung kümmern“. Und so war es auch. Von da an war bei allen Treffen dank Judith Anns Organisationssitzung zu Beginn eines jeden Tages absolut sichergestellt, dass jeder wusste, was passieren würde, wohin man gehen musste, wofür, wann die Pausen sein würden usw. Ein Merkmal von Judith Ann für dieses tägliche Ritual war die leichte Note ihrer Beiträge, die alle lächelnd und voller Vorfreude auf einen interessanten Tag zurückließen.

So erinnere ich Judith Ann in ihrer Rolle als stellvertretende Moderatorin. Sie brachte positive Energie in das Treffen, war sich aller Details, die für einen reibungslosen Ablauf organisiert werden mussten, voll bewusst und sorgte dafür, dass jede wusste, was sie wissen musste. Ein wichtiger Aspekt eines Lebens nach der Regel Benedikts ist die gute Ordnung, der Friede, niemand soll im Haus Gottes am Ende eines Tages traurig sein.

Nach diesem Symposium hatte Schwester Judith Ann verstanden, was CIB war und wohin die Reise gehen sollte. Bei einem Treffen der Konferenzmitglieder nach dem Symposium, um mit der vorläufigen Planung der Treffen für die nächsten vier Jahre zu beginnen, war Judith eine der amerikanischen Stimmen, die die brisante Frage aufwarfen, ob Rom in Zukunft der einzige Tagungsort von CIB sein würde. „Warum versuchen wir es nicht an einem anderen Ort? Warum kommen Sie nicht nach Amerika?“ Nach dem ersten Schock war es sehr offensichtlich, dass sich die Geister für etwas bis dahin Undenkbares öffneten.

Judith genoss ihre Pionierrolle in den folgenden Jahren als stellvertretende Moderatorin und später als Moderatorin (ab 2006). Es bereitete ihr große Freude, zur Weiterbildung vieler benediktinischer Nonnen und Schwestern beitragen zu können, indem sie ihnen die unvergessliche Erfahrung erleichterte, zu Delegiertentreffen ins Ausland zu reisen und Gemeinschaften in den USA, Nairobi, Sydney und Polen zu besuchen, denen später weitere Länder folgten.


Treffen von CIB in Sydney, Australien, 2003.

Im Laufe der Jahre erhielt CIB ihre heutige Struktur, bei der Judith Ann eine der Hauptarchitektinnen war. Von Anfang an bestand die Struktur der Benediktinerinnenkommission mit dem Abtprimas (so hieß die Organisation damals noch) aus neunzehn Regionen, jede mit ihrer eigenen Vertretung, und einem Rat, der aus einer Moderatorin, einer stellvertretenden Moderatorin und zwei weiteren Mitgliedern bestand. Der Abtprimas war die höchste Instanz. Bei einem Treffen der Delegierten in Nairobi im Jahr 2001 wurde beschlossen, der Organisation einen neuen Namen zu geben. Die vorhersehbare Meinungsverschiedenheit wurde überraschenderweise dadurch gelöst, dass Latein als Sprache gewählt wurde, die niemanden ausschloss, und so wurde Communio Internationalis Benedictinarum (CIB) unser Name. Der Status der Klöster, Kongregationen und Föderationen benediktinischer Frauen war in einigen Klauseln des Eigenrechts (Ius Proprium) der Konföderation festgelegt. Im Jahr 2002 hatte der Rat (Sr. Maire Hickey, Sr. Judith Ann Heble, Mutter Irene Dabalus und Mutter Joanna Jamieson) mit der fachkundigen kanonischen Hilfe von Pater Richard Yeo (Downside) die Arbeit an einem Satzungsentwurf für die CIB abgeschlossen, der auf dem Symposium desselben Jahres angenommen wurde.

In den folgenden Jahren wurde hart und gründlich an der Entwicklung von CIB gearbeitet. Viele Schwestern aus verschiedenen Klöstern waren daran beteiligt. Judith Ann scheute keine Mühe, Personen zu finden, die ihr zur Seite standen: Eine amerikanische Künstlerschwester wurde gefunden, die unser wunderschönes Logo entwarf; eine Schatzmeisterin wurde gefunden, die die Finanzen sichern und verwalten würde, einschließlich eines Solidaritätsfonds, um sicherzustellen, dass keine Region aufgrund fehlender Mittel von der Teilnahme ausgeschlossen wurde; ein Team von Übersetzerinnen musste zusammengestellt werden. Es mussten Aufzeichnungen über die Treffen und die Korrespondenz geführt werden, und die wachsende internationale Gemeinschaft forderte die Veröffentlichung eines Catalogus, dessen erste Ausgabe im Jahr 2000 gedruckt wurde. Unzähligen Schwestern, Nonnen und Gemeinschaften gebührt der Verdienst für all das, was in diesen Jahren getan wurde. Die Gründung der CIB war wirklich ein Gemeinschaftsprojekt, das nicht von einer einzelnen Person oder einer Gruppe getragen wurde. Aber Schwester Judith Ann war als stellvertretende Moderatorin die Person, die alles im Blick hatte und absolut zuverlässig war, um das zu tun, was getan werden musste. Sie war an allem beteiligt und brachte ihre Erfahrung, Weisheit und harte Arbeit in die Gründung von CIB ein.

Schließlich erinnere ich mich an Judith Ann als eine Brückenbauerin. Seit den Anfängen im Jahr 1983 machte es die kanonische Unterscheidung zwischen Nonnen und Schwestern, die sich in mehreren hundert Jahren Kirchengeschichte entwickelt hatte, den Mitgliedern der Frauenkommissionen mit dem Abtprimas (stellvertretend für Tausende von Schwestern) schwer, sich auf Identit.tsausdrücke zu einigen, mit denen sie glaubwürdig das monastische Leben der Benediktinerinnen in Kirche und Gesellschaft bezeugen konnten. Der unerschütterliche Glaube an diese gemeinsame Identität und der Wunsch, sie zu formulieren und in der Kirche und in der Welt spürbar zu machen, waren die treibende Kraft hinter der Entwicklung der Communio. Veränderungen in den Strukturen waren notwendig und förderten die Entwicklung, aber sie hätte sich nicht friedlich vollziehen können ohne die Erfahrung einer tiefen spirituellen Kommunikation und des Teilens der wertvollsten Werte der jeweiligen Berufungen, die fast alle Benediktinerinnen, die an einem Treffen von CIB teilgenommen haben, erfahren konnten. Judith Ann zeichnete sich durch die Offenheit und die belebende Neugier aus, mit der sie die Beziehungen zu ihren benediktinischen Mitschwestern in der Communio pflegte. Sie begnügte sich nicht damit, diejenigen zu respektieren und zu tolerieren, deren Lebensweise sich stark von ihrer eigenen unterschied. Sie war neugierig darauf, woher die andere Person kam, und suchte mutig nach Möglichkeiten, andere zu treffen und sie ein wenig besser zu verstehen. Das war vielleicht nicht immer erfolgreich, aber ihre Einfachheit und ihr Humor machten gelegentliche Fehltritte leicht verzeihlich. Die Gastfreundschaft von Judith Ann war ein wunderbarer Katalysator. Diese Art, sich auf Begegnungen einzulassen, ständig Brücken zu bauen, um Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zusammenzubringen, wurde zu einem typischen Merkmal der CIB-Treffen.

Eine Teilnehmerin schrieb nach ihrer Teilnahme am Symposium 2014: „Obwohl es offensichtliche Unterschiede zwischen uns gibt, sind wir dazu übergegangen, es zu schätzen, dass wir ein gemeinsames Leben, ein gemeinsames Charisma und eine gemeinsame Vision teilen. Die gemeinsame Vision, deren Grundlage der Glaube an die Gegenwart Christi in jedem Menschen und an die Gegenwart seines Geistes in der klösterlichen Gemeinschaft ist, entstand und entsteht weiterhin durch das gemeinsame Leben und den gemeinsamen Glauben aller Mitglieder unserer benediktinischen Familie. Aber alle, die Judith Ann und ihre Liebe zum Erbe des heiligen Benedikt und der heiligen Scholastika kennengelernt haben, werden zustimmen, dass ihre Anwesenheit und ihre Arbeit in CIB von 1997 bis 2018 eine einzigartige und entscheidende Rolle in der – so häufig vorkommenden – Notwendigkeit gespielt haben, Missverständnisse auszuräumen und gegenseitigen Respekt zu fördern, der die Grundlage für die Einheit jeder Gemeinschaft ist.

Danke Judith Ann! Hilf uns dort, wo du heute bist, mit dem Erbe, das du uns hinterlassen hast, zu arbeiten, während wir unsere Kräfte bündeln, um die Herausforderungen der heutigen Zeit zu meistern.

 

 

 

[1] Übernommen vom Newsletter der CIB, November 2023

Äbtissin Lazare Hélène de Rodorel de Seilhac OSB

9

In Memoriam

Benediktinerinnen von Saint-Thierry (Frankreich)

 

Äbtissin Lazare Hélène de Rodorel de Seilhac

(1928-2023)

 

Äbtissin Lazare, die zur Zeit der Entstehung des AIM-Sekretariats gerade ihre zeitliche Profess abgelegt und schon an der Einrichtung des ersten AIM-Büros für den damaligen Präsidenten Pater de Floris mitgewirkt hatte, war viele Jahre lang Mitglied des AIM-Rates. Wir veröffentlichen hier einen Nachruf, bevor wir im nächsten Bulletin einen ausführlicheren Artikel veröffentlichen werden.

 



Kurz nach dem Fest Christkönig ist unsere Mitschwester Lazare Hélène de Rodorel de Seilhac am 27. November 2023 in die Ewigkeit eingegangen.

Geboren am 10. August 1928 in Paris, hat sie eine große Liebe zu ihren familiären Wurzeln im Departement Corrèze und viele schöne Erinnerungen an ihre beiden Brüder bewahrt. Nach einer Lizenz in klassischer Literatur trat sie im Februar 1953 in das Priorat von Vanves ein, legte dort im Februar 1956 die einfache Profess und am 24. Juni 1961 die ewige Profess ab. Sie unterrichtete Latein und war Celatorin im Noviziat. 1967 reichte sie eine Dissertation über die Verwendung der Augustinusregel bei Cäsarius von Arles ein, die 1973 erschien.

In der Folge leitete sie zahlreiche Sitzungen über patristische Themen und die Benediktusregel für Klöster in Frankreich und im französischsprachigen Afrika. In Jouarre organisierte sie Patristik- Sitzungen zur Ausbildung von Novizenmeisterinnen in Frauenklöstern. Gemeinsam mit Schwester Lydie Rivière, Xavière, übersetzte sie monastische und patristische Texte ins Französische und leitete für die Frauenklöster in Frankreich zahlreiche Sitzungen zur Reflexion über die Arbeit und das Gleichgewicht des klösterlichen Lebens.

In der Zwischenzeit wurde sie delegierte Priorin des Klosters Vanves, während ein Teil der Gemeinschaft, die Priorin und das Noviziat nach Saint-Thierry zogen, mit einem gemeinsamen Kapitel für beide Gemeinschaften. 1974, als die Vermietung der von der Gemeinschaft in Vanves freigewordenen Räumlichkeiten geplant war, kam sie nach Saint-Thierry. Neben der Liturgie, der Sakristei und dem Unterricht für die Schwestern in Ausbildung übernahm sie die Leitung der Druckerei, wo ihr die Zusammenarbeit der Schwestern immer am Herzen lag. Sie hatte die Kunst, für alle Praktikantinnen, die im Kloster vorbeikamen, Arbeit zu finden. Sie setzte ihre Forschungsarbeit fort und beteiligte sich am Rat der AIM, an der Gründung von STIM und hielt 25 Jahre lang Patristikkurse am Seminar in Reims.

2003, im Alter von 75 Jahren, wurde sie zur Priorin von Vanves gewählt und setzte ihren Dienst bis 2010 fort, wobei sie für Kontinuität sorgte, während die Kongregation nach Wegen suchte, ihre Präsenz in Vanves fortzusetzen. Nach dem Generalkapitel 2010 kamen mehrere Schwestern aus unseren Gemeinschaften nach Vanves, so dass sie nach Saint-Thierry zurückkehren konnte und das Amt der Priorin an Sr. Marie-Madeleine weitergab. Diese letzte Periode war geprägt von einer schwierigen, aber beharrlichen Geschichtsschreibung unserer Kongregation, deren Früchte sie im Jahr der Hundertjahrfeier mit uns teilte.

Über all ihr Engagement und ihre Forschungen hinaus bleibt uns das Zeugnis einer Schwester, die sich nie „gedrückt“ hat und immer für Dienste in der Gemeinschaft da war. Sie verstand es, mit jungen und alten Menschen, in der Familie und mit Freunden ins Gespräch zu kommen; sie begleitete viele Jahre lang mit Herz die Oblaten der Gemeinschaft. Sie war immer rücksichtsvoll gegenüber Schwestern oder Freunden in Schwierigkeiten und bezeugte durch ihre Art zu sein, was sie lehrte; sie glaubte an das monastische Leben und konnte den Jüngeren vertrauen. Wir danken dem Herrn, dass er sie uns geschenkt hat. Über ihre Todesanzeige schrieb sie: „Bitte schreiben Sie nicht, dass ich ,zu Gott zurückgekehrt‘ bin: Das ist dem Sohn vorbehalten, und Origenes bekam posthum Ärger, weil er an die Präexistenz glaubte...“. Ihre Beerdigung wurde am Freitag, den 1. Dezember 2023, in der Kapelle des Klosters gefeiert.

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