top of page

126

Bulletin

Klosterleben heute

125

Bulletin

„Das ganze Leben als Liturgie“

124

Bulletin

Die Generalkapitel der Zisterzienser und Trappisten

123

Bulletin

Klösterliches Leben und synodaler Weg

122

Bulletin

Die Verwaltung des gemeinsamen Hauses

121

Bulletin

„Fratelli tutti“ Geschwisterlichkeit im Klosterleben

Die Generalkapitel der Zisterzienser und Trappisten

AIM Bulletin. Heft 124 (2023)

Inhaltsverzeichnis

Editorial

J.-P. Longeat OSB

Zönobitentum, oder das Gleichgewicht der Gemeinschaft
J.-P. Longeat OSB


Lectio divina

„Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme.“ (Lukas 17,11-16)

Mauro Giuseppe Lepori OCist


Perspektiven

• Eröffnungsansprache des Generalkapitels der Trappisten 2022

Bernardus Peeters OCSO

• Ansprache an das Generalkapitel der Trappisten

Papst Franziskus

• Was das Lebendigste im heutigen Ordensleben ist

Ainzane Juanicotena OCSO

• Eröffnungsansprache beim Generalkapitel der Zisterzienser

Mauro Giuseppe Lepori OCist


Meditation

Der exemplarische Charakter des monastischen Lebens in der Geschichte

Papst Benedikt XVI. in memoriam


Aktuelle Fragen

Verhinderung von Missbrauch in Frauengemeinschaften. Strukturen der Gemeinschaften hinterfragen

Isabelle Jonveaux


Zugnisse

Von der Gnade, an einer Neugründung teilzunehmen, und der Erfahrung der Rückkehr

Robert Igo OSB


Zeugen dür das Monastische Leben

• Sr. Josephine Mary Miller (1948–2022)

Marie Paule Bart OCBE

• Seliger Dom Columba Marmion (1958–1923)

Réginald-Ferdinand Poswick OSB


Geschichte und Erbe

Das Mariakloster von Tautra: Von alten Ruinen zu einem modernen Kloster

Hanne-Maria Berentzen OCSO


Meditation

Predigt zum Gedenken an den heiligen Aelred

Henry Wansbrough OSB


Berichte

• Treffen von Ananie 2022

• DIMMID – Intermonastischer Dialog

Père William Skudlarek, osb

• AMTM – Freunde von Klöstern

Sommaire

Leitartikel

Die benediktinische Familie besteht aus drei Orden, die sich intern wiederum in vielen Facetten entfalten: die Benediktinische Konföderation mit ihren etwa 80 männlichen und weiblichen Kongregationen, der Zisterzienserorden (OCist), der seinerseits mehrere Kongregationen umfasst, und der Trappistenorden (OCSO). Wie in jedem Ordensverband haben auch diese drei Ordensgemeinschaften ihre Generalversammlungen: Äbtekongress und CIB-Symposium für die BenediktinerInnen, Generalkapitel für die beiden Orden. Dies sind wichtige Ereignisse, bei denen alle Oberen und Oberinnen und eventuell die Delegierten der Regionen oder Gemeinschaften zu einer Zeit des intensiven Austauschs zusammenkommen.

Nachdem die Generalkapitel der Zisterzienser und Trappisten wegen der Corona-Sicherheitsmaßnahmen verschoben worden waren, fanden sie nachträglich im vergangenen Herbst statt. Diese Ausgabe des Bulletins dokumentiert die dort stattfindenden Überlegungen, Projekte und Perspektiven.

Wir wollten auch eine Soziologin zu Wort kommen lassen, die sich mit dem schwerwiegenden Phänomen des Missbrauchs innerhalb der Frauengemeinschaften befasst. Diese Missstände sind bereits seit längerer Zeit bekannt, wurden aber bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Der Artikel wird vielleicht Reaktionen hervorrufen und hoffentlich dazu führen, dass sich die Betroffenen freier äußern können. Die AIM will solche Reaktionen aufmerksam wahrnehmen und – so weit ihr möglich – die Maßnahmen begleiten, die ergriffen werden, um missbräuchlichen Verhaltensweisen entgegenzuwirken.

Pater Robert Igo berichtet über seine Erfahrungen, die er nach vielen Jahren in Simbabwe als Abt des Klosters Ampleforth, dem Mutterhaus, in einem ganz anderen Kontext als dem in Afrika gemacht hat. Abt Robert zieht aus dieser Umstellung viele nützliche Lehren für uns alle.

In der Rubrik „Zeugen für das monastische Leben“ wird die große Persönlichkeit von Columba Marmion hervorgehoben, der seit seiner Seligsprechung in der Kirche und im Mönchtum wieder mehr Aufmerksamkeit findet. Auch Sr. Josephine Mary Miller, die ehemalige Generalpriorin der Bernhardinerinnen von Esquermes, die lange Zeit im Rat und im Exekutivausschuss der AIM tätig war, wird gedacht, die ihr ganzes Leben in den Dienst des Evangeliums und des Ordenslebens gestellt hat.

Es war uns ein Anliegen, die schöne Geschichte und die bemerkenswerte Architektur des Klosters Tautra in Norwegen zu präsentieren. Schließlich berichten wir über das Ausbildungsprogrammsprogramm Ananie und einige Projekte, die von der AIM unterstützt werden.

Mögen alle diese Entwicklungen uns helfen, vorwärts zu gehen!

Jean-Pierre Longeat OSB

Präsident der AIM

Artikel

Zönobitentum, oder das Gleichgewicht der Gemeinschaft

1

Jean-Pierre Longeat, OSB Präsident der AIM


Zönobitentum, oder das Gleichgewicht der Gemeinschaft



Ein Hauptmerkmal unseres Klosterlebens ist, dass es zönobitisch angelegt ist: Wir leben in Gemeinschaft und bezeugen so gemeinsam die Realität des Leibes Christi. Dies ist etwas zutiefst Geheimnisvolles, denn auch wenn der Mensch ein „soziales Tier“ ist, muss man zugeben, dass ihm das Zusammenleben nicht spontan leicht fällt. Benedikt widmet diesem Problem große Aufmerksamkeit und hält es für sehr wichtig.

„Die erste Art sind die Koinobiten: Sie leben in einer klösterlichen Gemeinschaft und dienen unter Regel und Abt. ... Durch die Hilfe vieler hinreichend geschult, haben sie gelernt, gegen den Teufel zu kämpfen.“ (RB 1).

Sie verbringen also ihr Leben in einer stabilen Verbindung mit ihrer Gemeinschaft und im Kloster selbst, wenn nicht besondere Umstände vorliegen. So können wir ein erstes Bild der zönobitischen Absicht nach Benedikt aus dem ersten Kapitel der Regel zeichnen.

Zu Beginn der Regel bleibt Benedikts Anliegen von der persönlichen Bekehrung geprägt. Die Gemeinschaft ist eines der Mittel dieser Bekehrung, um den Weg der Nächstenliebe zu erproben. Aber während der gesamten Regel und vor allem am Ende ist eine Öffnung für die eigentliche Dimension der Gemeinschaft als ein Gut an sich erkennbar. Wenn dieses gemeinschaftliche Anliegen so wichtig ist, sollten wir einige Anstrengung aufwenden, um es zu erreichen und insbesondere das schwierige Gleichgewicht zu finden, das es jedem ermöglicht, sich in dieser Gemeinschaft an seinem Platz und gemäß seiner wahren Persönlichkeit zu finden.

 

Funktionen und Personen

In einer Gemeinschaft hat der Abt eine fast unmögliche Rolle. Er wirkt dort als Stellvertreter Christi. Das bedeutet, dass er ständig auf denjenigen zeigen muss, der der eigentliche Abt ist, nämlich Christus, der durch seine Lehre und sein Beispiel als Wort Gottes überliefert wird. Dasselbe gilt für diejenigen, die andere Verantwortlichkeiten in der Gemeinschaft ausüben. Eine der Schwierigkeiten in unserem Gemeinschaftsleben ist, dass wir oft die Funktion, die die einen oder anderen ausüben, mit dem verwechseln, was sie in sich selbst sind. Dies kann so weit gehen, dass einige, die keine wichtige Funktion ausüben, deswegen einen Komplex bekommen oder bewusst oder unbewusst Eifersucht empfinden, als ob sie in den Augen der anderen nicht existieren könnten, da die Versuchung, zu glauben, dass man nur durch das, was man tut, wahrgenommen wird, so groß ist. Aber es kann auch die umgekehrte Versuchung geben: für sich selbst existieren zu wollen, ohne wirklich mit der Funktion, die man ausüben muss, übereinzustimmen. Das bedeutet, dass man sich zuerst selbst verwirklichen will und die Verantwortung nur nebenbei ausübt. So gelangt man dazu, sich selbst eine zu subjektive Macht zuzuschreiben und erliegt ihrer Verführung. Es ist eine große Illusion, wenn man die Beziehungen zwischen Abt und Gemeinschaft auf dieser Ebene der Machtausübung ansiedelt. Ich halte es für wichtig, dass eine der wichtigsten Eigenschaften der Verantwortlichen die Aufrichtigkeit ist, Verantwortung zu übernehmen, ohne natürlich das zu verleugnen, was man ist, sondern es in den Dienst dessen zu stellen, was man zu erreichen hat. In diesem Fall muss die Haltung des Abtes ständig auf Christus verweisen. Gerade wegen dieser Aufrichtigkeit kann er gemäß seiner eigenen Natur, die ihm der Herr gegeben hat, existieren, ohne sich allzu sehr um die Kommentare aller Art zu kümmern, die unweigerlich über sein Verhalten oder seine Handlungen gemacht werden. So könnte es kein Ungleichgewicht zwischen den persönlichen Bestrebungen des Amtsträgers und den legitimen Bestrebungen der anderen Mitglieder der Gemeinschaft geben, da alle aufgerufen sind, sich wirklich in den Dienst des anderen zu stellen, ohne sich hinter einer Amtsperson zu verstecken oder sich selbst mit dem Gewicht der eigenen Subjektivität in den Vordergrund zu drängen.

Es bleibt zu definieren, worin Aufrichtigkeit besteht. Benedikt beschreibt einige Aspekte davon: in zweifacher Weise lehren, nämlich durch Taten mehr noch als durch Worte. An anderer Stelle sagt Benedikt, dass der Abt der erste sein soll, der die Regel in ihrer Gesamtheit anwendet. Er soll keusch, nüchtern und barmherzig sein; er wird immer seine eigene Schwäche vor Augen haben und daran denken, dass man das bereits geknickte Rohr nicht brechen soll. Er soll nicht stürmisch oder unruhig sein, nicht maßlos oder hartnäckig, nicht eifersüchtig oder überm..ig misstrauisch. So soll er nicht nach Personen unterscheiden, den einen mehr als den anderen lieben, den freien Menschen dem aus der Sklaverei oder anderen sozialen und kulturellen Kategorien stammenden vorziehen: Denn ob frei oder Sklave, wir sind alle eins in Christus und tragen alle die gleichen Waffen, im Dienst des gleichen Herrn... Er wird allen die gleiche Liebe erweisen. Er wird bedenken, wie schwierig und mühsam die Aufgabe ist, Seelen zu führen und sich an die Charaktere vieler anzupassen, und vor allem wird der Abt bei den Aufgaben, die er verteilt, mit Unterscheidungsvermögen und Mäßigung handeln und sich an die Diskretion des heiligen Patriarchen Jakob erinnern, der sagte: „Wenn ich meine Herden ermüde, indem ich sie überanstrenge, werden sie an einem Tag umkommen“ (vgl. RB 64).

Dieses ehrliche Leben ist ein schwieriges Projekt, aber es ist der Schlüssel zu einer freien Existenz nach dem Willen Gottes. Wenn ich als Abt manchmal Schwierigkeiten habe, diese Freiheit des Seins zu spüren, dann liegt das daran, dass die Verwurzelung nicht „ehrlich“ genug ist. Das Wort „ehrlich“ scheint vielleicht nicht ausreichend zu sein, aber es stammt von Benedikt selbst, der in Kapitel 73 schreibt:

„Diese Regel haben wir geschrieben, damit wir in den Klöstern eine gewisse Aufrichtigkeit der Sitten und den Beginn eines monastischen Lebens beweisen... Wenn du also zum himmlischen Vaterland eilst, wer immer du bist, nimm diese einfache Regel als Anfang und erfülle sie mit der Hilfe Christi. Dann wirst du schließlich unter dem Schutz Gottes zu den oben erwähnten Höhen der Lehre und der Tugend gelangen. Amen.“

 

Der Dialog

Benedikt möchte, dass jeder seinen Platz in der Gemeinschaft findet und dabei frei seine Meinung äußert. Dies ist der Sinn von Kapitel 3, die Berufung der Brüder zum Rat: „Dass aber alle zur Beratung zu rufen seien, haben wir deshalb gesagt, weil Gott oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist.“ Diese Beratung erfolgt mit großer Weisheit: „Die Brüder sollen ihren Rat in aller Demut und Unterordnung geben."

In der Tat ist diese Dimension nicht immer leicht umzusetzen. Einerseits gibt es viele Fragen, die das Leben des Klosters betreffen und nicht alle können Gegenstand einer Debatte sein, weshalb es den Seniorat gibt. Andererseits ist es leider selten, dass es Gemeinschaften gibt, in denen alle einander zuhören. Wir wissen zu sehr im Voraus, was wir von dem, was jemand sagt, zu halten haben. Das geht so weit, dass manche Äußerungen nicht ausreichend beachtet werden.

Und doch hat jeder im Kloster einen einzigartigen Platz. Jeder hat eine einzigartige Intelligenz, die von einer besonderen Lebenserfahrung genährt wird. Der eine ist völlig natürlich und unkompliziert und spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, ohne über Hintergründe nachzudenken, der andere kann die Prinzipien einer Handlung erfassen, ein anderer hingegen die praktische Umsetzung planen. Dieses gegenseitige Zuhören ist entscheidend, um in einer Gemeinschaft existieren zu können. Es findet nicht nur bei Kapitelversammlungen statt, sondern muss jeden Moment unseres Lebens vorhanden sein. Wir stellen oft fest, dass sich einige Menschen vom Gemeinschaftsleben zurückziehen, weil ihr Wort nicht ausreichend berücksichtigt wird. Jeder Mensch möchte etwas ausdrücken, das ist sogar in der menschlichen Natur so angelegt; wenn er dies in der Gruppe, in der er lebt, nicht tun kann, verkümmert er und sucht manchmal anderswo Entfaltungsmöglichkeiten. Diejenigen, die glauben, dass sie etwas Interessanteres zu sagen haben als die anderen, müssen sich um Geduld bemühen, um zu hören, was sie für weniger geeignet halten, was aber dennoch nützlich ist. Auf diese Weise kann jeder in diesem Dialog existieren, der ein wesentlicher Bestandteil der Liebe ist. Natürlich muss alles mit Diskretion und Unterscheidungsvermögen geschehen. Es geht nicht darum, einfach irgend etwas zu sagen, egal wie oder egal zu wem, unter dem Vorwand, dass man einen Anspruch auf Gehör hat.

 

Gehorsam

Eine Folge des gegenseitigen Zuhörens ist der Gehorsam, die Qualität der Aufmerksamkeit füreinander.

„Das Gut des Gehorsams sollen alle nicht nur dem Abt erweisen. Die Brüder müssen ebenso einander gehorchen; sie wissen doch, dass sie auf diesem Weg des Gehorsams zu Gott gelangen“ (RB 71).

Was gibt es Schöneres in einer Gemeinschaft als Brüder und Schwestern, die sich unabhängig von ihrem Alter, ihrer Funktion, ihrem Hintergrund und ihrer Ausbildung gegenseitig gehorchen? Anstatt sich gegenseitig misstrauisch zu beäugen, indem man äußere Macht an die erste Stelle zu setzt, die zu Missverständnissen, Konflikten und tiefen Ungerechtigkeiten führt, ist es wunderbar, zu versuchen, sich in jedem Sinne des Wortes zu verstehen, einander zuvorzukommen und sich in einem echten gegenseitigen Dienst zu finden.

Es ist bedauerlich, dass unser Blick auf den anderen oft von Neid geprägt ist. Wir alle haben unterschiedliche Gaben, warum sollten wir die Gaben anderer besitzen wollen, anstatt unsere eigenen Gaben, die für alle unendlich wertvoll sind, fruchtbar zu machen? Einer kann wunderbar gastfreundlich sein, ein anderer kann zählen oder organisieren, ein anderer kann singen oder lehren, ein anderer kann andere auf einem schwierigen Weg begleiten, ein anderer kann fruchtbares Schweigen üben, oder eine Krankheit heiligmäßig ertragen, ein gutes Wort sagen, einen Traktor fahren, ein Auto reparieren oder perfekt fahren, einige können Bücher schreiben, andere können wunderbar kochen, oder einen Ort in Ordnung und sehr sauber halten und vieles mehr. Keiner von uns ist ohne Gaben oder Qualitäten, aber sie stehen nur dann wirklich im Dienst der gesamten Gemeinschaft, wenn man bereit ist, sie einzusetzen und zu entwickeln, und vor allem, wenn die Gemeinschaft bereit ist, sie aufzunehmen und ihnen zu gehorchen.

Dies bedeutet, dass keine negative Grundhaltung im Gemeinschaftsleben bestehen sollte. Allzu oft hören wir Urteile über andere, manchmal Ablehnung; je mehr wir ablehnen, desto tiefer versinkt der andere in Ohnmächtigkeit. Liebe ist die große Hoffnung des Vertrauens trotz aller Versuchungen der Ablehnung, die man in seinem Inneren empfinden kann. So kann man einander positiv gehorchen, sich gegenseitig annehmen, lieben, erkennen, vergeben, aufbauen, sich gegenseitig aufbauen und dieses gute Gleichgewicht in einer offenen Gemeinschaft finden, in der das Unmögliche möglich gemacht wird, um ein unerhörtes Zeugnis abzulegen und die Frohe Botschaft zu verbreiten: Christus hat die Mauer des Hasses durchbrochen. Das ist die wahre Freude in der Bekehrung des Herzens.

„Einer von ihnen aber kehrte um,…“ (Lukas 17,11-16)

2

Lectio divina

Mauro Giuseppe Lepori OCist

Generalabt der Zisterzienser

 

„Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme.“

(Lukas 17,11-16)[1]


 

Vielleicht ist es dieser Satz, der uns sagt, in welchem Geist wir aufgerufen sind, unser Generalkapitel sieben Jahre nach dem letzten zu beginnen, während die Welt in der Zwischenzeit unter einer schweren Pandemie, einem Bruderkrieg, der die ganze Welt in Gefahr bringt, und einer großen politischen und wirtschaftlichen Instabilität gelitten hat und immer noch leidet. Jeder wird andere Gründe haben, jeder hat seine „unheilbare Krankheit“, seine „Lepra“, seinen „Dorn im Fleisch“, was auch immer. Was uns vereinen sollte, ist, dass jeder von uns Gründe hat, immer wieder zu Jesus zurückzukehren, ihn anzubeten und ihm zu danken. Und das ist es, was uns zusammenbringt.

Zurückkehren, anbeten, danken. Wir lernen von dem geheilten Aussätzigen diese drei großen Dimensionen des Lebens und des Glaubens an die Erlösung. Jesus sagte am Ende zu ihm: „Steh auf und geh; dein Glaube hat dich geheilt“ (Lk 17,19). Es ist, als würde er sagen, dass die Rückkehr zu Ihm, die Anbetung und die Dankbarkeit die Dimensionen eines Glaubens sind, der uns rettet. Von Christus erhalten wir nicht nur die Gesundheit, die früher oder später wieder verloren geht, nicht nur die Lösung für unsere unmittelbaren Probleme, sondern die Rettung des Lebens, die Rettung für immer. Der geheilte Aussätzige brauchte nicht nur Gesundheit. Er verstand, dass das Wunder ein Zeichen für etwas viel Größeres und Wertvolleres war: Es war ein Zeichen für Christus den Erlöser, es war ein Zeichen, dass der Erlöser anwesend war und ihn liebte.

Aus diesem Grund kehrte er zu Ihm zurück. Gesundheit war ihm nicht genug: er sehnte sich nach Christus, er sehnte sich danach, dem Herrn und Retter des Lebens wieder und wieder zu begegnen. Die anderen neun geheilten Aussätzigen kehrten in ihr normales Leben zurück, sicherlich mit Freude. Aber ist das wirklich der einzige Sinn des Lebens? Lohnt es sich, gesund zu sein, nur um Krankheit und Tod für eine gewisse Zeit zu überleben? Christus bietet uns so viel mehr. Christus bietet uns nicht nur Gesundheit, nicht nur die Lösung für unsere Probleme, Schwierigkeiten und Leiden. Christus bietet uns sich selbst!

Deshalb rettet uns der Glaube, weil der Glaube uns dazu bringt, an Christus festzuhalten, immer wieder zu ihm zurückzukehren, zu seiner Gegenwart, zu seiner Liebe; ihn durch Anbetung als unseren Gott anzuerkennen; ihn als die unerschöpfliche Quelle unserer Freude anzuerkennen, was uns dazu bringt, Gott immer und für alles zu loben und zu danken. Zu Christus zurückzukehren, von Christus neu zu beginnen, bedeutet auch zu erkennen, dass seine heilende und rettende Gegenwart an einen Ort gebunden ist, und dass wir, wenn wir ihm wirklich begegnen wollen, dorthin gehen müssen, wo er sich befindet.

Selbst Naaman, der heidnische Befehlshaber, den Gott durch das Eingreifen des Propheten Elisha vom Aussatz heilte, versteht, dass er das Land Israel mit sich nehmen muss, in dem er zum wahren Gott beten kann. Dieses Land ist für uns ein Symbol für die Kirche, die Gemeinschaft von Menschen und Gemeinschaften, in die wir immer wieder zurückkehren dürfen, um den Herrn zu treffen, anzubeten und zu loben. Dieses heilige Land ist der Ort unserer Berufung, unsere Gemeinschaft, unser Orden. Unsere zisterziensischen Väter verstanden von Anfang an, dass das zisterziensische Charisma, genährt vom Charisma Benedikts, immer mit dem heiligen Land der Gemeinschaft zwischen den Klöstern, die aus dem neuen Kloster Cîteaux hervorgegangen sind, verbunden sein würde. Und dass das wichtigste Mittel, um auf dieser Erde zu Christus zurückzukehren, die Zusammenkunft des Generalkapitels sei.

Deshalb sollten wir nicht zum Generalkapitel zurückkehren, als ob wir uns wie ein Parlament versammeln oder einen Kongress abhalten würden, sondern in dem Bewusstsein, dass wir uns gemeinsam auf dem heiligen Boden der Begegnung mit dem Herrn Jesus befinden, der uns rettet, der uns seinen Heiligen Geist schenkt und uns in der universellen Bruderschaft der Kinder Gottes, des Vaters, erneuert.

Das Generalkapitel wird gut verlaufen und das Leben des Ordens erneuern, wenn der Heilige Geist in diesen Tagen unsere Herzen öffnet, um auf Jesus zu hören, der uns immer wieder sagt: „Steh auf und geh; dein Glaube hat dich geheilt“ (Lk 17,19).


[1] Predigt anlässlich der Votivmesse zum Hl. Geist bei der Eröffnung des Generalkapitels am 9. Oktober 2022.

Eröffnungsansprache des Generalkapitels der Trappisten 2022

3

Perspektiven

Generalabt der Trappistern

 

Eröffnungsansprache des Generalkapitels der Trappisten

Assisi, 2. September 2022


 

Im Anschluss an den ersten Teil des trappistischen Generalkapitels hatte der neue Generalabt die Äbte und Äbtissinnen des Ordens gebeten, ihre Träume von einem monastischen Leben, wie es der Papst sich wünschte, zu äußern. Daraufhin wurden 138 Träume von Oberen und Gemeinschaften aus 157 Klöstern des Ordens an das Generalat zurückgesandt. Dies entspricht einer Beteiligung von 87%, was sehr bemerkenswert ist. Zu Beginn des zweiten Teils des Generalkapitels gab Generalabt Bernadus eine Präsentation dieser Antworten. Wir geben hier einen großen Auszug davon wieder. Die Träume betreffen in erster Linie den Trappistenorden, können aber im weiteren Sinne auch auf die benediktinische Familie im Allgemeinen angewendet werden.

 

Nachdem ich alle Ihre Träume gelesen hatte, fühlte ich mich wie der heilige Benedikt im Turm von Montecassino, suchend und wartend auf das, was die Stimme Gottes in seiner Güte uns zu sagen hat: den Weg zum Leben! (RB Prol 19-20). Indem er in alle Ecken der Welt blickte, hat der Herr, so denke ich, vier Fenster für uns geöffnet. Diese vier Fenster werden uns helfen, unsere Träume zu verwirklichen.

Ich habe versucht, Ihre Träume anhand der drei Worte der nächsten Bischofssynode neu zu lesen: Gemeinschaft, Teilnahme und Mission. Ich habe ein viertes Wort hinzugefügt: Ausbildung. Dieses letzte Wort werde ich später erklären, aber jetzt zeigt es einfach, dass Synodalität zum Wesen des religiösen Lebens gehört und dass dieser Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes und untereinander nicht nur die Gemeinschaft begründet, zur Teilnahme aufruft und zur Mission führt, sondern auch eine ständige Bekehrung erfordert, die nur über eine solide ständige Ausbildung möglich ist. Diese Träume waren ein kleiner Anfang des synodalen Prozesses in unserem Orden. Synodalität ist jedoch kein einmaliges Ereignis, sondern ein Lebensstil.

Einer von Ihnen träumte, „ohne große Illusionen“, dass beim nächsten Teil des Generalkapitels das Wort „Synodalität“ nicht in jedem Satz in den Berichten und Beiträgen auftauchen würde. „Eine Frage scheint mir wichtig: Wird die sogenannte ,Synodalität’ im konkreten Leben unserer Gemeinschaften nicht das ersticken, was an benediktinischem Gehorsam übrig bleiben kann? In der Tat sollten wir darauf achten, dass Synodalität nicht zu einem Modewort wird, das jeglicher Substanz entbehrt.“

„Von einem synodalen Stil zu sprechen bedeutet also, sich bewusst zu werden, dass die kirchliche Erneuerung, von der so viel gesprochen wird, ... die Tiefen der kirchlichen Erfahrung berührt und sich nicht auf Maßnahmen beschränkt, die sich auf ein einfaches kirchliches Facelifting reduzieren lassen. [...] Es ist letztlich Ausdruck des Bedürfnisses der Kirche nach einer tiefgreifenden Reform unserer Art, als Kirche zu sein und zu leben, angesichts eines echten Epochenwechsels für das Christentum und für die ganze Welt.“

Diese tiefgreifende Reform kann nicht ohne eine ständige Umkehr erfolgen, die auf unserem Gehorsam gegenüber Gott und untereinander beruht.

Bevor wir aus den Fenstern dieser vier Träume blicken, möchte ich betonen, dass kein Turm ohne ein gutes Fundament gebaut werden kann. In Bezug auf dieses Fundament sind wir uns glücklicherweise alle einig. Keiner von uns träumt von einem anderen Fundament! Das allein ist schon ein Lob wert! Ein Oberer drückte dieses Fundament treffend wie folgt aus:

„Ich träume von einem christozentrischen Orden, der sich für das Absolute Christi begeistert. Ein Orden, der sich bewegt und auflöst, indem er Christus folgt“ (Lateinamerika).

Der Turm unseres Ordens ist auf diesem Fundament errichtet und es gibt vier Fenster, durch die das Licht strahlt, in dem wir das Licht Gottes strahlen sehen können. Auf diesem Fundament ruhen vier Träume, die ich hier kurz zusammenfassen und dann weiter ausführen werde:

1. Wir träumen von einem Orden, in dem Mönche und Nonnen aus verschiedenen Kulturen eine gemeinsame Vision der kontemplativen Identität teilen, „miteinander zusammenarbeiten und sich gegenseitig auf vielerlei Weise helfen, indem sie ihre gesunden Unterschiede und die Komplementarität ihrer Gaben respektieren“ (Konstitutionen 72). Die Einheit in der Vielfalt wird hochgehalten.

2. Wir träumen von einem Orden, in dem alle fähig und willens sind, mitzuwirken; ein Orden, der flexibel in seiner Struktur ist, mit offener und transparenter Kommunikation auf allen Ebenen und mit großem Respekt für die Taufberufung der Brüder und Schwestern, der lokalen Gemeinschaften und der Regionen, ohne das Ganze aus den Augen zu verlieren.

3. Wir träumen von einem Orden, in dem alle seine Mitglieder und Gemeinschaften Personen und Orte mit einem gro.zügigen Engagement für Gott, die Kirche und die Welt sind, das seiner „geheimen apostolischen Fruchtbarkeit“ (Konstitutionen 3,4) gerecht wird. Es drückt sich in demütigem Respekt vor allen Gaben der Schöpfung Gottes aus. So wird Gott in allem verherrlicht (1 Petr 4,11).

4. Wir träumen von einem Orden, der seine Mitglieder mit Begeisterung in der „Philosophie Christi“ (Ratio Institutionis) und der Sprache Christi ausbildet und sie mit den angemessenen Mitteln ausstattet, um das Endziel ihrer Berufung zu erreichen.

 

Traum von Gemeinschaft

„Die Lebensform der Zisterzienser ist zönobitisch“ (Konstitutionen 3,1). Durch die Stimme Gottes zusammengerufen, leben wir diese Gemeinschaft in einer konkreten Form des Zusammenlebens, in der die Suche nach Einheit mit Gott und mit allem, was lebt und atmet, im Mittelpunkt steht. Jedes Mitglied des Ordens ist wichtig! Jeder Bruder und jede Schwester ist Träger desselben Taufsiegels, das er/sie in der monastischen Profess erhalten und bestätigt hat. Aufgrund dieser Gabe sind wir alle, ohne Ausnahme, mitverantwortlich für die Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Wenn wir aus diesem Fenster schauen, hören wir Träume über die gegenseitigen Beziehungen in den Gemeinschaften, in den Regionen, zwischen den Männern und Frauen unseres Ordens, aber auch zwischen den Alten und den Jungen und zwischen Nord und Süd, Ost und West.

– Ich träume von einer Gemeinschaft, in der niemand den anderen verurteilt, sondern allen zugehört wird. Ich träume von einer Gemeinschaft, in der wir einander für das schätzen, was wir sind – Kinder Gottes – anstatt einander für uns selbst oder das Überleben der Strukturen zu benutzen. (Europa)

– Wir träumen davon, dass es mehr Beziehungen zwischen unseren Klöstern gibt, so dass der Orden mehr wie eine große Familie ist. Seit einigen Jahren machen wir die Erfahrung, abwechselnd einen von uns in das Gründungshaus zu schicken, und wir würden diese Erfahrung gerne fortsetzen, vielleicht mit anderen Gemeinschaften? Und auch in Form eines Austausches: Einer von uns geht für ein Jahr und ein Älterer kommt für mehrere Monate zu uns und hilft uns bei der Ausbildung. (Afrika)

– Die Frage ist, wie man diesen persönlichen Wunsch auf die Gemeinschaft, den Orden übertragen kann. Ich gebe zu, dass dies eine Herausforderung ist, denn wir sind Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit sehr unterschiedlichen Ausbildungen. Aber wir haben eine gemeinsame Kraft, unsere zisterziensische Identität oder unser Charisma, das kein Stein im Museum ist, sondern eine lebendige Realität. Eine Realität, die uns von vielen Seiten herausfordert, um nur einige zu nennen: Überalterung, Rückgang der Berufungen, Schließung von Gemeinschaften.

Der Traum übersteigt uns, überrascht uns und ohne in falsche Illusionen zu verfallen, sind wir aufgerufen, Gemeinschaften zu schaffen, in denen Einfachheit, freudige Brüderlichkeit, die Freude am lebendigen Gebet, die Begegnung mit dem Herrn in seinem Wort und den Sakramenten uns die Barmherzigkeit Gottes in Fülle spüren und leben lassen, nach der Art Marias, der Königin und Mutter der Barmherzigkeit. (Lateinamerika).

– Ein Orden: Ich war von Anfang an von der Art und Weise beeindruckt, wie die Mönche und Nonnen zusammenarbeiteten, und jetzt, mit nur einem Kapitel, ist die Art und Weise, wie unser Orden funktioniert, einzigartig. Das ist etwas, wofür wir dankbar sein sollten und das wir für uns selbst und vielleicht für die Kirche erhalten und entwickeln sollten. (Nordamerika)

– Mein Traum: „Evangelikale Beziehungen“. Auf der Ebene des Dienstes des Generalabtes für den Orden würde es einen Ältestenausschuss (sempectae, RB 27) geben, der vom Generalabt ernannt würde, um ihn bei komplizierteren pastoralen Fragen, die auf seinem Schreibtisch landen, zu beraten. Dieser Ausschuss würde nicht in Rom residieren, sondern sich regelmäßig über einen hochentwickelten Computerkommunikationsraum im Generalat treffen. Sie würden aufgrund ihres langjährigen Dienstes und ihrer kreativen Antworten auf viele pastorale Fragen ausgewählt; sie könnten aktive oder pensionierte Obere sein. Der Hauptzweck des Generalats wäre es, den Pastoralausschüssen der Regionen zu helfen und ihnen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. In schwierigeren Fällen könnten sich diese Kommissionen an den Ältestenausschuss wenden. Die Bewegung von Konsultation, Autorität und Verantwortung würde weniger linear und mehr zirkulär (gegenseitiger Gehorsam, RB 71) werden, indem mehr Ordensmitglieder für die Seelsorge in Gemeinden mit besonderen Bedürfnissen herangezogen werden. (Nordamerika)

– Ich träume von einer größeren gegenseitigen pastoralen Aufmerksamkeit. Wir reagieren zu sehr wie autonome Häuser. Wir können uns nicht helfen oder sind nicht bereit, uns gegenseitig zu helfen. Wir bitten nicht um Hilfe. Wenn es ein echtes Problem gibt, fällt es uns schwer zu helfen. (Asien)

 

Traum von Partizipation

Wir alle haben das Recht und die Pflicht, am Leben unserer Gemeinschaften, der Regionen und am Leben des Ordens mit seinen verschiedenen Strukturen teilzunehmen (vgl. Konstitutionen 16, 1). Eine Teilnahme, die in unserer benediktinischen Tradition im Gelübde des Gehorsams verwurzelt ist. Die Strukturen wurden uns im Laufe der Tradition nicht als Museumsstücke übergegeben, sondern um jedes Mal zu ermöglichen, dem Leben des Volkes Gottes zu dienen (vgl. Evangelii gaudium, 95). Wir müssen daher den Mut haben, einander wirklich zuzuhören, um zu erkennen, was der Geist uns zu sagen hat. Nur auf diese Weise kann der Mut entstehen, aus

dem Geist heraus zu handeln.

Wenn wir durch dieses Fenster blicken, hören wir Träume über die Arbeitsweise der Gemeinschaften, der Regionen und des Generalkapitels. Manchmal sind es kreative Träume über neue Wege, die versuchen, dem Alten treu zu bleiben und gleichzeitig völlig neu sind.

– Ich denke, dass auf der Ebene des Kapitels eine überlegtere Diskussion der Themen folgen würde, da jeder Teilnehmer die Meinungen vieler anderer zuvor gehört hat, um sozusagen „auf das zu hören, was der Geist den Kirchen sagt“ (Offb 2,7). (Asien)

– Ich träume davon, dass das Generalkapitel ein Forum mit pastoraler und theologischer Ausrichtung wird. (Europa)

– Können wir die Verabschiedung von Gesetzen den Regionen anvertrauen, anstatt so viel Zeit auf dem Generalkapitel zu verbringen? Könnte eine Synode von Vertretern der Regionen Dinge genehmigen, nachdem die Regionen sie ausgearbeitet haben? Können wichtige Entscheidungen, die die Häuser der Region betreffen, auf lokaler Ebene behandelt werden? (Afrika)

– Ich wünschte, unsere Regionaltreffen und Generalkapitel würden sich etwas weniger auf legislative und praktische Fragen konzentrieren und mehr auf den Austausch unserer Erfahrungen, unserer Kämpfe, unserer Hoffnungen, unserer Vision und unserer Träume – all dies in dem Versuch, die Zeichen der Zeit zu erkennen. (Lateinamerika)

– Ich träume davon, dass es möglich sein wird, die Arbeitsweise des Generalkapitels zu überprüfen, damit es wirklich ein Sprachrohr für den Heiligen Geist und ein belebendes Vehikel wird, um unseren Orden zu revitalisieren und ihm zu ermöglichen, seine von Gott gegebene Berufung und Funktion innerhalb der Kirche zu erfüllen und gleichzeitig unserer kämpfenden und leidenden Welt Hoffnung zu geben. (Lateinamerika)

– Ich träume von einem Orden, der sich in ein solches Bild der Kirche einfügt und sich radikal für die Gleichheit von Mönchen und Nonnen entscheidet und konsequent in diese Richtung geht und nach neuen Formen sucht (Matres immediatae), die Ungleichheit anprangert (was wird mit der Gesetzgebung der Mönche geschehen, wenn keine Befreiung von Cor Orans erreicht wird, werden sie solidarisch sein?) und dies zu einem ständigen Punkt der Aufmerksamkeit des Generalkapitels macht...

Ich träume von regionalen Treffen als Heiligtum, um gemeinsam zu teilen, um über das monastische Leben nachzudenken und zu träumen, in aller Ehrlichkeit und Verletzlichkeit... Mit viel Aufmerksamkeit und Zeit für diesen Prozess... (Europa)

 

Traum von Mission

Die Mission unseres zisterziensischen Lebens wird in den Konstitutionen als „eine verborgene apostolische Fruchtbarkeit“ beschrieben. „Ihre Art, an der Sendung Christi und seiner Kirche teilzunehmen, sowie sich in eine Ortskirche einzufügen, ist ihr kontemplatives Leben selbst.“ (Konstitutionen 31)

Wenn wir durch dieses Fenster blicken, hören wir die Träume von einem erneuerten Sinn unseres Lebens für die Kirche und die Welt. Träume, die sich auf die Sorge um das gemeinsame Haus (Laudato Si’) und alle Brüder und Schwestern als „Reisende, die das gleiche Fleisch teilen“ (Fratelli tutti, 8) konzentrieren.

– Ich träume davon, dass die Abteien zu Vorreitern im Bereich der Nachhaltigkeit und des ökologischen Lebens werden und dass mutige Entscheidungen in diesem Bereich getroffen werden. (Europa)

– Auf ökologischer Ebene bietet uns die ländliche Umgebung, in der wir leben, einen günstigen Rahmen für diesen dringend notwendigen Prozess der ökologischen Umkehr, für den wir sehr konkrete Wege finden müssen, um ihn in unserem Verhalten zu verwirklichen. Ermutigungen und praktische Vorschläge wären jetzt, da die Pandemie hinter uns zu liegen scheint (?), sehr willkommen und würden es uns ermöglichen, die Details in der Gemeinschaftspraxis und im Gästehaus, wo die Gäste ebenfalls sehr motiviert sind, zu überprüfen. Es bleibt nur, sich persönlich und zweifellos auch mit dem diözesanen Dienst für integrale Ökologie an dieser Offenheit für Risiken, Veränderungen, Störungen und Neuheiten zu beteiligen, d.h. ganz einfach mehr Vertrauen in das Wirken des Heiligen Geistes im täglichen „Ja“ zu haben. (Europa)

– Die „Kirche im Aufbruch“, von der Papst Franziskus spricht, indem er die „Selbstreferenzialität“vermeidet. Ich denke, dass wir Trappisten dies so übersetzen können: zuerst unseren Blick, unsere Aufmerksamkeit, unser Denken auf Gott richten, auf das Ostergeheimnis Christi und alles, was es beinhaltet (Lectio, Gebet, Kontemplation) und dann auf die Menschen, die Menschheit (Sehnsucht, Fürbitte). Wir sollten auch als Gemeinschaft nicht selbstreferentiell sein. Wir neigen dazu, uns zu sehr auf unsere eigene Gemeinschaft zu konzentrieren, zu viel Zeit und Energie darauf zu verwenden, „in den Spiegel zu schauen“, und dies wird manchmal durch bestimmte Strukturen gefördert, z.B. durch regelmäßige Besuche alle zwei Jahre. (Lateinamerika)

Ökologie ist jedoch mehr als die Pflege der Schöpfung. Es ist auch die Pflege eines völlig anderen Ökosystems, das unser zisterziensisches Leben ist. Stille und Einsamkeit sind ein wichtiges Merkmal dieses Ökosystems, und viele Menschen spüren den Druck, den die modernen Kommunikationsmittel auf dieses Ökosystem ausüben. Sie träumen davon, bewusster zu werden und besser mit diesen Mitteln umzugehen, um das Ökosystem des gemeinsamen Hauses, das unser zisterziensisches Leben ist, zu schützen und zu erhalten.

– Ich träume von einem öko-digitalen Kloster; einem Kloster, in dem es ein Gleichgewicht zwischen Offenheit und Einsamkeit gibt; einem Ökosystem von Stille, Bildern und Worten im Gleichgewicht; einem Kloster mit klösterlicher Atmosphäre, frei von den schlechten Einflüssen von zu vielen Klängen, Worten und Bildern. Ich träume von einer aufrichtigen Reflexion im Orden über den Einfluss des Internets auf unser Leben. Dass wir uns einig sind, dass wir uns mit der Abhängigkeit auseinandersetzen müssen. Ich träume von einem kontemplativen Leben in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt. (Europa)

 

Traum von Bildung

Obwohl Bildung kein Schlüsselwort der kommenden Bischofssynode ist, füge ich dieses Wort hier ein. Viele Träume haben dieses Thema angesprochen und auch in den zusammenfassenden Berichten der diözesanen Phase des synodalen Prozesses, die die Bischofskonferenzen aus der ganzen Welt an das Sekretariat der Synode geschickt haben, fällt auf, dass der Wunsch nach Bildung innerhalb des Volkes Gottes groß ist. Die Weitergabe des Glaubens zwischen den Generationen in einer Familie oder in einer religiösen Gemeinschaft ist nicht mehr selbstverständlich. Es fehlt uns an Unterscheidungsvermögen, Sprache, Ausbildung und sogar an Glauben, um das Leben weiterzugeben. Dies wirkt sich auch auf die Weitergabe des zisterziensischen Charismas aus.

Die Rolle der Gemeinschaft, der Region und des Ordens im Ausbildungsprozess besteht darin, jedem Bruder und jeder Schwester zu helfen, „die wesentlichen Elemente des zisterziensischen Weges zu integrieren“ (Konstitutionen 45.3). Wir müssen bereit sein, gro.zügige gegenseitige Hilfe anzubieten, um diese Ausbildung für alle Wirklichkeit werden zu lassen (vgl. Statuten 45.3.B).

Wenn wir durch dieses Fenster blicken, hören wir die Träume von einer guten Ausbildung für alle im Orden, nicht nur für die Personen in der Erstausbildung, sondern für alle, einschließlich der Oberen. Eine Ausbildung, die mehr als nur Philosophie und Theologie ist, sondern auch den Gemeinschaften hilft, materiell und wirtschaftlich zu leben.

– Eine gute monastische Ausbildung findet in Gemeinschaften statt, die die Tradition und den Dialog mit unserer heutigen Gesellschaft schätzen. Dies kann sicherlich im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen den Gemeinschaften, innerhalb des Ordens oder mit anderen Institutionen, religiösen oder nicht religiösen, geschehen. (Europa)

– Ich erinnere mich an ein gemeinsames Ausbildungsprogramm zwischen einer Gemeinschaft von Nonnen und einer von Mönchen. Ich träume davon, dass dies wiederholt werden kann. Austausch von Erfahrungen – wie das Experientia-Programm. Zwei oder mehr Gemeinschaften können sich gegenseitig ihre Erfahrungen per Post oder E-Mail schicken. Ich wünsche mir ein gemeinsames Ausbildungsprogramm für alle Gemeinschaften des Ordens. Ich möchte mein Wissen über das zisterziensische Charisma vertiefen (Asien).

– Wir haben Zugang zur Geschichte und zum Erbe des Ordens wie keine vorherige Generation. Ein großer Teil der grundlegenden Arbeit, die dies ermöglicht, ist das Ergebnis der Zusammenarbeit innerhalb der Zisterzienserfamilie und mit Laienexperten. Die Fülle des Materials, das heute für die Bildung/Ausbildung zur Verfügung steht, ist erstaunlich. Eine gewisse antiintellektuelle Haltung, die ich vorfand, als ich dem Orden zum ersten Mal beitrat, hat sich verringert. Dennoch gibt es immer noch eine Tendenz, das Interesse an diesem Bereich als zweitrangig im Vergleich zu den Notwendigkeiten des täglichen Lebens zu betrachten. (Nordamerika)

– Wir sprechen oft von einer Führungskrise im Orden. Mein Traum ist es, dass wir weiterhin nach Wegen suchen, wie wir durch unsere Ausbildungsprogramme die Qualitäten der Führung entwickeln können, die Qualitäten des Selbstbewusstseins, der Mitverantwortung, der Nachfolge, des guten Eifers, der Selbstaufopferung und der Kommunikationsfähigkeiten, die das Leben schenken. Die Wüstenv.ter schienen dafür begabt zu sein.

Mein Traum ist es, dass jedes Mitglied des Ordens begeistert ist und sich nach einer dynamischen Aus- und Weiterbildung sehnt, um unsere gemeinsame Vision zu stärken, damit unsere Gemeinschaften und die Kirche lebendig werden. (Nordamerika)

– In unserem Orden erleben wir heute zwei Hauptformen der Unsicherheit: die eine ist der Mangel an Berufung und die hohe Alterung im Westen, die andere ist der Mangel an gut ausgebildeten Mitarbeitern für unsere zisterziensische Wurzel in Afrika, wo die Berufung zum monastischen Leben derzeit einen Aufschwung erlebt. Diese beiden Realitäten bedrohen die Existenz und die Treue unseres Ordens; mit anderen Worten, sie begünstigen das Aussterben bzw. die Abstumpfung unseres Ordens. Die Lösung für diese prekäre Situation ist die Bildung einer Synergie zwischen dem Westen und Afrika (...) Ich erkenne daher die Bedeutung der Synergie für das Überleben und das Wachstum unseres Ordens im synodalen Prozess innerhalb jeder Gemeinschaft, in den inter-monastischen Gemeinschaften und zwischen dem Westen und Afrika an. Der Westen sollte in der Lage sein, bei der persönlichen Ausbildung in Afrika zu helfen, und die Afrikaner sollten in der Lage sein, Berufungen im Westen zu fördern, trotz der Enttäuschungen einiger Afrikaner, die zu Studienzwecken oder zum Auffüllen von Berufungslücken in der Vergangenheit entsandt wurden. Wir sollten uns jedoch nicht entmutigen lassen. Die Bildung von Synergien ... setzt das voraus, was Luke Timothy Johnson als „Kommunikation“ im Gegensatz zu „Abschottung“ bezeichnet, wenn eine symbolische Welt mit einer anderen in einer pluralistischen Gesellschaft interagiert, in der die eigene Identität jeder Gruppe respektiert wird. Die klösterliche Gemeinschaft, die sich verschließt, wird sterben. (Afrika)

– Unterstützung der Gemeinschaften in Afrika. Weiterbildung und Erstausbildung: Einheimische Lehrer aus anderen Kongregationen gewinnen, die unser christliches Leben anregen und somit unser Klosterleben integrieren.

Können wir eine Schule bekommen (Zisterzienserpatres, Benediktinerpatres und andere Studien)? Dies wird den synodalen Prozess ermöglichen. (Afrika)

– Dass Kurse und Konferenzen und andere Ressourcen für die Ausbildung im Orden in verschiedene Sprachen übersetzt und den verschiedenen Regionen angeboten werden. (Lateinamerika)

– Ich träume von der Schaffung einer gleichen Mentalität, die Kurse und den Austausch von Lehrern und Auszubildenden in den verschiedenen Gemeinschaften fördert. Ich träume von der Schaffung einer Klosterschule – online – die für alle Mönche und Nonnen zugänglich ist, um unsere ständige Weiterbildung zu stärken. (Lateinamerika)

 

Schlussfolgerungen

Noch einmal, dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den vorgetragenen Träumen! Sie wird dem Reichtum des Inhalts nicht gerecht, aber sie zeigt mir persönlich, wo die Stimme Gottes zu hören ist. Lassen Sie mich am Ende dieser Konferenz einige Ausblicke für die Zukunft geben. Zunächst war der Traum notwendig, um die Stimme Gottes zu hören, um zu erfahren, wohin Gott uns führen will. Schließlich, nachdem wir gesehen und erkannt haben, kommt die Zeit des Handelns.

Ihre Träume fordern mich in der kommenden Zeit heraus, zu tun, was ich tun muss:

– Der Wiederbelebung der kontemplativen Dimension unseres Charismas Priorität einzuräumen. Alles in unserem Leben sollte ein Ausdruck dieser Dimension sein, sogar eine Struktur wie das Generalkapitel. Diese kontemplative Dimension sollte Konsequenzen in der Gemeinschaft, der Teilnahme, der Mission und der Ausbildung nach sich ziehen. Ich werde unter anderem die Vorschläge für die Arbeitsweise des Generalkapitels prüfen. Eine erneute Diskussion über die Trennung von der Welt, den privaten Gebrauch von Kommunikationsmitteln, den Umgang mit Geld und Besitz und weiteres mehr.

– Vorrangige Förderung der Gemeinschaft untereinander durch offene und transparente Kommunikation auf allen Ebenen und unter Nutzung moderner Kommunikationsmittel. (Vorschläge zu Informationsaustausch [online], geistlichem Leben, Arbeit, gegenseitiger Hilfe, Ökologie usw.).

– Die Förderung der Beteiligung aller Mitglieder des Ordens hat Vorrang. In kreativer Treue zur Tradition sind neue Wege zu finden, die die Führungsstrukturen des Ordens offener und flexibler machen, indem sie eine bessere und gleichberechtigte Vertretung aller Teile der Welt und zwischen Mönchen und Nonnen anstreben. (Es folgen Vorschläge zum Generalabt und seinem Rat, zu den Unmittelbaren Müttern, zum Statut für die Begleitung schwacher Gemeinschaften, zur Arbeitsweise der Regionaltreffen, zur Zentralkommission, zum Ältestenrat usw.).

– Priorität für ein besseres Verständnis unserer Mission in der Kirche und in der Welt soll eingeräumt werden (Es folgen Vorschläge für den Austausch von Informationen über bewährte Praktiken; Förderung des Studiums der zisterziensischen Tradition und ihrer Bedeutung für heute; Suche nach einer Verbindung mit der Orts- und Weltkirche).

– Der Vertiefung der ganzheitlichen Ausbildung des gesamten Ordens muss Priorität eingeräumt werden, die Flamme unserer ersten Liebe ist neu zu entfachen und den Bedürfnissen der verschiedenen Regionen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Eine engere Zusammenarbeit zwischen dem Generalabt, seinem Rat und dem Generalsekretär für Ausbildung ist in dieser Hinsicht von großer Bedeutung (Es folgen Vorschläge für eine [Online-]Schule des zisterziensischen Lebens, die Online-Kurse anbietet, eine spezifische Ausbildung für Obere, Cellerare, Novizenmeister, Seelsorger; mehr Aufmerksamkeit für die Ausbildung in Bezug auf Missbrauch, Abhängigkeiten usw.).

Hier in diesem Turm, zusammen mit dem Ordensvater Benedikt, der diesen einen Lichtstrahl genoss, in dem alle Träume der Welt zusammenliefen, seufzte ich: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter“. Dennoch werde ich mich davon nicht entmutigen lassen und ich bitte Sie alle, mit mir zusammenzuarbeiten, um diese Prioritäten zu verwirklichen. Wie ich bereits sagte, ist es an der Zeit zu handeln und zu sehen, wie wir die Prioritäten in konkrete Aktionen umsetzen können. Ich zähle auf Ihre Hilfe dabei, im Gebet und in der Tat.

Der Traum zwischen Ihnen als Oberen war ein kleiner Anfang des synodalen Weges innerhalb des Ordens. Der Prozess geht weiter und muss zu einem Lebensstil auf allen Ebenen werden. Einige von Ihnen haben auch auf meine Bitte reagiert, in ihren eigenen Gemeinschaften zu träumen. Ich hoffe, dass viele folgen werden. Lassen Sie Ihre Brüder und Schwestern träumen! Träumen Sie von ihrem eigenen Leben, dem Leben ihrer Gemeinschaft und dem Leben des Ordens. Trauen Sie sich zu träumen, um die Stimme Gottes zu hören, damit Sie erkennen können, was wichtig ist und was von Ihnen verlangt wird.

Aber was noch wichtiger ist – und das ist letztendlich der Zweck des synodalen Prozesses – sind die Worte des heiligen Bernhard:

„Wir haben, liebe Brüder, eine Versammlung oder Synode der Körper (synodum corporum) gebildet, aber es bleibt uns noch eine größere Synode zu bilden: die Vereinigung der Seelen (coniunctio animarum). Denn es ist nicht lobenswert, mit dem Leib vereint zu sein, wenn wir im Geist gespalten sind; es ist nutzlos, sich an einem Ort zu versammeln, wenn wir in unseren Seelen uneins sind (...) ,Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen‘ (Mt 18,20), wenn sie wirklich im Namen Jesu versammelt sind, d.h. in der Liebe zu Gott und zum Nächsten: mit ihnen ist es gut, zusammen zu wohnen (Ps 132,1)“.

Mögen wir dies unter dem Schutz Marias, der Königin von Cîteaux, tun!

Ansprache an das Generalkapitel der Trappisten

4

Perspektiven

Papst Franziskus

Ansprache an das Generalkapitel der Trappisten

16. September 2022


 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag und herzlich willkommen!

Ich danke dem Generalabt für die Begrüssung und die einleitenden Worte. Ich weiß, dass Sie gerade den zweiten Teil Ihres Generalkapitels in der Portiunkula von Santa Maria degli Angeli abhalten: ein Ort, der so reich an Gnade ist, dass er sicherlich dazu beigetragen hat, Ihre Tage zu inspirieren.

Ich freue mich mit Ihnen über den Erfolg des ersten Teils des Kapitels, der am selben Ort stattfand und bei dem auch der neue Generalabt gewählt wurde. Sie, Pater Generalabt, haben sofort begonnen, die zwölf Regionen zu besuchen, in denen sich Ihre Klöster befinden. Ich denke gerne, dass dieser „Besuch“ mit der heiligen Sorgfalt durchgeführt wurde, die uns die Jungfrau Maria im Evangelium gezeigt hat: „Sie stand auf und ging schnell“, sagt Lukas (1,39), und dieser Ausdruck verdient es immer, betrachtet zu werden, damit wir sie mit der Gnade des Heiligen Geistes nachahmen können. Ich bete gerne zu der Jungfrau Maria, die es „eilig“ hat: „Muttergottes, Du hast es eilig, nicht wahr?“ Und sie versteht diese Sprache.

Der Pater Generalabt sagte, dass er auf dieser Reise „die Träume der Oberen sammelte“. Diese Ausdrucksweise hat mich beeindruckt und ich teile sie von ganzem Herzen. Sowohl, weil, wie Sie wissen, auch ich „Träumen“ in einem positiven, nicht utopischen, sondern planenden Sinn verstehe, als auch, weil es sich hier nicht um die Träume eines Einzelnen handelt, auch wenn es die des Generaloberen sind, sondern um ein Teilen, eine „Sammlung“ von Träumen, die aus den Gemeinschaften hervorgehen und die, wie ich annehme, in diesem zweiten Teil des Kapitels genauer unterschieden werden.

Sie lassen sich wie folgt zusammenfassen: ein Traum von Gemeinschaft, ein Traum von Partizipation, ein Traum von Mission und ein Traum von Bildung. Ich möchte Ihnen einige Gedanken zu diesen vier „Wegen“ vorschlagen.

Zunächst möchte ich sozusagen die Methode festhalten. Ein Hinweis, der aus dem ignatianischen Ansatz stammt, den ich aber im Grunde mit Ihnen, die zur Kontemplation in der Schule des hl. Benedikt und des hl. Bernhard berufen sind, gemeinsam zu haben glaube. Mit anderen Worten, es geht darum, all diese „Träume“ durch Christus zu interpretieren, uns durch das Evangelium mit ihm zu identifizieren und uns – in einem objektiven und kontemplativen Sinn – vorzustellen, wie Jesus von diesen Realitäten geträumt hat: Gemeinschaft, Partizipation, Mission und Bildung. In der Tat bauen uns diese Träume als Personen und als Gemeinschaften auf, da sie nicht unsere, sondern seine Träume sind, und wir nehmen sie durch den Heiligen Geist auf.

Und hier öffnet sich der Raum für eine schöne und lohnende spirituelle Suche: die Suche nach den „Träumen Jesu“, d.h. nach seinen größten Sehnsüchten, die der Vater in seinem menschlich-göttlichen Herzen erweckt hat. Hier, in diesem Schlüssel zur Kontemplation des Evangeliums, möchte ich mit Ihren vier großen Träumen in „Resonanz“ gehen.

Das Johannesevangelium überliefert uns das Gebet Jesu an den Vater: „Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, die habe ich ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind. Ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen sind in der Einheit und damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und dass du sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast“ (17,22-23). Dieses heilige Wort erlaubt uns, mit Jesus von der Gemeinschaft seiner Jünger zu träumen, unsere Gemeinschaft als „seine Gemeinschaft“ (vgl. Apostolische Exhortation Gaudete et exsultate, 146). Diese Gemeinschaft – es ist wichtig, dies klarzustellen – besteht nicht in unserer mehr oder weniger spontanen oder erzwungenen Uniformität, Homogenität, Kompatibilität; sie besteht in unserer gemeinsamen Beziehung zu Christus und in ihm zum Vater im Geist. Jesus hatte keine Angst vor der Vielfalt, die unter den Zwölf existierte, und daher brauchen wir auch keine Angst vor der Vielfalt zu haben, denn der Heilige Geist liebt es, Unterschiede zu wecken und sie in Harmonie zu verwandeln. Unser Partikularismus, unser Exklusivismus, ja, den müssen wir fürchten, denn er führt zu Spaltungen (vgl. Apostolische Exhortation Evangelii gaudium, 131). Daher befreit uns der Traum von Gemeinschaft, den Jesus selbst hatte, von Uniformität und Spaltungen, die beide sehr unschön sind.

Nehmen wir ein anderes Wort aus dem Matthäusevangelium. In einer Kontroverse mit den Schriftgelehrten und Pharisäern sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Was euch betrifft, so lasst euch nicht ,Rabbi‘ nennen. Ihr habt nur einen einzigen Herrn, und ihr seid alle Brüder. Nennt niemanden auf der Erde euren Vater; ihr habt nur einen Vater im Himmel. Lasst euch nicht Meister nennen, denn ihr habt nur einen Meister, den Messias“ (23,8-10). Hier können wir den Traum Jesu von einer brüderlichen Gemeinschaft betrachten, an der alle auf der Grundlage einer gemeinsamen kindlichen Beziehung zum Vater und als Jünger Jesu teilhaben. Insbesondere kann eine Gemeinschaft des geweihten Lebens ein Zeichen des Reiches Gottes sein, indem sie einen Stil der teilnehmenden Brüderlichkeit zwischen realen und konkreten Menschen bezeugt, die sich mit ihren Grenzen jeden Tag im Vertrauen auf die Gnade Christi dafür entscheiden, zusammen zu leben. Selbst die heutigen Kommunikationsmittel können und müssen in den Dienst einer realen – und nicht nur virtuellen – Teilnahme am konkreten Leben der Gemeinschaft gestellt werden (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 87).

Das Evangelium gibt uns auch den Traum Jesu von einer vollständig missionarischen Kirche: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,19-20). Dieses Mandat gilt für alle Mitglieder der Kirche. Es gibt keine Charismen, die missionarisch sind, und andere, die es nicht sind. Alle Charismen, insofern sie der Kirche gegeben werden, sind für die Evangelisierung des Volkes, d.h. missionarisch; natürlich auf unterschiedliche, sehr unterschiedliche Weise, je nach der „Laune“ Gottes. Ein Mönch, der in seinem Kloster betet, tut seinen Teil, um das Evangelium auf diese Erde zu bringen, um die Menschen, die hier leben, zu lehren, dass wir einen Vater haben, der uns liebt und dass wir in dieser Welt auf dem Weg zum Himmel sind. Die Frage ist also: Wie kann man ein Zisterzienser der strengen Observanz sein und gleichzeitig Teil einer „Kirche auf dem Weg“ (vgl. Apostolische Exhortation Evangelii gaudium, 20)? Sie sind auf dem Weg, aber es ist ein Weg nach draußen. Wie erleben Sie die „sü.e und tröstliche Freude des Evangelisierens“ (Paul VI, Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi, 75)? Es wäre schön, dies von Ihnen, den Kontemplativen, zu hören. Für den Moment genügt es, uns daran zu erinnern, dass „in jeder Form der Evangelisierung der Primat immer bei Gott liegt“ und dass „im gesamten Leben der Kirche immer gezeigt werden muss, dass die Initiative von Gott ausgeht, dass ,er uns geliebt hat‘ (1 Joh 4,10)“ (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 12).

Schließlich zeigen uns die Evangelien, wie Jesus sich um seine Jünger kümmert und sie geduldig erzieht, indem er ihnen in persönlichen Begegnungen die Bedeutung einiger Gleichnisse erklärt und das Zeugnis seines Lebensstils und seiner Gesten mit Worten beleuchtet. Wenn Jesus zum Beispiel, nachdem er seinen Jüngern die Fü.e gewaschen hat, zu ihnen sagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr tut, was ich euch getan habe“ ( Joh 13,15), träumt der Meister von der Ausbildung seiner Freunde auf dem Weg Gottes, der Demut und Dienst ist. Und wenn er kurz darauf sagt: „Ich habe euch noch viel zu sagen, aber jetzt könnt ihr es noch nicht ertragen“ ( Joh 16,12), stellt Jesus klar, dass die Jünger einen Weg zu gehen haben, eine Ausbildung erhalten werden, und er verspricht, dass der Ausbilder der Heilige Geist sein wird: „Wenn der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in die ganze Wahrheit führen“ (16,13). Es gibt noch viele weitere Hinweise aus dem Evangelium, die den Traum der Ausbildung im Herzen des Herrn belegen.

Ich fasse sie gerne als einen Traum von Heiligkeit zusammen und erneuere die Einladung: „Lassen Sie die Gnade Ihrer Taufe auf einem Weg der Heiligkeit Frucht bringen. Lassen Sie alles offen für Gott sein und wählen Sie ihn deshalb, wählen Sie Gott immer wieder neu. Lassen Sie sich nicht entmutigen, denn Sie haben die Kraft des Heiligen Geistes, um es möglich zu machen, und die Heiligkeit ist schließlich die Frucht des Heiligen Geistes in Ihrem Leben (vgl. Gal 5,22-23)“ (vgl. Apostolische Exhortation Gaudete et exsultate, 15).

Liebe Brüder und Schwestern, ich danke Ihnen für Ihr Kommen und wünsche Ihnen, dass Sie Ihr Kapitel auf die bestmögliche Weise abschließen können. Möge die Jungfrau Maria Sie begleiten. Ich segne Sie und alle Ihre Mitbrüder aus der ganzen Welt herzlich. Und ich bitte Sie, für mich zu beten.

Was das Lebendigste im heutigen Ordensleben ist

5

Perspektiven

Ainzane Juanicotena OCSO

Abtei Quilvo (Chile)

 

Was das Lebendigste im heutigen Ordensleben ist

 

„Wir haben den Geist seines Sohnes empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,15)

 


Alles, was lebensspendend ist, ist ein unverdientes Geschenk und das größte Geschenk, das ich vom Orden erhalten habe, das lebensspendendste, ist das Geschenk der Kindschaft.

Wie jedes Geschenk, das aus der Hand Gottes kommt, schmecken wir es in dem Bewusstsein, dass wir Sünder, Arme, Vergebene und Erlöste sind. Angenommen, wenn wir zum Vater zurückkehren, wie der verlorene Sohn (vgl. Lk 15,11-32), oder wie das Mädchen, zu dem er sagte: Talitha kumi (Mk 5,41) oder wie Lazarus, der aus dem Grab auferstand (Joh 11,44). Der Vater empfängt uns durch den Sohn, der in seinen sterblichen Tagen ausrief: „Niemand nimmt mir das Leben, ich gebe es freiwillig hin“ und der durch sein Leiden lernte zu gehorchen (vgl. Joh 10,18; Hebr 5,8).

Nun leben wir inmitten einer globalen Krise, in der das Leben fast unmerklich in eine erschreckende Trostlosigkeit geraten ist: eine Welt des Krieges, der Pandemien, des Hungers, des Todes, des Hasses, eine Welt des extremen Egoismus, desintegrierend und zersetzend.

Auch die Welt der technologischen Kommunikation hat ihre Flügel ausgebreitet und die Attraktionen sind augenblicklich, die Informationen sind schnell, leicht, reichlich und vielfältig. Wir können nicht alles verarbeiten, was uns angeboten wird, und es kommen weitere Angebote hinzu; wir passen uns allmählich einer vorbestimmten Art und Weise des Verhaltens in der Gesellschaft an. Wir hören auf zu denken, nach dem Jenseits zu fragen und nach dem Warum der Dinge, wir werden schläfrig, wir betäuben uns in der Gesellschaft, werden gleichgültig, wir verlieren die Lust am Leben, wir ziehen es vor, keine Probleme zu haben, keine Risiken einzugehen und wir verschließen uns der Idee, dass das Leben empfangen werden kann. Doch gleichzeitig gibt es im menschlichen Herzen eine Sehnsucht, die sich tief nach der Begegnung mit Gott sehnt und danach schreit. Eine Sehnsucht, die anerkennt, dass wir das Leben empfangen haben und es deshalb weitergeben können, denn niemand gibt, was er nicht hat... und nur wenn wir es weitergeben, kann das Leben in uns erhalten bleiben und sich auf andere ausbreiten. Weil wir Bild und Gleichnis Gottes sind (vgl. Gen 1,26), tragen wir in uns ein Siegel, das schreit und sich nach der Begegnung mit dem Schöpfer sehnt, eine ständige Bewegung in uns, die auf den Punkt der Begegnung zwischen Gott und mir durch eine Beziehung zwischen einem Du und einem Ich gerichtet ist. Folglich ist unser Leben für andere gedacht und nur durch andere können wir uns selbst begegnen.

Konkret sind wir aufgerufen, auf das Leben Gottes zu schauen, dafür zu kämpfen und ihm in anderen zu dienen, in jeder Schwestern und jedem Bruder der Gemeinschaft, mit dem anthropologischen Optimismus der Zisterzienser, der energisch bekräftigt, dass das letzte Wort über den Menschen niemals die Sünde sein wird, sondern das Geschenk Gottes, die Tatsache, dass er nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen ist.

Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, jeder Mensch trägt dieses Siegel in sich, weil Gott uns geschaffen hat und wir seine Kinder sind. Dies ist der tiefste Wunsch des menschlichen Herzens, Gott vollständig gegenüber zu stehen, sich Ihm in aller Freiheit anzuschließen.

Das Leben, das mit einem quälenden Wunsch begann und in einem konkreten Raum und einer konkreten Zeit, dem Heute, angesiedelt ist, beginnt durch das Erwachen unserer engen Beziehung zu Gott, durch das Geschenk der Kindschaft, die wir mit Ihm haben, Gestalt anzunehmen. Die Kindschaft wurde durch den Sohn Jesus Christus empfangen, der sein Siegel in jedem von uns, in jedem Atom unseres Seins und in der gesamten Schöpfung hinterlassen hat. Ein Siegel, das sich auf seinen Schöpfer beruft und uns für immer zu seinen Kindern macht.


Gemeinschaft von Quilvo. © AIM.

Wir sind Kinder Gottes, das ist das unauslöschliche Siegel, aber die Beziehung, die wir mit Gott haben, das Geschenk, Kinder Gottes zu sein, bildet sich durch die Beziehung zu konkreten Menschen an einem konkreten Ort. Die Kontemplation Christi, die direkte Beziehung zu Ihm im Hören, als Begegnung mit dem lebendigen Wort, ist die Grundlage, um die Beziehung zur Gemeinschaft, zum Abt und zum Orden in Glauben und Gehorsam leben zu können. Gestützt auf die Tradition des Ordens, die Bräuche des Hauses in der Kontinuität des Lebens, auf die konkreten Zeugen, die ihr Leben für uns gegeben haben und es heute geben, leben wir das Geschenk, unser Leben Gott in der Beziehung zu den anderen zu übergeben. Mein Gott hingegebenes Leben wird in der Liebe zu meinen Schwestern hingegeben, und das Geschenk, das ich von Gott empfange, wird von ihren Händen empfangen, meine Beziehung zu anderen spiegelt meine Beziehung zu Gott wider und umgekehrt.

Die Unentgeltlichkeit des empfangenen Geschenks, die Tatsache, dass ich mich von Gott geliebt weiß, ist meine Garantie, nichts geht verloren, wenn alles geschenkt wird; nur durch diese Danksagung erhält mein Leben Geschmack und Farbe. Mich als geliebte, freie, arme, sündige Tochter anzuerkennen, die Vergebung und Liebe braucht.

Das gemeinsame Leben, mit dem Blick auf ein einziges Ziel, Christus, ist eine Schule der Weisheit, eine starke Energie und die neue Antwort auf den Individualismus, der uns heute so sehr beeinträchtigt. Es ist der authentischste Ausdruck der Tatsache, dass wir für Beziehungen geschaffen wurden; nur durch andere kann ich wirklich sehen, wer ich bin und so auf Christus zugehen; der Spiegel der anderen ermöglicht es mir, mich selbst zu erkennen, mich in einer Realität zu verorten, meinen Weg zu beleuchten, um zu wissen, wo ich stehe, und gibt mir das Licht, das ich brauche, um die Bekehrung zu leben, die Gott von mir verlangt und die ich nur durch andere entfalten kann.

Die Kraft für diesen Impuls der Bekehrung besteht darin, mich als hilfsbedürftig zu erkennen und mich als Objekt der Barmherzigkeit zu wissen, unterstützt von Christus durch meine Schwestern in der Gemeinschaft, dies im konkreten Leben zu erkennen, das als Sprungbrett dient, um mich dazu zu bringen, das Geschenk des Gehorsams als Antwort auf eine empfangene Liebe zu leben.

Dieser Weg des Gehorsams „christifiziert“ mich, weil es die Art und Weise ist, wie der Sohn Jesus Christus ist. Es ist unsere Art zu lieben, die Bedingung für unsere volle Verwirklichung. Gehorsam ist unser Gebet, und damit dies möglich ist, muss man vor dem Geheimnis des fleischgewordenen Christus niederknien, entweder indem man es im Offizium lebt, indem man ihm in der Lectio zuhört, indem man es in der Stille betrachtet oder indem man den Dienst verrichtet, der jeden Tag von mir verlangt wird. Er ist der Weg, die Unterstützung und die Quelle unseres Glaubens an den fleischgewordenen Sohn Gottes.

Und damit dies möglich ist, muss der Gehorsam von einer Freude begleitet werden, einer Freude, die nicht künstlich ist, die nicht scheinbar ist, in der ich mich glücklich zeige, in der ich aber innerlich versinke, die auch nicht frei von Leiden ist, sondern eine Freude, die immer österlich ist, die aus dem Kreuz und der Herrlichkeit eines jeden Tages besteht. Wenn der Gehorsam nicht freudig gelebt wird, ist es kein wahrer Gehorsam; er muss von der Wurzel ausgehen, Kinder, Erben und Geliebte zu sein; und als Kinder sind wir frei, glücklich und bereit, diese Liebe auf die vollste Weise zu erwidern, wie Christus es tat und uns durch den Gehorsam gelehrt hat.

Das Vertrauen, die Gewissheit, eine Tochter Gottes zu sein, die in einer konkreten Zeit und einem konkreten Raum lebt, wo jede Sekunde eine neue Wiedergeburt zu einem vollen Leben mit Christus ist, ist die Atmung unseres Organismus, der Schlag unseres Herzens. In seiner Gegenwart zu leben, den Tagesablauf und die Gemeinschaft, die Gott mir gegeben hat, zu genießen, die Freude in uns selbst und in denen, die kommen, zu kultivieren, indem wir ihnen helfen, ihre persönliche und gemeinschaftliche Sehnsucht nach Glück und Wahrheit zu erkennen, die nicht in guten Regeln oder einer größeren Anzahl von Schwestern liegt. Es geht weiter, indem es die Qualität und Tiefe der Beziehung zu Christus sucht, die Frucht einer gemeinsamen Art zu fühlen und eines gemeinsamen Willens, um den Pfad der gegenwärtigen Fülle zu beschreiten und so alle zusammen zum ewigen Leben zu gelangen (RB 72,12).

Es geht nicht um Erfolg oder Abhängigkeit von den „geistlichen Früchten“ des Weges der Gemeinschaft, auch nicht um den Tod oder das Leben der Gemeinschaft, sondern um eine vollkommene Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. Ohne dieses Bewusstsein der Freude, auf Gott hin zu leben, werden wir trocken, geschmacklos, ohne Enthusiasmus. Wir verlieren den Funken, der uns das Leben begehren und als wahre Christen leben lässt; wir werden voll von Bitterkeit, dem Feind des Lebens. Denn wer wirklich lebt, ist bereit zu sterben. Wie oft klammern wir uns an unsere Sicherheiten und Muster, um nicht zu sterben, und vergessen dabei, nach dem Leben zu streben? Wir müssen mit dem Wunsch leben, Christus in seinem Leiden bis zur Auferstehung zu begleiten.

In unseren Herzen muss es eine Freude geben, die bereit ist, hervorzubrechen, um ein Leben zu leben, das offen für Neues ist, um uns als frei und damit offen zu erkennen, um Vergebung zu empfangen und zu geben. Offen sein für neue Formen, neue Ziele, mich selbst prüfen und sehen, dass die Dinge, die mir einst Leben gaben, es vielleicht schon nicht mehr vermitteln. Vorurteile abbauen, Risiken eingehen, etwas wagen, innovativ sein, sich nie einschränken, sich mit anderen identifizieren, jung mit den Jungen, Kind mit den Kindern, die Alten verehren. Suchen Sie immer nach dem Leben... Lassen Sie sich von anderen inspirieren!

Wie oft klammern wir uns an unsere Maßstäbe und können nicht die neue Gnade zulassen, die Gott uns in jedem Ereignis anbietet? Wie oft klammern wir uns an uns selbst und können das Gute in den Handlungen anderer nicht erkennen? Wie oft klammern wir uns an Strukturen und vergessen, dass die Strukturen dem neuen Leben dienen müssen, das durch den Heiligen Geist in unseren Weg eingeflößt wird? Wie viel Leid gibt es in der Welt... und wie oft bin ich nicht mitfühlend gegenüber der Schwester neben mir?

Wir müssen lernen wie der Sohn gelernt hat (vgl. Hebr 5,8-9), von jedem Ereignis und von anderen, mit all der Neuheit und Besonderheit, die sie auszeichnet, zu erkennen, dass der andere ein Beitrag in meinem Leben ist. Ich muss eine Quelle sein, die allen zur Verfügung steht, empfänglich sein und empfangen, indem ich offen für andere lebe und sie in jedem Moment liebe, ohne romantische Fantasien über das Gute, die unsere bösen Seiten kaschieren und unsere Notwendigkeit der Bekehrung verbergen, sondern realistisch. Ohne Kritik, Beschwerden oder Widerstand, sondern mit klarer Barmherzigkeit, indem wir sie wertschätzen und uns nicht von dem Bösen, das wir vielleicht begangen haben, mitreißen lassen, sondern an den guten Willen und das Verlangen nach dem Guten in jedem Bruder und jeder Schwestern glauben, die Gott in meine Nähe gebracht hat, glücklich, sie zu lieben und sie vollständig zu akzeptieren, so wie sie sind.

Und so lasse ich mich von den anderen machen und formen. Nur durch konkrete Personen, mit konkreten Namen und Gesichtern, kann ich mich von Gott formen lassen, nur durch die menschliche Vermittlung anderer kann ich Gott in mir wirken und Fleisch in mir annehmen lassen. Der andere ist das Sakrament des Willens Gottes in meinem Leben.

In kindlichem Gehorsam zu leben, konkret und gemäß dem Charisma unseres Ordens, in einer Gemeinschaft, unter einer Regel und einem Abt (RB 2), den Blick auf das ewige Leben gerichtet und mit der schmackhaften Würze des Glaubens, ist eine Lebensregel in unseren Klöstern. Die göttliche Sohnschaft wird Fleisch durch diese drei grundlegenden Säulen:

– Gemeinschaft: Dies ist der Ort, an dem ich mich vom Herrn durch die anderen machen lassen kann. Es ist die Körper-Kirche, in der die Begegnung mit Gott stattfindet, in der wir alle Glieder sind und Christus das Haupt ist. Unsere eigene Gemeinschaft ist der Leib Christi, es ist eine Klosterkirche, die in Gemeinschaft mit der Weltkirche lebt.

Es ist der Ort, an dem ich Vergebung empfange und das tägliche Leben, es ist der Ort, an dem mein Elend ans Licht kommt, an dem ich meine Schwächen, meine Grenzen und meine Sünden erfahre und an dem ich mich trotz meiner Armut unterstützt weiß und mich geliebt weiß. Es ist der Ort, an dem ich meine Flügel in Richtung Christus ausbreiten kann, durch den Dienst an anderen, durch Arbeit und Selbsthingabe.

– Abt/Äbtissin: Die Person, die den Platz Christi im Kloster einnimmt (RB 1), ist der Abt, die Äbtissin der Gemeinschaft, die lebt, um der Gemeinschaft zu dienen; und die Gemeinschaft bildet ihren Abt, ihre Äbtissin. Die Reinheit des Herzens ist grundlegend für meine Beziehung zu meinem Abt/meiner Äbtissin, die Wahrheit über mich selbst, um diese Beziehung zu leben, meine Bitterkeiten, meine Dunkelheiten, meine Inkonsequenzen, meine Lichter und meine Erfolge zu erkennen, in der Lage zu sein, ihm/ihr gegenüber transparent zu sein, mich als Sohn/Tochter dieser konkreten Person als Repräsentant Christi zu wissen.

– Die Regel: Sie ist die Lebensstruktur unseres Lebens; ihre Form ist christozentrisch und gibt uns die konkrete Art und Weise, das Evangelium zu leben – leben, nicht erfüllen! Weil alle unsere Handlungen eine Ausstrahlung auf die ganze Welt haben. Eine Ausstrahlung, die nicht von unserem Verdienst oder Mangel abhängt, sondern von der Begegnung mit Christus, wie es in Psalm 33,5 heißt: „Seht ihn an, dann werdet ihr strahlen“.

Die Radikalität unseres Lebens, um die Begegnung mit Christus aus einer konkreten Menschheit, Zeit und Welt heraus zu leben, stellt uns in die Begegnung mit unseren heutigen Brüdern und Schwestern. Im Hier und Heute, das auf die Ewigkeit blickt. Alle Elemente unseres Lebens treffen sich in dieser heutigen Realität. Zu tun, was ich tun muss, und dort zu sein, wo ich sein muss, das ist unser Angebot, das ist unser Gebet.

In unserem Orden können wir diese Aspekte erkennen. Spirituelle Vaterschaft und Mutterschaft werden gelebt, indem wir uns gegenseitig helfen und zeugen, aber sie sind immer auch eine Herausforderung.

Die Kindschaft, die wir Christus in jedem Moment anbieten müssen, ist ein lebendiges Zeugnis innerhalb des Ordens, die Beziehung zum Generalabt, zum Mutterhaus, zum unmittelbaren Vater, zu den Tochter- und Schwesterhäusern, die gegenseitige Abhängigkeit, wo der Atem jedes Herzens und des gemeinsamen Herzens Christus ist. Wir sind Kinder einer konkreten Gemeinschaft, die einem konkreten Orden angehört, der von einer soliden Struktur regiert wird, in der das, was immer dominiert, die kindliche Einheit der Liebe ist, die wir untereinander haben. Dies drückt die tatsächliche Tatsache aus, dass wir gezeugt werden, dass wir unsere Identität, unser Gesicht, aus den Händen eines anderen erhalten, der den Platz Christi einnimmt. Diese Kindschaft ist nicht sentimental, sondern evangelisch; daher ist sie ein Weg des Glaubens, der viel tiefer ist als der äußere Schein.

Die Liebe Christi für jeden von uns, sich selbst als von Gott geliebt zu erkennen und die Liebe Gottes in anderen zu erkennen und dies in der ewigen Gegenwart der täglichen Realität zu leben, ist das wertvollste Geschenk, das wir genießen können, das Leben selbst. In der gegenwärtigen Realität verwurzelt zu leben, mit dem klaren Bewusstsein, dass wir in ein vorübergehendes Leben eingetaucht sind, dessen endgültiges Ziel Gott ist.

Wir sind gekommen, um mit Christus zu leben, und der Tod des Ichs ist die Bedingung für das Leben; das Leben ist sprudelnd, erneuert, immer ein Geschenk, für das wir danken müssen, denn das größte Geschenk, das Gott uns gegeben hat, ist das Leben, und die Fähigkeit, es zu genießen, gibt uns den Frieden, bewusst und mit Freude das Gefühl unseres frei gewählten Schicksals anzunehmen, als Antwort auf eine Liebe, die uns liebt und uns zuerst erwählt hat (1 Joh 4,19).

Nur wenn wir selbst wachsen, können wir anderen helfen, in Christus zu wachsen und eine geistliche Vaterschaft oder Mutterschaft als Antwort auf die Tatsache, dass wir Töchter und Söhne Gottes sind, zu entfalten. Wir müssen wirklich in einer jenseitigen Welt leben, in der Träume Wirklichkeit werden, schon in der Gegenwart das Funkeln der Liebe Gottes sehen, die das Ganze des kommenden Lebens sein wird, das ist es, mit Christus vereint zu leben, den Blick auf Ihn gerichtet, den Alltag in diesem Licht zu bewältigen, mit dem Blick auf eine vollständige Verchristlichung in Ihm, mit allem und jedem gerichtet. Dankbar sein für das, was wir nicht verdienen, vergeben, was uns bereits vergeben wurde, und vor allem immer und in jedem Augenblick mit der Liebe lieben, die nur ein Kind Gottes verstehen kann, die Liebe Christi.


Möge die Jungfrau Maria uns mit ihrer mütterlichen Liebe zu einer innigen, kühnen, lebendigen und dankbaren Vereinigung mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist führen. Amen.

Eröffnungsansprache beim Generalkapitel der Zisterzienser

6

Perspektiven

Mauro Giuseppe Lepori OCist

Generalabt der Zisterzienser

 

Eröffnungsansprache

beim Generalkapitel der Zisterzienser

 


Sieben Jahre sind seit dem letzten Generalkapitel vergangen. Es waren keine leichten Jahre, sie waren geprägt von der Covid-19-Pandemie, der zunehmenden Fragilität unserer Gemeinschaften und einer Reihe von Rücktritten von Oberen aufgrund von schweren Unregelmäßigkeiten und Machtmissbrauch.

In der Zusammensetzung unseres Generalkapitels treffen wir auf viele neue Gesichter: sieben Abtpräsides haben gewechselt, und wir haben eine Kongregation mehr, die Kongregation der hl. Gertrud der Großen. Abtpräses Eugenio Romagnuolo von Casamari ist leider im April 2020 an Covid verstorben. Es gibt etwa 43 neue männliche und weibliche Superioren (etwa die Hälfte der Mitglieder des Generalkapitels), darunter 7 Administratoren. 13 Gemeinschaften haben aus verschiedenen Gründen ihren Status sui juris verloren. Bisher gibt es nur einen Oberen eines neuen Klosters sui juris, nämlich Phuoc Hiep in Vietnam. Einige große Superioren des Ordens haben ihren treuen Dienst beendet. Mutter Gemma Punk von Regina Mundi trat nach 75 Jahren als Oberin zurück. Wir wissen jetzt, dass sie länger als Königin Elizabeth „regiert“ hat! Mutter Rosaria Saccol, von San Giacomo di Veglia, legte ihr Amt als Äbtissin nach 51 Jahren nieder und kehrte am 23. November 2021 heilig zum Vater zurück. Mutter Irmengard Senoner aus Mariengarten beendete kürzlich ihren Dienst nach 39 Jahren als Äbtissin.

Ich möchte die Oberen nennen, die zusätzlich zu den bereits erwähnten in diesen Jahren zum Haus des Vaters zurückgekehrt sind: Der emeritierte Abtpräses der aufgehobenen Kongregation von Maria, der Mittlerin aller Gnaden, Dom Gerardus Hopstaken; der emeritierte Abtpräses der Kongregation der Heiligen Familie, Dom Jean Lam; der emeritierte Abtpräses der Kongregation von San Bernardo in Italien, Dom Ambrogio Luigi Rottini; Mutter Consolata von Frauenthal; Mutter Assunta von Santa Susanna; S. Abt Bao aus My Ca; Abt Christian aus Rein; Abt Denis aus Dallas; Mutter Presentación Muro aus Santo Domingo de la Calzada; Mutter Agnes aus Kismaros. Ein weiterer schmerzlicher Verlust für den Orden war der frühe Tod von Pater Sebastiano Paciolla am 22. Juni 2021. Innerhalb von sieben Jahren ist die Zahl der stimmberechtigten Mitglieder des Generalkapitels von 100 auf 87 gesunken. Die Zahl der Mitglieder des Ordens ist von etwa 2500 auf 2217 gesunken, und dies trotz einiger Länder wie Vietnam und einiger Gemeinschaften in Europa und den Vereinigten Staaten, die genügend Berufungen haben.

Wie ich dem Heiligen Vater bei meinem Treffen am 13. Juni sagte: „Wir gehen mühsamer, aber wir gehen mehr gemeinsam“. Franziskus antwortete mir, indem er ein afrikanisches Sprichwort zitierte: „Wenn du schnell gehen willst, gehe allein, aber wenn du sicher gehen willst, gehe mit anderen.“

Ja, ich denke, dass wir mehr zusammen gehen, aber nicht immer und nicht mit jedem. Letztendlich werden wir während dieses Generalkapitels sehen, ob ich dem Papst die Wahrheit oder eine fromme Lüge erzählt habe. Ich hoffe, dass Sie mich nicht zur Beichte zwingen werden!

 

Was ist der Zweck eines Generalkapitels?

Die Carta Caritatis wiederholt es seit 903 Jahren: „Sie sollen sich mit dem Heil ihrer Seelen befassen: Sie sollen Vorkehrungen für die Einhaltung der heiligen Regel oder der Vorschriften des Ordens treffen, wenn es etwas zu korrigieren oder hinzuzufügen gibt; sie sollen untereinander Frieden und Liebe wiederherstellen“ (CC VII,2). In dieser Hinsicht greift sie viele apostolische Ermahnungen auf, wie z.B. diejenige, die der Apostel Paulus an die Epheser richtete:

„Ich, der Gefangene im Herrn, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens! Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung in eurer Berufung: ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.(...) Wir aber wollen, von der Liebe geleitet, die Wahrheit bezeugen und in allem auf ihn hin wachsen. Er, Christus, ist das Haupt. Von ihm her wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt durch jedes Gelenk. Jedes versorgt ihn mit der Kraft, die ihm zugemessen ist. So wächst der Leib und baut sich selbst in Liebe auf." (Eph 4,1-6.15-16).

In all seinen Ermahnungen, die synodale Natur der Kirche wiederzubeleben, hilft uns Papst Franziskus, unser zisterziensisches Charisma gerade als einen „gemeinsamen Weg“ von Gemeinschaften wiederzuentdecken, die durch die gleiche Berufung, die gleiche Hoffnung, den gleichen Glauben und die gleiche Liebe verbunden sind. In meinen Briefen und einigen Vorträgen der letzten vier Jahre habe ich versucht, unter uns dieses synodale Bewusstsein unserer Berufung und Sendung zu fördern, unabhängig von den Unter-schieden in der Observanz und im Stil, die wir in unseren Gemeinschaften oder Kongregationen leben.

Dabei war mir die Teilnahme an verschiedenen Treffen der Kirche eine große Hilfe: die Bischofssynode 2018 über die Jugend, das Treffen im Vatikan im Februar 2019 zum Thema Missbrauch in der Kirche und der Beginn des synodalen Weges der gesamten Kirche am 9. und 10. Oktober 2021, der mit der Bischofssynode im nächsten Jahr seinen Höhepunkt finden wird. Eine weitere Herausforderung war die Überraschung, in den Exekutivrat der Union der Generaloberen gewählt worden zu sein, und die noch größere Überraschung, zum Vizepräsidenten dieser Union gewählt worden zu sein. Glücklicherweise ist dies keine Aufgabe, die mir viel abverlangt, aber sie hilft mir, aufmerksamer zu sein für das, was in der Weltkirche und in der Welt pulsiert. Ich habe versucht, den Orden an diesem Bewusstsein teilhaben zu lassen. Ich habe erkannt, wie sehr andere Orden auf unsere monastische Erfahrung und unsere Sensibilität bei der Bewältigung von Problemen und vor allem beim Leben der Sendung der Kirche achten. Es ist wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind, denn es ist nicht so sehr die Rolle des Generalabtes, die mich für diese Aufgabe qualifiziert, sondern die Berufung, die ich mit jedem von Ihnen teile.

In seiner Ansprache zu Beginn des synodalen Prozesses sagte Papst Franziskus vor genau einem Jahr:

„Gemeinschaft und Sendung laufen Gefahr, ziemlich abstrakte Begriffe zu bleiben, wenn wir nicht eine kirchliche Praxis pflegen, die die konkrete Realität der Synodalität in jedem Stadium des Weges und der Arbeit zum Ausdruck bringt und die effektive Beteiligung aller und jedes Einzelnen fördert. Ich möchte betonen, dass eine Synode zu feiern immer eine schöne und wichtige Sache ist, aber sie wird nur dann wirklich Früchte tragen, wenn sie zum lebendigen Ausdruck des Seins der Kirche wird, in einem Handeln, das durch echte Teilnahme gekennzeichnet ist. Dies ist kein Erfordernis des Stils, sondern des Glaubens: Teilhabe ist ein Erfordernis des Taufglaubens. Wie der Apostel Paulus sagt: , Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen‘ (1 Kor 12,13). Das ist der einzige Ursprung im kirchlichen Leib: die Taufe. Aus der Taufe, unserer Lebens-quelle, ergibt sich die gleiche Würde der Kinder Gottes in der Vielfalt der Ämter und Charismen. Daher sind alle dazu berufen, am Leben der Kirche und ihrer Mission teilzunehmen. Wenn es an einer echten Beteiligung des gesamten Volkes Gottes mangelt, besteht die Gefahr, dass die Reden über die Gemeinschaft nur fromme Absichten sind“ (Ansprache des Heiligen Vaters Franziskus vom 9. Oktober 2021).

 

An der Mission der Kirche teilhaben

 „Alle sind dazu berufen, am Leben der Kirche und an ihrer Mission teilzunehmen“, sagt Papst Franziskus. Ich möchte diesen Satz hervorheben, weil er uns bewusst macht, dass das Zusammenkommen und die gemeinsame Arbeit nicht nur eine Aufgabe für uns ist, sondern von einem universellen Geist beseelt sein muss. Gewiss, wie die Carta Caritatis von uns verlangt, müssen wir uns um das Heil unserer Seelen kümmern, die Einhaltung der heiligen Regel oder des Ordens anordnen, das Leben unserer Gemeinschaften korrigieren oder fördern und unter uns das Gut des Friedens und der Liebe wiederherstellen (vgl. CC VII, 2). Aber wenn wir bei all dem nicht an die Sendung der ganzen Kirche denken, d.h. wenn wir nicht an das Heil der ganzen Welt denken, wird all unsere Arbeit an uns selbst narzisstisch, steril und fruchtlos sein, nicht einmal für uns selbst. Weil unser Orden von Anfang an vereint geblieben ist und an seiner eigenen Bekehrung arbeitet, „in dem Wunsch, allen Mitgliedern des Ordens und allen Kindern der heiligen Kirche nützlich zu sein – prodesse illis omnibusque sanctae Ecclesiae filiis cupientes“ (CC I, 3). Die Kinder der Kirche bedeuten die gesamte Menschheit. Wir sind dazu berufen, Väter und Mütter, Brüder und Schwestern der gesamten Menschheit zu sein. Nicht für eine abstrakte Menschheit, sondern für die Menschheit, die in der heutigen Welt geboren wird, lebt, arbeitet, leidet und stirbt. Wir dürfen uns nicht unfruchtbar und nutzlos fühlen, wenn wir keine Berufungen haben oder ein Kloster schließen müssen.

Wir müssen uns unfruchtbar und nutzlos fühlen, wenn wir unsere Berufung ohne diese Leidenschaft für die gesamte Menschheit leben. Der Papst spricht immer von der „hinausgehenden Kirche“, d.h. von der missionarischen Leidenschaft, die die ganze Kirche dazu bringt, jedes desorientierte und von der Herde Christi entfernte Schaf zu erreichen. Auch wir müssen, unter Berücksichtigung der eher kontemplativen oder eher apostolischen Merkmale jeder unserer Kongregationen und Gemeinschaften, diese missionarische Ausstrahlung wiederfinden und neu beleben, damit wir lebendig bleiben und uns vor allem an der Freude des Evangeliums erfreuen können. Wie der Papst in Evangelii Gaudium schreibt:

„Jeder Christ und jede Gemeinschaft wird unterscheiden, welchen Weg der Herr verlangt, aber wir sind alle eingeladen, diesen Ruf anzunehmen: aus der eigenen Bequemlichkeit herauszutreten und den Mut zu haben, alle Ränder zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen“ (EG 20).

Manchmal werden wir düster und unzufrieden, empfindlich und launisch, einfach weil wir das Leid in der Welt vergessen, wir vergessen die Pandemie, die Armut, den Krieg, den Hunger, das sinnlose Leben so vieler Männer und Frauen, so vieler junger Menschen. Wir vergessen den unschuldigen Schmerz zu vieler Kinder, die Unsicherheit, in der viele Familien leben, die wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten, mit denen Laien konfrontiert sind. Wir vergessen die verfolgten Christen, wir vergessen die Märtyrer. Wir vergessen die Migranten. Wir vergessen die Traurigkeit der Sünder, die ihrem Erlöser nicht begegnen. Kurz gesagt, wir vergessen alle verlorenen Schafe, die keinen Hirten haben, d.h. wir vergessen das Mitgefühl Christi mit der Menschheit (vgl. Mk 6,34).

Wie oft, wenn wir, wie einige von Ihnen, mit ungelösten Problemen konfrontiert werden, wo Konflikte, Ansprüche, Ungehorsam, Untreue immer wieder neu entfacht werden, haben wir uns gesagt: Aber was hat das alles mit der Rettung der Welt zu tun und damit mit Christus, der gekommen ist, um zu leben, zu leiden, zu sterben und aufzuerstehen, um uns zu retten?

Aber es ist tröstlich zu sehen, dass die Mehrheit der Gemeinschaften und Einzelpersonen mit diesem missionarischen Bewusstsein lebt, und das macht ihr Leben groß und strahlend, selbst und besonders, wenn die Umstände, die Bedingungen, die Gesundheit sie zwingen, die Aktivität zu reduzieren. Diejenigen, die sehr lieben, auch wenn sie nichts tun können, handeln wie Gott!

Viele Brüder und Schwestern haben sozusagen ein „hinausgehendes Herz“, d.h. ein kirchliches, missionarisches Herz, auch und gerade wenn sie nur beten und vor allem alles für die Rettung der Welt aufopfern können. Es freut mich zu sehen, dass so viele junge Menschen in unseren Gemeinschaften diesen universellen Sinn für unsere Berufung haben, und das erfüllt mich mit Hoffnung.

Mit dieser Hoffnung eröffne ich unser Generalkapitel, zu dem wir den Heiligen Geist bereits angerufen haben und weiterhin anrufen werden, indem wir alles, was wir in diesen Tagen erleben, sagen, denken und fühlen, in Form einer Epiklese geschieht, worin alles dem Geist dargebracht wird, damit er Christus, den Erlöser, die Barmherzigkeit des Vaters, wie im Schoß Marias, der Mutter der Kirche, der Mutter von Cîteaux, verkörpern kann.

Der exemplarische Charakter des monastischen Lebens in der Geschichte

7

Meditation

Papst Benedikt XVI. (1927–2022)

in memoriam

 

Der exemplarische Charakter des monastischen Lebens in der Geschichte


Erst kürzlich wollte ich an den exemplarischen Charakter des monastischen Lebens in der Geschichte erinnern (vgl. Ansprache an die Welt der Kultur, Paris, 12. September 2008), indem ich betonte, wie einfach und doch wesentlich sein Ziel ist: quaerere Deum, Gott suchen und ihn suchen durch Jesus Christus, der ihn offenbart hat (vgl. Johannes 1,18), ihn suchen, indem Sie Ihren Blick auf die unsichtbaren Realitäten richten, die ewig sind (vgl. 2 Kor 4,18), in Erwartung der glorreichen Offenbarung des Erlösers (vgl. Tit 2,13).

Christo omnino nihil praeponere (vgl. RB 72,11; Augustinus, Enarr. in Ps. 29,9; Cyprian, Ad Fort 4). Dieser Ausdruck, den die Benediktusregel aus einer älteren Tradition übernimmt, drückt gut den kostbaren Schatz des monastischen Lebens aus, das bis heute sowohl im Westen als auch im christlichen Osten praktiziert wird. Es ist eine dringende Einladung, das monastische Leben so zu formen, dass es zum evangelischen Gedächtnis der Kirche und, wenn es authentisch gelebt wird, zum „Beispiel des Tauflebens“ wird (vgl. Johannes Paul II., Orientale lumen, Nr. 9). Aufgrund des absoluten Primats Christi sind die Klöster dazu berufen, Orte zu sein, an denen der Feier der Herrlichkeit Gottes Raum gegeben wird, an denen die geheimnisvolle, aber reale göttliche Gegenwart in der Welt angebetet und besungen wird, an denen versucht wird, das neue Gebot der Liebe und des gegenseitigen Dienstes zu leben, um so die endgültige „Offenbarung der Kinder Gottes“ (Röm 8,19) vorzubereiten. Wenn Mönche das Evangelium in radikaler Weise leben, wenn diejenigen, die sich ganz dem kontemplativen Leben widmen, in der Tiefe die bräutliche Vereinigung mit Christus pflegen, auf die die Instruktion dieser Kongregation Verbi Sponsa (1999) ausführlich eingegangen ist, kann das Mönchtum für alle Formen des religiösen Lebens und der Weihe eine Erinnerung an das sein, was wesentlich ist und was in jedem Taufleben den Vorrang hat: Christus zu suchen und nichts über seine Liebe zu stellen.

Der Weg, den Gott für diese Suche und Liebe vorgibt, ist sein Wort selbst, das in den Büchern der Heiligen Schrift in Fülle den Menschen zum Nachdenken angeboten wird. Die Sehnsucht nach Gott und die Liebe zu seinem Wort nähren sich daher gegenseitig und bringen im monastischen Leben die unaufschiebbare Notwendigkeit des opus Dei, des studium orationis und der lectio divina hervor, die das Hören auf das Wort Gottes, begleitet von den großen Stimmen der Tradition der Väter und Heiligen, und dann das Gebet, das von diesem Wort geleitet und unterstützt wird, ist. Die jüngste Generalversammlung der Bischofssynode, die letzten Monat in Rom zum Thema „Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche“ stattfand, erneuerte den Aufruf an alle Christen, ihre Existenz im Hören auf das Wort Gottes, das in der Heiligen Schrift enthalten ist, zu verwurzeln, und lud insbesondere die Ordensgemeinschaften und alle geweihten Männer und Frauen ein, das Wort Gottes zu ihrer täglichen Nahrung zu machen, insbesondere durch die Praxis der lectio divina (vgl. Elenchus praepositionum, Nr. 4).

Liebe Brüder und Schwestern, wer in ein Kloster eintritt, sucht dort eine spirituelle Oase, in der er lernen kann, als wahrer Jünger Jesu in einer ruhigen und ausdauernden geschwisterlichen Gemeinschaft zu leben, wobei er auch mögliche Gäste wie Christus selbst willkommen heißt (vgl. RB 53,1). Dies ist das Zeugnis, das die Kirche vom Mönchtum auch in unserer Zeit verlangt.

Wir rufen Maria, die Mutter des Herrn, die „Frau des Hörens“, die nichts über die Liebe des Sohnes Gottes stellt, der aus ihr geboren wurde, an, damit sie den Gemeinschaften des geweihten Lebens, insbesondere den monastischen Gemeinschaften, hilft, ihrer Berufung und Sendung treu zu bleiben. Mögen die Klöster immer mehr zu Oasen des asketischen Lebens werden, wo man die Faszination der bräutlichen Vereinigung mit Christus spürt und wo die Entscheidung für das Absolute Gottes von einem ständigen Klima der Stille und Kontemplation umgeben ist. Während ich Sie dafür meines Gebets versichere, erteile ich Ihnen allen, die an der Vollversammlung teilnehmen, denjenigen, die in Ihrem Dikasterium arbeiten, und den Mitgliedern der verschiedenen Institute des geweihten Lebens, insbesondere denen des gänzlich kontemplativen Lebens, von ganzem Herzen den Apostolischen Segen. Möge der Herr über jeden Einzelnen die Fülle seines Trostes ausgießen.

Copyright 2008 - Libreria Editrice Vaticana

Verhinderung von Missbrauch in Frauengemeinschaften

8

Aktuelle Fragen

Isabelle Jonveaux

Soziologin, Universitär Graz


 Verhinderung von Missbrauch in Frauengemeinschaften

Strukturen der Gemeinschaften hinterfragen

 


Das thema Missbrauch, insbesondere von Priestern an Kindern, ist derzeit in den kirchlichen Nachrichten allgegenwärtig. Das Thema des Missbrauchs von Nonnen und Ordensschwestern hat dagegen länger gebraucht, um in den Medien sichtbar zu werden. In Europa ist das Thema vor allem durch eine Dokumentation des Fernsehsenders ARTE im Jahr 2019 in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit getreten. Der Kampf der Ordensschwestern gegen diesen Missbrauch und dafür, ihn in den Blickpunkt der Kirche zu rücken, begann jedoch schon viel früher und war mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Als Soziologin des Klosterlebens bin ich während meiner Untersuchungen, die ich seit 2004 in Europa und seit 2013 in Afrika durchgeführt habe, mit mehreren Missbrauchssituationen konfrontiert worden. Aber Missbrauch beginnt in der Regel nicht mit sexuellen Übergriffen, sondern Autoritätsmissbrauch und spiritueller Missbrauch bereiten in gewisser Weise den Boden vor.

Da ich keine Psychologin bin, arbeite ich nicht mit den Opfern oder den direkten Fällen von Missbrauch, sondern frage nach den Strukturen, die den Missbrauch ermöglichen. Ich versuche, die strukturellen Elemente zu beleuchten, die die Tür für diese manchmal unsichtbaren Missbräuche öffnen. Es geht hier natürlich nicht darum, dass alle Frauengemeinschaften unterschiedslos die gleichen Risiken bergen, sondern vielmehr darum, Funktionsweisen zu identifizieren, die Autoritätsmissbrauch, spirituellen oder sexuellen Missbrauch begünstigen können.

 

1. Die Strukturen der Frauengemeinschaften hinterfragen

 

Ich identifiziere hier fünf Ebenen von Strukturen, deren Kombination Formen des Missbrauchs ermöglichen und eventuell das Schweigen der Opfer begünstigen.

Interne Struktur der Autorität in Frauengemeinschaften

Bei meinen Untersuchungen wurde mir klar, dass die Autoritätsstrukturen in Frauengemeinschaften im Vergleich zu Männergemeinschaften im Durchschnitt strenger sind. Die Autorität ist viel stärker auf die Figur der Oberin konzentriert. Wenn ich in Nonnengemeinschaften eine Schwester um etwas bat, z.B. um ein Gespräch, erhielt ich oft die Antwort: „Da müssen Sie die Mutter Äbtissin fragen“, während die Männer eher in der Lage waren, mir ihre eigene Antwort zu geben. Diese Autoritätsstruktur führt zu dem, was die Zisterzienserin Michaela Pfeifer als „Anstaltsmentalität“[1] bezeichnet, bei der die Schwestern nicht mehr für sich selbst sorgen, sondern ihren gesamten Erwachsenenwillen an die Oberin abtreten. Warum wird Gehorsam in Gemeinschaften unterschiedlich gelebt, die doch, wenn man z.B. die Gemeinschaften der Benediktinerregel nimmt, die gleiche Regel leben? Die amerikanische Benediktinerin Shawn Carruth hebt hervor, dass Gehorsam in der Kirche als eine spezifisch weibliche Tugend entwickelt wurde, die in einer patriarchalischen Struktur mit Demut verbunden wurde:

„In der patriarchalischen Struktur wird Gehorsam begründet, indem man ihn denjenigen schenkt, die Macht als Kontrolle verstehen. Die Frauen ziehen sich ins Schweigen zurück, anstatt ihre eigene Realität und ihr eigenes Verständnis der Welt zum Ausdruck zu bringen. [...] Die den Frauen auferlegte Demut lehrt sie, eine untergeordnete Position und den Stempel der Unbeholfenheit zu akzeptieren, der ihnen von den patriarchalen Voraussetzungen aufgedrückt wird.“[2]

Die strengeren Autoritätsstrukturen in den Frauengemeinschaften sind also in diesem Sinne ein Überbleibsel der früheren männlichen Autorität über die Frauenklöster.

Institutionelle hierarchische Strukturen und Betreuungssysteme

Aufgrund der bestehenden institutionellen hierarchischen Strukturen steht die Mehrheit der Frauengemeinschaften unter der Autorität männlicher Oberer. Viele von ihnen sind direkt der Jurisdiktion des Bischofs unterstellt. In einigen gemischten Orden werden die weiblichen Gemeinschaften systematisch von männlichen Gemeinschaften begleitet, während die männlichen Gemeinschaften immer von männlichen Gemeinschaften begleitet werden. Die Autoritätsstrukturen beziehen sich auch auf die Entscheidungsfindung und die Verwaltung von Eigentum. Darüber hinaus wird in einigen Diözesen die Beschäftigung von Nonnen durch spezielle Verträge geregelt, in denen den Schwestern weniger bezahlt wird als Laien oder Ordensmännern, welche die gleiche Arbeit verrichten.

Beziehungen zwischen männlichen und weiblichen Gemeinschaften

Die Geschlechterbeziehungen zwischen männlichen und weiblichen Gemeinschaften sind in den Ereignissen des täglichen Lebens zu beobachten, insbesondere in der unterschiedlichen Stellung, die männlichen Vorgesetzten eingeräumt wird. So saßen z.B. bei einer Feier in einem Benediktinerkloster in Österreich, zu der Vertreter der benachbarten Klöster eingeladen waren, die Äbte mit den Mönchen im Chor, während die Priorin des benachbarten Benediktinerinnenklosters samt einigen Schwestern im Kirchenschiff platziert wurde. Wie ein österreichischer Benediktiner in einem Interview bedauerte, ist es immer noch selten, dass Schwestern bei Exerzitien für Mönche predigen, während die Exerzitien für Nonnen überwiegend von Männern übernommen werden. Darüber hinaus ist es auch in Europa üblich, dass apostolisch ausgerichtete Schwestern im Dienst von Priestern oder männlichen Gemeinschaften stehen, z.B. im Haushalt und in der Küche, was klar eine ungleiche Beziehung ausdrückt. Einige Frauengemeinschaften wurden sogar zu diesem Zweck gegründet.

Beziehungen zwischen Schwesterngemeinschaften und Priestern

In einigen Frauengemeinschaften, insbesondere in den neuen Gemeinschaften, bleibt die Figur des Priesters eine unbestreitbare Autorität. Dies bedeutet, dass ein Priester, der sich einer Schwester gegenüber unangemessen verhalten hat, nicht in Frage gestellt wird. So erzählte mir eine österreichische Schwester einer neuen Gemeinschaft, die inzwischen ausgetreten ist, dass die Schwestern alles unterbrechen mussten, was sie gerade taten, wenn ein Priester die Gemeinschaft besuchte, nur um ihm zu dienen.

Räumliche Strukturen und Organisation des Raumes

Räumliche Strukturen können manchmal den Missbrauch oder das darauf folgende Schweigen begünstigen, insbesondere in Bezug auf die Orte, an denen die Schwestern die Priester treffen, aber auch in Bezug auf die Art und Weise, wie die Autorität des Priesters in der Kirche inszeniert wird. Ich habe zum Beispiel in einer neuen Gemeinschaft beobachtet, dass das Presbyterium etwa zwei Meter über dem Chor des Schwesterngestühls liegt, während andere Frauengemeinschaften ihre Kapelle umgestalten, um eine größere Gleichheit zwischen dem Priester und den Schwestern sowie zwischen der Liturgie des Wortes und der Eucharistie am Altar während der Messe herzustellen.

 

2. Schwestern in Ordensstrukturen

Die zweite Ebene der Fragestellung betrifft die Stellung der einzelnen Schwester in diesen Strukturen. Die Strukturen der Autorität und des Gehorsams wirken sich auf drei Ebenen aus: intellektuell, spirituell und körperlich.

a. Intellektuelle Ebene

Der Missbrauch von Autorität ist leichter, wenn die Verteilung von Wissen ungleich ist. Bei meinen Untersuchungen stellte ich fest, dass der Zugang von Mönchen und Nonnen zum Studium sehr ungleich verteilt ist. Der größere Zugang der Mönche zum Studium hängt in erster Linie mit der Funktion des Priesters zusammen, die mindestens fünf Jahre Philosophie und Theologie voraussetzt. So haben 95% der Benediktinermönche in Österreich mindestens einen Masterabschluss. Nonnen haben größere Schwierigkeiten beim Zugang zu Studien und Ausbildung, entweder weil einige Orden traditionell eine demütige Ablehnung des Studiums gepflegt haben (wie die Klarissen), oder weil die strengere Klausur der Frauengemeinschaften den Zugang zu Studien außerhalb des Klosters erschwert. Ein Mangel an intellektueller Ausbildung und Wissen kann zu verschie-denen Formen des Missbrauchs führen. Eine Trappistin in Afrika, die am Unterricht eines Psychologen teilgenommen hatte, sagte mir in einem Interview:

„Manchmal gibt es bei uns Dinge, die nicht in Ordnung sind, weil man sein Recht nicht kennt. So habe ich erlebt, wie die Äbtissin Vorschriften erlässt, die nicht richtig sind. Manchmal ist es die Schwester, die Recht hat. [...] Aber weil die Äbtissin nicht recht weiß, was die Grenzen ihrer Rechte sind, oder weil die Schwestern nicht weiß, wie sie sich wehren kann, wird sie die Angelegenheit stillschweigend erdulden. Aber nach den Ausführungen des Psychologen versteht man besser, dass es manchmal bestimmte Dinge gibt, die man zwar auf sich nimmt, die man aber nicht erdulden sollte.“

Mangelndes Wissen über die Rechte von Professschwestern, Novizinnen oder Oberinnen kann zu Missbrauchssituationen führen, die vom Opfer nicht als solche erkannt werden. Studien oder andere Schulungen können dazu beitragen, solche Auswüchse zu reduzieren.

b. Spirituelle Ebene

Im weiblichen Ordensleben wird die geistliche Autorität sowohl von der Oberin als auch von dem Spiritual getragen, der für die geistliche Begleitung der Schwestern verantwortlich ist. Spiritueller Missbrauch kommt vor allem dann ins Spiel, wenn sektiererische Entgleisungen oder Missbrauch von Autorität religiös gerechtfertigt werden. Im Rahmen von Schwesterngemeinschaften tritt diese Form des Missbrauchs insbesondere dann auf, wenn der Priester, der die Gemeinschaft oder einzelne Schwestern begleitet, eine unbestreitbare Autorität ist und der geistliche Begleiter oder Beichtvater von der Oberin vorgeschrieben wird. Wenn die geistliche Macht in einem Nonnenkloster auf einen einzigen Priester konzentriert wird, besteht ein erhöhtes Risiko des geistlichen Missbrauchs.

c. Körperliche Ebene und Intimität

Die körperliche Ebene der Intimität in den Autoritätsstrukturen des weiblichen religiösen Lebens ist diejenige, die am kritischsten für die Möglichkeit der Verwirklichung verschiedener Formen des Missbrauchs erscheint. Der Verzicht auf Besitz führt in vielen Klöstern normalerweise zum Fehlen eines persönlichen Bankkontos. Je nach Konfiguration erhalten die Mönche und Nonnen ein Taschengeld, um das zu kaufen, was sie brauchen, können sich in einem Depositorium oder Lager bedienen oder bitten um das, was sie brauchen. Umfragen haben gezeigt, dass die Konstellation, in der absolut alles erbeten werden muss, in Nonnenklöstern häufiger vorkommt. Es ist auch häufiger der Fall, dass die Nonnen die Ökonomin und manchmal sogar die Oberin schriftlich bitten müssen, was sie benötigen. Dieses System wird problematisch, wenn es die Intimsphäre der einzelnen Schwestern berührt. So sagte die bereits erwähnte österreichische Schwester, dass sie sich zehn Jahre lang ohne Seife gewaschen habe, da nur eine Art Seife verfügbar war und sie keine andere haben konnte. Die Frage wird noch intimer, wenn es um die Menstruationshygiene geht. Diese Schwester berichtete auch, dass nur eine Art von Monatshygiene angeboten wurde und es nicht möglich war, eine andere zu verlangen. Auch ein Benediktiner in Kenia, der eine Schwesterngemeinschaft, die ich untersuchte, spirituell begleitet, erzählte mir, dass die Schwestern schriftlich um alles bitten müssen, was sie benötigen. Diejenigen, die sich nicht trauen, nach Menstruationshygieneprodukten zu fragen, müssen sich mit dem behelfen, was sie finden können, trotz der Risiken für ihre Gesundheit. Die Kontrolle des Körpers in seiner Intimsphäre wird nun zu einer Form der Askese, die nicht nur nicht mehr plausibel ist, sondern auch einem Missbrauch von Autorität gleichkommt. Der Körper und die Intimität sind daher besonders zentrale Orte, um die Risiken des Missbrauchs von Autorität in Frauenklöstern zu beobachten, die für die Nonnen zu einer Enteignung ihres Körpers führen und zu anderen Arten von Missbrauch führen kann.

 

Schlussfolgerung

 

Dies ist ein kurzer Überblick über die verschiedenen Ebenen von Strukturen in Frauengemeinschaften, die zu Autoritätsmissbrauch, spirituellem oder sexuellem Missbrauch führen können. Das bedeutet zwar nicht, dass dadurch Missbrauch „systematisch“ verankert ist, da dieser ja konkret von bestimmten Personen begangen wird. Die Verhinderung von Missbrauch verschiedener Art, der intern in den Gemeinschaften oder durch Priester oder Ordensleute an Schwestern begangen wird, muss allerdings auch die Strukturen hinterfragen. Die meisten der genannten Strukturen sind ein Erbe jahrhundertelanger männlicher Dominanz in der Kirche und einer Spiritualität des Gehorsams und der Demut, die in Frauenklöstern besonders ausgeprägt ist und die dazu neigt, den freien Willen zu unterdrücken. Diese Strukturen zu hinterfragen bedeutet daher einerseits, die Faktoren zu beleuchten, die Fehlentwicklungen begünstigen können und zum Teil zweifellos Auswirkungen auf die Nachwuchssituation haben. Andererseits sollten aber auch die Bemühungen einiger Gemeinschaften gewürdigt werden, die ihre Strukturen an heutige Bedingungen anpassen und so die Risiken von Missbrauch verringern.

Von der Gnade, an einer Neugründung teilzunehmen, und der Erfahrung der Rückkehr

9

Témoignage

Dom Robert Igo, osb

Abbé d’Ampleforth (Royaume-Uni)

 

Von der Gnade, an einer Neugründung

teilzunehmen, und der Erfahrung der Rückkehr

 

Als ich 1995 gebeten wurde, nach Simbabwe zu gehen und ein Kloster zu gründen, hatte ich fünf gute Gründe, mich für ungeeignet zu halten. Glücklicherweise hörte ich auf die Stimme des Heiligen Geistes und sagte: „Ja“. Wenn ich auf die Stimme des Zweifels und der Angst gehört hätte, wäre mir die größte Gnade meines Lebens entgangen. Vier Jahre sorgfältiger Vorbereitungen durch die Gemeinschaft von Ampleforth führten die Mönche zu einem Schritt im Glauben, aber nur wenige verstanden wahrscheinlich ganz und gar, was diese Entscheidung bedeuten würde, insbesondere diejenigen, die gebeten wurden, die Gründung vorzunehmen. Es gibt keine Bücher, die die Grundregeln für die Gründung eines Klosters klar beschreiben. Es ist wirklich eine Reise im Glauben.

Eine Gründung ist alles andere als einfach und wie eine Geburt verläuft sie chaotisch, schmerzhaft, voller Angst und Vorfreude, aber gleichzeitig auch lebensverändernd. Was haben mich 25 Jahre gelehrt? Die einfache und wahre Antwort ist, dass ich mehr gelernt habe, als ich in einer kurzen Betrachtung sagen kann. Der Aufenthalt in Simbabwe hat meinen Geist und mein Herz geöffnet und meinen christlichen Glauben und mein Verständnis des klösterlichen Lebens vertieft.

Von Anfang an gingen wir nach Simbabwe mit Respekt für die neue Kultur, die wir annahmen. Wir lernten schon früh, flexibel und kreativ zu sein und uns offen zu halten für das, was uns die tägliche Erfahrung zeigte. Wir waren jedoch davon überzeugt, dass wir uns über das Wesentliche der klösterlichen Berufung, die wir mit anderen teilen wollten, klar sein mussten: ein Leben des Glaubens, das auf dem Wort Gottes basiert und von der Regel geleitet wird. Ein Leben, das durch den Gottesdienst genährt wurde und in einer starken Gemeinschaft gelebt wurde, die von der Arbeit ihrer eigenen Hände lebte. Wir fühlten, dass wir einen Samen zu säen hatten, der „klösterliche Weisheit“ genannt wurde, und dass unsere Priorität darin bestand, zuzuhören und über den Boden zu lernen, in den dieser Samen gelegt werden sollte. Zuhören und die Bereitschaft zu lernen waren Schlüsselwerte.

Noch bevor wir simbabwischen Boden betraten, begannen wir, uns auf das Wesentliche zu besinnen und die verschiedenen Elemente der Benediktusregel zu überdenken. Diese gemeinsame Reflexion führte uns zu der Überzeugung, dass wir eine „lernende“ Gemeinschaft sein müssen, um in der Lage zu sein, andere zu formen. Aus diesem Grund legten wir großen Wert darauf, zu einer echten Gemeinschaft von Brüdern zu werden, einer Familie, die nicht nur gemeinsam betete, sondern auch gemeinsam arbeitete, indem sie die Verantwortung für die Küche, die Reinigung, die Instandhaltung usw. selbst übernahm. Wir waren der Meinung, dass unser Zusammenleben das der wichtigste Beitrag unserer Evangelisierung sei. Wir beschlossen, zehn Jahre lang keine Bewerber in unsere Gemeinschaft aufzunehmen, um uns Zeit zu geben, die Sprache und die Kultur zu lernen und gemeinsam eine Familie aufzubauen, in die sich andere integrieren konnten.


Hauskapelle des Klosters Christ the Word, Macheke, Simbabwe. © AIM.

Bei dem Versuch, eine solche Gemeinschaft zu werden und sich gleichzeitig an eine andere Kultur anzupassen, waren die Beziehungen nicht immer angenehm oder gelassen. Dies erforderte Zeit, Toleranz, Fehler, Missverständnisse und Durchhaltevermögen. Menschen werden nicht unbedingt zu einer Gemeinschaft, nur weil sie Seite an Seite im selben Gebäude leben. Wir mussten uns ständig daran erinnern, dass die Gemeinschaftsdimension Priorität hatte und dass unser Apostolat auf dieser soliden Grundlage aufbauen würde.

Das Nachdenken und Reflektieren über Bildung war ein weiteres Geschenk. Durch unsere Überlegungen wurde uns klar, dass wir vor allem das Leben und nicht nur Gewohnheiten weitergeben wollten. Ich lernte auf praktische Weise das Risiko kennen, Menschen in eine Gruppe einzuladen, anstatt sie auf einen Weg der Nachfolge zu führen. Diese gemeinsame Reflexion war selbst ein lebenswichtiges Training für die Gemeinschaft. Schließlich entstand unser Schulungsdokument „Ein Leben der Transformation“, und in einem realen Sinne hatte die gesamte Gemeinschaft diese Schulung übernommen.

Eine dritte bereichernde Erfahrung war die Beziehung zur Ortskirche und zur Umgebung, in der wir lebten. Durch die bei uns oder anderen Orten angebotenen Exerzitien, durch den Austausch mit unseren Besuchern und das Vertrauen, das uns die Bischöfe entgegenbrachten, fühlten wir uns als Teil der Ortskirche und konnten daher die Herausforderungen und Probleme, mit denen andere konfrontiert waren, viel besser einschätzen. Dies galt auch für die Menschen in der Umgebung. Unsere karitativen Aktivitäten (Unterstützung bei der Finanzierung des Schulbesuchs von Kindern, Essen für bedürftige Familien, etwas medizinische Hilfe), die wir leisten konnten, trugen dazu bei, eine echte Beziehung zu den Einheimischen aufzubauen. Die Menschen in der Region kannten das Kloster und die Mönche. Wir waren ein Teil ihres Lebens.

Eine Reise des lebendigen Glaubens in einer Umgebung, in der der Glaube vibrierend, lebendig und wachsend war, war aufregend und voller Herausforderungen, aber auch nicht ohne Probleme. Jeden Tag mussten wir Gott vertrauen. Was ich bei meiner Rückkehr nach Europa vorfand, war eine Kirche, die oft müde und überaltert wirkt. Eine Kirche, die durch ihre Infrastruktur gebunden zu sein scheint, die um sich selbst kreist. Eine Kirche, in der die Gespräche eher über zurückgehende Zahlen als über Zukunftsoptionen geführt werden. Die Rückkehr zu einem Kloster mit langer Tradition, das sesshaft, größer und mit einer Übergangszeit konfrontiert ist, war nicht immer einfach. Der Kontrast zwischen einer kleinen, sich entwickelnden Gemeinschaft, die Spontaneität und Familiensinn zuließ, und einer Gemeinschaft, die von institutionellen Lebensstilen geprägt war, verlangte von mir Geduld, Demut und Sensibilität. Vergleiche sind nie hilfreich, wenn sie dazu führen, dass eine Sache einer anderen vorgezogen wird. Ich habe gelernt, Unterschiede zu respektieren und sie als Chance und nicht als Bedrohung zu sehen. Ich habe meine Gemeinschaft immer geliebt, ob in Simbabwe oder in Ampleforth. Tatsächlich ist eine der größten Lektionen, die ich gelernt habe, dass das Wichtigste die Qualität unseres Zusammenlebens ist, egal wo wir uns befinden. Das Zeugnis, das wir für den Glauben geben und die Fürsorge, die wir füreinander aufbringen, sind unser Zeugnis für das Evangelium des Lebens. Mein Aufenthalt in Simbabwe in einem jungen und sich entwickelnden Kloster hat mich jedoch träumen lassen.

Ich träume also von einer Klosterfamilie, nicht nur von einer Ansammlung von Mönchen, die im selben Gebäude leben. Eine Familie, die sich für das Evangelium begeistert und eine lebendige Begegnung mit Jesus schätzt. Jünger Jesu, deren Gebetsleben eine Tür ist, die sie und andere in den großen Durst nach Gott und dem Dienst an der Welt hineinzieht. Eine Gemeinschaft von Brüdern, die die individuellen Gaben, Bedürfnisse und Grenzen jedes einzelnen Familienmitglieds anerkennt, indem sie sich auf kreative und praktische Weise umeinander kümmert und daran arbeitet, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen. Eine Gemeinschaft, in der Liebe nicht nur ein frommes Wort ist, sondern eine gelebte und empfundene Erfahrung. Eine Gemeinschaft, in der wir daran arbeiten, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen.


Tagung des AIM-Rates in der Abtei Ampleforth (November 2022). © AIM.

Ich träume von einer klösterlichen Gemeinschaft, die gastfreundlich und offen für andere ist, insbesondere für diejenigen, die auf der Suche nach Glauben, Sinn und Zweck sind. Söhne des heiligen Benedikt, die in der treuen Ausübung der Gelübde das erste Werkzeug der Evangelisierung sehen und die eine echte Mission haben, andere in eine Beziehung mit Christus einzuführen. Eine Gemeinschaft, die eine dynamische geistliche Ressource für die Diözese und darüber hinaus ist und die nach Gelegenheiten sucht, den Glauben mit einer Vielfalt von Menschen zu feiern. Eine Gemeinschaft, die heilig sein will und andere dazu ermutigen möchte, es ihr gleich zu tun. Eine Gemeinschaft, die ihr Leben voll und ganz leben möchte.

Das ist es, was mir meine Erfahrung in einer Neugründung geschenkt hat: die Fähigkeit, von etwas anderem zu träumen; meine Erfahrung bei der Rückkehr dorthin, wo meine Berufung begann, jetzt als Abt, ist es, diesen Traum demütig mit anderen zu teilen.

Sr. Josephine Mary Miller

10

Zeugen dür das Monastische Leben

Sr. Marie-Paule Bart OCBE

Bernhardinerin von Esquermes

 

Sr. Josephine Mary Miller

(1948-2022)



Josephine Mille wurde am 16. April 1948 in Exeter, Devon, geboren. Als sie noch sehr jung war, zogen ihre Eltern an die Ostküste und ließen sich in Southend-on-Sea, Essex, nieder. Diese Stadt an der Mündung der Themse betrachtete sie als ihre Heimat. Sie sollte ihr ganzes Leben lang eine tiefe Verbundenheit zu diesem Ort behalten. Die Familie bestand aus drei Töchtern: Josephine war die zweite Tochter, vor ihr kam Elizabeth und ihr folgte Anne. Alle drei besuchen die St. Bernard’s Convent High School in Westcliffon- Sea. Diese Schule wird von den Bernhardinerinnen von Esquermes geführt.

Josephine kam zum ersten Mal mit den Bernhardinerinnen in Kontakt, als sie vier Jahre alt war und die Lindisfarne Preparatory School besuchte, eine kleine Grundschule, die ebenfalls von den Bernhardinerinnen geleitet wird. Nach ihren eigenen Angaben begann sie schon sehr früh, den Wunsch zu haben, Ordensfrau zu werden. Mit 18 Jahren, im September 1966, trat sie in das Noviziat bei den Bernhardinerinnen im Kloster Notre-Dame de La Plaine in Frankreich ein. Sie beschreibt dieses Erlebnis wie folgt:

„Ich trat in das Noviziat in Frankreich unmittelbar nach dem Konzil ein, als man gerade erst anfing, von aggiornamento zu sprechen, und Inkulturation noch ganz unbekannt war. Als Engländerin und sehr jung war ich unfähig zu unterscheiden, was monastisch und zisterziensisch war, was französischer Lebensstil, was sich ändern konnte und sollte, ich war verloren; dazu mit einer sehr weisen und heiligen Novizenmeisterin, die jedoch mehr als dreimal so alt war wie ich. Unsere Gespräche waren ziemlich kurz! Und doch nahm der Herr die Dinge in die Hand; er ließ mich die Adventsantiphonen entdecken, dann die O-Antiphonen, dann die Responsorien der Weihnachtsvigilien, auf Latein, und ich war auf dem Weg. Meine Liebe zur Liturgie, dann zur Bibel und dann zum klösterlichen Leben entstand aus dieser Erfahrung.

Meiner Meinung nach war das, was ich Ihnen beschrieben habe, eine sehr zisterziensische Erfahrung, auch wenn ich mir dessen zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht bewusst war. Der Herr ergriff die Initiative, er belebte einen Glauben, der zu schwanken begann, er gab mir eine erste Erfahrung geistlicher Freude, er lehrte mich, das Wort Gottes zu schmecken und zu genießen, ohne den Verstand zu vernachlässigen, auch wenn dieser nur der Ausgangspunkt war. Es war eine zisterziensische Erfahrung: menschlich, spirituell und sehr einfach.“

Eine Erfahrung, auf der sie ihr ganzes Leben aufbauen wird, indem sie geduldig, beharrlich und in aller Einfachheit in dieser Furche weitergräbt.

In der Tat liebte Schwester Josephine Mary das klösterliche Leben, das sie mit Herz, einfach und authentisch lebte. Sie liebte die Liturgie, von der sie sich täglich nährte: die Lesungen, Antiphonen und Orationen waren fest in ihrem Gedächtnis verankert und prägten ihr tägliches Leben. Sie nahm an der Gemeinschaftsliturgie als Vorsängerin (sie hatte eine schöne Stimme) und als Leiterin teil. Aus diesem Grund spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Erneuerung der Liturgie der englischen Bernhardinerinnen in den Jahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Ihr Glaube war tief und ihr geistliches Leben wurde von ihrer Leidenschaft für die Schriften des heiligen Bernhard genährt.

Obwohl sie in der Gemeinschaft eine gewisse Zurückhaltung bewahrte, besaß Schwester Josephine Mary eine natürliche moralische Autorität, die von ihren Mitschwestern geschätzt und respektiert wurde. Sie schenkte den Menschen große Aufmerksamkeit und war eine gute Zuhörerin. Daher suchten Schwestern, Oblaten, Freunde, andere Klostervorgesetzte und Kleriker anderer Konfessionen ihren Rat, schätzten ihre Begleitung und schätzten ihre Unterstützung. Sie wollte für jeden das Beste und ermutigte sie auf ihrem spirituellen und menschlichen Weg.

Sie war ausgesprochen sprachbegabt und unterrichtete zunächst in St. Bernard’s Convent, Westcliff-on-Sea, und dann in Slough, bis sie 1990 zur Generalpriorin gewählt wurde. Sie war eine große Pädagogin, eine gute Lehrerin und eine gute Oberin, die es verstand, das Beste aus anderen herauszuholen, indem sie ihnen Vertrauen schenkte und gleichzeitig hohe Ansprüche an sie stellte. Von 1978 bis 1990 diente sie dem Orden als Novizenmeisterin in Slough, dann als Generalpriorin von 1990 bis 2008 und als Priorin in Hyning von 2008 bis 2020.

Als Generalpriorin trug sie die schwierige Last der Umstrukturierung in Frankreich, die auf den Rückgang der Berufungen zurückzuführen war: Schließung eines berufsbildenden Gymnasiums, Rückzug der Gemeinschaft aus Cambrai und Übergang der Schule in diözesane Trägerschaft. Auch in England musste die Entscheidungsfindung begleitet werden, die zum Rückzug der Gemeinschaft der St Bernard’s Convent Grammar School in Slough führte, die der Diözese übertragen wurde, und zur Gründung einer Gemeinschaft in Brownshill in Gloucestershire. Auch in Japan war es aufgrund der Überalterung der dortigen Gemeinschaft an der Zeit, die Schulen an eine andere Kongregation zu übergeben und die Gemeinschaft an einem anderen Ort neu zu gründen. Noch schwieriger war die Sorge um die Gemeinschaften von Goma und Buhimba während der Ereignisse von 1994 in Ruanda und die darauf folgende Flucht der Schwestern von Buhimba im Jahr 1996, von denen einige wochenlang nicht auffindbar waren, so weit entfernt vom Generalat. Sie begleitete und unterstützte auch die Suche nach einem neuen Ort in Afrika und die Gründung des Klosters Notre- Dame de Bafor in Burkina Faso.

Am Ende ihres Mandats nahm sie den Wunsch der Schwestern in Japan auf, dass der Orden ein weiteres Kloster in Asien gründen möge, damit das Charisma der Zisterzienserinnen-Bernhardinerinnen auf diesem Kontinent erhalten bleibt und das Kloster in Japan, wenn es verschwinden sollte, noch einen neuen Keim ins Leben rufen konnte. Es war die nächste Generalpriorin, die dies vollständig umsetzte.

Schwester Josephine Mary schrieb, als sie die Jahre Revue passieren ließ:

„Sie waren eine sehr bewegte Zeit... Unser Glaube und unsere Hoffnung wurden auf die Probe gestellt, manchmal sehr hart, und wir sind uns ziemlich sicher, dass es so weitergehen wird... Wir müssen suchen, wir müssen schrittweise und gemeinsam die Wege entdecken, die wir gehen müssen. Wir könnten leicht aufgeben und uns entmutigen lassen; mir scheint, dass der Herr uns eher einlädt, durchzuhalten, mehr zu beten, unseren Glauben zu reinigen, zu vertrauen und gemeinsam etwas sehr Bescheidenes, aber Authentisches aufzubauen.“

Die verschiedenen Dienste, um die sie gebeten wurde, zunächst in der Gemeinschaft und innerhalb des Ordens, dann außerhalb und über die Grenzen hinaus, ermöglichten es ihr, die Früchte ihrer Erfahrung mit der klösterlichen Welt weit und brüderlich zu teilen: Referentin bei Konferenzen und Sitzungen, Leiterin der gemeinschaftlichen Unterscheidung, Begleiterin bei zahlreichen regelmäßigen Besuchen sowohl bei den Zisterziensern als auch bei den Benediktinern, Mitglied mehrerer „Hilfskommissionen“, Referentin bei der Tagung der Ausbilder von OSB und Zisterziensern in Rom, zehn Jahre im Rat der AIM, davon fünf Jahre im Exekutivkomitee.

Für sie sollten die Gemeinschaften offen für die Diözese und die Weltkirche leben und auf die Veränderungen in der Welt achten: Als Frau des Glaubens, die fest in Christus verwurzelt war, sah sie die Veränderungen unserer Zeit klar und deutlich, ohne Defätismus. Im Jahr 2003 sagte sie zu den englischen Klosteroberen Folgendes:

„Diese sich schnell verändernde Situation, die uns bedrohlich erscheint, ist in Wirklichkeit eine große Gnade, wenn wir nur genug Glauben haben, um sie so zu betrachten. Wir sind gezwungen, unsere Prioritäten neu zu definieren und uns zu fragen, wie wir konkret die Suche nach Gott in unserem täglichen Leben an die erste Stelle setzen können.

Mit anderen Worten, es bedeutet, anzuerkennen, dass Gott uns durch das, was wir als ,Verminderungen‘ erfahren, dazu einlädt, die Werte seines Königreichs deutlicher zu machen, Werte, die unsere Welt sehen muss.“

Nach 18 Jahren im Generalpriorat wurde sie zur Priorin von Hyning in England ernannt. Dort setzte sie die gleiche Art von Diensten fort: Leiterin der Kommission zur Überarbeitung der Konstitutionen des Ordens, Vorsitzende der Union der Klosteroberen des Vereinigten Königreichs und Irlands (UMS), Begleiterin mehrerer Gemeinschaften auf dem Weg der Entscheidungsfindung für eine neue Zukunft, apostolische Visitatorin einer belgischen Gemeinschaft usw.

Im Jahr 2018, als sie noch Priorin war, wie immer sehr aktiv im Dienst ihrer Gemeinschaft, des Ordens und der Kirche, wurde bei ihr Krebs diagnostiziert. Von Anfang an wurde ihr gesagt, dass er nicht heilbar sei. In den letzten vier Jahren ihres Lebens begegnete sie ihrer Krankheit mit Klarheit. Mutig und fest auf den Herrn gestützt, wenn sie schwere Verantwortung trug, war sie auch während der Krankheit die gleiche. Ihr starker Glaube an die Auferstehung und die friedliche Annahme des Willens Gottes im Laufe ihres Lebens halfen ihr in den letzten Wochen. Ihre reiche und starke Persönlichkeit wurde milder und einfacher während ihres letzten Priorats, dem Höhepunkt eines Lebens, das so gro.zügig in der Schule des Dienstes für den Herrn verbracht wurde. Sie starb friedlich am 16. Februar 2022 im St. John‘s Hospice in Lancaster, bereit, dem Herrn zu begegnen, den sie so treu geliebt, ersehnt und gedient hatte.

Seliger Dom Columba Marmion

11

Zeugen für das Monastische Leben

Réginald-Ferdinand Poswick OSB

Abtei Maredsous


 Seliger Dom Columba Marmion

(1858-1923)

 


Die Benediktinergemeinschaft von maredsous hat das Privileg, unter ihren Mitgliedern ihren 3. Abt (1909-1923) zu haben, der von der Weltkirche im großen Jubiläumsjahr 2000 als „selig“ anerkannt wurde.

Joseph Marmion, ein 1858 in Dublin geborener Ire, war zunächst Priester in der Diözese von Dublin, nachdem er in Rom ein brillantes theologisches Studium absolviert hatte. Durch einen belgischen Studienkollegen wurde er auf das Kloster Maredsous aufmerksam gemacht und war begeistert von diesem Kloster, das für die katholische Erneuerung am Ende des 19. Jahrhunderts stand. Er trat 1886 in Maredsous ein. Ab 1899 wurde er zur Verstärkung des Gründerteams der Abtei Mont César/Kaisersberg in Löwen (Leuven) geschickt. Hier entwickelte er seine Fähigkeiten als Prediger und geistlicher Leiter und wurde insbesondere Beichtvater, Vertrauter und Freund des späteren Primas von Belgien, Kardinal Désiré-Joseph Mercier (1851–1926). Als Abt von Maredsous (gewählt im September 1909) musste er mit Umsicht alle Probleme eines großen und wachsenden Klosters bewältigen.

Bereits 1917 wurde eine schriftliche Fassung seiner geistlichen Vorträge unter dem Titel „Christus, das Leben der Seele“ veröffentlicht. Dieser Sammlung folgten zwei weitere: „Christus in seinen Geheimnissen“ und „Christus, unser Ideal“. Diese Schriften hatten einen großen Einfluss auf die geistliche Ausbildung von Seminaristen, Geistlichen, Ordensleuten und engagierten Laien durch eine Darstellung des christlichen Glaubens, die sich auf die Person Jesu Christi konzentrierte und fest in der Heiligen Schrift verankert war.

Der Kern seiner Botschaft: das Bewusstsein zu schärfen, dass der Getaufte sofort und wirklich ein Kind Gottes in Jesus Christus werden kann.

Nach dem Krieg von 1914-18 gründete er zusammen mit der Abtei Mont-César (Löwen) und der Abtei Saint-André (Brügge) die belgische Benediktinerkongregation der Verkündigung in Abgrenzung von der deutschen Kongregation von Beuron, die Maredsous (1920– 1922) gegründet hatte. Dom Marmion leitete noch die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Gründung von Maredsous am 15. Oktober 1922, starb jedoch am 30. Januar 1923 an einer Grippeepidemie.

Sein Seligsprechungsprozess wurde 1957 in der Diözese Namur eingeleitet. Der Leichnam wurde 1963 vom Klosterfriedhof in eine der Seitenkapellen der Abteibasilika überführt. Während eines Besuchs an diesem Grab im Jahr 1965 wurde eine amerikanische Frau durch ein Wunder von Krebs geheilt. Die Seligsprechung von Dom Columba Marmion durch Papst Johannes Paul II. fand am 3. September 2000 in Rom statt. Die liturgische Feier seines Festes wurde von Rom auf den 3. Oktober festgelegt. Immer mehr Pilger kommen zu seinem Grab, um ihn anzurufen, oder beten zu ihm auf der ganzen Welt.

Eine jährliche Publikation („Le Courrier du Bienheureux dom Columba Marmion“) hält alle Interessierten über Informationen, Veröffentlichungen und Ereignisse rund um diese Persönlichkeit auf dem Laufenden, die nunmehr offiziell seitens der katholischen Kirche verehrt werden darf.


Auszug aus „Christus, das Leben der Seele“

Jesus versprach uns: „Ich werde euch den Heiligen Geist senden“; „Er selbst wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ ( Joh 14,26). Der Geist der Wahrheit „erinnert uns an die Worte“ Jesu. Was bedeutet das? Wenn wir die Taten Jesu Christi, seine Geheimnisse betrachten, kommt es vor, dass ein Wort, das wir oft gelesen und wieder gelesen haben, ohne dass es uns besonders beeindruckt hat, plötzlich eine übernatürliche Bedeutung bekommt, die wir vorher nicht kannten. Der Heilige Geist, der in der Liturgie als „Finger Gottes“ bezeichnet wird, graviert und meißelt gewissermaßen dieses göttliche Wort in die Seele; es bleibt für immer dort, um ein Licht und ein Handlungsprinzip zu werden; wenn die Seele demütig und aufmerksam ist, wird dieses göttliche Wort dort sein Werk tun, still, aber fruchtbar.

 

Die Quelle des inneren Friedens

Ich wünsche mir sehr, dass Sie Ruhe und Frieden erlangen können. Der beste Weg, diese Ruhe zu erlangen, ist die absolute Ergebenheit in den heiligen Willen Gottes: das ist die Region des Friedens... Versuchen Sie, nichts zu wünschen und Ihr Herz an nichts zu binden, ohne es vorher Gott dargebracht und in das Heilige Herz Jesu gelegt zu haben, um es in Ihm und mit Ihm zu wollen.

Einer der Hauptgründe, warum wir den Frieden der Seele verlieren, ist, dass wir etwas wünschen, unser Herz an etwas binden, ohne zu wissen, ob Gott es will oder nicht; und wenn dann ein Hindernis unseren Wünschen im Wege steht, werden wir unruhig, verlassen die Übereinstimmung mit dem Heiligen Willen und verlieren den Frieden.

Wenn wir treu sind und jeden Tag eine mehr oder weniger lange Zeit, je nach unseren Fähigkeiten und Pflichten, dem Gespräch mit dem himmlischen Vater widmen, um diese Inspirationen zu sammeln und auf die „Ermahnungen“ des Geistes zu hören, dann werden die Worte Christi, die Verba Verbi (die Worte dessen, der das Wort ist), wie Augustinus sie nennt, sich vermehren, die Seele mit göttlichem Licht überfluten und Quellen des Lebens in ihr öffnen, damit sie immer daraus trinken kann. So erfüllt sich das Versprechen von Jesus Christus: „Wenn jemand durstig ist, komme er zu mir und trinke; wer an mich glaubt, aus dessen Leib werden Quellen lebendigen Wassers fließen“. Und Johannes fügt hinzu: „Damit meinte er den Heiligen Geist, den alle bekommen würden, die an Jesus glauben“ (Joh 7,39).

Das Mariakloster von Tautra

12

Geschichte und Erbe

Hanne-Maria Berentzen OCSO

Kloster Tautra (Norwegen)

 

Das Mariakloster von Tautra: Von alten Ruinen zu einem modernen Kloster

 


„Willkommen zurück“, sagten die Einheimischen, als wir im Februar 1999 auf der ehemaligen Klosterinsel Tautra ankamen, um das erste Zisterzienserkloster in Norwegen seit der Reformation im Jahre 1537 zu gründen. „Wir wissen nicht, was ein Kloster ist, aber wenn es existieren soll, muss es hier sein“, hatte der Bürgermeister unserer Stadt gesagt, als er 1992 von einer Unterstützungsgruppe für ein zukünftiges Zisterzienserkloster in Norwegen hörte, die jeden Tag um 18.00 Uhr für dessen Verwirklichung betete.

Schwester Ina Andresen OCSO von Notre-Dame de la Coudre in Laval, Frankreich, hatte ein Jahr in Norwegen verbracht und fühlte sich berufen, das zisterziensische Leben in ihr Heimatland zurückzubringen. Bei einem kurzen Einkehrtag am 29. Juli 1991 zum Hochfest des heiligen Olaf, dem Nationalheiligen Norwegens, teilte sie ihre Vision mit, als mehrere Leute sich fragten, wie es ihr erlaubt worden war, ihr Klausurleben zu diesem Anlass zu verlassen. Alle antworteten mit dem Wunsch, jeden Abend um 18.00 Uhr für eine zisterziensische Gründung in der Zukunft zu beten, so Gott will.

Im folgenden Jahr, am Hochfest des heiligen Olaf, kamen der neue König und die Königin in unsere Stadt Frosta, um die zweite Hälfte ihrer Reise an der Küste zu beginnen und die Menschen zu begrüßen (Frosta war das Zentrum einer unserer ältesten gesetzgebenden Versammlungen, seit mindestens dem 8. Jahrhundert). Der Bürgermeister sollte die Rede halten und als er an diesem Morgen die Zeitung aufschlug, sah er die Schlagzeile: „Ein neues Kloster in Tautra“. Keine großen Neuigkeiten, nur die Tatsache, dass eine Architekturstudentin den Ort für ihre Diplomarbeit ausgewählt hatte. Aber in unserer Region war es ein Erfolg. Ein neues Kloster auf Tautra? Wirklich? Die Zeitung zitierte die Leiterin der Unterstützergruppe, die für ein Kloster betete: „Wir wissen nicht, was ein Kloster ist, wir beten einfach, dass es eines Tages sein wird“, sagte sie. Das reichte dem Bürgermeister.

Einige Monate später zog Schwester Ina in einen alten Bauernhof neben den Ruinen des Zisterzienserklosters Tautra, das 1207 in Lyse, in der Nähe von Bergen, gegründet wurde (Lyse war ab 1146 eine Gründung von Fountains in England). Im folgenden Sommer kam Schwester Marjoe Backhus von der Abtei Notre-Dame du Mississippi, Dubuque, Iowa (USA), dazu. Ihre kleine klösterliche Erfahrung endete ein Jahr später, als Schwester Ina krank wurde. Aber ein Samen war gesät worden. Die Selbsthilfegruppe zählte nun einige hundert Mitglieder, die weiterhin beteten. Die Äbtissin von Marjoe, Mutter Gail Fitzpatrick, hatte Tautra besucht und glaubte, dass Gott etwas in Norwegen wollte. Bevor ihre Gemeinschaft 1998 einstimmig für eine Gründung in Norwegen stimmte, beschloss der Gemeinderat von Frosta ebenfalls einstimmig, die Nonnen zu unterstützen, wenn sie in ihre Stadt zurückkehren würden.

Mit ihrer Hilfe kauften wir das Anwesen mit kleinen Bauernhöfen auf dieser Insel inmitten des breiten Fjords von Trondheim, nur 20 Minuten zu Fuß von den mittelalterlichen Ruinen entfernt, die sowohl vom katholischen als auch vom lutherischen Bischof von Trondheim unterstützt wurden.


Luftbild von Kloster Tautra.

Wir waren sieben Gründerinnen, fünf davon aus dem Mutterhaus in Dubuque. Schwester Ina aus Laval und ich, ebenfalls eine gebürtige Norwegerin, aus Mount St. Mary‘s Abbey, Wrentham (USA). Mutter Gail bat uns, ein Jahr zu warten, bevor wir einen Architekten auswählten und mit dem Bauprozess begannen. Das war wichtig. Das Leben in traditionellen norwegischen Holzhäusern machte uns allen klar, dass wir nicht mit Ziegeln oder Beton bauen wollten, sondern mit Holz – und, wenn möglich, mit Stein. Die schönen rosafarbenen Steine, die wir in den Mauern der Ruinen gesehen hatten, waren zu teuer. Nachdem wir mehrere Jahre mit drei Architekten zusammengearbeitet hatten, entschied sich Jan Olav Jensen, der das Kloster entwarf, die Fassade mit Schiefer zu verkleiden, was wir uns leisten konnten: ein Kloster aus Holz mit einer Fassade aus Schiefer.

Sieben Jahre in den alten Häusern zusammengepfercht waren schwer zu leben, aber sie machten uns zu einer einzigen Gemeinschaft. Den Hof zwischen den Häusern für jedes Büro den ganzen Tag über zu überqueren, brachte uns das Klima und die starken Winde der Insel näher. Als unser Architekt elf Innengärten im Kloster vorschlug, hielten wir dies für eine ausgezeichnete Idee. Unsere Finanzen reduzierten das Projekt auf sieben, was mehr Licht in das Haus brachte und uns in Verbindung hielt. Wenn Sie alleine in der Küche oder im Hauswirtschaftsraum arbeiten, können Sie über den Garten blicken und andere Schwestern an ihrem Arbeitsplatz sehen.

Wir haben lange gearbeitet, um uns auf einen Vorschlag für die Gestaltung der Kirche zu einigen. Wieder und wieder sagten wir: „Nein, nicht dieser Entwurf “. Bis schließlich der Architekt eine Kirche vorschlug, die in ihrer Form den Scheunen unserer Nachbarn ähnelte, aber mit einem Glasdach auf gekreuzten Balken, die schachbrettartige Schatten warfen. Da sagten wir: „Ja“. Unser Projektmanager warnte uns, dass es im Winter kalt und im Sommer heiß sein würde. Aber wir sagten trotzdem „Ja“. Wir wollten, dass die Kirche sich deutlich abhebt, dass sie ein Leuchtturm auf dieser flachen Insel ist. Mit dem Glasdach spiegelt sie die vielen Gewächshäuser in unserer Stadt wider, wie ein spirituelles Gewächshaus. Besonders in den dunklen Wintermonaten erinnert uns das Spiel des Lichts durch die Balken an die mittelalterliche Zisterzienserarchitektur.


Das Innere der aus Holz und Glas errichteten Klosterkirche.

Königin Sonja von Norwegen war an unserer Stiftung interessiert und kam im Mai 2003, um den Grundstein zu legen. „Wissen Sie, warum ich heute hier bin?“, fragte eine unserer Freundinnen aus der Selbsthilfegruppe. „Wir waren sechs Frauen, die sich im August 1991 trafen und sich fragten, was wir als Selbsthilfegruppe tun sollten. Jemand sagte: ,Sie werden sicher Geld brauchen‘. Also legte jede von uns zehn norwegische Kronen auf den Tisch und eröffnete ein Bankkonto.“ Die Königin kam zur Einweihung unserer Kirche im Jahr 2007 zurück. Ihre Unterstützung und der gute Wille der Nachbarn und Menschen von nah und fern sowie unserer treuen Freunde aus der Selbsthilfegruppe waren wichtig, um in dieser Stadt und diesem Land Wurzeln zu schlagen.

Als wir selbständig wurden und sechs von uns ihre Stabilität nach Tautra verlegten, entdeckte Schwester Ina, dass es ihre Berufung war, nach Laval zurückzukehren. Eine der Gründerinnen war schon früher ins Mutterhaus zurückgekehrt, und im Laufe der Jahre hatten sie zwei weitere Schwestern zu uns geschickt. Drei derjenigen, die nach Tautra kamen, legten ihre feierliche Profess ab und unsere derzeitige Priorin, Schwester Brigitte Pinot aus Frankreich, verlegte 2017 ihre Stabilität nach Tautra, so dass wir jetzt elf Schwestern mit feierlicher Profess aus sechs verschiedenen Ländern sind. Sieben weitere Frauen aus sieben verschiedenen Ländern kamen hinzu, blieben aber nicht dabei. Durch die Zeit, die sie mit uns verbracht haben, haben sie viel zu dem beigetragen, was wir heute sind, und uns hoffentlich weiter für eine multikulturelle Gesellschaft geöffnet. Zusammen mit unserer Bewerberin kommen wir aus sieben verschiedenen Ländern.

Zu einem Zeitpunkt, als wir zwölf Mitglieder der Gemeinschaft waren und vier Frauen darum baten, ihre Berufung zu prüfen, erkannte Schwester Gilchrist Lavigne, die damalige Priorin, dass unser Kloster, das für 16–18 Schwestern konzipiert war, nicht groß genug war. Als wir das Kloster bauten, erhielten wir begeisterte Hilfe sowohl von unserem Orden als auch von unseren Schwestern im Mutterhaus und vor allem von mehreren deutschen katholischen Spendern, von denen das Bonifatiuswerk der größte war, so dass wir den Bau ohne Kreditaufnahme abschließen konnten. Als die Idee aufkam, eine Krankenstation und einige zusätzliche Zellen hinzuzufügen, sagten unsere Finanzberater, dass es sehr schwierig sei, dafür Geld zu finden. Wir beteten wie zuvor und vertrauten darauf, dass Gott uns helfen würde, wenn es das ist, was wir tun müssen. Im Januar 2021 begannen wir mit dem neuen Gebäude, das in den Boden des Hügels zum Fjord hin gegraben wurde, mit einem Grasdach, das unseren Rasen und die schöne Aussicht auf den Fjord und die Hügel über ihn hinweg bewahrte. Und es konnte vollständig finanziert werden. Die Architektin Runa Bjerke entwarf sorgfältig diesen neuen Flügel, der an den ältesten Teil des Klosters angepasst wurde, aber eindeutig neu und anders ist, mit einer Fassade aus Kebony-Holz. Während Jan Olav Jensen lange, schmale Korridore wählte, die die verschiedenen Räume miteinander verbanden, schuf Runa Bjerke breite, kurze Korridore mit einer sehr hohen Decke und Lichtschächten. Dies vermittelte eine Vorstellung von dem Raum, der in dieser kleinen Ergänzung von vier Krankenzimmern (nach den Normen für Altenheime), Krankenstation, Kapelle, vier normalen Zellen, einem Wohnzimmer, wie wir es noch nie zuvor hatten, mit einer kleinen Küchenzeile, einer Waschküche, einem Übungsraum und – was man nie genug haben kann – Stauraum, zur Verfügung steht!

Es ist interessant zu sehen, wie dieser neue Flügel das Leben der Gemeinde verändert hat. In einer kleinen Gemeinde haben wir nicht viel gemeinsame Arbeit, aber diese Art von Aktivität ist normalerweise ein guter Weg, um sich besser kennenzulernen. Von Anfang an verstanden wir, dass wir unseren Besuchern die Hand reichen sollten, sie zum Kaffee nach der Sonntagsmesse einladen sollten und dass wir selbst als Gemeinschaft einen gemeinsamen Kaffee mit ihnen in der Kirche, an Hochfesten und am Tag des Schwesternfestes einnehmen sollten. Unser Speisesaal ist lang und schmal, weil wir alle mit Blick auf den Fjord sitzen wollen und diesen außergewöhnlichen und sich ständig ändernden Ausblick lieben. Wenn wir unsere Kaffeepausen im Stehen verbrachten, war es schwierig, sich zu einem Gespräch zu versammeln. Für das neue Wohnzimmer haben wir ein Sofa mit sechs Sitzplätzen und einen Tisch geerbt. Hier treffen wir uns nun nach der Messe zum Kaffee, wobei alle in den Kreis einbezogen werden und jeder an der Unterhaltung teilnimmt.

Bereits im ersten Jahr unserer Gründung deckte unsere Seifenproduktion, die später auf andere Hautprodukte ausgeweitet wurde, einen großen Teil unserer Ausgaben. Der Verkauf über das Internet half uns, die Covid-Zeit ohne gefährliche Verluste zu überstehen, obwohl das Gästehaus zeitweise geschlossen war. In den letzten 18 Jahren hatten wir Freiwillige aus der ganzen Welt, die für einige Monate in unserem Gästehaus lebten und uns eine wertvolle Hilfe bei unserer Arbeit waren. Eine unserer Schwestern begleitet sie während ihres Aufenthalts und sie sind zutiefst dankbar für die Zeit, die sie in der klösterlichen Umgebung verbringen. Die Freiwilligenarbeit hat uns auch zu Berufungen verholfen.

Unser Seelsorger, Pater Anthony aus Roscrea (Irland), hat einen schönen Gemüsegarten angelegt, der uns das ganze Jahr über mit frischem Gemüse versorgt. Wir schätzen auch den Obstgarten und die vielen Beerensträucher auf dem Grundstück.

Die Schönheit unseres Klosters und die Interaktion mit der Schönheit, die uns umgibt, ist eine tägliche Quelle der Freude und Ermutigung und wir freuen uns, dies mit unseren Freiwilligen, Gästen und Besuchern zu teilen. Nur wenige Kirchen im lutherisch dominierten Norwegen sind außerhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet, und viele sind dankbar, wenn sie eine Kirche finden, die von 4 Uhr morgens bis 8 Uhr abends geöffnet ist. Dies ging so weit, dass unser Gemeinderat im Jahr 2011 das Kloster zum wichtigsten Ereignis in unserer Gemeinde seit dem Zweiten Weltkrieg wählte. Der Grund dafür war vor allem, dass die Kirche immer für Besucher zum Beten geöffnet ist. Wir sind dankbar für die vielen Menschen, die unsere Liturgie teilen und die Kirche den ganzen Tag über für das stille Gebet nutzen.




Predigt zum Gedenken an den heiligen Aelred

13

Meditation

Predigt zum Gedenken an den heiligen Aelred


Henry Wansbrough OSB

Abtei Ampleforth (England)

 

 

Heute begehen wir das Gedenken des heiligen Aelred. Ich nehme an, dass wir alle eine besondere Zuneigung zu Aelred haben, wegen Rievaulx, das wir so gut kennen. Seine größte architektonische Leistung ist der Kapitelsaal von Rievaulx, wo wir uns vorstellen können, wie er seine beliebten Predigten hält. Ich möchte daher ein paar Worte zu dem Werk sagen, das oft als seine besondere schriftliche Leistung angesehen wird: „Über die geistliche Freundschaft“. Ganz zu Beginn seines Werkes gibt Aelred zu, dass er stark von Ciceros Abhandlung über Freundschaft an Hortensius abhängig ist, aber Aelreds Werk ist spezifisch christlich. Er beginnt: „Hier sind wir, Sie und ich, und ich hoffe, dass ein Dritter, Christus, unter uns ist“, und man spürt die Gegenwart Christi im gesamten Buch. Es gibt faszinierende Unterschiede zu Cicero – oder eigentlich zu jedem antiken Dialog, den ich gelesen habe – in der Tatsache, dass der Gesprächspartner, der Dialogpartner, nicht dazu bestimmt ist, wie ein Dummkopf dazustehen, den der Chef korrigiert, was in Platons Dialogen über Sokrates die Norm ist: Ivo im ersten Dialog, Walter (später sein Biograph) und Gratian im zweiten bzw. dritten Dialog entwickeln jeweils eigene gute Punkte, die sie geltend machen können. Es ist spürbar, dass Christus wirklich überall anwesend ist und Aelred über die Schulter schaut. Es gibt einige Anflüge von warmem und freundlichem Humor (2. 17 oder 3. 1), aber vor allem eine wunderbare Sanftheit im ganzen Buch und eine Wertschätzung nicht nur der Bibel, von Cicero und Augustinus, die Aelred seit seiner Jugend las, sondern auch anderer Meinungen.

Er betont immer wieder, dass die wahre menschliche Liebe ein Abbild der ewigen Liebe Gottes ist. Er geht sogar so weit, das „Gott ist Liebe“ des Johannes in „Gott ist Freundschaft“ umzuwandeln. Er denkt selbstständig und passt daher Ciceros Aussage, dass Freunde in allen Fragen übereinstimmen müssen, an, indem er das „alles“ streicht: Es ist wichtig, dass die Freunde übereinstimmen, aber nicht unbedingt in allen Fragen.

Es gibt keine Angst vor Freundschaft, wie es in so vielen klösterlichen Schriften eine Angst vor „besonderer Freundschaft“ gibt, und in der Tat spürt man, dass für Aelred die Freundschaft ein lebenswichtiger Teil des klösterlichen Lebens ist. Er sagt: „Ein Mensch muss mit einem Tier verglichen werden, wenn er niemanden hat, mit dem er sich in der Not freuen kann, niemanden, bei dem er seinen Geist entladen kann, wenn ein Hindernis seinen Weg kreuzt, oder mit dem er eine außergewöhnlich erhabene oder erleuchtende Inspiration teilen kann.“ Er nennt solche Freundschaft „die Medizin des Lebens“ (wie in Jesus Sirach 6,16 bzw. in einer Reihe von Zitaten in 3. 14) und ist der Ansicht, dass sie viele Aspekte des brüderlichen Verhaltens verbessern würde: „Was gibt es also Angenehmeres, als den Geist des anderen mit sich zu vereinen und aus zweien einen zu machen, dass dann keine Prahlerei zu befürchten ist, kein Verdacht, keine Korrektur des einen durch den anderen, um Schmerz zu verursachen, kein Lob des einen, um den Vorwurf der Verehrung des anderen zu erheben?“ (2. 12). Aelred fasst die spirituellen Vorteile der Freundschaft wie folgt zusammen: „Ein Mensch, der ein Freund seines Nächsten ist, wird ein Freund Gottes.“ Es gibt drei Arten von Küssen, den körperlichen Kuss durch den Eindruck der Lippen, den geistigen Kuss durch die Vereinigung der Geister und den Kuss Christi, wenn „die Seele den Kuss Christi allein genießt und in seiner Umarmung ruht“ (2.27).

Ich hoffe, man wird mir verzeihen, dass ich Aelred so oft zitiert habe, sogar an seinem Namenstag, aber die Wärme und die Weisheit seiner Gespräche über die Freundschaft erhöhen die Bewunderung für ihn und bringen den Leser näher zu Gott.


Ruinen von Kloster Rievaulx in York (England). © AIM.

Treffen von Ananie 2022

14

Berichte

Treffen von Ananie 2022




Vom 7. September 2022 (Ankunft) bis zum 1. Dezember (Abreise) fand das vierte Ausbildungstreffen von Ananie statt. Das Treffen war bereits für 2021 geplant, musste aber aufgrund der Pandemie verschoben werden. Es ist erfreulich, dass diese Ausbildungstreffen nun zunehmend bekannt geworden sind und den Gemeinschaften einen Dienst erweisen: Wir erhalten sehr positive Rückmeldungen.

Die mit Spannung erwartete neue Tagung war ein großer Erfolg: die Bilanzen sowohl der Teilnehmer als auch des Ausbildungsteams zeigen dies deutlich. Die 24 Teilnehmer waren aufgerufen, während ihres dreimonatigen Zusammenlebens eine echte Gemeinschaft untereinander zu schaffen: dies ist die notwendige Grundlage für alles, was erlebt wird. Die Sitzungen dienten dem Leben und nicht nur der Information. In diesem Jahr wuchs die Gruppe schon in den ersten Tagen, die traditionell der Vorstellung gewidmet sind, schnell zusammen: Die Tatsache, dass viele mit den manchmal schweren Schwierigkeiten ihrer Gemeinschaften, ihrer Länder usw. ankamen, half sicher beim Aufbau einer geschwisterlichen Haltung, die während der drei Monate spürbar war.

Die diversen Klosterbesuche wurden mit einem doppelten Ziel gewählt: zunächst um während dieser drei Monate einen klösterlichen Rahmen zu wahren und dann um die Möglichkeit zu bieten, verschiedene Gesichter des klösterlichen Lebens in Europa zu entdecken. Die Teilnehmer gingen also zuerst nach La Pierre-qui-Vire (es ist zur Gewohnheit geworden, mit einem Besuch dieser Gemeinschaft zu starten, der wir an dieser Stelle nochmals danken möchten), dann nach Pradines, Tamié und Aiguebelle. Bei der Bilanz bedauerten die Brüder und Schwestern einstimmig, dass die übliche Systematik (Mönchsklöster/Frauenklöster, Benediktiner/Zisterzienser) dieses Mal nicht eingehalten werden konnte. Eine Reihe von Umständen verhinderte dies. Die Gastfreundschaft der genannten Gemeinschaften entschädigte jedoch für diesen Mangel.

Ein Wort zum Programm, dass bei jedem Treffen vertieft erarbeitet wird. Die Säulen bleiben allerdings die gleichen:

– Mönchsleben und Evangelium (der Jünger Christi lebt mit dem Wort).

– Liturgie als monastische Erfahrung.

– Benediktusregel.

– Geschichte des Mönchtums.

– Spirituelle Begleitung.

– Menschliche Entwicklung, Psychologie und spirituelles Leben usw.

– Leben in der Gemeinschaft.

– Abschließendes Thema: Neuentdeckung der monastischen Grundlagen.

Darüber hinaus wurden diese Monate von einer Hinführung zu einer ganzheitlichen Ökologie geprägt. Die Referenten sind hauptsächlich Mönche und Nonnen; seit Beginn des Ausbildungsprogramms (2013) nehmen auch einige externe Dozenten, nicht immer dieselben, an der Ausbildung teil. Was die Begleitung der Gruppe betrifft, so hat S. Cyprien Bourdin von La Pierre-qui-Vire diese auch in diesem Jahr übernommen; für das nächste Treffen von Anania denken wir über ein Gespann von einem Mönch und einer Nonne nach, wie es von den Teilnehmern selbst weise gefordert wurde.

Die Teilnahme von Pastor Pierre-Yves Brandt, der dreimal während der Sitzung sprach, wurde wieder sehr geschätzt: „Er lehrt uns, zu vermitteln und frei zu sein, indem wir unsere Entscheidungen auf das Wort stützen.“


Sitzungschronik

Die 24 Teilnehmer (16 Nonnen/Schwestern, 8 Mönche) stammten aus folgenden Ländern: Südafrika 1, Benin 3, Burundi 2, Burkina Faso 2, Elfenbeinküste 1, Madagaskar 4, Ruanda 1, Vietnam 4, Frankreich 6. Br. Albéric von Maromby (Madagaskar), der am Treffen teilnehmen wollte, verstarb leider kurz vorher am 21. August. Stattdessen schloss sich die Klarissin Elisabeth-Marie der Gruppe an.

 

            Aufenthalt in La Pierre-qui-Vire (8.–29. September 2022)

Jeder Teilnehmer brachte Produkte aus seinem Kloster mit: Karten, Schlüsselanh.nger, Tücher oder kleine Mäppchen, Honig, Likör, Gari (eingelegter Ingwer), getrocknete Mangos oder Bananen, Sesamfladen, Erdnüsse oder Batik, so dass jeder ein wenig von seinem Land präsentieren konnte. Zu Beginn wurde der Dokumentarfilm über die „40 Märtyrer der Gemeinschaft von Buta“ (Burundi) gezeigt, da zwei Mönche aus Burundi anwesend waren.

Beginn der Tagung in der Benediktinerabteil La-Pierre-qui-Vire.

In jedem besuchten Kloster gab es zwischen den Arbeitseinheiten Zeiten der Entspannung (Musik, Tanz, Besuche in Vézelay, Cluny, Taizé, Autun, Paray-le-Monial, Hautecombe, Filmvorführungen), die alle Teilnehmer erfreuten und bereicherten. Zur Entspannung trug auch das Gemeinschaftsleben der Gruppe bei, das ein wichtiges Element der Ausbildung ist.

Aber natürlich standen die Vorträge und Arbeitsgruppen im Vordergrund. Schwester Marie (Martigné) stellte die Mönchsväter Kappadokiens vor, die auf den Spuren von Basilius dem Großen wandelten, um zu verstehen, was es bedeutet, „Gott zu gefallen“: ein wichtiger Begriff im monastischen Leben für alle, aber besonders für diejenigen, die am Anfang stehen und für diejenigen, die für die Ausbildung in ihrer Gemeinschaft verantwortlich sind.

Dann führte Fr. Patrick (La-Pierre-qui-Vire) durch in verschiedene Hilfsmittel für die Weiterbildung in Liturgie ein, wobei er mit der Frage begann: Was bedeutet Liturgie für mich? Die reichhaltigen Antworten der Teilnehmer brachten viele Schätze hervor. Durch das Lesen von Passagen aus der „Allgemeinen Einführung in das Römische Messbuch“ (AEM) wurde deutlich, dass die Liturgie eine „Epiphanie der betenden Kirche“ (Papst Johannes Paul II.) ist. Wir sahen das verdeutlicht im Tympanon von Vézelay, wo sich das Haupt Christi in einer Aussparung befindet: „Unser Haupt, Christus, ist bereits im Himmel, in Erwartung, dass der ganze Körper durch ihn hindurchgeht“ (Leo der Große, SC 62).

Pierre-Yves Brandt, ein reformierter protestantischer Pastor, gab einige Anregungen. Ausgehend von Cassians zönobitischen Institutionen, die mit Kapitel 58 der Regel Benedikts verglichen wurden, oder anhand konkreter Situationen wurden folgende Themen angesprochen: Aufnahme von Neuankömmlingen, um ihr Verlangen zu stärken und ihre Freiheit zu bewahren, aber auch gehorsam sein: Gottes Blick auf jeden als Bezugspunkt haben und versuchen, sowohl die Person als auch die Gemeinschaft aufzubauen, oder auch: eine echte Entscheidungsautonomie hervorrufen. Er wies immer wieder darauf hin, dass die Anpassung an die Verschiedenheit der Menschen in der RB keine Option ist, sondern einen sicheren und verantwor-tungsbewussten Rahmen für das Lernen und die Weitergabe der Tradition bietet.

„Um zu wissen, wohin man geht, muss man wissen, woher man kommt“ (afrikanisches Sprichwort). Fr. Jean-Louis von La-Pierrequi- Vire begründete so das Studium der Geschichte des Mönchtums und ging auf die wichtigsten Epochen ein.

Abt Luc von La-Pierre-qui-Vire führte die Gruppe auf dem Weg der Lectio, einem Weg des Lebens, der Freude, aber auch einem schwierigen Weg mit Klippen und Leuchtfeuern. Das Wort ergreift das gesamte Leben des Jüngers. Durch das genussvolle „Wiederkäuen“ wird eine Beziehung von Herz zu Herz aufgebaut. „Wo unser Schatz ist, da ist auch unser Herz“ (Mt 6,21). „Die Früchte von morgen sind in den Setzlingen von heute“ (afrikanisches Sprichwort).

Ein Ausflug führte die Teilnehmer nach Taizé: Frère Alois nahm sich Zeit, um sie in Frère Rogers Zimmer zu empfangen. Während der zwei Tage nahm die Gruppe an den Feiern der Kreuzverehrung am Freitagabend, des Auferstehungslichts am Samstagabend und der Ostermesse teil. Frère Rogers prophetischer Geist, das Bestreben, die Liturgie „zu vereinfachen, um sie zu erweitern“ und alle jungen und alten Menschen dort zu empfangen, wo sie stehen, wird seit 1957–58 in Taizé weitergegeben.


            Pradines (29. September – 20. Oktober 2022)

Mutter Pierre-Marie, Äbtissin von Pradines, sprach über die freiwillige Ohnmacht in der Heiligen Schrift und der Tradition: klösterliche Armut in der Gemeinschaft und in der Arbeit. Sie vertiefte die Frage der „glücklichen Genügsamkeit“ nach Cassian, Papst Franziskus und der RB.

Fr. Bruno aus Acey zeigte, wie man sich die notwendigen Werkzeuge aneignet, um sich mit einem Text auseinanderzusetzen und in der digitalen Welt zu navigieren. Er versicherte, dass dies nicht vom geistlichen Leben wegführt, wobei er sich auf verschiedene Autoren stützte.

Sr. Hannah vom Priorat in Loppem (Belgien) stellte die Frage nach der Beziehung jedes Einzelnen zur RB. Sie schlug eine klare, geordnete, gelebte, lebendige und interaktive Studie vor durch die Konfrontation mit der Regel des Meisters und der Heiligen Schrift, wo man immer wieder hören kann: „Wähle das Leben“ (Dtn 30,19).

Die Exegese von RB 72 lenkte den Blick auf gegenseitigen Respekt, Geduld, „conversatio“, gesehen als „ein dynamischer Prozess, der die Bereitschaft zur ständigen Umkehr einschließt“. Dies umfasst alle Phasen und konkreten Aspekte des klösterlichen Lebens, wo nur Demut es ermöglicht, die Gnade zu empfangen, die in jedem Augenblick geschenkt wird.

Ein Besuch beim Institut der patristischen Quellenreihe „Sources Chrétiennes“, das seinen 80. Geburtstag feierte, gab den Teilnehmern die Möglichkeit, sich mit dieser wissenschaftlichen Editionsarbeit zu befassen: Laurence Mellerin führte in die Geschichte und die Aktualität des Instituts ein. Marie-Laure Chaieb fuhr mit einer Präsentation des hl. Irenäus von Lyon fort, der am 21. Januar 2022 von Papst Franziskus zum „Lehrer der Einheit“ erklärt wurde.

Sr. David und Sr. Bertille-Pacôme sprachen über: „Wie kann man dem Novizen etwas vermitteln, ohne zu scheitern, und wie kann man mit ihm einen gemeinsamen Weg trinken?“ Danach steht der Novizenmeister am Ufer, er hält fest, ermutigt mit Fürsorge, ist sich seiner eigenen Schwäche bewusst und vertraut auf das göttliche Handeln und die Gnade des Geistes. In der Gemeinschaft geht „der Weg Gottes über das Meer“, aber niemand kennt die Spur (Ps 76) und jeder Mensch ist einzigartig.

Sr. Maria-Jose Arandia und Fr. Jean-Chrysostome sprachen über das Thema der Inkulturation des Glaubens: „Jede Kultur ist zu einem Durchgang von Tod und Auferstehung in Christus berufen“, der sich durch seine Menschwerdung als erster inkulturierte. Keine Kultur allein erschöpft das Geheimnis der Erlösung (Evangelii Gaudium 118). Jede Kultur entwickelt sich und ist dazu berufen, verklärt zu werden, bis sie zum „Vorgeschmack, einem Aperitif des Himmels“ wird, wie Fr. Johannes Chrysostomus es ausdrückte.

Sr. Maria Magdalena widmete ihren Beitrag der geistlichen Begleitung: immer wieder von Christus ausgehen, in Freiheit und Vertrauen. Als erster Begleiter hat Gott Fleisch angenommen und unser ganzes Leben in eine dynamische Bewegung der Umkehr einbezogen. Jede Begleitung ist in das Ostergeheimnis eingebettet. Gott erreicht uns durch Vermittlungen: sein Wort, die RB, die Gemeinschaft und der Abt. Die Engel Gabriel und Raphael sind Ikonen, Bilder solcher Begleitung.


            Tamié (20. Oktober – 9. November 2022)

Julie Saint-Bris, Sr. Siong und Fr. Michael David von Novalesa führten die Teilnehmer in die Tiefen der Person, des Ichs, des Schattens (Unbewusstes) und des Selbst ein. Dies beinhaltet Emotionen willkommen heißen, sich ihrer bewusst werden, das zugrunde liegende Bedürfnis erkennen und die verschiedenen Abwehrmechanismen erkennen. Bekehrung bedeutet, auf Perfektion zu verzichten, um in der Wahrheit zu leben. Der Satz „Seid vollkommen“ (griechisch eigentlich: „Seid vollständig“) bedeutet, dass wir unser spirituelles Leben in Fleisch und Blut verkörpern müssen. Worin liegt das Glück des klösterlichen Lebens? Es liegt in der Einsamkeit, die in der Gemeinschaft geteilt wird, in keuschen Beziehungen, in der Hoffnung auf ein Leben in Fülle. Dies geschieht durch Verzicht, um das Hundertfache zu erhalten, das wir weder kontrollieren noch uns vorstellen können. Mehrere Begriffe wurden geklärt: mütterliche und väterliche Funktion; Initiation und Ausbildung; Einflussnahme, Missbrauch; Macht und Dienst der Autorität (vom lateinischen augere: wachsen lassen); Unsterblichkeit und Ewigkeit. In dem Vertrauen, dass Gott unser ständiger Begleiter durch seinen Geist ist, der allein unsere Unvollständigkeit ausfüllt.

Aus seiner umfangreichen Erfahrung sprach Altabt Victor von Tamié über das, was eine Gemeinschaft aufbaut oder trennt. Fr. Didier berichtete über das Leben und Werk von Fr. Christophe, dem seligen Märtyrer von Tibhirine, dem er besonders nahe stand.

Kirchenführung in Tamié mit Abt Ginepro Riva.

Abt Luc von La-Pierre-qui-Vire schlug vor, Evagrius Ponticus (346-399) zu folgen: ein älterer Bruder im Glauben, der 381 zusammen mit Gregor von Nazianz am Konzil von Nizäa-Konstantinopel teilnahm und durch seine Arbeit als dessen Schreiber viele Werke Gregors überlieferte. Zusammen mit Sr. Claire (Martigné-Briand) wurde Maximus der Bekenner (580-662), ein würdiger Nachkomme von Evagrius (346-399), geehrt.

Pastor Pierre-Yves Brandt half dabei, die Grundsituation der klösterlichen Formung neu zu lesen, die Schwierigkeiten zu analysieren und zu sehen, was man von einem Ausbilder erwarten kann, dessen Absicht es ist, nach dem Geist des Evangeliums und der Regel Benedikts zu leben.

Ein Ausflug führte die Gruppe zur Abtei von Hautecombe, die zeitgleich mit der Abtei von Tamié (12. Jahrhundert) gegründet wurde und seit 1992 von der Gemeinschaft Chemin Neuf, einer katholischen Gemeinschaft mit ökumenischer Berufung, betreut wird. Das Essen wurde mit den Mitgliedern der Gemeinschaft und den jungen Menschen aus allen Ländern, die sich in biblischer und spiritueller Ausbildung befinden und ihr Leben für einige Wochen oder Monate teilen, eingenommen. Die Ananisten waren beeindruckt von ihrer Gastfreundschaft und der Einfachheit ihres Lebens, das Modernität mit Respekt für das architektonische und spirituelle Erbe verbindet.

Ananie zu Besuch bei der Gemeinschaft von Chemin Neuf.

            Aiguebelle (10. November – 1. Dezember 2022)

Die letzte Etappe gab dem geschwisterlichen Leben unter verschiedenen Aspekten einen großen Raum. Fr. Cyprien berichtete über die Freuden, Schwierigkeiten und Anreize des geschwisterlichen Lebens, wie z.B. den Wert der Stille. Voltaire (1694–1788) hatte nicht unbedingt Recht, als er sagte: „Die Mönche versammeln sich, ohne sich zu kennen, leben, ohne sich zu lieben und sterben, ohne sich selbst zu bedauern.“

Fr. Columba (En-Calcat) ging auf das psychoanalytische Werk von Denis Vasse (1933- 2018) ein und erläuterte, wie man von der Angst zum Glauben und Vertrauen (seinem Gegenmittel) und von der Eifersucht (Besitz des Geschenks) zum Lob (Ort der Begegnung und der Einheit) gelangen kann. Vergleiche vermeiden, unsere Fehler erkennen, vergeben, die Verbindung aufrechterhalten, aus sich herausgehen, ausharren: dies sind die Mittel, um sich der Dreifaltigkeit Gottes zu nähern. Christian de Chergé sagte: „Die geheime Freude des Geistes wird immer darin bestehen, die Einheit herzustellen und die Ähnlichkeit wiederherzustellen, indem er mit den Unterschieden spielt.“

Der Generalabt der Zisterzienser, Mauro-Giuseppe Lepori, sprach über das Thema der Gelübde, das uns über unsere Unterschiede hinaus zusammenbringt: durch einen Blick auf Christus, durch die heilige Gegenwart Gottes, die im Ritus der Profess zum Ausdruck kommt.

Kirche der Trappistenabtei Aiguebelle.

Mit Dynamik und Klarheit erläuterte Abt Pierre-André von Cîteaux das schwierige Gleichgewicht zwischen Autorität und Gehorsam. Autorität (von lateinisch auctoritas > augere: wachsen lassen) ist ein Dienst am Wachstum des Gehorsamen. Echte Autorität wird in einem Klima der Liebe gelebt und motiviert zu echter Freiheit und Autonomie des Jüngers: Sie erlaubt anderen, Akteure ihres eigenen Lebens zu sein, und setzt ihr Potenzial frei. Gehorsam (lateinisch ob-audire: hören, lauschen) ist eine Kunst des Zuhörens.

Die integrale Ökologie zog sich wie ein roter Faden durch diese drei Monate. Am Ende des Kurses war es gut, die Verbindung zu einer Theologie des monastischen Lebens zu vertiefen: Elena Lasida, Äbtissin Marie-Madeleine, Abt Luc und Fr. Cyprien haben sich darum bemüht. Elena Lasida stellte die Neuheit der Enzyklika Laudato Si’ (Juni 2015) vor: ihre Wirkung über die Christen hinaus; ihr zentrales Konzept: die integrale Ökologie; ihre ökologische, menschliche, gesellschaftliche und spirituelle Herausforderung. Es wurden zwei Erfahrungen mit „ökologischer Bekehrung“ vorgestellt: die Dominikanerinnen von Taulignan und die orthodoxen Schwestern von Solan.

Kursleiter: Äbtissin Marie-Madeleine, Altabt Luc Cornueau und Elena Lasida.

DIMMID

15

Berichte

DIMMID

Intermonastischer Dialog


William Skudlarek OSB

Generalsekretär von DIMMID

 

 

Im Juni 2022 hielt Pater William Skudlarek eine Videopräsentation bei der Vollversammlung des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog. Das Thema der diesjährigen Plenarsitzung lautete: „Interreligiöser Dialog und Geselligkeit“. Die Präsentation ist zu finden im Abschnitt Videos der DIMMID-Website.

Der ständige Dialog von DIMMID mit schiitischen Muslimen wurde nach der Pandemie im September 2022 in der Trappistenabtei Notre-Dame d‘Acey (Frankreich) wieder aufgenommen.

Ein neues Buch über Shigeto Vincent Oshida OP wird im Mai bei Liturgical Press erscheinen. Der Titel des Buches lautet: „Jesus in den Händen Buddhas“. Der Autor ist Lucien Miller, ein pensionierter Professor an der Universität von Massachusetts, Amherst.

Es gibt Pläne, regionale Kommissionen für DIMMID in Ostund Westafrika einzurichten. Im Juni 2023 wird in Nairobi ein monastisch-muslimisches Treffen stattfinden. Es wird sich hauptsächlich an christliche Ordensfrauen und an Musliminnen richten, gefolgt von Planungssitzungen in Tansania (unter der Leitung von Pater Maximilian Musindai) und im Senegal (unter der Leitung von Pater William Skudlarek).

Die DIMMID-Kommission für Großbritannien und Irland wurde mit Bruder Justin Robinson aus Glenstal als Koordinator reaktiviert.

Die europäischen Kommissionen planen, ihre Treffen in diesem Sommer wieder aufzunehmen, voraussichtlich in der Abtei Ligugé (Frankreich) mit einem Tagesausflug zum Zentrum der Weltgemeinschaft für Christliche Meditation im nahegelegenen Bonnevaux, um eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit zu besprechen.

Dr. Mohammad Ali Shomali hat sich im Dezember mit Prof. Bernhard A. Eckerstorfer OSB, Rektor des Päpstlichen Athenäums S. Anselmo, getroffen, um die Möglichkeit zu erörtern, muslimische Studenten in St. Anselm studieren zu lassen. Zwei buddhistische Mönche aus Thailand leben und studieren zur Zeit in S. Anselmo. Ihr Studium wird vom Dikasterium für den interreligiösen Dialog gesponsert.

Die italienische Kommission bleibt die aktivste der regionalen Kommissionen des DIMMID.

Derzeit wird über die Ernennung eines neuen Generalsekretärs nachgedacht.

AMTM - Freunde von Klöstern in aller Welt e.V.

16

Berichte

AMTM

Freunde von Klöstern in aller Welt e.V.


Sekretariat der AIM

 

 

AMTM (Amis des Monastères à Travers le Monde – Freunde von Klöstern in aller Welt) ist ein in Frankreich gegründeter Verein, dessen Ziel es ist, in Zusammenarbeit mit AIM junge Klöster, die nach der Regel Benedikts leben und die in weniger begünstigten Ländern gegründet wurden und werden, durch Gebet und materiell zu unterstützen.

Die Ansiedlung des klösterlichen Lebens führt in jeder Region, in der ein Kloster gegründet wird, zur Förderung der landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung. Dies stellt oft eine Chance für die Bewohner der Region dar. Die Klöster strahlen in erster Linie spirituell aus und bringen das Christentum zu den Menschen, die es nicht kennen. Sie strahlen auch wirtschaftlich durch die Fähigkeit der Mönche und Nonnen aus, die Orte, an denen sie sich niederlassen, durch ihre Arbeit zu verändern und so für die Nachbarschaft ein Beispiel und eine Unterstützung zu sein, auf die man sich stützen kann. Seit 50 Jahren begleitet und fördert AMTM diese Entwicklung.

Die Organisation hielt ihre letzte Generalversammlung im Priorat Sainte-Bathilde in Vanves am 29. Januar 2023 ab. AMTM konnte im vergangenen Jahr mehrere interessante Projekte in Tansania, Polen (Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen) und an der Elfenbeinküste unterstützen.

Seit der Gründung der Benedictus-Stiftung, die die von der AMTM gesammelten Gelder betreut (um so vereinfacht Spendenquittungen ausstellen zu können), besteht die Rolle der AMTM jedoch vor allem darin, die verschiedenen Aktionen, die in Verbindung mit der Stiftung durchgeführt werden, anzuregen und darüber zu informieren. Dies ist eine Gelegenheit, die Spenderbasis zu erweitern und eine bessere Präsenz in der sozialen Landschaft zu erreichen. Die unterstützten Projekte sind mit Entwicklungsmaßnahmen verbunden: Gesundheit, Bildung, Umwelt.

Dieser hilfreiche Dienst der AMTM ist offen für neue Partner, die eingeladen sind, sich uns anzuschließen.

Kontakt : contact.benedictus@gmail.com

Laufende Hilfsprojekte

17

Berichte

Laufende Hilfsprojekte

Sekretariat der AIM

 

 

Kongregation der Benediktinischen Nonnen vom Eucharistischen König (Philippinen)

Bei dieser Kongregation können wir gleich auch einige Nachrichten von Sr. Mary Placid geben, die lange Zeit hier in Vanves im Sekretariat tätig war. Sr. Mary Placid ist mittlerweile zur Leiterin dieses Verbandes gewählt, der vor kurzem als benediktinische Nonnenkongregation anerkannt wurde.

1929 eröffnete Mutter Edeltraud Danner von der Kongregation der Missionsbenediktinerinnen aus Tutzing (Deutschland) mit der Unterstützung von Bischof Santiago Sancho ein Haus auf den Philippinen, dessen Besonderheit darin bestand, zwei Lebensformen zu vereinen: kontemplative Nonnen, welche die strenge Klausur einhalten, und Schwestern, die karitative Tätigkeiten ausüben, was auf Dauer nicht einfach durchzuhalten war. Im Jahr 1986 erhielten die aktiven Schwestern durch ein Dekret aus Rom ihre Autonomie. Die Nonnen schlossen sich dagegen zu den „Benediktinischen Nonnen vom Eucharistischen König“ (BNEK) zusammen, die seit 2021 als Kongregation anerkannt sind. Diese neue Kongregation umfasst etwa 100 Nonnen, die in den Philippinen in drei Abteien leben: Vigan, Cogon, San Rafael. Auf Anfrage des Bischofs der südphilippinischen Diözese Tagum schickte die Gemeinschaft von Cogon im Jahr 2020 sieben Schwestern, um dort ein Kloster zu gründen.

Die junge Kongregation hielt ihr Generalkapitel vom 25. bis 30. September 2022 im Kloster San Rafael (Calapan) ab, an dem 16 Teilnehmerinnen teilnahmen. Die Präsidentin, die Ende des Jahres 2022 nach Vanves kam, erfreut sich guter Gesundheit und nimmt ihre Verantwortung mit allen an ihr bekannten Qualitäten wahr.

 

Das Institut für monastische Theologie der Vereinigung BECAN (Nigeria)

BECAN (Benedictine and Cistercian Association of Nigeria) ist ein Forum für den ständigen Dialog über die Lebensweise der benediktinischen und zisterziensischen Mönche und Nonnen in Nigeria. Die Vereinigung hat einen Ausbildungsweg für Mönche und Nonnen geschaffen, der allen Klöstern im englischsprachigen Afrika offen steht und über einen Zeitraum von zwei Jahren zwei Monate lang stattfindet. Zunächst an die von den Missionaren vom Heiligen Geist geleitete Madonna Privatuniversität angegliedert und die Studenten im Elele Pilgerzentrum der Missionare untergebracht, erschien es angebracht, einen anderen Ort für die Ausbildung zu finden, um das klösterliche Leben während des Kurses aufrechtzuerhalten. Die Suche nach einem katholischen Institut in Afrika, das die Diplome verleihen kann, ist im Gange. Die Vereinigung entschied sich, den Ausbildungsort im Gästehaus von Kloster Ewu Ishan (Nigeria) einzurichten.

Im August und September 2022 fand der erste Kurs statt, an dem 20 Studenten und Studentinnen teilnahmen. Alle Lehrer sind Mitglieder der Vereinigung.

 

Interkongregationales theologisches Studium (STIC) Kloster Mvanda

(Demokratische Republik Kongo)

Das Kloster Mvanda organisiert das Studium Théologique Inter-Congrégations (STIC) für Mitglieder der Zisterzienser- und Benediktinergemeinschaften in der Demokratischen Republik Kongo, die ihr Noviziat abgeschlossen haben. Das Studium steht auch anderen Ordensleuten und engagierten Laien offen, die ihren Glauben und ihr Wissen vertiefen möchten. Der Ausbildungsweg erstreckt sich über drei Jahre und wird in zehntägigen Sitzungen durchgeführt, drei Sitzungen pro Jahr. Der Kurs endet mit einer Prüfungssession für die regulären Studenten. Kursthemen: Anthropologie, Fundamentaltheologie, Moraltheologie, Kirchenrecht, Patrologie, christliche Offenbarung und afrikanische Traditionen.

Für das Studienjahr 2022-2023 sind drei Sitzungen für November (Philosophie), Januar 2023 (Einführung in die Theologie des Augustinus) und April 2023 (Altes Testament) geplant.


Die benediktinisch-zisterziensische Union von Mexiko (UBCM)

Die benediktinisch-zisterziensische Union von Mexiko (UBCM) besteht aus allen männlichen und weiblichen Benediktiner- und Zisterziensergemeinschaften, die in Mexiko eine feste Niederlassung haben (13 Gemeinschaften), und basiert auf den Prinzipien von Gemeinschaft, Solidarität und des gegenseitigen Dienstes zwischen den beteiligten Klöstern. Sie ist daher eine Organisation der Zusammenarbeit, um das benediktinische Leben zu fördern, am Aufbau der Kirche mitzuwirken und an der integralen Entwicklung des mexikanischen Volkes mitzuwirken.

Aufgrund der COVID-Pandemie wurden die jährlich von der Vereinigung angebotenen Schulungen fast drei Jahre lang ausgesetzt. Nachdem die Beschränkungen aufgehoben wurden, fand im Juli 2022 ein fünft.giger Kurs statt.

 


Die Benediktinerinnen von Twasana (Südafrika)

Auf Bitte von Bischof Thomas Spreiter OSB, Apostolischer Vikar von Eshowe, begannen die Missionsbenediktinerinnen von Tutzing mit der Rekrutierung von einheimischen Kandidatinnen, um eine Schwesterngemeinschaft nach der Benediktusregel zu gründen. Die ersten Kandidatinnen wurden am 29. Dezember 1929 aufgenommen. Schwester Victorine Mandl, eine Missionsbenediktinerin aus Tutzing, wurde mit der Ausbildung der Kandidatinnen beauftragt.

Die römische Kongregation Propaganda Fide gab der neu gegründeten Benediktinerinnengemeinschaft der afrikanischen Schwestern am 5. Dezember 1933 die offizielle Anerkennung, die auch die Erlaubnis zur Eröffnung eines Noviziats beinhaltete. Am 3. Januar 1985 wählten die Schwestern aus ihren eigenen Reihen die erste Oberin, Schwester Johanna Ntuli.

Das Mutterhaus, Twasana, befindet sich 80 km von Vryheid (KwaZulu Natal) entfernt. In der Nähe befinden sich eine Sekundarschule und ein Mädcheninternat, die von den Schwestern geführt werden.

Die Schwestern führen sechs weitere Missionshäuser Viele Schwestern haben apostolische Dienste in Pfarreien und Schulen übernommen. Sie besitzen eine Farm, die es ihnen ermöglicht, sich selbst zu versorgen, aber auch der örtlichen Bevölkerung zu helfen, indem sie ihr Arbeit oder billige Lebensmittel anbieten.

Das 1999 erbaute Ausbildungshaus droht einzustürzen: Die Wände haben Risse und die Fundamente werden vom Haus weggedrückt. Die Schwestern haben das Haus verlassen, weil sie befürchten, dass es während eines Sturms, der im Sommer häufig vorkommt, einstürzen könnte. Die jungen Auszubildenden sind in einem anderen Gebäude untergebracht, das bereits von anderen Schwestern bewohnt wird; es gibt allerdings darin nicht genug Platz für die beiden Gruppen. Ingenieure und Architekten sind der Meinung, dass das Haus durch eine Abstützung und einige andere Arbeiten stabilisiert werden kann.

 

Die Benediktinermönche von Makkiyad (Kerala, Indien)

Das Benediktinerkloster St. Joseph in Makkiyad, im Norden von Kerala, wurde 1962 von fünf indischen Mönchen gegründet, die sich entschieden hatten, Sri Lanka zu verlassen, um ein Kloster in Indien zu gründen. Es gehört zur Sylvestrinerkongregation.

Das Priorat Makkiyad hat inzwischen sechs weitere Klöster gegründet: Vanashram (Karnataka), Iritty (Kerala), Shivpuri (Madhya Pradesh), Teok (Assam), Navajeevan (Andhra Pradesh) und Kizhakkumbhagan (Kerala) im Jahr 2022. Die Gemeinschaft besteht aus 57 Mönche, von denen 18 die zeitliche Profess abgelegt haben.

Die Gemeinschaft betreibt eine Reihe von Aktivitäten im Bildungsbereich durch die Schule des Heiligen Gesichts und das Institut für Philosophie des Heiligen Josef. Die Gemeinschaft betreibt auch ein Exerzitienhaus, das jedes Jahr von Tausenden von Menschen besucht wird. Das Institut für Philosophie St. Joseph ist seit Juli 2018 an das Athenäum von S. Anselmo (Rom) angegliedert. Derzeit hat das Institut 50 Studenten, überwiegend junge Benediktinermönche, aber auch Studenten aus verschiedenen Diözesen und Kongregationen des lateinischen, syro-malabarischen und syro-malankarischen Ritus, die für das Priesteramt bestimmt sind. Die Studenten nehmen am Leben der benediktinischen Gemeinschaft teil. Die Gemeinschaft bietet ihnen Lernmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen durch seelsorgliche Einsätze und verschiedene andere außerschulische Aktivitäten. Aufgrund der steigenden Anzahl an Studenten muss die Bibliothek erweitert werden.

Da der derzeitige Platz nicht vergrößert werden kann, muss die Bibliothek an einen anderen Ort verlegt werden. Die alte Bibliothek wird in kleine Lernräume umgewandelt. Das Dach und die Wände wurden bereits renoviert. Nun muss das Innere gestaltet werden durch Streichen der Wände, Elektrizität, Sanitäranlagen, Klimaanlage usw.s



bottom of page