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Bulletin

Zeit des Übergangs

126

Bulletin

Klosterleben heute

125

Bulletin

„Das ganze Leben als Liturgie“

124

Bulletin

Die Generalkapitel der Zisterzienser und Trappisten

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Klösterliches Leben und synodaler Weg

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Bulletin

Die Verwaltung des gemeinsamen Hauses

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Bulletin

„Fratelli tutti“ Geschwisterlichkeit im Klosterleben

120

Bulletin

Monastische Ausbildung heute
(Teil II)

119

Bulletin

Monastische Ausbildung heute
(Teil I)

118

Bulletin

Leben und Tod im Mönchtum

Monastische Ausbildung heute
(Teil II)

Bulletin - Heft 120 (2021)

Inhaltsverzeichnis

EDITORIAL

Jean-Pierre Longeat OSB


LECTIO DIVINA

Wir werden durch Begegnung geprägt

Maksymilian R. Nawara OSB


PERSPEKTIVEN

Klösterliche Ausbildung

Gregory Polan OSB


Die fruchtbare Erde der klösterlichen Ausbildung

Mauro-Giuseppe Lepori OCist


Benediktinisches Monastisches Institut (BMI)

Peter Eghwrudjakpor OSB


Der Ausbildungskurs „Ananie“

Marie Ricard OSB


Klösterliche Ausbildung in Vietnam

Marie Lucie OCist


Monastische Ausbildung in Tansania

Pius Boa OSB


Ausbildungskurse in Kloster Mvanda (Kongo-Kinshasa)

Anna Chiara Meli OCSO


Wie vermeiden wir es, überflüssig zu werden? Eine Stellungnahme der Englische Benediktinerkongregation

Chad Boulton OSB


ZEUGNIS

Theologiestudien im Kloster

Claire Cachia OSB


ÖFFNUNG ZUR WELT

Herausforderungen für Christen und Ordensleute in einer Welt im Umbruch

Italo de Sandre


GESCHICHTE

Kloster St. Benedikt in Volmoed (Südafrika)

Daniel Ludik OHC


MÖNCHE UND NONNEN ALS ZEUGEN FÜR UNSERE ZEIT

Marie Chantal Modoux OSB (1919-2020)

Gemeinschaft von Encontro


Charles de Foucauld (1858-1916)

Prophet für das monastische Charisma

Michael Davide Semeraro OSB


NACHRICHTEN

Kloster Hl. Maria, Mutter der Kirche. Samen des Klosterlebens in der Region Trás-os-Montes (Portugal)

Trappistinnen von Palaçoulo


Koptisch-Katholische Benediktiner. Rückblick auf unser dreijähriges Bestehen

Maximilian Musindal OSB


Schließung der Trappistenabtei Sainte-Marie-du-Désert (Frankreich)

und Eröffnung eines „Franziskusdorfs“

Sommaire

Leitartikel

A usbildung ist ein unerschöpfliches Thema. Zunächst war gar nicht geplant, dass gleich zwei Hefte in Folge sich damit befassen sollten, aber nun scheint sogar diese Lösung nicht ausreichend. Denn die Frage nach der klösterlichen Ausbildung berührt zwangsläufig Grundfragen des monastischen Lebens und darüberhinaus sogar das weite Thema, wie der christliche Glaube verstanden und weitergegeben wird.

Der frühere Abt Maksymilian R. Nawara des polnischen Klosters Lúbin, der nunmehr die Kongregation der Verkündigung leitet, führt in diesen Themenkomplex ein, indem er in seiner lectio divina über die Berufung der ersten Jünger im Johannesevangelium reflektiert. Anschließend lesen wir Überlegungen dazu aus der Feder des benediktinischen Abtprimas Gregory Polan und des zisterzienischen Generalabts Mauro-Giuseppe Lepori.

Es folgen einige Beispiele, wie konkret klösterliche Ausbildung vor sich gehen kann, sowie einige Zeugnisse und Berichte über verschiedene Initiativen. Prof. Italo de Sandre stellt seine Überlegungen zu den Beziehungen zwischen Orden und heutiger Welt vor.

Und natürlich gibt es die üblichen Rubriken zu den Themen Liturgie, Geschichte, Mönche als Zeitzeugen usw.

Derartige „Information“ hat auch etwas mit „Formation“ zu tun und soll uns helfen, unsere Berufung klarer zu erfassen. In Krisenzeiten gilt es mehr denn je, unsere Wurzeln zu pflegen. Nur so können wir die Herausforderungen überwinden und beim Aufbau einer neuen Welt mithelfen.

Jean-Pierre Longeat OSB

Präsident der AIM

Artikel

Einübung ins monastische leben

1

Jean-Pierre Longeat OSB

Präsident der AIM

 

Einübung ins monastische leben

 

 

Im letzten Teil des Regelprologs stellt Benedikt das Kloster als eine Schule des Dienstes am Herrn vor. Mit anderen Worten: er beabsichtigt, das Klosterleben zu einem Ort ständiger Ausbildung zu machen. In demselben Prolog gibt er einige Merkmale des Unterrichts an, der an dieser Schule abgehalten wird. Das erste und wichtigste Merkmal ist die Qualität des Zuhörens, welche darüber entscheidet, wie konsequent das Gebot der Nächstenliebe umgesetzt wird.

Ich möchte hier einen Vers aus dem Prolog hervorheben, der nach meinem Dafürhalten einen nützlichen Ausgangspunkt für heutige monastische Ausbildung bildet. Benedikt strebt nicht Vollkommenheit hinsichtlich einer äußeren Beobachtung von Regeln an, die das Versprechen eines illusorischen Erfolgs in der Schiene des heutigen Leistungsdenkens wäre; er konzentriert sich vor allem auf eine Perspektive, welche die Dimension des ewigen Lebens berücksichtigt, die bereits jetzt am Wirken ist, aber die Grenzen der Zeitlichkeit sprengt. Deshalb verwendet er diesen Vers aus Johannes, der die benediktinische Grundhaltung gut charakterisiert:

„Lauft, solange ihr das Licht des Lebens hast, damit euch nicht die Dunkelheit des Todes erfasst“ ( Johannes 12,35, zitiert in RB, Prol 13).

In Johannes bezeichnet das fragliche Licht Christus selbst und die Dunkelheit die Gegenmächte. Benedikt gibt diesem Vers eine etwas andere Bedeutung, er verzerrt ihn sogar, indem er die Begriffe „Leben“ zu „Licht“ und „Tod“ zu „Dunkelheit“ hinzufügt. Er möchte damit ganz allgemein das Drama menschlicher Entscheidungsmöglichkeiten hervorheben, indem er die kurze Zeit des irdischen Lebens der langen „Zeit“ des ewigen Todes entgegensetzt. In besonderer Weise unterstreicht er dabei das „Eilen“, das die Dringlichkeit ausdrückt.

 

1. Eschatologische Perspektive und Konsequenzen

Mönche sind aufgerufen, ihr Leben aus einer eschatologischen Haltung heraus zu gestalten. Benedikt räumt zwar ein, dass die ewigen Gaben schon teilweise in der Jetztzeit geschenkt werden (vgl. RB 7,72 und 73), vermittelt aber auch, dass das Wirken des Mönchs von der Spannung einer noch nicht angekommenen Ewigkeit her bestimmt wird. Viele Verse der Regel erinnern konkret an diese Perspektive: So lädt Benedikt die Mönche ein, „das ewige Leben mit allem geistlichen Verlangen zu ersehnen“ (RB 4,46) und mit „dem guten Eifer zu handeln, der zu Gott führt und zum ewigen Leben“ (RB 72,2). Deshalb dürfen sie „absolut nichts Christus vorziehen, der uns alle zusammen zum ewigen Leben führen will“ (RB 72,11). Deshalb rät Benedikt den Mönche dringend: „Lasst uns laufen und jetzt tun, was uns für die Ewigkeit nützt“ (Pr 44). Grundsätzlich entwickeln wir uns innerlich im Klosterleben und bereiten uns damit auf das überstr.mende Leben des ewigen Königreichs vor. Was den Abt betrifft, „muss er sich ständig daran erinnern, dass er nach dem gewaltigen Urteil Gottes Rechenschaft ablegen muss“ (RB 2, 6, 34, 37, 38, 39-40).

Wir müssen uns hier an ein charakteristisches Gebet des Klosterlebens erinnern, nämlich die Vigil als einer Zeit des Wachens, die sich auf das Kommen Christi in der Erwartung des Anbruchs des Tageslichts konzentriert. Natürlich handelt es sich hierbei um ein allgemein christliches Erbe, aber die Mönche betonen diese Dimension besonders. Dies ist sogar das, was das Klosterleben am besten in seiner Beziehung zu Zeit und Raum charakterisiert, die im Gegensatz zu der üblichen Sichtweise der Menschen steht. Dies ist auch ein Punkt, durch den Mönche manchmal etwas schwer zu verstehen und sogar zu akzeptieren sind.

 

2. Das „Eilen”

Die Sicht, das Leben als einen kurzen Übergang zum ewigen Leben von der Jetztzeit hin zu einer Existenz jenseits des Todes zu betrachten, lädt die Mönche ein, keine Zeit zu verschwenden, sondern vielmehr dem Ziel entgegenzueilen. Benedikt greift dieses Thema mehrfach auf.

Zunächst gibt er es als allgemeines Prinzip vor:

„Wir wollen den Strafen der Hölle entfliehen und zum unvergänglichen Leben gelangen. Noch ist Zeit, noch sind wir in diesem Leib, all das zu erfüllen. Jetzt müssen wir rennen und tun, was uns für die Ewigkeit nützt“ (Pr. 42-44).

Diese Passage ähnelt stark dem Johanneswort in Kapitel 12,35 (vgl. oben). Konkret müssen wir also, wenn wir so leben wollen, den Wunsch in unseren Herzen tragen, in der Wohnstätte des Königreichs zu leben, in dem Wissen, dass wir nur dann Erfolg haben, wenn wir „durch gute Taten“ dorthin eilen (Pr. 22). „Wenn man im klösterlichen Leben und im Glauben Fortschritte macht, weitet sich das Herz, man läuft auf dem Weg der Gebote Gottes“ (Pr 49). Damit werden die Konsequenzen geschildert, die sich aus dem Verlangen des Mönches ergeben: Er hat sein Herz dem ewigen Leben zugewandt und dies führt zu einer derartigen inneren Weitung, dass er jetzt auf dem Weg der Gebote Gottes läuft. Das Gebot ist in der Tat der Ort, wo er hingelangen soll, also kein äußerlich aufgedrungener Befehl, sondern ein Ziel entsprechend dem griechischen Wort „entolé“ für Gebot, was von „en telos“ kommt, also „im Ziel“ sein.

Nachdem Benedikt dieses Prinzip festgelegt hat, erwähnt er bestimmte Situationen, deren tiefere Bedeutung nur in Bezug auf diese Endgültigkeit verständlich wird. Der Abt zum Beispiel „muss mit all seinen Fähigkeiten und großem Eifer rennen (currere), um keines der ihm anvertrauten Schafe zu verlieren“ (RB 27,5).

Kapitel 5 der Regel befasst sich ausschließlich mit dieser Perspektive eines Lebens, das darauf aus ist, auf den vernommenen Anruf zu reagieren. Das Verb „currere“ wird dort zwar nicht verwendet, aber es gibt viele ähnlich drängende Ausdrücke, die den Menschen zu einer ähnlichen Haltung eines unwiderstehlichen Drangs nach dem ewigen Leben bewegen wollen:

Und die Jünger, „bewegt durch den heiligen Dienst, den sie gelobt haben, oder aus Angst (metum) vor der Hölle oder wegen der Herrlichkeit des ewigen Lebens, kennen kein Zögern, sobald (mox) der Vorgesetzte etwas geboten hat, sondern führen es aus, als hätte Gott selbst den Befehl gegeben ... Sogleich (mox) legen sie unvollendet aus der Hand, womit sie eben beschäftigt waren. Schnellen Fußes folgen sie gehorsam dem Ruf des Befehlenden mit der Tat. Mit der Schnelligkeit, die aus der Gottesfurcht kommt, geschieht beides rasch in einem Augenblick: der ergangene Befehl des Meisters und das vollbrachte Werk des Jüngers. So drängt sie die Liebe, zum ewigen Leben voranzuschreiten“ (RB 5,3.7-10).

Dieser innere Drang des Gehorsams findet sich auch bei Antwort auf den Aufruf zum officium divinum:

„So seien die Mönche stets bereit. Auf das gegebene Zeichen hin werden sie sofort aufstehen und sich beeilen, zum officium divinum zu gehen, jedoch in aller Ernsthaftigkeit und Bescheidenheit“ (RB 22,6).

Wir finden diese Weisung noch ein zweites Mal in der Regel:

„Hört man das Zeichen zum officium divinum, lege man sofort alles aus der Hand und komme in größter Eile herbei, allerdings mit Ernst, um nicht Anlass zu Albernheiten zu geben. Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“ (RB 43,1-3).

Das erste aufgeführte Zitat stammt aus dem Kapitel über den Schlaf der Mönche und das zweite aus dem Kapitel über diejenigen, die unpünktlich zum Gottesdienst oder zur Mahlzeit kommen. Tatsächlich ist die Eile sehr charakteristisch für benediktinisches Klosterleben: Es fällt auf, wie sich überall in unseren Klöstern die Mönche beeilen, um rechtzeitig zum Stundengebot zu kommen. Nicht ganz sicher ist allerdings der Grund dieser Eile, ob der Grund wirklich nur darin liegt, dass man dem ewigen Leben nachlaufen will!

Schließlich gibt es noch einen anderen Bereich für den Eifer, den Benedikt im Leben des Mönchs sehen will: Nämlich dann, wenn ein Gast an die Klostertür klopft:

„Sobald ein Gast gemeldet wird, sollen ihm der Obere und die Brüder voll dienstbereiter Liebe entgegeneilen (occuratur)“ (RB 53,3);

„Sobald (mox) jemand anklopft oder ein Armer ruft, [...] gebe der Pförtner mit der ganzen Sanftmut eines Gottesfürchtigen unverzüglich (festinanter) Bescheid“ (RB 66,3-4).

Es hierin ist ein Kennzeichen unseres benediktinischen Charismas zu finden, auch wenn es heute manchmal schwierig ist, auf alle ständig eintreffenden Anfragen unverzüglich einzugehen, und oft eine gewisse Distanz sogar hilfreich wäre, damit der Dienst der Nächstenliebe besser ausgeübt wird.

Dieses Thema des Sich-Beeilens hat seine Wurzeln in der Bibel. Das Wort Gottes selbst macht sich freudig auf den Weg, um seinen Lauf zu vollenden (Ps 19). Es springt vom königlichen Thron herab (Weish 18,15); Gott sendet sein Wort und in Eile rennt es dahin (Ps 147,15). Von Gott erfüllte Menschen, wahre Propheten, heilige Priester und gerechte Könige laufen, um das Wort in die Tat umzusetzen: „Wie willkommen sind die Schritte des Boten, der den Frieden verkündet“ ( Jes 52,7).

Menschenmassen strömen zu Johannes dem Täufer in der Wüste und zu Jesus während seines gesamten öffentlichen Wirkens. Maria geht nach der Verkündigung des Engels eilig zu ihrer Cousine Elisabeth. Bei Jesus bleibt gelegentlich nicht einmal Zeit zum Essen.

Die Jünger eilen zum Grab und eilen zurück, um die Auferstehung des Herrn zu verkündigen.

Nach Pfingsten eilen die Jünger überall hin, um das Evangelium bis an die Enden der Welt zu bringen. Der Apostel Paulus jagt dem Siegespreis nach (Phil 3,14).

Bei der Weitergabe der Frohen Botschaft ist Eile geboten, denn:

„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist da, es gibt keine Zeit zu verlieren, bekehrt euch und glaubt an das Evangelium.“

 

Ausflug beim Monastic Formators' Programme, 2012.
Ausflug beim Monastic Formators' Programme, 2012.

3. In dieser Endzeit gilt: eilen, ohne zu hetzen

Abschließend noch einige Punkte zu diesem Thema bei der klösterlichen Ausbildung, die ja Benedikt sehr am Herzen liegt.

Die Mönche rennen und beeilen sich, das ist in allen Klöstern offensichtlich. Aber um was für eine Art von Eile handelt es sich? Ist es ein Eilen, das die Einsicht ausdrückt, dass unser Leben begrenzt ist und wir keine Zeit zu verlieren haben?

Unsere Eile ist oft eher von gesellschaftlichen Zwängen geprägt: Arbeit, Verwaltung und sogar die Freizeit unterliegen Riten, die man einhalten muss, um mithalten zu können. Dabei trifft sicher zu, dass in vielen gesellschaftlichen Bereichen hohe Anforderungen gelten. Aber müssen wir uns davon bestimmen lassen? Sollte unsere Eile nicht eher von der Sehnsucht nach dem letzten Ziel geprägt sein, danach, sein Leben in Gott zu vollenden und begleitet von einer geschwisterlichen Gemeinschaft?

Mönche sind im Wesentlichen wie alle Christen, aber leben vielleicht ihre Berufung eine Spur bewusster, nämlich als Menschen des achten Tages. Dieser Tag steht jenseits aller Tage, jenseits der Geschichte, aber immer noch innerhalb der Geschichte. Klösterliches Leben findet auf einem Standpunkt statt, der sich zwar in der Welt befindet, aber ohne von der Welt zu sein.

Dieser Standpunkt zielt auf eine Gotteserfahrung durch Befreiung von der Abhängigkeit von Leidenschaften und durch Gebet, das einem Rhythmus folgt, in dem Zeit und Raum nach eigenen Prioritäten organisiert sind.

Wenn man eilt, dann vor allem auf den Wegen der Liebe, in guten Werken, wie sie in RB 4 beschrieben sind, auf dem Weg der Gebote, des weiten Herzens, im Gebet, zum officium divinum, im Gehorsam, in der Seelsorge, um keines der Schafe der anvertrauten Herde zu verlieren, beim Empfang der Gäste oder aller, die an die Tür des Klosters klopfen.

Wir brechen dabei mit den Wertmaßstäben der Welt, ohne diese zu verachten. Wir wollen lediglich einer anderen Werteordnung folgen. Die Frage, die sich uns stellen muss, lautet: Wie ernst nehmen wir dieses klösterliche Lernprogramm?

Wir werden durch Begegnung geprägt

2

Lectio divina

Maksymilian R. Nawara OSB

Abtpräses der Kongregation der Verkündigung

 

Wir werden durch Begegnung geprägt

 

„Am Tag darauf stand Johannes wieder dort und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, sagte er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister –, wo wohnst du? Er sagte zu ihnen: Kommt und seht! Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde (d.h. ungefähr 16.00 Uhr).“ (Joh 1,35-39)

 

Johannes der Täufer ist der Vorläufer, der das Licht bezeugt ( Joh 1,6) und den Weg für den Herrn bereitet ( Joh 1,23), damit alle Zugang zum Gotteslamm finden (Joh 1,29). Er kannte Jesus bereits und erwartete ihn, doch musste er ihn noch besser kennenlernen, um sich nach seinem Bild zu formen.

Im Johannesevangelium enthüllt der Täufer im Gespräch mit den Pharisäern seine Identität: „Ich bin nicht der Messias“ ( Joh 1,20-27). Kurz darauf – das Evangelium spricht vom „folgenden Tag“ – begegnet Johannes Jesus und erkennt ihn. Er legt gegenüber seinen Jüngern das Zeugnis ab: „Er ist der Sohn Gottes“ ( Joh 1,34).

Dennoch schickt er anschließend Boten zu Jesus, als er im Gefängnis von ihm hört und lässt ihn fragen: „Bis du der, auf den wir warten?“ (Mt 11,3). Daraus können wir erkennen, dass er bei Jesus Zeit brauchte, um innerlich Klarheit zu gewinnen.

Wir leben in einer geschichtlichen Epoche, in der der technologische Fortschritt es uns ermöglicht, viele Dinge effizienter und schneller zu erledigen. Wir können viele Güter weit einfacher als früher uns besorgen. Darüber verfügen wir über einen sofortigen Zugriff auf Wissen und können uns auch innerhalb der Klausur durch Fernkurse weiterbilden. Gleichzeitig hat ein Tag immer noch vierundzwanzig Stunden und eine Woche sieben Tage. Es scheint, wir haben mehr Zeit und doch ... leben wir in einer Zeit, in der Zeit immer knapper zu werden scheint. Selbst in Klöstern hört man oft Mönche oder Nonnen, die sich beschweren, dass sie nicht genug Zeit haben, um alles zu erledigen, was sie sich vorgenommen haben.

Das Evangelium lässt uns hier innehalten und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Grundlagen aller menschlichen Bildung. Es braucht Zeit, bis eine Begegnung prägende Kraft entfaltet. Es braucht Zeit, bis eine Erkenntnis zur Einsicht wird. Ohne diese Zeit ist ein Zeugnis wertlos, weil es nicht auf Erfahrung beruht.

 

Mit Jesus auf dem Weg

Zwei Jünger des Johannes vernehmen, wie ihr Meister vom Lamm Gottes spricht und folgen Jesus nach. Für sie beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Bisher haben sie auf eine Stimme gehört, nun werden sie Schüler des Wortes selbst.

Jesus folgen und seinen Weg gehen fasst alle christliche Erfahrung zusammen. Beim christlichen Glauben geht es nicht um schöne Geschichten oder moralische Gebote. Er dreht sich um die Wirklichkeit der Person Jesu, der man folgt, weil man sie liebt: „Wer mir nachfolgt, hat das Licht des Lebens und wandelt nicht in Finsternis“ (Joh 8,12).

In Johannes 1,36 wendet sich daraufhin Jesus den beiden zu, die ihm folgen, und öffnet erstmals (im Johannesevangelium) den Mund für Worte, die eine Frage enthalten: „Was sucht ihr?“ Diese Frage ist aus mehreren Gründen entscheidend. Was suche ich eigentlich in meinem Leben, in meiner Arbeit, in meinen Beziehungen? Was suche ich in der Kirche oder in meiner klösterlichen Gemeinschaft? Alle diese Fragen und noch viele mehr sind wichtig für die klösterliche Ausbildung. Die Frage Jesu hat auch mit der Zeit zu tun und vermittelt sehr richtig die Botschaft: „Ich verbringe Zeit mit dem, wonach ich suche. Was ist das, worin ich Zeit investiere?“

Die Antwort der Jünger ist nicht einfach. Sie sagen nicht: „Wir suchen dies und das“, sie sagen nicht einmal: „Wir suchen den Messias.“ Sie stellen eine andere Frage: „Wo wohnst du, Rabbi?“ Diese Frage drückt ihren tiefen Wunsch aus, mit Jesus zusammen zu sein. Und Jesus antwortet: „Komm und seht“.

Hier beginnt der Weg eines Jüngers des Wortes. Von Ideen, Theorien, Erklärungen, Manifestationen und Slogans heißt es zum Teilen des Lebens überzugehen. Mein Leben zu teilen bedeutet, meine Zeit mit jemandem zu teilen, mit jemandem, den ich getroffen habe, mit Jesus. Es gibt keinen anderen Weg, Jesus wirklich zu kennen, als die Zeit mit ihm zu teilen: im Gebet, in der lectio divina und in der Gemeinschaft. Aber diese Wahrheit ist eng mit einer ehrlichen Antwort auf die Frage verbunden: „Was suche ich?“ Wonach suche ich, was ist mir so wichtig, dass ich bereit bin, meine Zeit dafür hinzugeben?

 

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Das Evangelium sagt: „Also folgten sie ihm und sahen, wo er wohnte, und sie blieben an diesem Tag bei ihm.“ Wir kommen noch einmal auf diese Schlüsselaussagen zurück: Es braucht Zeit, bis eine Begegnung zur Bekanntschaft wird. Es braucht Zeit, bis eine Bekanntschaft tiefere Konsequenzen entfaltet. Die Frucht der Zeit, die wir mit Jesus verbracht haben, ist eine solche Konsequenz: „Wir haben den Messias gefunden“, wir haben das Licht des Lebens gefunden.

Die klösterliche Bildung konzentriert sich hauptsächlich auf das Teilen. Wir teilen das tägliche Leben, die Zeit, die Arbeit und alles. Wie können wir lernen, zusammen zu leben, wenn wir nicht jeden Tag Zeit mit unseren Brüdern und Schwestern teilen? Wie können wir Jesus kennen, wenn wir nicht unsere Zeit mit ihm teilen? Wissen wird im Laufe der Zeit zum Zeugnis. Auf unserem klösterlichen Weg werden wir geformt, indem wir mit ihm und mit unseren Brüdern und Schwestern zusammenleben: „Kommt und seht, ich werde euch Tag für Tag führen.“

Klösterliche Ausbildung

3

Perspektiven

Gregory Polan OSB

Abtprimas

 

Klösterliche Ausbildung

 


Das wichtigste Bestreben in der monastischen Ausbildung ist die Umwandlung des Herzens. Wenn wir über das menschliche Herz sprechen, kann eine biblische Perspektive einen wesentlichen Ausgangspunkt bieten. Im biblischen Verständnis ist das Herz der Ort dessen, was wir mit unserem heutigen Verständnis als die Verbindung der geistigen Fähigkeiten mit dem emotionalen Bewusstsein eines Menschen beschreiben könnten. Die antike griechische Philosophie, die jahrhundertelang das westliche Denken begründet und beeinflusst hat, trennte Verstand und Herz als zwei unterschiedliche Funktionen im Menschen. Für unsere Zwecke hier möchten wir die biblische Sichtweise übernehmen, um zu betrachten, wie Verstand und Herz in Einklang arbeiten können. Im Laufe der monastischen Ausbildung erwerben wir eine bedeutende Menge an Informationen über frühe Traditionen, historische Personen, Entwicklungen und Veränderungen betreffend der Art und Weise, wie Männer und Frauen das monastische Leben durch die Jahrhunderte gelebt haben. Und was man so lernt, muss natürlich reflektiert werden, um es sich im Laufe der Zeit als innere Haltung anzueignen. Entscheidet man sich dafür, die Traditionen, Werte und Lehren der klösterlichen Ausbildung in das eigene Leben und die eigene Weltanschauung zu integrieren, um so die Veränderungen herbeizuführen, die für das eigene Seelenheil notwendig sind? Die harmonische Verbindung von Geist und Herz hat eine dauerhafte Bedeutung, insofern wir den Prozess der Ausbildung als ein lebenslanges Unterfangen betrachten. Seine Anfänge sind besonders wichtig, weil sie den Rhythmus festlegen, der für eine lebenslange Bekehrung und Umwandlung des Herzens erforderlich ist.

Dans l’Ancien Testament, le peuple hébreu a progressé, dans le désert, de l’esclavage en Égypte vers la liberté en Terre Promise, et ceci sous le regard providentiel de Dieu. Au cours de ce voyage, il a connu tous les aspects de l’expérience spirituelle : tentations, frustrations, trahisons, peur, miséricorde, compassion, conversion et enfin, accomplissement de la promesse de Dieu (Dt 8, 1-18). Ayant vécu ces rencontres avec son péché et bénéficier de la rédemption, il a été constitué par Dieu comme peuple de la foi.

Die Ausbildung dieses so zentralen „Herzens“ bleibt eine lebenslange Aufgabe; man könnte sagen, dass die Ausbildung selbst eine Reise des Herzens ist, die, einmal begonnen, auf die leisen Eingebungen von Gottes Stimme in unserem Leben abgestimmt bleibt. Sowohl das Alte als auch das Neue Testament bieten Perspektiven, auf denen ein Verständnis von Bildung als Reise oder Wanderung beruhen kann. Im Alten Testament wanderte das hebräische Volk unter Gottes Vorsehung von einem Ort der Sklaverei in Ägypten und durch die Wüste in ein Land der Freiheit im Gelobten Land. Im Laufe dieser Wanderung durchlebten sie die ganze Bandbreite geistlicher Erfahrungen – Versuchung, Frustration, Verrat, Angst, Barmherzigkeit, Mitleid, Einsicht, Bekehrung und schließlich die Erfüllung der Verheißung Gottes (Dtn 8,1-18). Nachdem sie diese Begegnungen mit Sünde und Erlösung durchlebt hatten, wurden sie von Gott als ein Volk des Glaubens geformt. In den Evangelien erzählt der Evangelist Lukas die Geschichte des österlichen Geheimnisses Jesu im Kontext einer Wanderung, einer Art geistlichem Reisebericht. „[ Jesus] sprach von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. Als sich die Tage erfüllt hatten, dass er hinweggenommen werden sollte, entschloss sich [ Jesus], nach Jerusalem zu wandern...“ (Lk 9,31.51). Jesus selbst macht die gleichen Erfahrungen, die seine Vorfahren im Glauben auf ihrem Exodus durchgemacht haben: Versuchung, Frustration, Verrat, Angst, Erbarmen, Mitleid, Einsicht und schließlich die Erfüllung der Verheißung Gottes. Nachdem er unser Menschsein (mit Ausnahme der Sünde) vollständig geteilt hatte, unternahm Jesus die menschliche Reise von der Geburt bis zum Tod – und schließlich zur Auferstehung. Jeder, der ernsthaft diese Reise auf sich nehmen will, um Jesus auf dem Weg des Kreuzes zu folgen, muss eine Reihe innerer Bewegungen durchlaufen, die tiefer und tiefer ins Herz gehen. Das Herz ist der Ort, an dem der anfängliche Glaube, die Inbrunst und die Überzeugung schließlich einer lebenslangen Bindung an den gewählten Weg weichen müssen.

Die Ausbildung im monastischen Leben muss die Welt berücksichtigen, in der wir leben, die Kultur, in der wir aufgewachsen sind, die Werte, die wir unbewusst übernommen haben. Technologische Fortschritte, die das Lebenstempo beschleunigen, die Konsumkultur, in die wir vielleicht unbewusst eingebettet sind, der Geräuschpegel, an den wir uns gewöhnt haben – all das ist so sehr Teil des Lebens, das wir jetzt führen, dass wir uns selten Gedanken darüber machen. Erst wenn technologische Störungen unser Gefühl für Fortschritt oder Effizienz verlangsamen oder behindern, erkennen wir den enormen Einfluss der Technologie auf unser tägliches Leben. Erst wenn wir auf etwas verzichten müssen, von dem wir angenommen haben, dass es immer zur Verfügung steht, erkennen wir unsere Abhängigkeit davon. Erst wenn wir uns an einem Ort oder in einer Atmosphäre völliger Stille befinden, erkennen wir, dass der nun fehlende Lärm einen beruhigenden Einfluss auf uns ausgeübt hat. Solche Einsichten können Momente der Selbstoffenbarung und Selbsterkenntnis sein. Sie werden zu Momenten, in denen wir diese bohrenden Fragen stellen können: Was ist der Sinn meines Lebens? Wohin gehe ich? Wie plane ich, mein Ziel zu erreichen? Und habe ich die innere Ruhe, die mich befähigt, solche tiefen Fragen zu beantworten?

Kloster San Benito in buenos Aires (Argentinien). © AIM.
Kloster San Benito in buenos Aires (Argentinien). © AIM.

Ich glaube, dass unsere 20er und frühen 30er Jahre eine besonders wichtige und prägende Zeit sind: Wir sind aus der Adoleszenz heraus- und in das Erwachsenenalter hineingewachsen, wir beginnen, in die Zukunft zu blicken und über Dinge und Themen nachzudenken, die unser Leben für die kommenden Jahre beeinflussen werden. Dies sind Jahre, in denen sich die Prozesse des Lebens, des Verhaltens und des Glaubens verändern. Und egal, ob wir während dieser prägenden Jahre zum monastischen Leben kommen oder später, nachdem bereits eine bedeutende Haltungsverfestigung stattgefunden hat, diese Jahre haben einen bleibenden Einfluss darauf, wie wir uns selbst, unsere Welt und vor allem Gott sehen. Dies sind die Jahre, in denen sich vieles in unserem Leben verändert: unser Körper, unsere Weltanschauung, unsere intellektuellen Fähigkeiten, unsere Sichtweisen auf verschiedene Werte. Das Wort „Bekehrung“ hat in unserer heutigen Welt eine wichtige Bedeutung. Es wird oft als eine Abkehr von einer bestimmten Sichtweise des Lebens und seiner Bedeutung gesehen, die zu einer ganz anderen Sichtweise führt; der Begriff suggeriert eine dramatische, lebensverändernde Veränderung der eigenen Sichtweise. Aber es ist auch wahr, dass es „kleine Bekehrungen“ gibt, subtilere Veränderungen im Leben, die unsere Richtung sanft in einer Weise umlenken, die erst nach einer beträchtlichen Zeitspanne sichtbar wird – vielleicht erst am Ende eines Lebens. Manche Menschen entscheiden sich zum Beispiel dafür, zunächst Karriere zu machen und erst spät im Leben zu heiraten und eine Familie zu gründen. Andere entscheiden sich, zunächst einen akademischen Abschluss zu machen, die ihnen eine berufliche Grundlage ermöglicht, bevor sie sich für die Ehe oder das klösterliche Leben entscheiden. Es ist wichtig zu überlegen, wie tief eine Person ihr Herz erforscht hat, wenn sie solche Entscheidungen trifft. Wie gut kennt sie sich selbst, ihr inneres Leben? Wie viel Übung hat man darin, das Herz mit Aufmerksamkeit und Sorgfalt zu erforschen?

Eine Tugend, die auf der monastischen Reise in die Tiefen des Herzens angeeignet werden muss, ist Vertrauen. Die Tugend des Vertrauens fällt heute schwer in einer Welt der gebrochenen Versprechen, des Betrugs oder der Korruption von Personen in hohen Führungspositionen, in einer technologiegesteuerten Welt von Bedeutungen, die sich in einem früher unvorstellbaren Tempo verändern. Dennoch bleibt Vertrauen in der Arbeit und im Prozess der Ausbildung wesentlich. Zuallererst muss Vertrauen uns befähigen, diesen bedeutenden Glaubenssprung zu machen – sich auf einen Gott zu verlassen, sich ihm anzuvertrauen und sich ihm zu unterwerfen, der, obwohl er für das menschliche Auge unsichtbar bleibt, dennoch Wunder wirkt, die für jeden sichtbar sind, der aus einer Perspektive des Glaubens heraus die Welt erfährt. Abraham steht vor uns als ein primäres Modell des Vertrauens. Abraham wusste nur, dass etwas tief in seinem Inneren ihn zu bedeutenden Veränderungen in seinem Leben rief, und vertraute dieser stillen inneren Stimme; es bleibt unsere feste Überzeugung, dass der stille innere Impuls, der Abraham bewegte, die Stimme Gottes war (Gen 12,14; 22,1-19). Die Jungfrau Maria steht ebenfalls für einen Weg des Vertrauens – in einem Moment der Berufung und durch ein ganzes Leben des Glaubens hindurch (Lk 1,38; 2,19; 2,51b). Sich auf den Weg der monastischen Ausbildung einzulassen, ihm verpflichtet zu bleiben, erfordert ein Maß an Vertrauen, das die uns gegebenen Anweisungen annimmt, sie im Prozess der Aneignung prüft und erforscht, ihnen aber immer Zeit lässt, ihren Ruhepunkt im Herzen zu finden. In diesem Prozess der inneren Erkundung ist Vertrauen immer ein wesentlicher Bestandteil: Herausforderungen werden am Anfang unweigerlich kommen, aber das liegt daran, dass wir uns von einer weltlichen Perspektive in eine monastische Tradition hinein bewegen. Beides hat seine Segnungen und seine Herausforderungen, aber es muss zumindest eine Entscheidung geben, dieser neuen Reise der monastischen Ausbildung zu vertrauen. Der Psalmist gibt eine einfache, direkte Anweisung für alle, die sich in dieser Situation befinden: „Wenn ihr heute Gottes Stimme hört, so verhärtet euer Herz nicht“ (Ps 95[94],7b-8a).


Wenn ein Mensch bereit ist, zu vertrauen, wird dies zu einer dehnenden, nachgebenden, erweiternden und ausweitenden Erfahrung. Vertrauen ermutigt uns, uns ausreichend Zeit zu lassen, um neue und bedeutungsvolle Werte, die uns angeboten werden, zu verinnerlichen. Vertrauen erfordert oft ein Loslassen von weltlichen Dingen. Auch wenn sie ansprechend, attraktiv oder verlockend sind, werden wir dazu bewegt, vergangene Verhaltensweisen und Einstellungen aufzugeben, damit eine wirkliche Veränderung des Herzens stattfinden kann. Vertrauen kann uns herausfordern; es kann offenbaren, dass unsere Akzeptanz dessen, was von uns verlangt wird, zaghaft und vergänglich ist, weil wir fürchten, dass das Vertraute, das Bequeme nun für immer verloren sein könnte. Jeder von uns wird vor schwierigen Zeiten durchleben, in denen nur Vertrauen und Liebe, die sich langsam, aber sicher entwickeln, uns vorwärts bringen werden. In solchen Situationen müssen wir oft einen Ruf zum Gehorsam erkennen.

Das Wort „Gehorsam“ selbst hat seine Wurzeln im lateinischen „audire“, d.h. „zuhören“. Einige Fachleute schlagen eine Bedeutungsnuance vor, nämlich „nach innen hören“. Wir wissen, wie zentral ein solches inneres Hören für Benedikt in Bezug auf das monastische Leben war; es ist das erste Gebot seiner Regel. Außerdem weist uns Benedikt an, „mit dem Ohr des Herzens zu hören“. Könnte ein solches Zuhören nicht die Grundlage für ein inneres Gebäude des Vertrauens sein? Wir können sehen, wie wichtig Benedikt die Tugend des Gehorsams für die Sicherung von Wachstum und Entwicklung im monastischen Leben hielt, wenn er in der Regel davon spricht. Er schreibt im Prolog: „Die Mühe des Gehorsams wird dich zu dem zurückbringen, von dem du durch die Trägheit des Ungehorsams abgewichen bist“ (V. 2). Und gegen Ende der Regel, in Kapitel 71 über den „Gegenseitigen Gehorsam“, schreibt er weiter: „Den Segen des Gehorsams sollen alle nicht nur dem Abt erweisen, sondern auch einander als Brüder [und Schwestern], denn wir wissen, dass wir auf diesem Weg des Gehorsams zu Gott gelangen“ (V. 1-2). Benedikt eröffnet die Regel, indem er den Gehorsam als eine herausfordernde Arbeit beschreibt, aber er schließt, indem er ihn als einen Segen darstellt. Nachdem man sich an einer Aufgabe abgemüht hat, die wirklich lohnend ist, kann man, wenn die Aufgabe abgeschlossen ist, sie als Segen erkennen – ein Wachstum in der Tugend, eine Erfahrung neuen Lebens. Schritt für Schritt, Erfahrung für Erfahrung wachsen wir zu einem Gehorsam des Herzens, der von dem wachsenden Vertrauen in uns geleitet wird.

Der Hebräerbrief stellt den Gehorsam Jesu als einen Charakterzug dar, der uns inspirieren und ermutigen soll: „Obwohl er der Sohn war, lernte er Gehorsam durch das, was er erlitt; und als er vollendet war, wurde er die Quelle des ewigen Heils für alle, die ihm gehorchen“ (5,8-9). Wie verblüffend ist es für uns, über diese Behauptung nachzudenken: Jesus musste Gehorsam lernen. Dieser Text lehrt uns auch, dass der Gehorsam von Jesus für uns erlösend ist. Es ist kein großer Gedankensprung, um einzusehen, dass unser eigener Gehorsam auch in unserem Leben und im Leben anderer erlösend sein kann. In seiner Menschlichkeit erkannte Jesus – wie wir – den Gehorsam gegenüber dem an, den er „Abba“ nannte, und auch gegenüber seinen Eltern, denen der Vater die Verantwortung über ihn übertragen hatte. Erinnern wir uns an die Szene, als der junge Jesus in Jerusalem zurückbleibt, um sich mit den Schriftgelehrten zu unterhalten, während seine Eltern drei Tage lang verzweifelt nach ihm suchten. Als seine Eltern ihn in ihrer Sorge um ihn anschließend nach seinen Gründen befragen, beteuert er, dass dies Teil von Gottes Plan für ihn war – oft übersetzt als „die Sache seines Vaters“ (Lk 2,49). Der Text schließt: „[ Jesus] ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen gehorsam; und seine Mutter behielt das alles in ihrem Herzen“ (Lk 2,51). Zwei auffällige Elemente tauchen hier auf: der Gehorsam des Gottmenschen Jesus gegenüber seinen menschlichen Eltern und die Identifizierung von Marias Herz als Ort ihres Nachdenkens über dieses Ereignis, das sowohl als ausgetauschte Worte als auch als erlebte Erfahrung voller Geheimnisse ist. Jesus wird uns in seiner Menschlichkeit so dargestellt, dass wir das Wachstum sehen können, das in ihm stattfindet, ein Wachstum zu jener vollkommenen Reife, die ihn dazu führt, dem Willen Gottes als dem richtigen Weg für sein Leben zu vertrauen. Die neue Menschlichkeit Jesu ist unser letztes Ziel im Leben.

In Exerzitien habe ich oft ausgesprochen, wie wichtig es ist, solche Tage der stillen Besinnung damit zu verbringen, auf das eigene Herz zu hören. Und doch ist es erstaunlich, dass das Herz, das Zentrum unseres Seins, der Ort ist, an den wir manchmal nicht gehen wollen, ja bewusst vermeiden, dorthin zu gehen, und sogar gelegentlich ein heftiges Widerstreben verspüren, uns mit dem eigenen Herzen auseinanderzusetzen. Aber es ist von Beginn der Ausbildung an wesentlich, tief in das eigene Herz zu gehen, einen Lebensrhythmus zu etablieren, der uns immer wieder dorthin zurückkehren lässt, damit wir nicht in Gefahr laufen, unser äußeres Leben von unserem tiefsten Selbst – und auch von Gott – zu entfremden. Eine der traurigsten Realitäten, die in der Mitte der Lebensreise auftauchen können, ist die Vermeidung oder sogar Ablehnung von wahrer Selbsterkenntnis. In ein solches Muster zu verfallen, kann uns zu Fremden in unserem eigenen Selbst machen. Wenn wir immer wieder zum Herzen zurückkehren – in unseren Gebeten und in unseren Herausforderungen, in unserem Segnen und Suchen, in unseren Wanderungen und Zweifeln und ja, sogar dann, wenn wir sündigen –, werden wir dort den Gott finden, der uns unendlich liebt. Diese Liebe wird in dem göttlichen Trost zum Ausdruck kommen, der zu uns kommt – in Trost und Unterweisung, in weiterer Herausforderung und Segen. Sie bringt uns in die rechte Beziehung zu dem Gott, der uns ins Leben gerufen hat und uns weiterhin erhält. Der wahre Weg der Ausbildung wird im Gebet des Psalmisten gut auf den Punkt gebracht: „Von dir hat mein Herz gesprochen: ,Suchet sein Angesicht.‘ Dein Angesicht, o HERR, ist es, das ich suche; verbirg doch nicht dein Angesicht vor mir“ (Ps 27[26],8-9a). Selbst in Zeiten, in denen das göttliche Antlitz verborgen zu sein scheint, müssen wir nur immer wieder zu diesem Herzen zurückkehren, in dem wir den Gott der Liebe und des Erbarmens finden können, der immer bereit ist, uns anzunehmen und eine neue Chance zu schenken.


Die fruchtbare Erde der klösterlichen Ausbildung

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Perspektiven

Mauro-Giuseppe Lepori OCist

Generalabt der Zisterzienser

 

Die fruchtbare Erde

der klösterlichen Ausbildung

 

Vor kurzem war ich zu Besuch bei einer Gemeinschaft von Mönchen, und während meines Aufenthalts konnte ich an einem Gemeinschaftskolloquium teilnehmen. Das Thema des Kolloquiums waren die ungewöhnlichen Werke eines christlichen Künstlers. Wir tauschten uns hauptsächlich über die von ihm geschaffenen Bilder aus. Zusätzlich hatten wir auch gemeinsam ein paar Tage zuvor ein Video über ihn gesehen, über seinen menschlichen und künstlerischen Weg. Der Austausch zwischen den Brüdern war sehr tief, denn jeder hatte sich durch das Zeugnis dieses Künstlers sehr persönlich provozieren lassen. Am Ende des Kolloquiums sagte der Abt beiläufig, dass die Mönche in diesem Jahr, auch wegen der durch die Pandemie entstandenen Situation, nur wenige Möglichkeiten einer strukturierten Ausbildung gehabt hätten, zum Beispiel durch die Einladung von externen Dozenten zu Kursen oder Sitzungen. Er machte sich daher Sorgen über die Zukunft ihrer Ausbildung. Für die Grundausbildung im Noviziat stellte er auch fest, dass die vom Orden vorgeschriebene ratio studiorum kaum eingehalten werden konnte. Ich sehe, dass dieses Unbehagen von vielen Vorgesetzten und Gemeinschaften geteilt wird, besonders wenn sie klein und zerbrechlich sind.

Andererseits war nach der Erfahrung dieses Gemeinschaftskolloquiums für mich offensichtlich, dass es der Gemeinschaft keineswegs an Möglichkeiten der Weiterbildung fehlte, gerade weil sie im Laufe der Jahre eine sehr schöne Kultur des Teilens, des Dialogs, des Zuhörens und des Sprechens entwickelt hatte.

Mir wurde noch bewusster, dass die monastische Ausbildung dann lebendig und wirksam ist, wenn sie in der Gemeinschaft ein gepflügtes Feld vorfindet, ein Feld, das sich bearbeiten lässt, um den Samen aufzunehmen, ihn keimen, wachsen und Frucht tragen zu lassen. Oder, um ein anderes Bild zu verwenden, das vielleicht noch aussagekräftiger ist für das, was bei der Bildung auf dem Spiel steht: Die Gemeinschaft muss sich darauf einlassen, ein gut gemischter Töpferton zu sein, in Wasser eingeweicht, mit der richtigen Konsistenz, um den Händen des Töpfers zu erlauben, ihr die schöne und nützliche Form zu geben, die er für sie im Sinn hat.

Kurz gesagt, wenn eine Gemeinschaft an ihrer eigenen Bekehrung arbeitet, wenn sie sich als kindliche und brüderliche Gemeinschaft formt, wenn sie, wie Benedikt sagen würde, ein Raum der gehorsamen Stabilität ist – das heißt, des hörenden Schweigens, in der conversatio morum, auf einem Weg der Bekehrung der Gemeinschaft, der sie lebendig macht, dann trägt alles zu ihrer Bildung bei, alles wird für sie und jedes ihre Glieder zur Gelegenheit werden, sich zu vertiefen und zu erweitern in die vollkommene Gestalt Christi, des geliebten Sohnes, den der Vater durch die Gabe des Geistes in uns einprägen will. Nur eine Gemeinschaft, die akzeptiert, eine Baustelle zu sein, kann ein Haus, eine Wohnung und vor allem ein Tempel der Gegenwart Gottes werden. Ohne dies können auch die besten Kurse und Sitzungen der qualifiziertesten Lehrer und Professoren eine Gemeinschaft und ihre Mitglieder nicht formen und wachsen lassen.

Ich weiß von kleinen und zerbrechlichen Gemeinschaften, die keine guten externen Ausbilder mehr bekommen können, die aber in ihrem demütigen Wunsch nach Bekehrung so vereint sind, dass jeder Krümel an Wahrheit und Schönheit, der von irgendjemandem oder von irgendwo zu ihnen kommt, zum Samen der Ausbildung und Erbauung wird. Alles formt uns, wenn wir ein Herz haben, das demütig offen ist für die Umkehr, die die monastische und gemeinschaftliche conversatio anbietet und von uns verlangt. So entstehen Gemeinschaften, in denen wir das meditative Herz der Jungfrau Maria wahrnehmen, wachsam, um nichts von dem Ereignis des Gotteswortes zu verlieren. Fehlt diese Einstellung, kann eine Gemeinschaft die reichhaltigste und anspruchsvollste Ausbildung haben, ohne dass diese sie wirklich formt. Das beste Saatgut bleibt unfruchtbar, wenn es nicht auf einen gepflügten Acker, sondern auf Marmor fällt, auch wenn dieser kostbar und auf Hochglanz poliert ist.

Damit Ausbildung fruchtbar ist, darf man also den Humus nicht vernachlässigen. Wer die Erde nicht bearbeitet, wird zu gegebener Zeit keine Frucht tragen. Und das ist die große Weisheit der klösterlichen Ausbildung: Sie beginnt unten, damit auch das, was von oben kommt, wie das Wort Gottes und sein Geist, eine Aufnahme, eine Offenheit finden kann, das heißt, eine innere Freiheit, die fragt und begehrt und die die Tür öffnet, wenn das Wort anklopft.

Benedikt verstand in der Schule des Evangeliums und der Väter, dass nichts die Erde besser pflügt als das Gemeinschaftsleben. Das Leben in der Gemeinschaft macht die Bekehrung wirklich prägend. Ohne ein angeleitetes gemeinschaftliches Umfeld geben wir der großen Versuchung nach, die so alt ist wie die Erbsünde, uns eigenhändig gestalten zu wollen. Aber unsere eigenen Hände schaffen es nur, uns zu schminken und uns narzisstisch im Spiegel unserer Ambitionen und Eitelkeiten zu betrachten. Wenn im Gegenteil unsere Freiheit dem Gemeinschaftsleben und dem Gehorsam zustimmt, der an uns arbeitet, um uns nach Gottes Plan zu formen, dann entdecken wir langsam, dass wir aus der Tiefe unseres Wesens heraus geformt werden, so dass die wahre Gabe unseres Lebens Früchte trägt.

In diesem Sinne ist diese Zeit der Pandemie eine große Herausforderung für klösterliche Gemeinschaften. Auf der einen Seite entdecken wir, wie alle anderen auch, Mittel zur gemeinsamen Bildung aus der Ferne, die den schwächeren Gemeinschaften neue Möglichkeiten zur Bildung bieten. Aber diese Möglichkeit offenbart auch ihre große Einschränkung: Sie begünstigt eine informierende Kommunikation, aber nicht die formende Gemeinschaft. Online-Bildung ist hervorragend, um uns zu informieren, aber sie schafft es nicht, uns zu formen. Es ist wie das Erlernen der Theorie des Töpferns, aber ohne sich die Hände mit dem Ton schmutzig zu machen. Besser noch, es ist wie ein Töpfer, der dem Ton mit Gesten vorführt, wie er geformt werden soll, aber ohne ihn zu berühren. Der Ton muss dann erst noch Hände finden, die ihn bearbeiten. Und hier kommen wir wieder auf das Bedürfnis nach einer wirklichen gemeinschaftlichen conversatio zurück, die im Übrigen wieder besonders dringlich wurde, als die von außen angeordnete Quarantäne die klösterlichen Gemeinschaften zwang, in einer wirklichen Klausur zu leben.


Als wir im Jahr 2020 den monastischen Ausbildungskurs, den wir seit fast zwanzig Jahren einen Monat lang im Zisterzienser-Generalat in Rom abhalten, absagen mussten, haben wir uns gefragt, ob wir ihn nicht durch Online-Kurse ersetzen sollten. Aber abgesehen von der praktischen Schwierigkeit, die von Asien bis Amerika verstreuten Studenten zusammenzubringen, war uns klar, dass wir diesen Ausbildungskurs nicht auf einfache Lektionen reduzieren konnten. Es würde die ganze gemeinschaftliche Tiefe fehlen, die es ermöglicht, dass die Lehren sofort im realen Leben der Teilnehmer zu keimen beginnen und sie die integrale Dynamik der monastischen Ausbildung lehren, die nicht nur Samen ist, sondern auch Erde, die ihn aufnimmt, die nicht nur Wort ist, sondern auch Herz, das zuhört, um in Gemeinschaft zu leben.

Wenn wir das erste Kapitel der Benediktsregel über die Arten der Mönche betrachten, erkennen wir, dass der wirkliche Unterschied zwischen den beiden guten Mönchsmodellen, den Zönobiten und den Anachoreten, und den beiden schlechten Mönchsmodellen, den Sarabaiten und den Gyrovagen, die Entscheidung oder die Ablehnung betrifft, sich von einem anderen formen zu lassen. Zönobiten und Anachoreten vertrauen ihre Sehnsucht nach Lebensfülle und Heiligkeit den Händen Gottes und einer Gemeinschaft an, die von einer Regel und einem Abt geleitet wird; Sarabaiten und Gyrovagen hingegen folgen ihrer individualistischen Tendenz, die uns seit der Erbsünde heimsucht, ohne sich der Formung durch die Hände eines anderen anzuvertrauen. Alle sind Lehm, der dazu bestimmt ist, eine schöne und nützliche Form anzunehmen, aber die ersteren erlauben Gott und der Gemeinschaft, sie zu formen, während die letzteren es zulassen, dass sie vom Standpunkt, auf dem sie stehen, abrutschen und dabei passiv die formlose Gestalt des Hangs annehmen, den sie hinuntergleiten. Erstere vertrauen ihre Sehnsucht nach Leben und Freude einem Weg an, der sie erfüllt; letztere verwechseln das tiefe Verlangen ihres Herzens mit der Neigung ihrer Instinkte und lassen sich von ihren Instinkten auf einen Weg leiten, der nirgendwohin führt. Denn diese triebhaften Neigungen sind ein unkultiviertes Verlangen, das sich in sich selbst verschließt und auf das Unendliche, zu dem es eigentlich hingezogen wird, verzichtet.

Die monastische Ausbildung ist dann, wie jede wahre menschliche und christliche Ausbildung, eine ernsthafte Angelegenheit, denn es geht nicht um die Vervollkommnung des Wissens, auch nicht des Knowhows, sondern um die Fülle des Lebens, für die wir vom Vater geschaffen, vom Sohn erlöst und vom Geist beseelt sind; für die uns der Leib Christi, die Kirche, gegeben ist, bis hin zur unmittelbaren Zugehörigkeit zur Gemeinschaft, die uns gewährt wird, damit die Gestalt Jesu zur Substanz unseres Lebens in allen seinen Beziehungen wird.

Das Benediktinische Monastische Institut (BMI)

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Perspektiven

Peter Eghwrudjakpor OSB

Prior von Ewu Ishan (Nigeria)

 

Das Benediktinische Monastische Institut (BMI)

BECAN (Benediktinische und zisterzienische Assoziation von Nigeria)

 

Nach vielen Jahren der Vorbereitung und Planung haben wir schließlich ein Studien- und Ausbildungsprogramm für Mönche und Nonnen aus Klöstern in Nigeria gestartet. Die Kurse haben im August 2018 begonnen. Sie dauerten vier Wochen in diesem ersten Jahr, das als experimentell angesehen werden kann. Im zweiten Jahr, 2019, dauerten sie acht Wochen und mit Gottes Gnade hoffen wir, in Zukunft zehn Wochen zu erreichen. Somit wird diese erste Klasse über drei Perioden in drei Jahren zusammen gewesen sein.

Es sei angemerkt, dass nach Rücksprache mit der Katholischen Universität von Nigeria (Madonna University), die unseren Antrag auf Assoziierung angenommen hat, entschieden wurde, dass der nächste Studiengang für unsere angehenden Studenten zwei Jahre statt der jetzigen drei Jahre dauern soll. Diese Hochschule stellt den Studierenden ein anerkanntes Zertifikat aus. Jedes Jahr kehren die Studenten nach zwei Monaten Studium und Prüfungen in ihre verschiedenen Gemeinschaften zurück und kommen dann im folgenden Jahr für die restlichen Module wieder, insgesamt vier Monate.

Dieses zweijährige Programm wird im Jahr 2021 mit der nächsten Abschlussklasse beginnen, wenn die aktuellen Studenten im Oktober 2020 ihren Zyklus beenden.

Liste der behandelten Kurse:

1- Einführung in die englische Grammatik

2- Monastische Spiritualität

3- Einführung in die Hl. Schrift

4- Wüstenväter

5- Spiritualität nach der Regel Benedikts

6- Geschichte des Mönchtums

7- Kirchenväter

8- Einführung in die Philosophie

9- Latein

10- Kirchengeschichte

11- Liturgie

12- Methodologie der Literatursuche und der Erstellung wissenschaftlicher Texte

13- Lehre der Kirche: Dogmen

14- Kirchenrecht für Ordensleute

15- Gelübde

16- Sexualität

17- Gebet

18- Moraltheologie

19- Sakramente

20- Afrikanisches Mönchtum

21- Musik

22- Das frühe Mönchtum in Palästina

23- Einführung in die Logik

24- Afrikanische Philosophie

25- Erkenntnislehre

26- Metaphysik

27- Syrisches und byzantinisches Mönchtum

28- Ordensleben

29- Informatik

30- Menschliche Reifung

Wir haben die erste Kursrunde mit vierundzwanzig Studenten aus den siebzehn Klöstern in unserer BECAN-Region begonnen, vierzehn Lehrern und drei Nicht-Lehrern; alles Mönche oder Nonnen aus nigerianischen Klöstern.

Das Organisationsteam besteht aus fünf Mitgliedern. Drei bleiben während des gesamten Kurses bei den Studenten, und zwei, Vertreter der Klosteroberen, fungieren als Bindeglied zwischen der BECANBehörde und den Oberen und beaufsichtigen das Programm.

Unsere Hoffnung ist es, diese Kurse irgendwann auch für Mönche und Nonnen aus anderen klösterlichen Gemeinschaften und anderen Teilen Afrikas zu öffnen, zumindest für diejenigen, die sich auf Englisch verständigen können. Damit wird auch die langfristige Kontinuität unseres Programms sichergestellt.

 

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Zurzeit steuert jedes Kloster einen bestimmten Betrag pro Student bei, spendet auch Lebensmittel oder bietet bestimmte Dinge an: So wird die Verpflegung und das Wohlbefinden aller Teilnehmer (Studenten und Mitarbeiter) sichergestellt. Hier sind die BECAN-Gemeinschaften sehr gro.zügig. Während der Kurse mangelt es meist an nichts. Die Lehrer erhalten kein Geld, aber sie bekommen ihre Reisekosten erstattet.

Es sollte angemerkt werden, dass AIM USA uns ein wunderbares Geschenk gemacht hat: drei Kisten mit Büchern sind kürzlich angekommen. Dies ist eine Möglichkeit, mit der AIM unser Programm unterstützen kann. Wir bauen nach und nach eine Bibliothek auf, daher sind alle Spenden an brauchbarer englischsprachiger Ausbildungsliteratur willkommen!


Weiterbildungskurs in Umuoji. © AIM.
Weiterbildungskurs in Umuoji. © AIM.

Der Ausbildungskurs „Ananie”

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Marie Ricard OSB

Kloster Martigné-Briand (Frankreich)

 

Der Ausbildungskurs „Ananie”

 

Seit dem Jahr 2014 gibt es ein Ausbildungsprogramm für Klosterausbilder für französischsprachige Länder. Die Sitzungen finden alle zwei Jahre in Frankreich und Belgien statt

Das Anliegen von „Ananie“ lässt als spirituelle Rundumvertiefung beschreiben mit einem Schwerpunkt auf dem Gotteswort und gelebt in einer geschwisterlichen Gemeinschaft. Das Angebot richtet sich an Mönche und Nonnen, die bereits einen gewissen Weg in ihrem Gemeinschaften hinter sich gebracht haben.

Wer kann teilnehmen? Die Sitzungen sind offen für französischsprachige Benediktiner- und Zisterzienserklöster aus allen Kontinenten. Anmelden können sich Mönche und Nonnen, die bereits eine klösterliche Ausbildung und etwas Gemeinschaftserfahrung haben, sowie Brüder und Schwestern, von denen man annimmt, dass sie die Fähigkeit haben, eine Leitungsaufgabe zu übernehmen. Dauer: drei Monate. Anzahl: zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Teilnehmer. Das zahlenmäßige Gleichgewicht von Mönchen und Nonnen sollte gewahrt sein (aber die Realität sieht oft anders aus).

Inhaltlich geht es vor allem um folgende Schwerpunkte:

– Klösterliches Leben und das Evangelium (der Jünger Christi lebt mit dem Wort).

– Benedikt von Nursia.

– Der Psalter.

– Geschichte des Mönchtums.

– Spirituelle Begleitung.

– Gemeinschaftsleben.

– Menschliche Entwicklung. Psychologie und geistiges Leben, etc.

– Liturgie, klösterliche Erfahrung.

Damit hat dieser Kurs offensichtlich kein akademisches Anliegen. Es geht darum, innere Türen zu öffnen. Man kann nicht alles sagen und alles geben, es geht vielmehr darum, Menschen dazu anzuleiten, dass sie ihrer Aufgabe als Ausbilder und Vermittler klösterlicher Traditionen nachkommen können, beispielsweise indem man sie zu selbstständiger Erarbeitung ihrer Themen hinführt. Das Wesen von Ausbildung ist die Weitergabe des Lebens.

 

Ablauf der Veranstaltungen

– Die Teilnehmer sind aufgerufen, während des dreimonatigen Zusammenlebens in einer Atmosphäre echter Geschwisterlichkeit zu leben: das ist die notwendige Grundlage für alles, was vermittelt wird. In den Sitzungen geht es um das Leben, nicht nur um Informationen.

– Die ersten zwei oder drei Tage sind dem Austausch gewidmet, dem Teilen des Lebensweges eines jeden, unter der Leitung eines kompetenten Moderators. Jeder ist eingeladen, seine Erwartungen und Fragen zu äußern.

– Die Teilnehmer werden von verschiedenen Klöstern empfangen. Für 2018: La-Pierre-qui-Vire, La Coudre (Laval), Martigné-Briand und Bellefontaine.

– Das Programm umfasst auch Pilgerfahrten und Ausflüge.

– Ein „Ältester“ (P. Cyprien von La-Pierre-qui-Vire) begleitete die Gruppe während der drei Monate. Seine Anwesenheit ist diskret, aber grundlegend für den Zusammenhalt der Gruppe.

– Auch die Teilnahme von Pfarrer Pierre-Yves Brandt, Professor für Religionspsychologie an der Universität Lausanne, ein hervorragender Kenner und Freund des klösterlichen Lebens, wurde als unverzichtbar angesehen.

– Die Lehrer sind hauptsächlich Mönche und Nonnen; es gibt aber auch Nicht-Ordensleute und Fachleute in verschiedenen Disziplinen.

Der Kurs zielt darauf ab, durch Kurse, aber auch durch Reflexionsgruppen, ein umfassendes Verständnis unseres monastischen Lebens zu vermitteln. Es soll uns befähigen, die Verantwortung für die Ausbildung sowie andere Verantwortungen gegenüber den Brüdern/ Schwestern oder Menschen von außen besser wahrzunehmen. Seit der letzten Sitzung haben wir einen besonderen Schwerpunkt auf die persönliche Begleitung jedes Teilnehmers gelegt.

Die Etappen finden in vier Klöstern statt. Nach einer bewährten Tradition beginnen wir in La-Pierre-qui-Vire. Jede Etappe entwickelt einen grundlegenden Aspekt:

– Das Wort Gottes als Grundlage für unser Leben. Im Zentrum: das österliche Geheimnis.

– Weitergabe von Tradition. Wir nehmen uns Zeit, um die Regel und die monastischen Grundthemen näher zu beleuchten: Autorität und Gehorsam; Anspruchslosigkeit und Wirtschaftlichkeit; geistliche Begleitung.

– Affektivität und Zölibat. Ein sehr persönliches Thema, das jeden in seinem tiefsten Inneren, in seinen Stärken und Schwächen erreichen kann.

– Gemeinsames Leben. Communio im kirchlichen Leben; Inkulturation; geschwisterliches Leben; Gelübde. Berücksichtigt wird auch eine ökologisch-ganzheitliche Perspektive.

Hervorzuheben ist zudem die Vielzahl an Ausflügen, die angeboten werden.

Es ist wichtig, dass die Anmeldungen von einer klaren Motivation getragen wird, sowohl von Seiten des Oberen als auch von Seiten der angemeldeten Teilnehmer. Ein persönliches Schreiben des Vorgesetzten sollte der Anmeldung beiliegen. Jeder Bruder oder jede Schwester schickt bei der Anmeldung auch einen Brief, in dem steht, was er oder sie von diesen drei Monaten erwartet.

Die drei Monate bilden ein Ganzes, d.h. eine selektive Teilnahme nach persönlichen Interessenschwerpunkten ist nicht nicht möglich. Da es um Ausbildung geht, ist das Ansatz universal: Es geht um innere Formung und nicht nur um den Erwerb von Wissen oder einer Methode – ein solcher Zugang verlangt persönliches Engagement in Form von Zeit und Integration in eine feste Gruppe.

Französischkenntnisse sind eine Voraussetzung, auf der wir bestehen müssen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Bruder oder die Schwester ohne ausreichende Sprachkenntnisse nicht wirklich von diesen drei Monaten profitieren können, auch wenn dies vielleicht eine zusätzliche Investition für einen Sprachkurs verlangt.


Der Kurs von 2018

Der letzte Kurs fand vom 6. September bis 28. November 2018 statt und brachte neunzehn Nonnen und sieben Mönche zusammen. Begleitet wurde die Gruppe wieder von P. Cyprien aus La-Pierrequi- Vire, der den anderen zuhörte und sich um die Organisation kümmerte. Er wird diesen Dienst auch beim nächsten Kurs übernehmen. Die Gruppe zeichnete sich durch eine starke afrikanische Präsenz aus: Sechzehn Teilnehmer kamen aus einem afrikanischen Land. Neun Schwestern kamen aus Frankreich (aber vier waren nicht französischer Herkunft und unter ihnen waren zwei Afrikanerinnen). Der einzige französische Mönch kam aus Latroun, Israel.

Interkulturalität war keine Theorie. Die Bilanz unterstrich, dass die gegenseitigen Entdeckungen bereichernd waren, ohne die unvermeidlichen Schwierigkeiten, Missverständnisse, Unverständnisse auszulöschen, die jedes gemeinsame Leben hervorbringt, umso mehr, wenn die kulturellen Kontexte unterschiedlich sind. Die Stärke der Gruppe war ihr geschwisterlicher Geist, der sich schon in den ersten Tagen zeigte. In der Gewissheit, auf diesen Felsen bauen zu können, zögerten die Brüder und Schwestern nicht, einander die Wahrheit zu sagen, wenn Spannungen der Gemeinschaft schaden konnten. Dieser Aspekt ist uns aufgefallen und soll hier erwähnt werden.

Wie man sich vorstellen kann, haben Tanz, Gesang und Rhythmus in diesen Monaten nicht gefehlt! Ganz selbstverständlich integrierten die gastgebenden Klöster diesen freudigen Beitrag in der Regel in ihre liturgischen Feiern.

Inhaltlich haben wir das beibehalten, was sich in den früheren zwei Kursen bewährt hat, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der persönlichen Begleitung.

Erwähnenswert sind die vielfältigen Exkursionen, die von den jeweilig gastgebenden Klöstern aus organisiert wurden:

– Taizé mit der Möglichkeit, zwei Tage dort zu verbringen, mitten unter den Jugendlichen, und geschwisterlich von den Brüdern aufgenommen. Ein Zwischenstop in Cluny gab einen Einblick in die Klostergeschichte Frankreichs.

– Das orthodoxe Kloster von Saint-Silouane an der Sarthe, wo die Brüder und Schwestern an der eucharistischen Liturgie teilnahmen und das Leiden an der Spaltung der Christen besser verspüren konnten, da wir nicht an der Kommunion teilnehmen konnten. Doch der Empfang dort war sehr herzlich.

– Ligugé, das Kloster Saint Martin, die älteste bekannte Abtei Galliens, gegründet im 4. Jahrhundert vom heiligen Martin. Die Rückreise erfolgte über die nahegelegene Abtei des Heiligen Kreuzes, die eine Kreuzreliquie besitzt, die wir vor der Vesper verehren durften.

– Schließlich besuchten wir Candes, wo der hl. Martin starb, und die Abtei von Fontevrault, die zu einem kulturellen Zentrum geworden ist. Ein weiteres schönes Stück an Klostertradition.

 

Der geplante Kurs für das Jahr 2022

Zu Beginn des Jahres 2020 hatten wir mit den Vorbereitungen für den Kurs 2021 begonnen. Aufgrund der schwer planbaren gesundheitlichen Rahmenbedingungen erschien es aber sinnvoller, den Kurs auf das folgende Jahr zu verschieben. Der nächste Kurs findet daher vom 7. September bis 1. Dezember 2022 statt.

Klösterliche Ausbildung in Vietnam

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Perspektiven

Marie Lucie OCist

Kloster Vinh Phuoc (Vietnam)

 

Klösterliche Ausbildung in Vietnam

 

Vietnam erlebt seit einiger Zeit einen gewaltigen monastischen Aufbruch. Es gibt inzwischen 21 kontemplative Klöster, darunter zwei Klöster von Benediktinerinnen der Kongregation von Vanves, sechs von den Benediktinern von Subiaco-Montecassino, drei von Zisterzienserinnen der Heiligen Familie, neun vom Zisterzienserorden, sowie ein Kloster der Bernhardinerinnen; das heißt insgesamt sechs Frauenklöster und fünfzehn Männerklöster, ohne die davon abhängigen Häuser oder Gründungen in Vorbereitung mitzuzählen

Alle zwei Jahre wird für die vietnamesischen Benediktiner und Zisterzienser gemeinsam ein dreitägiges Ausbildungstreffen zum Studium eines Dokuments des Heiligen Stuhls über das monastische Leben oder das gottgeweihte Leben im Allgemeinen organisiert.

Hinsichtlich der Grundausbildung ist es wie überall so, dass sowohl bei den Benediktinern als auch bei den Zisterziensern das jeweilige Kloster die Noviziatsausbildung übernimmt. Weiterbildungen für Ausbilder werden regelmäßig angeboten. Die vietnamesische Provinz der Kongregation von Subiaco-Montecassino organisiert zudem eine jährliche Weiterbildung: Jedes Jahr findet in der Provinz eine einwöchige Sitzung zu spirituellen oder klösterlichen Themen statt.

Die philosophische und theologische Ausbildung erfolgt im Kloster selbst oder im Priesterseminar bzw. in einem Ordensstudium (franziskanisch, salesianisch usw.).

Erwähnt sei auch, dass die Kongregation der Heiligen Familie eine Bildungskommission eingerichtet hat, die sich regelmäßig trifft und Initiativen in diesem Bereich unterstützt. Die Kongregation organsiert alle zwei Jahre zwei- bis dreitägige Internoviziats-Treffen, getrennt für Mönche und Schwestern. In ähnlicher Weise gibt es auch Treffen für die zeitlichen Professen. Es gibt auch Kurse für die ewigen Professen aus allen Klöstern der Kongregation. Die Kongregation hat auch ein Studium für das Studium der Philosophie und Theologie für die Mönche eingerichtet.

1992 konnten in Ho-Chi-Minh-Stadt dank der Bemühungen von Bischof Paul Nguyen van Bình (Erzdiözese Ho-Chi-Minh-Stadt) zum ersten Mal Theologiekurse für Nonnen organisiert werden. Die dort studierenden Schwestern von drei Zisterzienserinnengemeinschaften (Vinh Phuoc, Phuoc Thien und Phuoc Hai) leben in einem Haus in Ho-Chi-Minh-Stadt, das 2007 mit Hilfe von AIM eingerichtet wurde. Vierundzwanzig Schwestern studieren dieses Jahr: fünfzehn im dritten Jahr der Theologie und neun im zweiten Jahr. Das Haus wird auch für Treffen genutzt, zu denen verschiedene Religionsgemeinschaften eingeladen werden. Das Jahr über wird das Haus von etwa fünfzehn Zisterzienserinnen mit ewiger Profess bewohnt. Das Haus dient auch als Absteigemöglichkeit für Schwestern, die geschäftlich in der Stadt zu tun haben.

Es ist noch anzumerken, dass auch für Schwestern mit ewiger Profess Austauschforen organisiert werden. In der Kongregation der Heiligen Familie gibt es Treffen für Schwestern in verschiedenen Leitungsaufgaben: Gästeschwestern, Cellerarinnen, Bibliothekarinnen, ältere Professschwestern, Professschwestern im mittleren Alter oder jüngere Professschwestern unter 40 Jahren.


Zisterzienserinnen bei der Ausbildung in Hô-Chi-Minh-Stadt.
Zisterzienserinnen bei der Ausbildung in Hô-Chi-Minh-Stadt.

Monastische Ausbildung in Tansania

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Perspektiven

Pius Boa OSB

Abtei Ndanda (Tansania)

 

Monastische Ausbildung in Tansania

 


In Tansania gibt es vier Abteien der Missionsbenediktiner von St. Ottilien: Peramiho, Ndanda, Hanga und Mvimwa. In kurzer Form soll im Folgenden die dort übliche klösterliche Ausbildung dargestellt werden.

Während der Grundausbildung und während der Zeit, in der Klosterkandidaten als Bewerber oder Postulanten mit dem Kloster in Kontakt kommen, gibt es keine gemeinsame Ausbildung. Dagegen wurde für Noviziat und Juniorat (d.h. nach der zeitlichen Profess) ein Programm entwickelt, das alle betroffenen Mönche zusammenbringt. Die geschieht in einem Seminar, das einmal jährlich von der „Benedictine Union of Tanzania“ (BUT) organisiert wird.

Mönche, die ihre erste Profess abgelegt haben, und besonders diejenigen, die sich auf die endgültigen Gelübde vorbereiten, verbringen gemeinsam einen Monat, in dem sie in verschiedenen Themen unterrichtet werden. Diese Zeit umfasst Themen rund um die Regel des heiligen Benedikt, Spiritualität, Heilige Schrift, menschliche Entwicklung der Person, aber auch praktische Bereiche wie Buchhaltung.

Es gibt auch jedes Jahr einen Kurs für ältere Mönche (Priester und Brüder), der vom Geistlichen Bildungshaus Zakeo in der Abtei Ndanda organisiert wird.

Die meisten der Ausbilder haben das Monastic Formators' Programme (MFP) in Rom absolviert. Einige von ihnen haben darüberhinaus den Kurs für monastische Spiritualität in Sant’Anselmo in Rom besucht. Zudem haben viele Äbte, Prioren und Administratoren in den letzten Jahren am Leadership-Kurs in Rom teilgenommen

Ausbildungskurse in Kloster Mvanda (Kongo-Kinshasa)

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Perspektiven

Anna Chiara Meli OCSO

Priorat Mvanda (Kongo-Kinshasa)

 

Ausbildungskurse

in Kloster Mvanda (Kongo-Kinshasa)

 


Le monastère Notre-Dame de Mvanda a été fondé par l’Étoile Notre-Dame (Parakou, Bénin) en 1991. Depuis l’an 2000, l’abbaye de Vitorchiano a envoyé cinq sœurs pour assumer la responsabilité du développement de cette Das Kloster Unserer Lieben Frau von Mvanda wurde 1991 vom Kloster Étoile Notre-Dame (Parakou, Benin) gegründet. Seit dem Jahr 2000 hat die Abtei von Vitorchiano fünf Schwestern entsandt, um die Verantwortung für die Entwicklung dieser Gemeinschaft zu übernehmen. Mvanda wurde am 15. Februar 2010 als einfaches Priorat errichtet.. Mvanda a été érigé en prieuré simple le 15 février 2010.

Seit einigen Jahren wird in Kikwit das Bedürfnis verspürt, jungen Kandidaten für das monastische oder apostolische Ordensleben die Möglichkeit eines Auffrischungs- und Vorbereitungsjahres anzubieten. In der Tat sind die Ausbilder verschiedener Gemeinschaften mehr und mehr mit dem Problem eines Mangels an soliden Grundlagen konfrontiert, sowohl vom intellektuellen Standpunkt aus als auch von der persönlichen Struktur der Kandidaten. Das hat zur Folge, dass die an der Ausbildung Beteiligten gezwungen sind, sich auf Inhalte zu konzentrieren, die schon vor dem Klostereintritt erworben werden sollten, wie z.B. solide Französischkenntnisse, ein Minimum an Selbstkenntnis, katechetische Grundausbildung usw., wodurch die eigentlich monastische Ausbildung zu kurz kommt. Dies führt bei vielen Ausbildern zu einer ziemlichen Frustration. Und auf Seiten derer, die sich in der Ausbildung befinden, besteht die Gefahr, dass menschliche und spirituelle Unzulänglichkeiten fortbestehen, die nur künstlich mit Anhäufung von monastischem Wissen überdeckt werden. Schon die erste Krise fegt dann die kaum vorhandenen Grundlagen hinweg und bringt das ganze Gebäude zum Einsturz.

So nahm ein Projekt, getragen von den Trappistinnen von Mvanda, im Monat März 2014 konkrete Formen an. In dieser Zeit begannen die Arbeiten zum Bau eines Bildungshauses, das die zukünftigen Aktivitäten beherbergen sollte. Am 19. März 2014 fand ein erstes Beratungstreffen in Anwesenheit von Jean-Pierre Longeat OSB von AIM, Anna Chiara Meli OCSO von Mvanda, der Schwestern Patrizia und Catherine-Noël und Bruder Benedikt von Tiberias statt. Dieses Bildungshaus steht jungen Menschen offen, die mindestens ein volles Jahr als Aspirant oder Postulant in einer Gemeinschaft gelebt haben. Das erste Studienjahr begann am 15. September 2014 und endete am 19. Juni 2015.

Die Studienzeit findet von Montag bis Freitag jeweils vormittags statt. Das Ausbildungsprogramm umfasst drei Semester, die aufeinander aufbauen:

– erstes Semester: „Die Geschichte und meine Geschichte“;

– zweiter Semester: „Mich selbst kennen, um mich weiterentwickeln zu können“;

– dritter Semester: „Mit der Bibel einen Bund schließen“.

Es werden auch Kurse in Geographie, Biologie, Geschichte, Französisch usw. angeboten.

Seit vielen Jahren organisiert das Priorat von Mvanda auch Kurse für Postulanten und Novizen der Ordenskongregationen der Region sowie für die Klöster.

 

„Nzonkanda ya lutondo“: Schule der Nächstenliebe

Dieses Projekt, nämlich eine Ausbildungsschule für Ordensleute zu schaffen, entstand aus dem Bedürfnis, jungen Mönchen und Nonnen ein Ausbildungsprogramm anzubieten, das spezieller auf ihre kontemplative Berufung eingeht.

Durch die Öffnung für andere Kongregationen, die bereit sind, einige junge Menschen zu entsenden, hoffen wir jedoch, den Aufforderungen zu entsprechen, die in dem schönen Dokument der „Kongregation für die Institute für das geweihte Leben“ über „Die kontemplative Dimension des geweihten Lebens“ formuliert sind, und so jungen apostolisch ausgerichteten Ordensleuten eine solide Grundlage für ihre Sendung zu geben. Es ist klar, dass wir uns von den Erfahrungen inspirieren lassen, die in Belgien und Frankreich mit dem „Intermonastischen Theologischen Institut“ (ITIM) und dem „Intermonastischen Theologischen Studium“ (STIM) gemacht wurden. Wir versuchen jedoch, die Programme und das Niveau der Kurse an die afrikanische Realität und dem uns eigenen Lebensrhythmus anzupassen.

Wir wollen unseren jungen Menschen keine akademische Ausbildung bieten. Dafür gibt es Universitäten! Wenn wir auch keine Heiligen bilden können, da das ein göttliches Werk ist, so möchten wir doch wenigstens, dass unser tiefster Wunsch, heilig zu werden, erfüllt wird. Dazu soll beitragen, dass unsere Studenten durch eine ausgewogene menschliche und theologische Ausbildung zu einer tiefen Liebe zu Christus und seiner Kirche gelangen. Unser Ansatz möchte es unseren jungen Leuten ermöglichen, „zu schmecken und zu sehen, wie gut der Herr ist“. Es handelt sich dabei um einen Ansatz, der in der Heiligen Schrift und der Tradition verwurzelt ist und sich um eine verstehende Weitergabe der kirchlichen Lehre bemüht. Es geht nicht einfach darum, zu wiederholen, sondern zu verinnerlichen, um ein Verständnis, das eine innere Neugeburt einschließt, um die Schönheit Gottes und seiner Kirche in innigster Form zu erfahren.

Die Lehrer bemühen sich, sowohl Arbeitsmethoden als auch Wissen zu vermitteln. Sie sind verpflichtet, den Studenten ein Skript ihres Kurses und eine möglichst aktuelle Literaturliste zur Verfügung zu stellen. Der Kurs für die zwei Zyklen (vor allem der erste) stützt sich so weit wie möglich auf die Heilige Schrift, den Katechismus der Katholischen Kirche, das Zweite Vatikanische Konzil und die neuesten päpstlichen Enzykliken. Unser Studienprogramm ist in zwei Zyklen eingeteilt: der erste richtet sich an junge Klosterkandidaten, Postulanten und Novizen. Der zweite ist für Ordensleute mit zeitlicher oder ewiger Profess gedacht. Wir sind am Überlegen, ob noch ein dritter Zyklus sinnvoll wäre.

Ausbildungskurs in Mvanda.
Ausbildungskurs in Mvanda.

Wie vermeiden wir es, überflüssig zu werden?

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Perspektiven

Chad Boulton OSB

Abtei Ampleforth (England)

 

Wie vermeiden wir es,

überflüssig zu werden?

Eine Stellungnahme der Englischen Kongregation

zum Thema der ständigen Weiterbildung

 


In Zeiten der Pandemie kann sich der Horizont schnell auf ein Überleben von Tag zu Tag verengen. Im monastischen Leben wird es vielleicht immer wichtiger, sich an das größere Bild zu erinnern. Was bedeutet es, zu einer Kongregation zu gehören? Dabei geht es nicht nur um den Buchstaben, der in den Konstitutionen zum Ausdruck kommt, sondern um den Geist, der durch gegenseitige Unterstützung gefördert wird, nicht nur um die Strukturen gelegentlicher Visitationen, sondern um eine Dynamik der Verbindungen zwischen den Häusern. Was bedeutet es, im Verlauf eines monastisches Leben weiter zu reifen? Es kann uns nicht nur um die vorgeschriebene Grundausbildung gehen, sondern um die Notwendigkeit der ständigen Weiterentwicklung, und dies nicht nur individuell, sondern auch kollektiv.

Diese beiden zentralen Fragen wurden zusammengebracht, als das Generalkapitel der englischen Benediktinerkongregation 2017 eine Kommission für Weiterbildung einrichtete, um „unsere Gemeinschaften beim Klärungsprozess zu unterstützen, wie eine Kultur der Weiterbildung wachsen kann.“ Es betonte „die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Klöstern ... in der Überzeugung, dass dies für ihr Wohlbefinden und sogar für ihr Überleben wichtig ist.“

Kurz zuvor hatte die „Kongregation für die Ordensleute“ das Dokument „Neuer Wein in neuen Schläuchen“ veröffentlicht, was dazu beitrug, diese Kommission ins Leben zu rufen: „Es besteht die Gefahr, dass viel über Weiterbildung geredet wird, aber nur wenig tatsächlich getan wird. Es reicht nicht aus, theoretische Kurse über Theologie zu veranstalten und Themen der Spiritualität zu behandeln; es ist dringend notwendig, dass wir eine Kultur der ständigen Weiterbildung entwickeln..., um die wirklich gelebte Erfahrung innerhalb der Gemeinschaft zu überprüfen und zu verifizieren.“

Das Generalkapitel wollte damit auf der Arbeit des Forums von 2015 aufbauen, das die jüngeren Mitglieder der Kongregation versammelte, um ihre Ideen und Vorschläge zur monastischen Erneuerung in der EBC zusammenzutragen, einschließlich der Themen „Gemeinschaft“ und „Ausbildung“. Ihre Vorschläge wurden einem außerordentlichen Generalkapitel vorgelegt, das unmittelbar darauf folgte, und dann von allen Häusern einzeln diskutiert. Das Generalkapitel von 2017 reagierte dabei auf seine eigenen Überlegungen zum Abtsamt und wünschte weitere Diskussionen über das Wesen der Leitung in der gesamten Kongregation.

Es handelte sich um eine neue Art von Kommission, deren Aufgabe nicht darin bestehen sollte, Dokumente zu erstellen, sondern die Klöster in den Entwicklungsprozess einer Ausbildungskultur einzubinden, die einen Sinn für spirituelle Vitalität betont, der weiter reicht als eine bloße theologische oder berufliche Weiterbildung. Eine so weitreichende Aufgabe erforderte eine gewisse Flexibilität in der Methode, und es wurden sechs Teilnehmer des Kapitels ausgewählt, um die notwendige Weite und Erfahrung einzubringen.[1]

Von Anfang an beschlossen wir, uns regelmäßig zu treffen, jedes Mal in einem anderen Haus der Kongregation. Diese Treffen ermöglichten es uns als Kommission, ein Verständnis füreinander und Vertrauen zueinander aufzubauen. Wir begannen immer mit einer sorgfältigen „Aufarbeitung“ dessen, was im Leben des Einzelnen oder der Gemeinschaft geschehen war. Zu unserer Überraschung und Freude stellten wir fest, dass wir uns gut verstanden und unsere gemeinsame Zeit tatsächlich genossen. Jeder brachte sein besonderes Fachwissen und seine Erfahrung ein, entweder in offiziellen Positionen als Vorsitzender, Sekretär, Schatzmeister oder in informellen, aber wichtigen Rollen als „Gewissen“, „Weiser“ oder „Schreiber“.

Diese Treffen ermöglichten es uns auch, die Gemeinschaft, die wir besuchten, kennenzulernen, mit ihnen zu beten, zu essen und zu diskutieren und ihre Ansichten zur Ausbildung zu hören. Erfreulicherweise waren diese Treffen gut besucht und boten eine faszinierende Momentaufnahme der verschiedenen Klöster. Gewöhnlich begannen wir mit der Frage: „Was hält Sie davon ab, alt zu werden?“ Das führte dann zu Antworten sowohl über die individuelle als auch die gemeinschaftliche Ausbildung. Wir bekamen einen Eindruck von den Gemeinschaften, die es gewohnt waren, sich zu treffen und miteinander zu reden, und von denen, für die solche Zusammenkünfte eher Momente der Zurückhaltung und Spannung waren.

Ein Teil unserer Aufgabe war es, zwei zweijährliche Konferenzen als „starke Momente“ im Gesamtprozess der Entwicklung einer Bildungskultur zu organisieren. Die erste fand im Jahr 2018 statt. Nach vielen Diskussionen über unser vorgegebenes Thema „Leitung“ entschieden wir uns für das Thema „Verantwortung für die eigene Gemeinschaft übernehmen“ und luden nicht die Oberen, sondern einen breiteren Querschnitt von vier Mitgliedern aus jedem Haus ein, wobei wir besonders diejenigen willkommen hießen, die normalerweise nicht an den Veranstaltungen der Kongregation teilnehmen.

Eine große Hilfe war uns die Unterstützung und Ermutigung durch den Abtpräses und durch eine externe Beraterin, Caryn Vanstone, die bereits mit Klöstern gearbeitet hatte. Sie brachte Frische und Strenge in unsere Diskussionen und ermöglichte es uns, eine Klarheit und Kohärenz zu erreichen, die sonst nicht möglich gewesen wäre. Sie betonte besonders die Notwendigkeit, diese Konferenz als Teil eines Gesamtprozesses zu sehen, der sowohl Vor- als auch Nachbereitung umfasst. Ein Werkzeug, das sich als bemerkenswert nützlich erwies, war die Kunst der „wertschätzenden Untersuchung“. Diese kehrte die übliche klösterliche Dynamik der Fokussierung auf Probleme um und lud die Konferenzteilnehmer ein, mit dem anzufangen, was gut lief und sich vorzustellen, wie sich das entwickeln könnte. Dieser Ansatz wurde sowohl bei der Befragung der Gemeinschaften vor der Konferenz als auch bei der Vermittlung ihrer Beiträge während der Konferenz gefördert.

Die Veranstaltung selbst wurde gro.zügigerweise von Buckfast Abbey ausgerichtet und von Caryn und ihrem Mann Bruno hervorragend moderiert. Es gab einige Vorträge in klassischer Form, aber der Schwerpunkt lag mehr darauf, die Delegierten, die um Tische herum gruppiert waren, durch einen strukturierten Ablauf über die vier Tage einzubinden, durch herausfordernde Aussagen aufzurütteln, dann Zeit zu geben, um sich damit auseinanderzusetzen und eine Bilanz zu ziehen, bevor eine Zukunftsplanung folgte. Ein zentrales Element war dabei der Schatten des Kindesmissbrauchs, mit dem die Kongregation durch die öffentliche Untersuchung IICSA (Independent Inquiry into Child Sexual Abuse) konfrontiert worden war. Die Planungen der Teilnehmer für ihre Gemeinschaften waren von vielen Momenten der Ehrlichkeit und Demut begleitet. Diese Pläne wurden den Oberen vorgestellt, die am letzten Tag anwesend waren. Nach der Konferenz wurden die Gemeinschaften gebeten, einen ihrer Delegierten für ein Ausbildungsprogramm auszuwählen, das von Caryn organisiert wurde und zu dem auch die Missionsbenediktiner eingeladen waren.


Die zweite Konferenz für das Jahr 2020 sollte sich auf die Oberen konzentrieren, aber auch diejenigen einbeziehen, die die Gemeinschaften als Delegierte für das nächste Generalkapitel gewählt hatten. Es gab ein doppeltes Ziel: die Oberen mit den „weichen Fähigkeiten“ von Führung vertraut zu machen und eine neue Art der Begegnung als Kongregation zu entwickeln, die dann die Prozesse des Generalkapitels beeinflussen könnte. Alle unsere Diskussionen und Pläne wurden jedoch von den Einschränkungen durch Covid19 zunichte gemacht und wir mussten umdenken. Gezwungenermaßen „online“ trafen wir uns nunmehr vierzehntägig und beschlossen schließlich, der ganzen Kongregation eine Reihe von „Webinaren“ anzubieten, die mit einem zwanzigminütigen Vortrag begannen und in vierzig Minuten mit Fragen und Kommentaren weitergeführt wurden. Es gab eine Vielzahl von Sprechern, Mönche, Ordensleuten, Laien, die alle recht unterschiedliche Aspekte der Pandemiekrise beleuchteten. Diese Webinare erwiesen sich als überraschend beliebt und boten den verschiedenen Häusern die Möglichkeit, sich gegenseitig zu sehen und zu hören, wenn auch nur als Quadrate auf einem Zoom-Bildschirm. Wir haben auch gerade damit begonnen, monatliche Online-Treffen für diejenigen, die am Generalkapitel teilnehmen, Obere, Delegierte und Offiziale, in kleinen Gruppen, die wir moderieren, durchzuführen. Wir hoffen, dass diese Treffen den Kapitularen ein tieferes Verständnis füreinander und eine stärkere Zusammenarbeit miteinander ermöglichen, damit dann so das Generalkapitel fruchtbarer gestaltet werden kann.

Die letzten zwölf Monate waren eine besondere Herausforderung, aber die ganzen vier Jahre unserer Zeit als Kommission waren anspruchsvoll. Unsere Arbeit kam zu unseren bestehenden Verpflichtungen hinzu, die sich in dieser Zeit selbst verändert haben, da einige von uns neue Positionen übernommen haben, als Obere, Schulleiter, Prioren. In dieser letzten Phase überlegen wir nun, wie wir unsere Arbeit weitergeben können Als Bilanz meiner Erfahrungen möchte ich im Folgenden einige allgemeine Schlussfolgerungen anbieten.

 

Offenheit für den Geist

Unsere Kommission folgte keinen klassischen Mustern. Es gab viele Momente der Frustration, in denen wir Geduld brauchten, während sich unser Verständnis von unserer Aufgabe weiterentwickelte. Inmitten all der Schwankungen und all unserer Geschäftigkeit mussten wir dem Geist vertrauen und nicht nach einer voreiligen Lösung greifen, die die notwendige Diskussion und den Austausch vorwegnimmt oder ausschließt. Neue Umstände, wie z. B. Covid19, stellten diese Offenheit für Veränderungen auf die Probe, als wir erarbeiteten, wie wir unsere liebgewonnenen Pläne anpassen und ändern konnten.

 

Die Botschaft gestalten

Diese Aufgabe war für uns sehr prägend, und wir haben selbst eine Art von „gegenseitiger Befruchtung“ erlebt, die wir in den Gemeinschaften fördern wollen. Wir erlebten uns als eine echte Gemeinschaft am Werk, ein Gefühl, dass das Ganze größer ist als die Summe der Teile. Die Wichtigkeit, unsere Zusammenkünfte zu genießen, die menschliche Investition in den Aufbau des Teams, wurde durch eine gesunde Verantwortlichkeit ausgeglichen, indem wir offen miteinander umgingen.

 

Die Aufgabe erden

Unsere Besuche in jeder Gemeinschaft waren entscheidend, um mit der Realität der gelebten Erfahrung für unsere Klöster in Verbindung zu bleiben. Gruppen, die sich ohne solche Rückbindungen treffen, können ihre eigene Sprache entwickeln und sich dabei zunehmend von ihrem eigentlichen Lebenszusammenhang entfremden. Zusätzlich zur eigenen Gemeinschaft war jedes Mitglied für eine oder zwei weitere Gemeinschaften verantwortlich, was sicherstellte, dass die ganze Kongregation untereinander verbunden war.

 

Alte und neue Dinge

Wie der Hausherr, der aus seinem Schatz alte und neue Dinge herausholt, haben wir versucht, die Stärken unserer klösterlichen Tradition mit Erkenntnissen aus Kirche und Welt zu verbinden. Wir haben uns gegenseitig Referenten, Bücher und Webseiten empfohlen. Unsere externe Beraterin war entscheidend, indem sie ihre weite Erfahrung im richtigen Maß und zur richtigen Zeit einbrachte.

 

Kongregationsgeist

Mit dieser letzten Überlegung kehre ich zu den beiden einleitenden Fragen über den Zweck einer Kongregation und das Wesen der Ausbildung zurück. Unsere Kommission hat unser Verständnis von Ausbildung weiterentwickelt, indem sie uns vom Individuum zur Gemeinschaft und schließlich zur Kongregation geführt hat. Eine der überraschenden Entdeckungen war die eines „Kongregationsgeistes“, den wir bei unseren Klosterbesuchen, bei der Buckfast-Konferenz und bei den Lockdown-Webinaren erfahren durften. So wie eine Versammlung entfernter Verwandter, die sich zum ersten Mal treffen und dabei überraschend eine Familienzusammengehörigkeit entdecken, so ist uns eine gemeinsame Identität durch die Verbindungen zwischen unseren verschiedenen Häusern bewusst geworden. Dies spürten wir besonders in unserer gemeinsamen Zeit als Kommission.


[1] Mark Barrett (Worth), Chad Boulton (Ampleforth), Anna Brennan (Stanbrook), Cuthbert Elliott (St. Louis), Francis Straw (Buckfast), Brendan Thomas (Belmont).


Treffen in Buckfast im Jahr 2018.
Treffen in Buckfast im Jahr 2018.

Theologiestudien im Kloster

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Zeugnis

Claire Cachia OSB

Kloster Martigné-Briand (Frankreich)

 

Theologiestudien im Kloster

 


Man tritt nicht ins Kloster ein, um Theologie zu studieren, sondern um einen Weg der inneren Befreiung zu gehen, der dazu führt, dass man Christus nichts vorzieht. Es kann jedoch vorkommen, dass die Umstände solche Studien zulassen und dass sie für das klösterliche Leben nützlich sind. Dazu möchte ich einen kleinen Erfahrungsbericht geben.

Ein Theologiestudium kann bereits im Noviziat beginnen, dank der dort erhaltenen Kurse und der persönlichen Lektüre, da es gut ist, schon zu Beginn der klösterlichen Ausbildung in die Tiefe gehen zu können. Nach der zeitlichen Profess ist es bei uns üblich, ein Jahr in der Gemeinschaft zu verbringen, um sich durch Arbeit und geschwisterliches Leben tiefer zu integrieren. In diesem Jahr hatte ich Gelegenheit eine für mich sehr bereichernde Untersuchung zum Werk des heiligen Irenäus zu erstellen. Diese Arbeit bot mir einen guten Einstieg in die Theologie und wurde betreut von einem Professor der Katholischen Universität Angers. Anschließend konnte ich am klösterlichen Theologiekurs STIM teilnehmen, einem Studienkurs über drei Jahre hinweg, der mir neben einem qualitätvollen Unterricht auch den Austausch und die Begegnung mit anderen jungen Mönchen und Nonnen ermöglichte. Einige der dabei geknüpften Freundschaften bestehen bis heute. Danach habe ich ein Bakkalaureatsstudium beim Centre Sèvres und seiner sehr erfolgreichen pädagogischen Methode durchgeführt. Dann konnte ich den zweiten Zyklus der Theologie an der Katholischen Universität von Angers über einen Zeitraum von vier Jahren mit nur einem Nachmittag Anwesenheit an der Fakultät pro Woche absolvieren, die mit einer Lizenziatsarbeit abschloss. Schließlich endete mein Studium mit der Fertigstellung einer Dissertation an der Katholischen Universität Angers über die Rolle der Vernunft in der Schrift „Fragen an Thalassios“ von Maximus dem Bekenner.

Meiner Erfahrung nach zielten alle theologischen Studien bis zur Lizenzarbeit darauf ab, ein größeres Wissen in Theologie zu erlangen, was angesichts der Breite unserer Tradition des christlichen Denkens einen ziemlichen Arbeitsaufwand mit sich bringt. Erst bei der Dissertationsarbeit begann tatsächlich ein persönliches und schöpferisches Denken, das darauf abzielte, dem Gebäude des theologischen Wissens einen eigenen kleinen Baustein hinzuzufügen und damit eine Grundlage für andere zu schaffen, die diese Arbeit fortsetzen werden. Diese Studien führte ich parallel zu den mir anvertrauten Aufgaben in der Gemeinschaft durch, zuerst in der Küche, dann in der Marmeladenwerkstatt, in der Keramikwerkstatt, im Gemüsegarten und im Obstgarten.

Ich möchte im Folgenden kurz zusammenfassen, was das Studium der Theologie zum monastischen Leben beitragen kann.

Der erste Punkt betrifft unsere monastische Tradition. Die Regel Benedikts rät, die Zeit, die nicht dem opus Dei gewidmet ist, zwischen lectio divina und Handarbeit aufzuteilen. Lectio divina ist das Studium der Bibel und der Väter, ein betendes und nährendes Studium, und es ist durchaus möglich, diese Nahrung für die Seele im Studium der Theologie zu finden, vorausgesetzt, man nähert sich ihr mit einem Durst nach dem Geheimnis und nicht mit der heimlichen Absicht, die persönliche Eitelkeit zu befriedigen. Dieses Thema ist auch in der Handarbeit präsent, und der Benedikt versäumt nicht, das zu unterstreichen. Es sollte hinzugefügt werden, dass in den Klöstern die Kultur der Antike im Westen bewahrt wurde und dort die Wechselfälle der Geschichte und politische Umwälzungen überlebt hat. Die Umwälzungen in unserer Gesellschaft erfordern heute vielleicht auch, dass Klöster Orte sind, an denen Kultur vermittelt werden kann, insbesondere alte Sprachen, deren Vermittlung in letzter Zeit eher selten geworden ist.

Ein zweites Anliegen des Theologiestudiums besteht darin, ein inneres Gleichgewicht herzustellen. Unsere Natur ist dazu geschaffen, sich in all ihren Fähigkeiten zu entfalten, und so wie die körperliche Arbeit uns erlaubt, die Kräfte des Körpers harmonisch einzusetzen, so erlaubt uns das Studium, die Kräfte des Geistes in angemessener Weise auszuüben. Das Studium ist also ein Weg, ein inneres Gleichgewicht zu finden, was natürlich voraussetzt, dass man überhaupt Lust verspürt, sich auf bestimmte Themen zu konzentrieren und sie tiefer verstehen will. Theologie ist eine Disziplin, die es erlaubt, sich von seinen persönlichen Problemen zu lösen, sich für die Gedanken anderer zu öffnen und seine innere Welt zu erweitern.

Der dritte Punkt, den ich abschließend ansprechen möchte, ist der wichtigste. Theologische Studien können eine notwendige Unterstützung für das monastische Leben selbst sein. In der Zeit, in der wir leben, wird das monastische Leben durch gewaltige kulturelle Veränderungen herausgefordert. Es ist absolut notwendig, ein tieferes Verständnis zu entwickeln, warum wir dieses Leben gewählt haben, was darin wesentlich ist und was verändert werden kann, ohne es zu verfälschen. Um diese Unterscheidung zu treffen, ist das Studium der Theologie unter verschiedenen Gesichtspunkten wertvoll. Durch die Konfrontation mit dem Denken von Christen, die sich leidenschaftlich für ihren Glauben einsetzten und einsetzen, kann das Studium zu einer intensiven und persönlichen Glaubenserfahrung führen. Die im Studium erworbenen Kenntnisse ermöglichen einen Ausdruck dieser Erfahrung, denn sie geben die begrifflichen Instrumente an die Hand, innere Realitäten in Worte zu fassen und ihnen damit mehr Kraft, mehr Überzeugung zu verleihen und sie anderen mitteilbar zu machen. Schließlich können sie Nahrung für den Glauben und ein Motor für den Fortschritt in der Vereinigung mit Gott werden. Die regelmäßige und intensive Konfrontation mit dem theologischen Denken eines Autors mit der Aussicht, über dessen Werk Rechenschaft ablegen zu müssen, zwingt zu einem Denkprozess, der viel konsequenter ist, als wenn man Bücher nur nach persönlicher Neigung liest. Man baut bei einer solchen inneren Aneignung ein inneres Gerüst auf, das Stürmen und Gegenwinden standhalten kann und den Aufbau einer geistlichen Persönlichkeit ermöglicht, einen Reichtum, den man seinerseits auch an andere weitergeben kann, die danach dürsten.

Herausforderungen für Christen und Ordensleute in einer Welt im Umbruch

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Öffnung zur welt

Prof. Dr. Italo de Sandre

Fakultät für Philosophie und Soziologie, Padua (Italien)

 

Herausforderungen für Christen und Ordensleute in einer Welt im Umbruch[1]

 

 

„Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne sein Leid.“ (Exodus 3,7)

 

1. Sehen und verstehen um zu begreifen: Christen sollten wissen, dass dieser Vorgang die ersten Schritte für jedes Werk der Barmherzigkeit enthält und dass dies, mutatis mutandis, auch das ist, was im Zentrum der Sozialwissenschaften steht. Ein erstes Problem, eine Frage, die in der Kirche heute nicht immer gelöst ist, besteht darin, wirklich verfügbar und aktiv zu sein, um die Realität des Lebens der Menschen und der Gesellschaften zu sehen, zu hören und zu kennen, und nicht nur das, was gut läuft und was wir gerne hätten; und das, ohne Angst zu haben, in Frage gestellt zu werden. Die soziologische Beobachtung propagiert keine gesellschaftliche Ideologie (wie einige katholische Kreise, auch in vorderster Front, immer noch sagen und unterstellen), sondern will dazu beitragen, die Dinge in ihrer Komplexität so gut wie möglich zu „sehen“, indem sie verlässliche (wiederholbare) und valide (fähig, die untersuchte Realität abzubilden) Methoden auf transparente Weise entwickelt, die der Kontrolle und Kritik unterliegen. In diesem Sinne, um ein Beispiel zu nennen, haben in den 1990er Jahren die männlichen und weiblichen Ordensinstitute des Nordostens Italiens zusammen mit dem sozio-religiösen Zentrum der Bischofskonferenz von Triveneto ein „Observatorium des geweihten Lebens“ gegründet, das unter anderem eine Studie in einem Sammelband veröffentlicht hat über „Junge Menschen und das geweihte Leben. Ein anderer Weg“. Die Vorstellungen, die junge Menschen von Ordensleuten und Priestern hatten, waren bereits entzaubert und standen in erheblicher Spannung zu den institutionellen Seiten des Ordenslebens, wobei besonders das Wirken von Priestern hinterfragt wurde („Sie haben schon eine fertige Antwort, bevor du überhaupt eine Frage gestellt hast“). Allerdings ging diese Periode der Aufmerksamkeit und Offenheit innerhalb der Ordenswelt schnell vorüber. Ein weiteres Beispiel: Vor einiger Zeit haben die Bischöfe des Triveneto zur Vorbereitung des kirchlichen Kongresses 2012 in Aquileia (im Nordosten Italiens) das „Sozio-religiöse Zentrum der Bischofskonferenz des Triveneto“ (OSReT)[2] beauftragt, eine wichtige und komplexe sozio-religiöse Umfrage durchzuführen. Die Ergebnisse waren interessant, aber auch kritisch. Sie wurden auf der Tagung vorgestellt und wurden von den Verantwortungsträgern der diözesanen Pastoralarbeit engagiert diskutiert. Anschließend sahen die Bischöfe aber keine Veranlassung, diese Ergebnisse und Diskussionen in einem Buch zu veröffentlichen und berücksichtigten bislang kaum die dabei gezogenen Schlussfolgerungen. Viele Katholiken, Bischöfe, Ordensleute und Laien, haben das Gefühl, dass sie sowieso schon alles wissen und keine weiteren Komplikationen seitens der Soziologie brauchen. Inzwischen hat hingegen hat ein Papst wie Kardinal Bergoglio darauf bestanden, dass vor und zwischen den Sitzungen der Synode über Ehe und Familie alle Ortskirchen und alle, die ihr eigenes Lebenszeugnis geben möchten, gehört werden. Dies ist eine beispiellose Entscheidung, die vielleicht mehr wegen ihrer Methode als wegen ihres Inhalts wichtig ist, der früheren Ergebnissen entspricht. Und wer weiß, wann und von wem dieses Verfahren nochmals aufgegriffen wird, durch das der Glaubens- und Lebenserfahrung der Gläubigen erstmals ihr voller Wert zugestanden wird. Die Komplexität von Erfahrungen kann nicht einfach abgetan werden, ohne den Menschen und der Vernunft der Realität Gewalt anzutun. Ich persönlich bin der Meinung, dass auch klösterliche Gemeinschaften kleine Forschungsgruppen von Mönchen und Nonnen (oder allgemeiner Ordensmännern und -frauen) in ihren verschiedenen Ländern einrichten sollten, um die sich verändernde Realität besser kennen und verstehen zu lernen.

 

2. Mehrere Studien zeigen seit einiger Zeit, dass es zwischen Müttern/Vätern und Kindern eine starke intergenerationale Verschiebung in den geglaubten Werten (z.B.: Wahrheit der Evangelien, Christus) und Praktiken gibt, besonders im moralischen Bereich im Allgemeinen und im affektiv-sexuellen Bereich im Besonderen. Das Image der Kirche war durch die Botschaften der Strenge schon sehr problematisch, und die persönliche Sympathie, die Papst Franziskus genießt, sollte nicht zu der Annahme verleiten, dass sie sich in eine allgemeine Sympathie bzw. Vertrauenshaltung gegenüber der Institution Kirche verwandeln wird. Religiosität findet Wege, die ,wenig Kirche‘, wenn auch vorläufig noch nicht ,ohne Kirche‘ bedeuten. Man denke nur an den Zulauf zu bestimmten Wallfahrtsorten oder besonderen Kultstätten, die nicht mehr nur von Ruheständlern oder bildungsfernen Anhängern der Volksfrömmigkeit aufgesucht werden, sondern von gesellschaftlich aktiven und gebildeten Menschen, die in unterschiedlich einladenden Umgebungen einen persönlichen Weg des Vertrauens und Glaubens suchen.

Die Einstellungen der Frauen unterscheiden sich nicht mehr wesentlich von denen der Männer. Im Gegenteil: Bei den Frauen gilt, dass die kritische Haltung gegenüber dem Katholizismus und der Kirche zunimmt, je höher das Bildungsniveau ist. Dies bedeutet, dass die traditionelle Glaubensweitergabe über die Mütter nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden kann. Die reifere und kritischere aktive Präsenz von Frauen, Ordensfrauen und Laien, erfordert eine tiefe und gemeinsame dialogische Reflexion und Beteiligung, und der traditionelle Sinn des „Dienstes“ muss in seiner ganzen Breite vernünftig überdacht werden, und zwar nachvollziehbar für Frauen und für Männer.

 

3. Die Zentralität der Subjekterfahrung als Individuum, zumindest im Westen, hat dazu geführt, dass die Menschen ein Grundgefühl der Autonomie gegenüber sozialen, zivilen und religiösen Institutionen fühlen und erwarten (dagegen nicht gegenüber wirtschaftlichen Institutionen, deren Marktstrategien den Konsum in tausend Formen antreiben). Die Reifung von Personen erfolgt über einen längeren und unsicheren Weg, der durch die Ausweitung der Schulbildung begünstigt und durch die vielen Möglichkeiten und unbestimmten Bestrebungen als weniger festgelegt erfahren wird. Zunehmend entstehen Berufungen zum Ordensleben in einem Alter, in dem die eigene Persönlichkeit bereits entscheidende Prägungen erhalten hat. Diese Menschen passen sich dann dem Stil des Ordenshauses, in das sie eintreten, weniger (oder mehr) an, was zu einer weit bunteren und komplexeren Form der Identifizierung und Organisation des Gemeinschaftsleben führt. Eine Einheitlichkeit des persönlichen Lebensstils von Nonnen und Mönchen kann nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden und besteht auch nicht lediglich in der gemeinsamen Einhaltung von Rollen und Gesten.

Diese von den Menschen empfundene und geforderte Autonomie hat besonders den Körper in den Mittelpunkt gestellt, einen Körper, der nicht mehr als negativ und abgewertet gegenüber dem „Geist“ erlebt wird, sondern als eng mit dem Geist verwoben, in einem aktiven und positiven Sinne. Der Konsum drängt uns ständig zu neuen Körpererfahrungen, bei denen mit allen fünf Sinnen bei möglichst vielen Gelegenheiten experimentiert wird, so dass wir etwas nicht nur kaufen, um es in den Händen zu halten und um es zu benutzen: Wir wollen damit vielmehr eine emotionale, physische, individuelle oder relationale Erfahrung machen.

Diese Körper-Geist-Verbindung hat zu einem neuen Verständnis von Sexualität geführt, die Geschlechterrollen haben sich teilweise gewandelt (dabei ist es nicht richtig, alles auf die Frage nach Homosexualität zu fokussieren, wie es manche Ideologien in Italien in letzter Zeit getan haben), die traditionellen Frau-Mann-Ungleichheiten werden nicht mehr akzeptiert, und das alles in allen Bereichen des Lebens und der Gesellschaft. Die Diskussionen und Zusammenstöße (sogar einige politische Demonstrationen auf der Straße), die im Rahmen der von der jüngsten Synode ausgelösten Debatte entstanden sind, haben gezeigt, dass es selbst innerhalb der Hierarchie und der „Gläubigen“ der katholischen Kirche manchmal radikale Unterschiede im Denken, in den Werten und im Verständnis des Körpers und der Geschlechter gibt. Das Körper- und Geschlechterverständnis betrifft auch geweihte Männer und Frauen, Priester und Ordensleute, deren Entscheidung für Jungfräulichkeit und Zölibat auf der Synode nicht diskutiert wurde (vielleicht war das auch nicht beabsichtigt), obwohl sie doch im konkreten Leben ständig mit Laien und Frauen interagieren, deren Sinn für den Körper und das Geschlecht ganz anders geprägt ist und die mit Beziehungsproblemen und Fragen hinsichtlich der Erziehung in der Kirche und in der Gesellschaft zu kämpfen haben. In den Beziehungen zwischen Ordensgemeinschaften und Gesellschaft, zwischen Ordensfrauen und -männern und weiblichen und männlichen Laien haben alle Äußerungen auch nonverbale Dimensionen, in denen die Körperlichkeit in jedem Fall eine zentrale Rolle in ihrer Stärke und Schwäche spielt, in der Kommunikation und im In-Beziehung-Sein, im Helfen anderer und/ oder im Geholfenwerden.

 

4. In allen Gesellschaften werden Lebensstile (Arten zu sein, zu denken, zu glauben, zu handeln, sich zu verhalten) zentral. Sie sind ein grundlegendes Medium der verbalen und nonverbalen Kommunikation der eigenen Werte durch Lebenspraxis. Die Bedeutung der Lebensstile ist durch die Personalisierung dessen gegeben, was man glaubt und denkt, um täglich zu leben: Es muss berücksichtigt werden, dass in der gegenwärtigen Realität diejenigen, die sich als Katholiken definieren, in Wirklichkeit sehr unterschiedlichen Lebensstile folgen, die sogar untereinander im Widerspruch stehen können (in der Tat folgen viele, die sich als Katholiken definieren, weder der sozialen noch der affektiv-sexuellen Moral, die von der Kirche vorgegeben wird, sie haben unterschiedliche politische Optionen, usw.). Dies macht es notwendig, vor allem im Bereich der Religion, einen realistischen Blick auf den Alltag zu werfen und einen ernsthaft gemeinten Dialog zu führen, um gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und nicht nur „die anderen“ zu ermahnen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der zunehmende Rückzug der kirchlichen Religion von einer oft verwirrten, aber sehr präsenten Sinnsuche begleitet wird, vor allem unter jungen Menschen. Diese Perspektive beleuchtet nicht immer das Problem einer neuen (nicht notwendigerweise antireligiösen) Spiritualität, die es wert ist, gelebt und ausgedrückt zu werden: eine Spiritualität, die man studieren, verstehen und mit der man in Dialog treten kann. Viele Menschen sind bereits aus der Kirche ausgetreten, weil sie in diesem Prozess ignoriert wurden.

 

5. Wenn ich mich an Überlegungen zum Ordensleben aus den 1990er Jahren erinnere, finde ich die paradoxe Aufforderung an die weiblichen und männlichen Ordensinstitute interessant, nicht nur gemäß dem Vorstoß von Papst Franziskus „hinauszugehen“, sondern schon vorher in angemessener, aber konkreter Form und nicht nur als Museumsbesuch die Türen ihrer eigenen Alltagsräume zu öffnen, damit mehr Menschen die menschlichen und christlichen Lebensstile sowie die Identität der geweihten Gemeinschaften kennenlernen (die Rückseite, nicht nur die Vorderseite) und deren Menschlichkeit schätzen lernen. Nähe wird erfahrbar durch solche Transparenz. Solche Nähe müsste auch mehr unter den Ordensinstituten, unter den Klöstern, unter den Gemeinschaften gepflegt werden, indem Erfahrungen und Zeugnisse des Lebens, sowohl des kontemplativen als auch des aktiven, geteilt werden. Vielleicht sind Formen der Zusammenarbeit wünschenswert, wenn nicht gar notwendig, die in der Vergangenheit undenkbar waren, weil die Sorge um die Wahrung der eigenen Identität im Verhältnis der Institute untereinander vorherrschte. Darüber ging teilweise das Zeugnis für einen Weg der Berufung verloren, die ja nicht allein die Wahl für ein spezifisches Ordensleben, sondern die gesamte christliche Existenz betrifft.

Der Verlust an Berührungspunkten wird (zumindest bei den Industrienationen) durch den Rückgang neuer Berufungen, durch die Überalterung und Verkleinerung der Mitglieder vieler Gemeinschaften erschwert, was zu einem absehbaren Abschluss der Geschichte mancher Gemeinschaften oder ganzer Ordensfamilien führt, jedenfalls zu nur noch eingeschränkten Wirkungsmöglichkeiten.

 

6. Wenn wir über die Kirche im Allgemeinen nachdenken, wollen wir für einen Moment das bereits angesprochene Thema des „Dienstes“ aufgreifen, der heute – einmal mehr in den Worten und Gesten des viel kritisierten Papstes – eher auf einen echten und angemessenen Dienst als auf die Ausübung von Autorität ausgerichtet zu sein scheint, einen Dienst, der den Schwachen, den Armen, den Menschen am Rand gilt mit dem Anliegen, in Not- und Grenzsituationen Beistand zu leisen. „Autorität“ im institutionellen, religiösen, moralischen Sinne wird gemeinhin verstanden als eine legitimierte Form der Macht, anderen zu befehlen und sie dazu zu bringen, das zu tun, was derjenige, der persönlich die Autorität innehat, für richtig und zweckmäßig hält, mit Handlungen und Strukturen, die in ausschließlich von oben nach unten gerichteten Beziehungen durch Befehle, Regeln, Ämter funktionieren. In Wirklichkeit ist allerdings diese Form der Macht nicht die einzige Form von Autorit.tsausübung und den Nachteil, dass sie starr ist und nur mit wenigen oder gar keinen Kontrollen versehen ist. Aus soziologischer Sicht scheint es, dass vermittels eines rhetorische Kunstgriffs mit diesem vertikalen Modell a priori der Begriff „Dienstleistung“ assoziiert wird, was viele Menschen nicht nachvollziehen können. Heute befindet sich diese Form von Machtlegitimierung nach allen Beobachtungen in einer Krise, die im gesellschaftlichen Bereich ganz offensichtlich ist, allerdings im religiösen Bereich weniger hervorgehoben wird, aber ebenso präsent ist und statistisch nachgewiesen werden kann. Und wenn Autorität weder für legitim gehalten (also nicht mehr mit Konsensvertrauen ausgestattet ist) noch geliebt wird, muss man davon ausgehen, dass ihre Handlungen jeweils kritisch beobachtet und auf den Prüfstand gestellt werden. Sobald sie „dient“, also Handlungen vollzieht und Worte sagt, die dem Leben der Menschen und der Gemeinschaft „dienen“ können, definieren die Betroffenen die Institution durch ihre „Dienstleistung“. Autorität muss auf eine neue Art und Weise anerkannt werden, in einer Beziehung, die nicht mehr wie in der Vergangenheit nur aus Befehl und Gehorsam besteht, sondern in einer Beziehung des Respekts und der Nicht-Demütigung, des gegenseitigen Zuhörens und damit des Dialogs über Bedürfnisse und Erwartungen, Ressourcen und Grenzen. Zwischen Autoritarismus und Autorität wird heute zum Beispiel Kompetenz geschätzt (Laien wissen in vielen Bereichen ganz genau, dass sie gleich oder mehr „kompetent“ sind wie Ordensleute), Empathie, der Sinn für den Reichtum des Wissens, wie man miteinander arbeitet und umgeht. Der Service sollte stärker als solcher erkennbar sein und seine eigene Gültigkeit begründen, ohne dabei ein unauthentisches Gewand zu tragen.

 

7. Ein methodischer, systematischer Sinn für die Komplexität des Wissens und des Lebens hat sich in den Wissenschaften im 20. Jahrhundert entwickelt und ist vor allem dann gereift, als versucht wurde, mit neuen Instrumenten Gesellschaften, Menschen, unsere Welt und das Universum als System zu analysieren. Papst Franziskus selbst hat das – wenn auch in einer theologisch-pastoralen Sprache – im ersten apostolischen Schreiben implizit zum Ausdruck gebracht. Er gibt immer wieder Beispiele für einen solchen Zugang, so in den Ansprachen bei seinen Besuchen in den USA, in Afrika, in „Laudato si“, in nachsynodalen Schreiben, in den dialogischen Pressekonferenzen, die er auf seinen Reisen gibt usw. Komplexität auszudrücken bedeutet, nicht reduktiv zu sein, nicht zu vereinfachen, keine Abkürzungen zu nehmen, nicht nur eine Begrifflichkeit zu verwenden, die bekannt und bequem ist. Es bedeutet, in der Lage zu sein, die Implikationen jeder Handlung, die man vornimmt, reflektiert zu erfassen. Es bedeutet, das Geflecht von Ordnung und Unordnung, von Gut und Böse, von Richtig und Falsch aufzeigen zu wollen, das wir realistisch sehen und erkennen müssen, um dann gemeinsam besser planen und handeln und Grenzen und Konflikte erkennen zu können, um Brücken zu bauen. Wir müssen verstehen, dass ein Ganzes mehr ist als seine Teile, dass es aber – wenn es sich z. B. um Personen, Familien und Gesellschaften handelt – paradoxerweise auch weniger ist als die Summe seiner Teile, weil jede Person und jede Familie für sich einen Wert besitzt, jenseits des Wertes der Gruppe, in der sie Teil ist. Ein Ganzes (z.B. eine Familie, eine religiöse Gemeinschaft, eine Kirche), hat seine eigene DNA, seinen eigenen „Quellcode“, der sich auch in jedem Teil dieses Ganzen befindet (so die christliche Auffassung der Person). Die gegenwärtige Komplexität religiöser Erfahrungen wird – wie ich zu sagen versucht habe – durch miteinander verflochtene Veränderungen von enormer Bedeutung hervorgebracht: die absolute Zentralität a) der Subjekte, der Autonomie der Entscheidungen der Personen, b) der technologischen Innovationen des persön lichen und massenhaften Gebrauchs, die direkt und indirekt auch c) zur beispiellosen Mobilität von Tausenden und Abertausenden von Personen geführt haben, und daher d) zur Koexistenz einer großen Pluralität religiöser Erfahrungen und Institutionen, e) die mehr und mehr der Annahme oder Ablehnung durch die Individuen unterworfen sind. Wenn wir es vorziehen, reduktive Visionen aufrechtzuerhalten, werden wir scheinbar sicher sein, aber wir werden uns auch unweigerlich isolieren. Die Folge wird dann zwangsläufig sein, dass man uns nicht mehr zuhört und wir nicht mehr gehört werden.

 

[1] Vortrag beim Generalkapitel der Kongregation von Subiaco-Montcassino im September 2016. Italo de Sandro ist Professor für Soziologie an der Universität von Padua. Er unterrichtet Religionssoziologie an der Theologischen Fakultät von Triveneto und am Institut für Pastoralliturgie in Padua. Er ist Teil des wissenschaftlichen Komitees von ORSeT, dem sozio-religiösen Zentrum von Triveneto. In den letzten Jahren hat sich seine Forschung stärker auf die grundlegenden Probleme des sozialen Handelns konzentriert, insbesondere auf die analytischen Implikationen der Prozesse von Solidarität und Kommunikation sowie auf die Transformationen symbolischer Codes im Kontext eines wachsenden kulturellen, moralischen und religiösen Pluralismus.

[2] OSReT steht für Osservatorio Socio-Reliogioso Triveneto. Es handelt sich um ein Forschungszentrum, das 1989 unter Trägerschaft der Diözesen von Treveneto gegründet wurde.

Kloster St. Benedikt in Volmoed (Südafrika)

13

Geschichte

Daniel Ludik, Order of Holy Cross (OHC)

Priorat St. Benedikt, Volmoed (Südafrika)

 

Kloster St. Benedikt in Volmoed (Südafrika),

Gelebte Ökumene

 

„Ihr wisst doch nicht, was morgen

mit eurem Leben sein wird“

(Jakobus 4,14a)

 

Am 30. August 2019 trafen drei Brüder des Ordens vom Heiligen Kreuz, eines anglikanischen Benediktinerordens, im Volmoed Retreat Centre in der Nähe von Hermanus in der Westkap-Provinz Südafrikas ein, nachdem sie ihr Kloster in der Nähe von Makhanda (Grahamstown) in der Ostkap-Provinz mit einer LKW-Ladung von Bibeln, Brevieren, Büchern, Ikonen, Statuen, Möbeln und einem Hund verlassen hatten.

 

Kurze Geschichte des Ordens vom Heiligen Kreuz

Der Orden vom Heiligen Kreuz (OHC) wurde 1884 von Pater James Otis Sargent Huntington in New York als ein Orden von Missionspriestern gegründet, die hauptsächlich mit armen Einwanderern und für soziale Gerechtigkeit arbeiteten. Der Orden legte bald einen besonderen Schwerpunkt auf Bildung, einschließlich der Gründung von Schulen für arme Kinder. In Amerika hat der Orden die St. Andrews School in Sewanee, Tennessee, und die Kent School in Kent, Connecticut, gegründet. Seit dem frühen 20. Jahrhundert ist der OHC auch in Afrika tätig, mit einer Gründung in Bolahun, Liberia, wo der Orden die St. Mary’s School ins Leben rief. Dieses Kloster musste leider in den 1980er Jahren aufgrund des dortigen Bürgerkriegs geschlossen werden.

In dem Wunsch, seine Präsenz in Afrika fortzusetzen, und auf Einladung des emeritierten Erzbischofs Desmond Tutu, gründete der OHC 1998 das Kloster Mariya uMama weThemba in der Nähe von Grahamstown in Südafrika. Die klösterliche Gemeinschaft startete bald ein Betreuungsprogramm und einen Stipendienfonds für die Kinder von Landarbeitern in der Umgebung des Klosters. Eines der größten Probleme im Bildungswesen Südafrikas sind jedoch die Mängel bei der Grundausbildung. Daher beschlossen wir, eine Schule für die Schulanfänger zu gründen, die die Klassen R bis 3 umfassen sollte. So wurde 2010 die „Holy Cross School“ gegründet.

 

Die benediktinische Umarmung

Im Laufe der Zeit und mit dem Wandel der Gesellschaft wurde OHC immer benediktinischer in Geist und Charisma, und mit der Ermutigung der amerikanischen Kamaldulenser, mit denen der Orden in einer Art Assoziation steht, wurde OHC bei seinem Jahreskapitel 1984, hundert Jahre nach seiner Gründung, offiziell benediktinisch.

Als Benediktiner wurden wir bald nach unserer Ankunft in Südafrika eingeladen, der BECOSA (Benedictine Communities of Southern Africa) beizutreten. Dies war eine sehr wertvolle Hilfe für uns als Gemeinschaft. Es ist nicht bekannt, dass es in der anglikanischen Kirche Mönche gibt, deshalb ist es für uns sehr wichtig und hilfreich, Teil einer größeren monastischen Familie zu sein. Durch BECOSA wurden wir in das Monastic Formator’s Programme eingebunden, an dem im Laufe der Jahre fünf OHC-Mönche aus Südafrika teilgenommen haben. Durch BECOSA waren wir auch Teilnehmer an verschiedenen Programmen und Kursen, die durch die Gro.zügigkeit von AIM ermöglicht wurden. Dies ist ein Thema für sich, aber eine gute Gelegenheit, hier noch einmal „Danke“ zu sagen!

 

Das Exerzitienhaus in Volmoed

Das „Volmoed Retreat Centre“ entstand in den frühen 1980er Jahren, auf dem Höhepunkt der Apartheid in Südafrika, aus der gemeinsamen Vision von Bernhard Turkstra, damals Hotelbesitzer, und Barry Woods, einem anglikanischen Priester, einen Ort zu schaffen, der offenkundig christlich ist, an dem aber Menschen aller Rassen und Glaubensrichtungen Sicherheit und Aufnahme für Heilung und Versöhnung finden können. Sie fanden schließlich eine Farm namens Volmoed (ein Afrikaans-Wort, das „voller Mut“ bedeutet), die ihren Ursprung in einer Leprakolonie im 18. Jahrhundert hatte. Damit begann eine Glaubensreise an einem wunderbaren Ort, die im Laufe der Jahre viele Früchte getragen hat.

Die Wohngemeinschaft von Volmoed besteht aus einigen Ehepaaren im Ruhestand, die alle mehr oder weniger stark in das Tagesgeschäft von Volmoed eingebunden sind. Das Exerzitienzentrum wird von einem engagierten Team von Mitarbeitern unter einem Kuratorium geleitet, von denen nicht alle auf dem Grundstück wohnen. Zu den Begleitern gehört auch Bischof Desmond Tutu als der derzeitige Schirmherr von Volmoed.

Das Exerzitienhaus von Volmoed.
Das Exerzitienhaus von Volmoed.

Umzug nach Volmoed

Was also brachte die Mönche nach Volmoed? Schon bald nach ihrer Gründung war die „Holy Cross School“ jedes Jahr um eine Klasse gewachsen. Dabei war klar, dass die Schule weiter expandieren sollte, über die Grundstufe hinaus zu einer vollwertigen Grundschule. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten auf dem Grundstück war es die billigste und sinnvollste Option, die nahe gelegene Mönchsklausur in zusätzliche Klassenräume für die weiteren Klassenstufen umzubauen.

Zunächst zogen die Mönche in einen Teil des Gästehauskomplexes des Klosters, doch das schien bald nicht mehr tragbar. Wir begannen daraufhin, nach alternativen Unterkünften zu suchen, und aufgrund Kontakte mit der Gemeinschaft von Volmoed baten wir sie, uns bei der Suche im Westkap zu helfen.

Ein Teil des Ethos von Volmoed ist es, immer eine betende Präsenz zu haben. Dies war von Pater Barry Woods bis zu seinem Tod Anfang 2019 angeboten worden. Als wir uns also nach Möglichkeiten im Westkap erkundigten, lud uns die Gemeinschaft ein, zu ihnen zu ziehen und an ihrer Seite als eine solche betende Präsenz zu leben, anstatt uns auf andere Optionen zu verweisen.

Nun, der Rest ist Geschichte und so entstand das Priorat St. Benedikt in Volmoed. Wie zu erwarten, bietet der Umzug von einem völlig autonomen Kloster in ein bestehendes und gut funktionierendes ökumenisches Umfeld eine Reihe von besonderen Herausforderungen und Möglichkeiten.

 

Das Leben in Volmoed

Ich habe über Volmoed als einen Ort der Heilung und Versöhnung gesprochen, so dass dies an und für sich schon ein sehr lebendiger und wichtiger Dienst ist. Volmoed hat Beziehungen zu verschiedenen lokalen und internationalen Organisationen und Gemeinschaften, die sich der Friedensbildung und Versöhnung widmen. Eine davon ist die Gemeinschaft des Nagelkreuzes in der Kathedrale von Coventry.

Durch das „Volmoed Youth Leadership Training Programme“ (VYLTP) gibt es auch eine lebendige Beziehung zur Gemeinschaft von Taizé in Frankreich. VYLTP ist ein neunwöchiges Wohnprogramm, nach dem ein oder zwei Jugendliche, die sich als geeignet erwiesen haben, ausgewählt und für drei Monate nach Taizé geschickt werden, um dort ehrenamtlich mitzuarbeiten.

Für die Gottesdienste verfügt Volmoed über einen Kapellenkomplex mit einer großen Hauptkapelle, einem kleineren Gebetsraum und auf der unteren Ebene mehreren anderen Räumen. Diese Räume und der Altarraum stehen uns zur Verfügung. Die Räume auf der unteren Ebene nutzen wir als Leseraum, Büro und einen kleinen Kapitelsaal.

Wir folgen unserem klösterlichen Tageslauf und werden dabei oft von Mitgliedern der Volmoed-Gemeinschaft und Gästen begleitet. Unsere sonntägliche Eucharistiefeier wird oft von solchen Einheimischen besucht, die sich nicht besonders mit einer örtlichen Pfarrei oder Gemeinde verbunden fühlen.

Volmoed bietet seit mehreren Jahrzehnten einen ökumenischen Abendmahlsgottesdienst am Donnerstagmorgen an, der sich bei der Gemeinde von Hermanus als sehr beliebt erwiesen hat. Die klöster liche Gemeinschaft wurde gebeten, den Gottesdienst am letzten Donnerstag jedes Monats zu leiten, und wir haben diese Gelegenheit u.a. dazu genutzt, die Gemeinde in verschiedene Arten des Singens einzuführen (über YouTube), was dazu beigetragen hat, die Leute zur Ruhe zu bringen und ihnen ein umfassenderes Gespür für Stille zu vermitteln. Dadurch entstand mehr Wertschätzung innerhalb der Gemeinde und auch gegenüber den Mönchen. Diese Donnerstags- Gottesdienste haben auch einige Sonntags-Teilnehmer zu uns geführt.

Es gibt viele andere Organisationen und Menschen in dieser Gegend, die wir entweder kennengelernt haben oder zu treffen hofften, um Beziehungen und Dienste aufzubauen. Leider befand sich jedoch während des größten Teils unserer bisherigen Zeit hier in Volmoed Südafrika aufgrund der COVID-19-Pandemie in einem Zustand der Abriegelung und anderer Einschränkungen. Unsere Hoffnung ist es, diese geplanten Beziehungen auch in Zukunft zu verfolgen.

Als klösterliche Gemeinschaft sind wir Gott dankbar, dass wir in der Lage sind, geistliche Begleitung anzubieten, besonders in diesen Zeiten. Dieser Dienst nahm fast sofort nach unserer Ankunft Fahrt auf und hat hoffentlich für einige Menschen einen Unterschied gemacht. Viele Menschen haben sehr damit zu kämpfen, dass sie nicht dabei sein können, wenn geliebte Menschen sterben, oder nicht bei denen sein zu können, die krank sind, oder dass sie allein sind, während sie krank sind. Dazu kommt noch die große Unsicherheit und Angst, die durch die Medien oft geradezu gefördert wird. Aus diesem Grund haben sich Online-Kommunikationsformen in diesem Dienst als unschätzbar wertvoll erwiesen, besonders für diejenigen, die zu weit weg sind, um uns persönlich zu besuchen.

Wie der Apostel Jakobus sagt, wissen wir noch nicht einmal, was der morgige Tag bringen wird. Vieles wissen wir in diesen unsicheren Zeiten nicht; aber in Christus wissen wir, was unser Leben ist, und dafür danken wir täglich.


Die Gemeinschaft von Volmoed.
Die Gemeinschaft von Volmoed.

Marie Chantal Modoux OSB

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Mönche und nonnen als zeugen für unsere zeit

Gemeinschaft von Encontro (Brasilien)

 

Marie Chantal Modoux OSB

1919-2020

 

Mutter Marie Chantal (Marguerite) Modoux wurde am 21. Februar 1919 in Promasens, Fribourg, als ältestes von vier Mädchen geboren. Marie Chantal liebte die Berge, den Himmel und auch das Meer. Als geborene Pädagogin besuchte sie zunächst eine Hauswirtschaftsschule und arbeitete anschließend als Erzieherin in einer Diplomatenfamilie, die während des Zweiten Weltkriegs im Vatikan interniert war. Der Schweizer Garde war „la bella rossa“ (die hübsche Rothaarige) durchaus aufgefallen, wie sie uns erzählte. Danach arbeitete sie in Spanien. Eine Freundin, eine Oblatin aus Ligugé, lieh ihr das Buch von Dom Marmion: „Christus, das Ideal des Mönchs“. Am Ende ihrer Lektüre klappte sie das Buch zu und sagte: „Das ist es“ und die Sache war für sie entschieden. Um herauszufinden, wo sie eintreten konnte, schrieb sie drei Klöster an und die Antwort von Mutter Thomas Aquinas vom Kloster Unserer Lieben Frau von Bethanien, Loppem, in der Nähe von Brügge überzeugte sie am meisten. Alles war für den Klostereintritt in Bethanien vorbereitet, als auf einmal ihre Mutter an Krebs erkrankte. Als Älteste beschloss Marie Chantal, ihrem Klosterwunsch zu entsagen, um ihre Mutter zu pflegen. Doch der Arzt ermutigte sie: „Fräulein, Ihre Mutter wird noch viele Jahre leben, also gehen Sie Ihren Weg.“

So trat sie am 16. Oktober 1951 in Bethanien ein und begann am 4. Juni des folgenden Jahres das Noviziat, wobei sie den Namen Schwester Marie Chantal erhielt. Schwester Anne Farcy, die später mit ihr nach Brasilien kommen sollte, war die Älteste in der Gruppe der Weißhaarigen, der man gehorchen musste. Schwester Marie Chantal legte am 21. August 1954 ihre erste Profess und drei Jahre später, am 23. August 1957, ihre ewige Profess ab. Ihre Mutter, die beim Eintritt ins Kloster einen Nervenzusammenbruch erlitt, war dennoch bei jedem dieser Ereignisse in Bethanien dabei. Am 29. November desselben Jahres reiste Marie Chantal bereits in den Kongo und schloss sich der von Bethanien gegründeten Gemeinschaft in Kikula, Likasi, an, wo sie sechs Jahre lang lebte.

Im Jahr 1960 richtete Papst Johannes XXIII. einen Aufruf an die kontemplativen Klöster, in welchem er um Klostergründungen für Lateinamerika warb. Marie Chantal, deren Herz schon immer mit der Kirche schwang, sagte bei einem Gemeinschaftstreffen zu Mutter Colombe (damals Priorin von Kloster Bethanien und Präsidentin der Kongregation): „Ich hoffe doch sehr, dass Bethanien sich dafür melden wird.“ Als sie dann in Belgien auf Heimaturlaub war, erfuhr sie, dass sie zur Leiterin einer Gruppe von Klostergründerinnen für Brasilien ausgewählt worden war. Ihr Rückflugticket in den Kongo wurde deshalb storniert! Marie Chantal konnte bereits Spanisch und wäre daher lieber in einem spanischsprachigen lateinamerikanischen Land eingesetzt worden, aber Gott hatte andere Pläne.

Die erste Gruppe von Gründerinnen, Marie Chantal Modoux, Marie Claire Willocx und Maria Stoll, reisten am 25. November 1963 mit dem Schiff ab. Im Dezember kamen sie in Santos an und dann Anfang 1964 in Curitiba. Die belgischen Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu (MSC), die die Wahl des Gründungsortes begleitet hatten, betreuten eine Pfarrei in Pinheirinho, und sie waren es, die den Verkäufer eines Grundstücks in der gleichen Region fanden. Es war eine ländliche Gegend ohne Strom, fließendes Wasser, Telefon usw. In Pionierarbeit musste man bei Null anfangen. Die Schwestern kamen zunächst bei einigen Nonnen in Curitiba unter, um die portugiesische Sprache zu erlernen. Als die zweite Gruppe eintraf, begann der Bau des zukünftigen Klosters, ganz aus Holz, wie die Häuser der Nachbarn. Unsere Schwestern besuchten den „Cenfi“ in Petrópolis, einen sechsmonatigen Kurs, der von der Bischofskonferenz für ausländische Missionare organisiert wird, der auch eine Einführung in die Geschichte und Kultur Brasiliens umfasst. Die Unterrichtsmethode bestand in ständiger Wiederholung, ziemlich hart für Erwachsene, aber sie brachte Ergebnisse. Bei dieser Zeit von „Cenfi“ schlossen die Schwestern lang andauernde Freundschaften mit anderen Missionaren, amerikanischen Benediktinern, Kanadiern und vor allem mit den Patres Roberto Ogle und P. Donaldo Macgillivray.

Die kanonische Errichtung des Klosters am 1. November 1965 wurde durch den ersten Besuch von Mutter Colombe geprägt. Die Anfänge waren heroisch mit der langen abendlichen Vigil, die sechs Psalmen umfasste, dem täglichen Waschen und Bügeln für die Gemeinschaft und die Sakristei der Heilig-Geist-Patres. Es fuhr am Tag nur ein Bus in die drei Kilometer entfernte Stadt, wo sich der nächste Briefkasten befand. Dazu gab es auch nur einen Brunnen, der manchmal auch zur Lagerung von Lebensmitteln genutzt wurde. Es war ein anspruchsloses Leben, das dem des frühen Mönchtums ähnelte.

Die Post war sehr langsam in dieser Zeit der Militärdiktatur, und es wurde eine heftige Briefzensur geübt. Wie viele Erlebnisse hatten die Schwestern, ohne sie mit dem Gründungskloster teilen zu können! Es war auch die Zeit nach dem Konzil, eine sehr schwierige Zeit für das Ordensleben und priesterliche Leben. Wie viele Ordensmänner und -frauen und Priester hat Marie Chantal nicht angehört, angeleitet und dabei geholfen, wieder ihre Berufung zu finden! Sie hatte die Gabe des Zuhörens und der Empathie. Ihr Gedächtnis half ihr, die Gesichter, die Namen und den Inhalt der Treffen zu behalten. Die Menschen fühlten sich verstanden, willkommen und kehrten mit dem Gefühl zurück, geliebt und einzigartig zu sein. Sie hielt die Bande der Freundschaft aufrecht, indem sie viel schrieb und manchmal nur vier Stunden pro Nacht schlief.

Marie Chantal war auch die Ausbilderin für die Kandidatinnen, die sich im Kloster einfanden. Ihre Unterscheidungskraft, ihre Festigkeit bei gleichzeitiger Sanftheit, um die klösterlichen Werte weiterzugeben und ihnen zu helfen, geistlich zu wachsen, haben diejenigen geprägt, die sie aufgenommen hat. Ihr Kurs über die Nachfolge Christi, ihre Vorträge in der Gemeinschaft und ihre Art, Fehler zu korrigieren, sind unvergesslich.

In den 1980er Jahren, also noch die Befreiungstheologie sehr verbreitet war und das kontemplative Leben stark aus dem Bewusstsein verdrängt hatte, gab es auf einmal einen Wendepunkt. Die pastoralen Verantwortungsträger entdeckten die lectio divina, das Bedürfnis nach einer Zeit der Stille, um zu beten und die eigenen Aktionen zu überdenken. Die Gemeinschaft erhielt gleich drei Anfragen von brasilianischen Diözesen, die eine klösterliche Gemeinschaft wollten. Marie Chantal, immer offen für die Bedürfnisse der Kirche, beschloss, eine Neugründung zu wagen. Wir waren insgesamt nur zwölf Schwestern. Sie sagte zu uns: „Jede von uns muss das geben, was ihr möglich ist.“ Im Geiste unserer Kongregation entschied sich die Gemeinschaft, auf die Bitte des ärmsten und abgelegensten Ortes zu antworten. So wurde im Jahr 1989 das Kloster Agua Viva im Amazonasgebiet, in der Prälatur Itacoatiara, gegründet.

Im Jahr 1998 wurde bei einer kanonischen Visitation beschlossen, unser Kloster aus Encontro zu verlegen. Pinheirinho war zu überfüllt, zu kriminell und zu laut geworden. Im Alter von 80 Jahren nahm Marie Chantal die Aufgabe auf sich, ein anderes Grundstück zu suchen, ein neues Kloster zu bauen, das alte zu verkaufen und in einer anderen ländlichen Gegend neu anzufangen, mit Bergen, einem schönen Blick, nicht allzu weit von Curitiba und vor allem nur 50 km von einem Trappistenkloster entfernt. So gelangte also unsere Gemeinschaft nach Mandirituba, wo wir am 23. Dezember 1999 das „O Emmanuel“ anstimmten. Marie Chantal leitete das Kloster noch bis zum Jahr 2000. Ihr wurde auch noch die Freude zuteil, die Einweihung der neuen Klosterkirche im Jahr 2008 zu erleben, als Krönung der Gründung.

Marie Chantals Motto war: „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke“ aus Nehemia 8,10. Sie verhielt sich sehr zurückhaltend hinsichtlich ihres eigenen geistliches Leben und sprach nie über sich selbst. Aber sie strahlte aus, vor allem ihr leuchtender und heiterer Blick, ihre Freude, ihr Glaube, ihre Anwesenheit bei allen Gottesdiensten, bei allen Gemeinschaftsarbeiten, ihre Bereitschaft, alle aufzunehmen, die sie suchten. Nach dem Ausscheiden aus dem Priorinnenamt wurde sie wieder Schwester in der Gemeinschaft, bat um den Segen, die normalen Erlaubnisse im Klosterleben, und legte Rechenschaft ab, wenn sie ausging. Ihr Fastenplan offenbarte ihr großes Verlangen, den Herrn immer mehr kennenzulernen, jeden Tag als den letzten ihres Lebens zu leben.

Sie legte großen Wert auf ihre Selbstständigkeit, aber das Alter brachte dann doch auch für sie zunehmende Einschränkungen. Sie verlor ihr Gehör, dann nach und nach ihr Sehvermögen und schließlich die Fähigkeit, sich selbst zu versorgen. Ihre weiterhin vorhandene Energie hinderte sie manchmal daran, ihre Grenzen einzusehen, und es war notwendig, sie nicht mehr allein zu lassen, weder bei Tag noch bei Nacht. Das war eine Gnade für die Gemeinschaft, denn jede Mitschwester konnte im Wechsel eine gewisse Zeit mit Marie Chantal verbringen. Ihr größtes Leid war, nicht mehr lesen zu können, gerade sie, die unsere Bibliothek aufgebaut, die alle Zeitschriften und sogar die Rezensionen gelesen hatte und die immer mit großer Anteilnahme das Leben der Kirche verfolgte. Sie hat sich aber nie über den zunehmenden Kräfteverfall beschwert. Ihr einziges Wort war: „Danke“.

Am Ende haben wir eine gewisse Nacht des Glaubens wahrgenommen, eine gewisse Angst, die Stirn war ein wenig in Falten gelegt, wenn auch der Gesichtsausdruck ruhig blieb. Die Gemeinschaft hat mit ihr und für sie gebetet. Marie Chantal liebte sowohl ihre leibliche Familie als auch ihre klösterliche Familie sehr. Sie war eine große Nonne und zugleich eine zutiefst freie Frau; sie strahlte eine starke Gegenwart aus. Ihr Lebensinhalt war die Freude am Herrn, und gleichzeitig war sie wie ein Kind, das über alles staunt.

Sie vermittelte uns die Liebe zum Stundengebet, zum klösterlichen Leben, die Freude am Lobpreis, den Geist von Bethanien, d.h. Offenheit, Liebe zur Kirche, Bereitschaft, sich senden zu lassen, Einfachheit, Eifer für die geschwisterliche Gemeinschaft und Gastfreundschaft. Ihre Anwesenheit war eine Quelle der Einheit; selbst wenn sie abwesend war, weil sie zu müde war, um ins Refektorium oder zur Rekreation zu kommen, verfolgte sie das Leben der Gemeinschaft und fragte jeweils nach dem Thema der Treffen oder der Lesungen im Refektorium. Wir begleiteten ihr „Absinken“, ihre Momente der Angst. Am letzten Abend waren wir bei ihr und erneuerten unsere Berufung, indem wir gemeinsam das Suscipe sangen.

Ihr Heimgang führte uns nochmals ihr weitgespanntes Netzwerk von Freunden vor Augen. Wir haben mehr als dreihundert E-Mails mit Beileidsbekundungen erhalten. Für all diese Botschaften danken wir Ihnen, und wir sind sicher, dass Marie Chantal vom Himmel aus für jeden einzelnen von Ihnen Fürsprache einlegt.

Die Schwesterngemeinschaft von Encontro.
Die Schwesterngemeinschaft von Encontro.

Charles de Foucauld

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Mönche und nonnen als zeugen für unsere zeit

Michael Davide Semeraro OSB

Kloster Rhêmes Notre-Dame (Italien)

 

Charles de Foucauld (1858-1916)

Prophet für das monastische Charisma

 



Die bevorstehende Heiligsprechung von Charles de Foucauld ist eine Gelegenheit, sich mit der spirituellen Erfahrung dieses Gottessuchers auseinanderzusetzen. Durch seine einzigartige Art, die Nachfolge Christi zu leben, war er ein Prophet des Zweiten Vatikanischen Konzils, vor allem im Hinblick eines erneuerten Verständnisses des Evangeliums. Im Schlusswort seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ schreibt Papst Franziskus:

„Ich möchte schließen, indem ich an einen anderen tiefgläubigen Menschen erinnere, der dank seiner intensiven Gotteserfahrung eine Reise der Verwandlung bis zu dem Punkt gemacht hat, an dem er sich als Bruder aller Männer und Frauen fühlte. Das ist der selige Charles de Foucauld.“

Obwohl Bruder Charles im Ordo als „Priester“ bezeichnet wird, scheint es mir, dass er in Wirklichkeit ein Mönch und, genauer gesagt, ein Zisterziensermönch war und immer blieb. Zu einer Zeit, als die Erfahrung von Bruder Charles schon recht ausgereift war, zeigt ein Brief, den er am 26. März 1908 von Tamanrasset aus an seinen Schwager Raymond de Blic schrieb, dass er sich seiner Entwicklung und der Herausforderung, die sie für seine zukünftigen Entscheidungen darstellt, bewusst war: „Ich bleibe ein Mönch – ein Mönch in einem Land der Mission – ein Mönchsmissionar, kein reiner Missionar.“[1] Aus dieser Einsicht heraus können wir sagen, dass noch besser verstanden werden muss, wie die Spiritualität von Bruder Charles in der monastischen Tradition verwurzelt ist, diesem Fluss des lebendigen Wassers, diesem Wunsch, Gott gemäß dem Evangelium zu suchen, der sich durch die lange und komplexe Geschichte zieht, oft im Verborgenen. Bruder Charles hat ein feines Gespür für seine persönliche Geschichte, die nicht nur mit der Zeit, die vergeht, sondern auch mit den Orten, die er durchwandert, verbunden ist; so notiert er in seinen biblischen Meditationen: „Wenden wir diesen Psalm auf uns selbst an: Er ist die Geschichte unserer Seele. Gott hat uns mit seiner eigenen Hand aus der Welt geholt.“[2] Wie Raymond Pannikar betont, ist das Leben eines jeden Mannes und einer jeden Frau auf dieser Welt nicht nur seine oder ihre Biographie, sondern auch seine oder ihre Geographie. Das gilt besonders für Bruder Charles, der fast in der gleichen Weise wie Thérèse von Lisieux in ihrer Autobiographie an einen Freund über sich schrieb: „Ein Mönch, der nur für Gott lebt und die Seelen mit der ganzen Glut meines Herzens für ihn liebt.“[3]

Der Schriftsteller Norman Manea sagte kürzlich, dass wir in Wirklichkeit alle gleichermaßen eine Frucht unserer Bibliographie sind, und das gilt auch für Bruder Charles und seinen Weg vom Leser zum Schriftsteller.

Als Charles de Foucauld sich unter der weisen Führung von Abbé Huvelin zu Gott bekehrte, verspürte er spontan das Bedürfnis, Ordensmann zu werden, und sprach dies mit erstaunlicher Klarheit in einem Brief aus, den er am 14. August 1901 aus dem Trappistenkloster an seinen Freund Henri de Castries schrieb:

„Sobald ich glaubte, dass es einen Gott gibt, verstand ich, dass ich nicht anders konnte, als nur für Ihn zu leben: meine Ordensberufung stammt aus der gleichen Stunde wie mein Glaube.“[4]

Innerhalb der Logik von Frater Charles war es selbstverständlich, dass man die vollkommenste Form des Ordenslebens anstreben musste, und entsprechend der spirituellen Sensibilität der Zeit und seinem Charakter, der ihn nach einer heroischen Existenz suchen ließ, wird ein solches Streben nach Radikalität und Vollkommenheit mit Strenge identifiziert: „Ich wollte ein Ordensmann sein, nur für Gott leben und das Vollkommenste tun, was auch immer das war.“[5]

Ein Aufenthalt in Solesmes, gefolgt von einem weiteren in Soligny, führte ihn schließlich ins Trappistenkloster: „Es schien mir, dass nichts dieses Leben besser darstellt als das Trappistenkloster.“[6]

Die Beweggründe sind klar: „Suche nach einem Leben, das dem Deinen gleicht, wo ich ganz an Deiner Erniedrigung, Deiner Armut, Deiner demütigen Arbeit, Deinem Begräbnis, Deiner Dunkelheit teilhaben kann“.[7]

Im Kloster, zuerst in Notre-Dame des Neiges, dann in Akbes, scheint es wirklich so, dass Bruder Charles gelernt hat, vor allem zwei Bücher zu lesen: die Heilige Schrift – und ganz besonders das Evangelium – und sein eigenes Herz. In einer Zeit, in der selbst in den Klöstern die Andachten der lectio divina weit vorgezogen wurden, lernte Bruder Charles, sich in das Hören und Auslegen der Heiligen Schrift zu vertiefen, aus der er jeden Tag und bis zum letzten Abend seines irdischen Daseins Licht für seinen Weg schöpfen wollte, indem er einer von der Konstitution Dei Verbum aufgegriffenen Grundregel folgte: „Die große Regel für die Auslegung der Worte Jesu sind seine Beispiele. Er selbst liefert mit seinem Leben den Kommentar zu seinen Worten.“[8]

Viele der grundlegenden Elemente der spirituellen Sensibilität von Bruder Charles haben ihre Wurzeln in der benediktinisch-monastischen Tradition und ganz besonders in der zisterziensischen Schule. Die absolute Vorliebe für die Geheimnisse des Lebens Jesu und die Betrachtung seiner Menschwerdung als Weg, ihm nachzufolgen, sind die Frucht des Hörens der Texte der Zisterzienserväter, die während der Vigilien und im Refektorium gelesen wurden. Viele der Themen und Schwerpunkte, die oft als ursprüngliche Intuitionen von Bruder Charles dargestellt werden, sind in Wirklichkeit Teil einer Tradition, dieser Bruder mit Ordensnamen Maria-Alberich im Trappistenkloster tief einatmete und die er dann in ganz persönlichen Entscheidungen zum Ausdruck brachte. So schrieb er am 24. April 1897 an Raymond de Blic: „Ich verließ das Trappistenkloster, nachdem ich eine vollständige Dispens von meinen Gelübden erhalten hatte, um in einer anderen Art des Lebens das zu finden, was ich im Trappistenkloster gesucht hatte, ohne es dort zu finden.“ Unmittelbar danach beteuert Bruder Charles: „Ich liebe und schätze das Trappistenkloster“.[9]

Hl. Benedikt von Nursia, hl. Franziskus von Assisi und der sel. Charles de Foucald. Altarbild in der Klosterkapelle von Rhêmes Notre-Dame.
Hl. Benedikt von Nursia, hl. Franziskus von Assisi und der sel. Charles de Foucald. Altarbild in der Klosterkapelle von Rhêmes Notre-Dame.

Es wäre daher sehr interessant zu versuchen, Parallelen zwischen den Intuitionen von Bruder Charles in seiner Meditation über das Leben des Herrn Jesus – insbesondere in den Meditationen über die Evangelien in Schriftform, die er sich selbst auferlegte – und den Kommentaren von Zisterziensermönchen wie Bernhard von Clairvaux, Guerric d’Igny, Isaac de l’Étoile, Guillaume de Saint-Thierry, Baudouin de Ford zu untersuchen. Das wäre eine große Herausforderung, die zu manchen überraschenden Ergebnissen und vielleicht sogar zu einem tieferen Verständnis von Bruder Charles führen könnte, als Teil einer festen, aber auch lebendigen Tradition, aus der er die Kraft, den Mut und die Gelassenheit für die Neubesinnungen schöpfte, die von den Mönchen und Nonnen unserer Zeit verlangt werden.

In einer kürzlichen Erklärung weist der Generalabt der Trappisten darauf hin, dass im Laufe des letzten Jahrhunderts bestimmte Intuitionen, die Bruder Charles prophetisch wahrgenommen hat, für die heutigen Mönche selbstverständlich geworden sind:

„Gemeinschaften werden weniger institutionell und sind eher an persönliche als an formale Beziehungen gebunden, wie wir es in kleineren Gemeinschaften und Klöstern sehen.“[10]

In Übereinstimmung mit der zisterziensischen Tradition war es der Traum von Bruder Charles, ein christliches Leben wiederzuentdecken, in dem solcher Nähe ein großer Raum eingeräumt wird. Daraus entsteht wiederum Nächstenliebe und Wohlwollen, was wiederum in „zärtlicher und barmherziger Nachsicht für Sünder gipfelt, die wir so sehr brauchen, da wir so anfällig für Strenge gegenüber anderen sind.“[11] Die ferne Wurzel dieser Nächstenliebe bleibt jedoch eine Haltung betender Intimität, eine Leidenschaft des Begehrens und der Nachahmung, die in der Sprache der Zeit als reine Liebe bezeichnet wird.

Bruder Charles entschied sich dafür, sich in den Weg der anderen zu stellen, um ihnen zu begegnen, sie zu kennen und zu lieben. Er war auf der Suche nach einem Grenzort, lange bevor wir von „Grenzsituationen“ sprechen. Eine Bemerkung von Bruder Charles ist hier sehr aufschlussreich:

„Wer würde es wagen zu sagen, dass das kontemplative Leben vollkommener ist als das aktive Leben oder umgekehrt, da Jesus beides führte? Nur eine Sache ist wirklich vollkommen, und das ist, den Willen Gottes zu tun.“[12]

Es ist sicher kein Zufall, dass das Kloster Notre-Dame des Neiges heute weiterhin das Andenken an den seligen Charles de Foucauld bewahrt, so als hätte er sein Kloster nie verlassen oder als wäre er nach seiner langen Reise dorthin zurückgekehrt. Suchte er etwas anderes, als „unter der Führung des Evangeliums“ zu leben, wie Benedikt in seiner Regel sagt, indem er sich in die Schule der anderen begab, um von allen die unerschöpfliche Kunst der Liebe zu lernen?

 

[1] Brief an Raymond de Blic, 26. März 1908.

[2] Meditationen zum Alten Testament, Psalm 104.

[3] Brief an Henri de Castries, 14. August 1901.

[4] Brief an Henri de Castries, 14. August 1901.

[5] Ebd.

[6] Ebd.

[7] Brief an Louis de Foucauld, 12. April 1897.

[8] Meditationen zum Evangelium, 199. Meditation, Mk 6, 7.

[9] Brief an Raymond de Blic, 24. April 1897.

[10] Vortrag von Eamon Fitzgerald beim Generalkapitel des Zisterzienserordens am 14. September 2014 in Assisi, vgl. Collectanea Cisterciensia, 76 (2014) 4, S. 339-348.

[11] Ch. de Foucauld, Brief an L. Massignon, 15. Juli 1915.

[12] Ch. de Foucauld, Meditation über das Evangelium, 194. Meditation, Berufung.

Kloster Hl. Maria, Mutter der Kirche

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Nachrichten

Trappistinnen von Palaçoulo


Kloster Hl. Maria, Mutter der Kirche

Samen des Klosterlebens

in der Region Trás-os-Montes (Portugal)


 

 

Wir schreiben aus Portugal, wo wir seit letztem Oktober ein neues Kloster eröffnet haben: Santa Maria, Mãe da Igreja. Vorläufig leben wir in dem bereits fertiggestellten Neubau, der in Zukunft die Gäste beherbergen wird, während wir darauf warten, dass das eigentliche Kloster errichtet wird.

Inzwischen haben wir mit dem regulären Klosterleben begonnen und auch die ersten Schritte unternommen, um eine Tätigkeit aufzubauen, die unseren Lebensunterhalt sichern soll. Im Moment stellen wir Rosenkränze her, verkaufen Gebetsbücher für Kinder, die wir noch in Vitorchiano vorbereitet haben, und beginnen jetzt mit der Produktion von Mandelkeksen. Auf unseren 28 Hektar Land, wovon das Gelände abzuziehen ist, auf dem die Klostergebäude stehen sollen, gibt es bereits eine Plantage mit 500 Mandelbäumen (die Mandeln werden in Zukunft für die Herstellung von Keksen verwendet) und einen Obstgarten mit verschiedenen Obstbäumen für den Bedarf der Gemeinschaft und der Gäste. Das zukünftige Gästehaus besteht aus acht Blöcken, die miteinander verbunden sind und ein einziges Gebäude bilden. Aus der Ferne sieht das aus wie eine kleine „Aldeia“, das heißt, der Gästebereich bildet die Merkmale eines typischen Dorfes in der Region Trás-os-Montes nach, in der wir uns befinden.

Gästehaus.
Gästehaus.

Das Äußere des Gästehauses ist teilweise mit Schiefer verkleidet, um baulich die Nähe zu den typischen Wohnhäusern der umliegenden Dörfer zu betonen, die mit diesem Stein gebaut wurden. Die Region hier ist reich an Schiefergestein. In der ersten Etage haben wir zusätzlich zu den Räumen, die als Zellen dienen, Räume für wesentliche Dienstleistungen eingerichtet (Wäscherei, Schneiderei und Näherei, Büro des Verwalters, Büro der Oberin). Im Erdgeschoss wurden die regulären Räumlichkeiten geschaffen: die kleine Kapelle dient als Klosterchor, der zukünftige Lesesaal als Skriptorium, der Versammlungsraum als Kapitel; außerdem gibt es das Refektorium und die Küche.

Dank des Vorhandenseins einer Außentreppe, die eine gewisse Trennung aufrechterhält, haben wir einen Teil des Hauses für einige Gäste eingerichtet, die bereits unsere Lebens- und Gebetserfahrung teilen möchten. Wir bitten den Herrn, uns mit einigen örtlichen Berufungen zu segnen.

Wir befinden uns in Palaçoulo, etwa 2 Kilometer vom Dorf entfernt, nahe der Grenze zu Spanien, in der ländlich und zunehmend entvölkerten Gegend von Trás-os Montes, da die jungen Leute vielfach auswandern; die vielen hier und da verstreuten Dörfer werden oft nur noch von älteren Menschen bewohnt.

Die Landschaft hier hat etwas Unberührtes und Weitläufiges bewahrt: Es gibt nur wenige Häuser und wenige Bauern, die das Land noch bewirtschaften. Aus diesem Grund ist der Himmel weit und es ist erstaunlich, sich in diesem kleinen Land Portugal derart von einem Himmel umhüllt zu fühlen, der einen grenzenlosen Horizont zu spiegeln scheint. Die Natur hat in diesen weiten hügeligen Gebieten noch etwas unversehrtes und wir können sehen, wie einige Adler über den steilen Hängen des Flusses Douro schweben.

Aus logistischer Sicht ist unsere Situation recht ungewöhnlich: Wir leben in einem reichen europäischen Land und sehen uns dennoch tagtäglich mit dem Fehlen adäquater Strukturen und Infrastrukturen konfrontiert. Dazu kommt eine gewisse Trägheit der kommunalen Einrichtungen, die kaum die grundlegendsten Dienstleistungen zur Verfügung stellt.

Die Etappen dieser Gründung waren von einer schwierigen Erfahrung geprägt: Einerseits ist das Zustandekommen ein wahres Wunder, andererseits braucht es viel Geduld und Hartnäckigkeit, wobei wir uns daran erinnern müssen, warum es sich lohnt, sich derart zu engagieren und das Risiko einzugehen, in unserem säkularisierten und skeptischen Europa einen Keim des monastischen Lebens einzupflanzen. Das Wunder zeigte sich beispielsweise in der Gro.zügigkeit der Gemeindemitglieder dieses Ortes, die uns einen Teil ihres Landes schenken wollten (unser jetziges Grundstück besteht aus 32 verschiedenen Grundstücken); rührend auch die Gro.zügigkeit des Bischofs und des örtlichen Pfarrers, die mit Geduld Beziehungen aufgebaut, Begegnungen, Hilfe, Kontakte ermöglicht haben, damit zisterziensisches Leben in dieses Land zurückkehren konnte. Aber ebenso waren Geduld und Zähigkeit nötig, denn wir sind auch auf viele bürokratische Schwierigkeiten gestoßen, dazu kommt unser Mangel an Geldmitteln und das Desinteresse großer Firmen, die uns dazu zwingen, uns selbst um die Anlage einer Stromleitung, die Verlegung einer Wasserleitung, den Bau und die Instandhaltung eines Abwassersystems, eine Gasinstallation, die Grabenziehung für die Installation einer Internetverbindung (die im Moment nur über Satellit funktioniert) und auch den Bau einer angemessenen Straße, um das Dorf zu erreichen, zu übernehmen. Nachdem wir diese Straße teilweise selbst gebaut haben, wird sie jetzt mit großem Einsatz der Gemeinde mit Lehm und Schotter fertiggestellt.

Wir arbeiten zur Zeit an den Bauplänen des Klosters, ein noch anspruchsvolleres Unterfangen als die Errichtung des Gästetrakts, da dieses nicht nur Lebensraum für vierzig Nonnen bieten, sondern auch Räume für die Arbeit im Klausurbereich enthalten soll.

Das Gebäude ist so konzipiert, dass es sich harmonisch in die natürliche Umgebung einfügt und der hügeligen Anlage des Grundstücks anpasst: Aus diesem Grund haben wir eine Verteilung der Räume auf mehrere Etagen geplant. Das Projekt basiert auf der Struktur eines traditionellen Klosters, mit dem Kreuzgang in der Mitte, dem Herzstück des Hauses. Um ihn herum eröffnen sich die anderen Flügel, in denen sich das Leben der klösterlichen Gemeinschaft abspielen wird. Die nach Osten ausgerichtete Kirche befindet sich auf dem oberen Teil des Geländes, so dass sie schon von weitem zu sehen ist. Die untere Etage wird für die Arbeitsbereiche und die technischen Räume genutzt, während die erste Etage für die Schlafräume und die Krankenstation genutzt wird.

Warum sind wir hier? Warum haben wir unser Kloster, in dem wir glücklich waren, und unsere große Gemeinschaft, die wir liebten, verlassen? Die Antwort ist ganz einfach: Der Bischof von Bragança, der an das klösterliche Leben und an seine Fähigkeit, Zeugnis zu geben und christliche Anziehungskraft auszuüben, glaubt, hat uns in seine Diözese gerufen.

Unsere heutige Gemeinschaft, die aus zehn Schwestern besteht, stammt aus dem Kloster Vitorchiano, das in fünfzig Jahren acht Klöster gründete, das erste davon in der Toskana: in Vitorchiano selbst gab es so viele Berufungen, dass der Platz nicht mehr reichte. So wurden Gründungen in Ländern vorgenommen, in denen es keine Trappistenklöster gab: in Argentinien, Chile, Venezuela, Indonesien, den Philippinen, der Tschechischen Republik und jetzt in Portugal. Außerdem haben wir einem Kloster in der Demokratischen Republik Kongo geholfen und fünf Schwestern dorthin entsandt, um der fragilen Gemeinschaft zu helfen. In all diesen Fällen ging die Initiative nicht von uns aus: Es war immer der Ortsbischof, der uns einlud, oder wir wurden von dritter Seite gedrängt, an einen bestimmten Brennpunkt zu gehen und dort eine Gründung vorzunehmen.

Warum all diese Gründungen, oft unter schwierigen Bedingungen? Für Christen ist Mission eine fundamentale Aufgabe und das schließt auch die Ordenschristen ein, deren Charisma von der Kirche offiziell bestätigt wurde. Das monastische Leben, das auf die Frühzeit des Christentums zurückgeht, sich in verschiedenen Formen entwickelt und zum Wachstum von Kultur beigetragen hat, hat immer die Mission gesucht und gefördert, um Christus durch das Zeugnis eines betenden, brüderlichen und arbeitsamen Lebens bekannt zu machen. Dieses Zeugnis ist in sehr unterschiedlichen Orten und Kulturen aufgenommen worden und hat sich enorm verbreitet.

Neben der Mission und trotz des Gelübdes der Beständigkeit, das den Mönch an seine eigene Gemeinschaft bindet, hat das Mönchtum immer die Xeniteia bevorzugt, das heißt, in ein fremdes Land zu gehen, um für Christus Zeugnis abzulegen: dort machen die Lebensbedingungen, die Sprache und die Sitten es zu einem schwierigen und schmerzhaften Zeugnis; so gleicht der missionarische Mönch oder die missionarische Nonne immer mehr Christus, der für uns gelitten hat und gestorben ist.

Koptisch-katholische Benediktiner

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Nachrichten

Maximilian Musindal OSB

Prior von Kloster St. Antonius in Kairo (Ägypten)


Koptisch-katholische Benediktiner

Rückblick auf unser dreijähriges Bestehen


 

Im Folgenden darf ich einige Informationen zu einer Neugründung der Missionsbenediktiner von St. Ottilien in Kairo geben, die inzwischen auf drei Jahre ihres Bestehens zurückblicken kann.


Unsere drei Häuser

Unser bescheidenes Leben begann in einer Mietwohnung im Zentrum von Kairo; sie gehörte den Comboni-Missionaren; dann mieteten wir eine franziskanische Villa im Stadtteil Mokattam. Dies wurde unser erster offizieller Aufenthaltsort in Ägypten.

Um unsere Gäste unterzubringen, haben wir dort drei „Einheiten“ eingerichtet, d.h. sechs zusätzliche Zimmer mit Innenbädern und einigen Annehmlichkeiten. Später kauften wir ein landwirtschaftliches Grundstück von etwa zwölf Hektar in der Provinz Ismailia und dann noch weitere sechs Hektar, die angrenzen. Zu diesem ländlichen Grundstück gehört auch eine kleine Villa mit zunächst drei Zimmern. Auf dem Bauernhof gab es Oliven- und Mangobäume.

Zum Zeitpunkt der kanonischen Anerkennung und des offiziellen Starts verfügte unsere Stadtvilla über eine Kapelle im koptischen Stil, die dem heiligen Benedikt geweiht und von Seiner Heiligkeit Ibrahim Ishaq, dem koptisch-katholischen Patriarchen von Alexandria, gesegnet wurde.

Schließlich bot uns ein kanadisch-ägyptischer koptisch-katholischer Priester, Abuna Bishoy Yassa, ein Grundstück an, das ihm gehörte. Nach einigen Diskussionen und Beratungen haben wir sein Angebot angenommen. Dies war unser erstes Objekt in Oberägypten. Es ist ein großes Stück Land mit einer Villa, die einige Renovierungen und Anpassungen benötigt, um ein Kloster zu werden. Wir hoffen, dass wir dieses Haus zum Ausbildungsort für unsere Berufungen machen können, denn es gibt viele Berufungen in dieser Region.

Dies ist unser drittes Haus in Ägypten.

Fast alle unsere Einkommensprojekte beziehen sich auf das Haus in Ismailia. Die finanzielle Stabilität unserer Gründung wird davon abhängen, wie gut wir diesen Ort verwalten.

Kloster St. Benedikt in Kairo.
Kloster St. Benedikt in Kairo.

Unterkunft

Als wir das Grundstück in Ismailia kauften, gab es ein Haus mit drei Schlafzimmern, einer Küche, einem Esszimmer, zwei Badezimmern, einer Veranda (die wir zu einer Kapelle umgebaut haben) und einem baufälligen Swimmingpool im hinteren Bereich. Da wir immer mehr Menschen unterbringen mussten, ließen wir dank unserer Wohltäter zwei weitere Stockwerke hinzufügen. Damit ist dort nun Platz für zehn Personen, was ausreicht, um alle Brüder auf einmal unterzubringen. Am Anfang war der Platzmangel eine große Herausforderung.

Neben dem Haupteingang haben wir ein festes Gebäude für den Sicherheitsdienst, eine kleine einfache Moschee für unsere Arbeiter und einen Raum für die Polizei, falls die Regierung sie zu unserer Sicherheit hierherschickt. Auf der anderen Straßenseite gibt es ein kleines Gebäude für Jugendliche, das maximal vier Personen aufnehmen kann. Seit unserem Umzug nach Ismailia, haben viele Ordensleute aus Kairo und Ismailia unser Haus wegen seiner ruhigen Umgebung als Rückzugsort, zur Besinnung oder einfach zur Erholung schätzen gelernt. Dieser Zuspruch hat uns dazu veranlasst, die Anzahl der Zimmer zu erhöhen, um mehr Gäste beherbergen zu können. Dank einer Spende der Päpstlichen Missionsgesellschaft verfügen wir nun auch über einen modernen Konferenzraum mit 100 Sitzplätzen.

 

Die Farm

Die Farm in Ismailia entwickelt sich. Als wir sie erworben hatten, war sie in einem sehr schlechten Zustand. Nach umfangreichen Instandsetzungsarbeiten und einer Kompletterneuerung der alten Bewässerungsanlage (an dieser Stelle Dank an Missio München) sind wir auf dem besten Weg, die Früchte unserer Arbeit zu ernten. Auf den ursprünglichen zwölf Hektar gibt es 3.247 Olivenbäume; im letzten Jahr haben wir 200 Bäume ersetzt, die bisher alle überlebt haben. Auf dem kürzlich erworbenen sechs Hektar großen Grundstück stehen 2.292 junge Olivenbäume. Dies ergibt eine Gesamtzahl von 5.639 Olivenbäumen. Zusätzlich zu den Olivenbäumen gibt es 1.873 Mangobäume, von denen wir etwa 30 ersetzt haben. Als wir die Farm kauften, befinden sich dort 80 Orangenbäume, die wir für unseren Eigenbedarf nutzen. Wir pflanzten 100 saudische Dattelpalmen und später 35 Zitronenbäume und 5 Mandarinenbäume.


 Wasseraufbereitungsstation

Eines unserer wichtigsten Projekte war die Wasseraufbereitung. Das Wasser, das wir haben, ist salzig. Dank unserer Wohltäter konnten wir eine Wasseraufbereitungsstation bauen. Dieses Projekt kommt nicht nur uns zugute. Nicht weit von unserem Kloster entfernt befindet sich ein großes Dorf. Die Frauen und Kinder müssen lange Strecken zurücklegen, um frisches Wasser zu holen. Wir haben einen Schlauch ausgerollt, um sie mit Wasser zu versorgen. Viele arme muslimische Familien kommen, um sich frisches Wasser aus dem Wasserhahn außerhalb des Geländes in der Nähe des Haupteingangs zu holen.

 

Gemüsegarten

Der Gemüseanbau in Ägypten hat sich immer mehr den genmanipulierten Pflanzen zugewandt. Die Menschen investieren in diese Pflanzenarten, um möglichst hohe Quantitäten zu produzieren, aber das geht auf Kosten der Qualität. Nach mehreren Versuchen wurde uns klar, dass wir unser eigenes Gemüse auf unserer Farm in Ismailia produzieren können. Die Investition in den biologischen Anbau garantiert die Qualität unseres Gemüses.


Turnhalle und Pool

Während der Pandemie hatten wir die Idee, den baufälligen Swimmingpool, der auf der Farm in Ismailia vorhanden war, wieder in Betrieb zu nehmen. Anschließend beschlossen wir, einen Fitnessraum einzubauen. Beide Projekte wurden aus der Not heraus geboren: Wir leben auf beschränktem Raum und können in der Öffentlichkeit keine sportlichen Betätigungen betreiben. Darüber hinaus bieten diese Angebote nun einen Raum der Entspannung für koptische Geistliche in Ägypten. Die Tatsache, dass sich ein Ordensangehöriger oder Priester nicht an einem öffentlichen Ort entspannen dürfen, ist für Ausländer schwer zu verstehen. Eine Umfrage hat gezeigt, dass Priester, einschließlich vieler Missionare, über keine Möglichkeit eines sportlichen oder körperlichen Ausgleichs verfügen. Eine Sportanlage in unserem Kloster zu haben, wäre also für interessierte Benutzer ein echter Gewinn. Tatsächlich werden die beiden Einrichtungen seit ihrer Fertigstellung von vielen Priestern, auch katholischen Kopten, genutzt. Dies ist Teil eines Apostolats, das wir uns als Ergebnis eines „Zuhörens“ auf tatsächlich vorhandene Bedürfnisse unserer Umwelt überlegt haben.

 

Schafhaltung

Beduinen sind dafür bekannt, dass sie Schafe, Kamele, Kühe und Esel besitzen. Rund um unser Kloster liegen Beduinendörfer. Von ihnen lernten wir, wie profitabel die Schafhaltung sein kann. Die Beduinen um uns herum haben keine großen Schafherden, da sie sich solche nicht leisten können. Dennoch hat jeder von ihnen ein bis fünf Schafe. Ende letzten Jahres haben wir nach intensiven Überlegungen in Erwägung gezogen, eine Schaffarm zu gründen.

Die erste Herausforderung bestand darin, Futter für die Tiere zu finden. Einige unserer Anbauflächen waren nicht für Olivenbäume geeignet, daher haben wir 420 nicht leistungsfähige Bäume entwurzelt. Dadurch wurde fast ein Hektar frei, auf dem wir Bersim (Alexandria-Klee) angepflanzt haben. Es ist ein bekanntes und sehr nahrhaftes Tierfutter, das in Ägypten viel verwendet wird. Er wächst sehr gut; wir ernten ihn alle drei Wochen, mahlen ihn und lagern ihn. Wir haben für den Anfang zehn Schafe gekauft. Es läuft gut. Das gibt uns Hoffnung, dass wir in naher Zukunft, nach der Renovierung der Farmställe, in die Schafsmast für den Markt einsteigen können.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass in Ägypten, wie in allen Ländern mit muslimischer Mehrheit, Schafe benötigt werden, um den Tag des Opfers (Aid el-Adha) zu feiern, der an das Opfer des Propheten Ibrahim (Abraham) erinnert. Ägypten hat nicht ausreichend Schafe, so dass viele importiert werden. Folglich gibt es einen Markt, der bereits existiert. Dieses Fest kommt einen Monat nach dem Ramadan. Nach unseren Umfragen ist es ratsam, junge Schafe zu kaufen, sie maximal vier Monate lang zu mästen und dann die ganze Herde kurz vor Aid el-Adha zu verkaufen. Unser Ziel für das kommende Jahr ist es, 100 Schafe zu haben. Wir besitzen einen großen Schuppen, in dem sie alle unterkommen könnten.

 

Sozialhilfe

Unser Kloster in Ismailia ist von mehreren armen Dörfern umgeben. Wir haben die Bedürftigen in diesen Dörfern nicht vernachlässigt. In der Beduinenkultur ist die Mutter ganz für die Kinder zuständig, während der Vater auszieht, um für Nahrung und andere Bedürfnisse zu sorgen. Es ist üblich, Mütter zu sehen, die mit ihren Kindern zum Betteln kommen. Viele Kinder gehen nicht zur Schule; Bildung hat keine Priorität. Der Junge wird dazu erzogen, die Familie zu beschützen und zu versorgen; das Mädchen wird dazu erzogen, verheiratet zu werden, oft schon mit 12 Jahren, und Kinder zu bekommen.

Beduinen erlauben keine Heirat außerhalb ihrer Großfamilie. Meistens werden die Ehen zwischen Cousins und Cousinen ersten Grades geschlossen. Beduinen haben eine sehr geschlossene Kultur und jeder Fremde wird als mögliche Bedrohung für ihr Überleben angesehen. Wir sind jedoch in der Lage, mit ihnen zu interagieren, nachdem sie erkannt haben, dass wir nicht gegen ihre kulturellen Werte sind. Eine Möglichkeit, sie anzusprechen, ist die Unterstützung bedürftiger Witwen und ihrer Kinder. Derzeit geben wir mit Hilfe der Missionsprokura St. Ottilien dreizehn Witwen ein monatliches Taschengeld und helfen, Schreibwaren und Taschen für ihre Kinder zu kaufen, die zur Schule gehen. Je nach den Bedürfnissen der Familie geben wir zwischen zehn und fünfzehn Euro pro Monat. Das mag nicht viel erscheinen, aber es rettet Leben.

Zu Beginn des Jahres 2020 gab es einen schrecklichen Regensturm in Ägypten. Fast alle Häuser in den umliegenden Dörfern stürzten ein. Die Menschen hatten keine Unterkunft, in der sie schlafen konnten. Es war eine echte Katastrophe. Alle unsere Arbeiter waren obdachlos. Einige von ihnen baten sogar darum, mit ihren Familien im Kloster leben zu dürfen, bis sie ein neues Haus bauen konnten. Unsere Brüder aus Münsterschwarzach waren in Ägypten, als diese Tragödie geschah. Mit der Hilfe von Münsterschwarzach konnten alle unsere Arbeiter ein festes Zuhause bekommen. Wir schätzen diese Art der Unterstützung sehr. Es bedeutet uns als Gemeinschaft von Mönchen, umgeben von muslimischen Familien, sehr viel. Das wenige, was wir tun, um ihr Leben zu verbessern, sagt mehr aus, als ihnen die Bibel vorzulesen. Außerdem gibt es immer wieder Menschen, die an unsere Tür klopfen und um Brot oder Medizin oder sogar eine Decke betteln. Wenn wir können, geben wir, was wir haben. Wenn wir das nicht können, geben wir trotzdem ein freundliches Wort. Die Tatsache, dass sie an unsere Tür klopfen, ist bereits ein Zeichen von Vertrauen.

Es ist mir ein Anliegen, an dieser Stelle über die Rolle der Missionsprokura von Münsterschwarzach zu sprechen. Ägypten erlebt einen großen Zustrom von Flüchtlingen aus Afrika und dem Nahen Osten. Eritreische und sudanesische Flüchtlinge werden von den Comboni-Patres betreut. In den letzten Jahren überstieg ihre überw.ltigende Zahl jedoch das, was die Patres bewältigen konnten. Daher haben sie Pater Maximilian gebeten, ihnen bei der pastoralen Arbeit zu helfen, vor allem bei Hausbesuchen und der Sakramentenspendung. In Zeiten größter Not half die Prokura von Münsterschwarzach bei der Ausbildung und den Grundbedürfnissen der Kinder. Mit der Pandemie von COVID-19 hat sich die Situation noch einmal verschlechtert.

Da die Flüchtlinge ganz auf Spenden angewiesen sind, hat die Prokura Münsterschwarzach mit Geldspenden beim Kauf von Lebensmitteln, Desinfektionstüchern, Masken etc. sehr geholfen. Wir schätzen diese Art von sozialer Hilfe sehr. Die Herausforderung bleibt. Wir haben eine Kommission gebildet, um zu sehen, wie wir diese Flüchtlingsfamilien, die nur von Spenden leben, unterstützen können. Wir haben mehrere Projekte vorgestellt, merken aber, dass es schwierig ist, für einige von ihnen eine Genehmigung zu bekommen, weil die Zivilbehörden uns Beschränkungen auferlegen. Die einzigen genehmigungsfähigen Projekte sind die, die direkt von der Ortskirche betrieben werden können, damit die Flüchtlinge überleben. Ein technisches Team arbeitet an dem Projekt, das wir in Zusammenarbeit mit den erwähnten Organisationen starten werden, um diese eritreischen und sudanesischen Flüchtlinge in Ägypten zu unterstützen.


Berufungen und Ausbildung

Wir sind eine Gemeinschaft von sechs Mitgliedern: ein Mönch mit ewiger Profess (Pater Maximilian), zwei Brüder mit zeitlicher Profess (Bruder Bruno und Bruder Arsanius), zwei Novizen (Pater Emmanuel und Bruder Antonius) und ein Postulant (Mikhail). Wir haben auch einen Oblaten-Novizen (Abuna Bishoy aus der Diözese Asyut). Bis zum 23. November 2020 hatten wir drei zeitliche Professen.

Unter den jungen Menschen, die sich bei uns informieren und den Wunsch äußern, sich uns anzuschließen, gibt es mehr orthodoxe als katholische Christen. Es ist kein Geheimnis, dass es eine ziemliche Spannung zwischen den beiden Kirchen gibt. Einige katholische Bischöfe sind dagegen, dass wir junge Menschen orthodoxer Herkunft aufnehmen. Sie befürchten einen Dammbruch. Damit ihre Entscheidung, die orthodoxe Kirche für die katholische Kirche zu verlassen, klar ist, müssen die Kandidaten mindestens sechs Monate lang ununterbrochen eine katholische Gemeinde besucht haben. Eine Empfehlung des Pfarrers allein soll nicht mehr ausreichen. Sie müssen in Zukunft auch eine vom Bischof ihrer Diözese bekommen. Wir haben Kontakt mit drei jungen Männer orthodoxer Herkunft, die uns gebeten haben, sich uns anschließen zu dürfen. Wir haben ihnen geraten, die ersten Schritte im Juli 2021 zu unternehmen, da sie dann die Sechsmonatsfrist erreicht haben werden. Während dieser Zeit besuchen sie uns, um weiter Klarheit zu gewinnen.

Unser ganzes Ausbildungsprogramm wird in arabischer Sprache gehalten, und unser Mitbruder, Bruder Arsanius, spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. So übersetzt er die Darlegungen von Abtpräses Jeremias Schröder, wenn dieser per Zoom Unterricht abhält. Er übersetzt auch alle Literatur über die Benediktsregel, die wir im Unterricht verwenden.

Wir wollen nicht versäumen, die Rolle zu erwähnen, die der emeritierte Abt von Münsterschwarzach, Pater Fidelis Ruppert, gespielt hat: seine vielen Besuche in Ägypten, um der Gemeinschaft Vorträge und Kurse zu halten, waren immer eine Bereicherung für unsere Ausbildung.

Leider wurden diese Ausbildungseinheiten durch die Pandemie von COVID-19 unterbrochen. Wir hoffen, dass Abt Fidelis seine Besuche wieder aufnehmen kann, sobald die Epidemie vorbei ist. Wir vermissen ihn! Pater Fidelis hat auch dazu beigetragen, unsere Beziehungen zu den großen koptisch-orthodoxen Klöstern Ägyptens, nämlich St. Makarius und St. Antonius der Große, zu stärken. Wir suchen nach Möglichkeiten, diese Beziehungen fruchtbarer zu gestelten, damit auch in diesen Klöstern Ausbildungseinheiten stattfinden können: schließlich haben wir die gleichen Wurzeln! Diese Kontaktaufnahme ist ein schwieriges Unterfangen, das nur wir als benediktinische Mönche der katholischen Kirche übernehmen können.


Kapelle und Liturgie im Kloster in Kairo.
Kapelle und Liturgie im Kloster in Kairo.

Liturgie

Unsere Liturgie ist koptisch. Im vergangenen Jahr haben wir an seiner Struktur gearbeitet. Wir haben mehrere Versuche unternommen, bevor wir den Stil unserer Liturgie festgelegt haben. Die Ankunft von Pater Emmanuel war ein Segen für die Gemeinde. Als koptisch-katholischer Priester hat er uns viel über den koptischen Ritus gelehrt: Messe, Ämter, besondere Liturgien nach den Richtlinien der Bischofssynode der koptisch-katholischen Kirche. Die beiden Sprachen, die wir für unsere liturgischen Feiern verwenden, sind Arabisch und Koptisch. Wir feiern dreimal in der Woche die Messe: Sonntag, Mittwoch und Freitag. Unser Tag beginnt im Sommer um 5:30 Uhr und im Winter um 6:30 Uhr. Das koptisch-katholische Gebetbuch (Agbiyya) sieht Morgengebet, dritte Stunde (9:00 Uhr), Mittagsgebet, Abendgebet, Nachtgebet, Mönchsamt und Mitternachtsgebete vor. Normalerweise beten wir die Morgen-, Mittags-, Abend-, Nachtgebete und das Mönchsamt (an dem nur wir teilnehmen). An Tagen, an denen keine Messe stattfindet, beten wir das Offizium der dritten Stunde. An jedem Samstagabend findet anstelle des Abendgottesdienstes die Weihrauchzeremonie statt (eine sehr feierliche Liturgie mit viel Weihrauch), die einen Teil des Nachtgottesdienstes beinhaltet.

 

Mission entdecken

Unsere Sendung als benediktinische Missionare zu entdecken, ist sehr wichtig. Einige unserer Mitbrüder hatten die Möglichkeit, eine Benediktinerabtei oder ein Priorat der Missionsbenediktiner zu besuchen, um sich dort ausbilden zu lassen oder eine Erfahrung zu machen. Pater Emmanuel verbrachte, kurz bevor er zu unserer Gemeinschaft stieß, zwei Wochen in Kloster Tigoni, Kenia. Er brauchte dies, um eine erste Erfahrung mit einer benediktinischen Gemeinschaft zu machen und um sich mehr Klarheit verschaffen zu können. Seine Erfahrung war positiv und nach seiner Rückkehr, überzeugt, dass dies das war, was er wollte, schloss er sich uns an. Bruder Arsanius absolvierte den zweiten Teil seines Postulats und sein gesamtes Noviziat in Kloster Tigoni. Während er in Tigoni war, besuchte er auch Kloster Tororo in Uganda. Im Jahr 2019 nahm er an einem Mönchstreffen in Deutschland teil. Während dieser Reise hatte er die Gelegenheit, einige unserer Klöster in Deutschland und im benachbarten Ausland zu besuchen. Bruder Bruno hatte kürzlich (Oktober-Dezember) die Gelegenheit, die Klöster St. Ottilien, Münsterschwarzach, Schweiklberg und St. Georgenberg zu besuchen. All diese persönlichen Erfahrungen sind ein Gewinn für unsere Neugründung.


Fazit

Abschließend möchten wir uns bei allen bedanken, die uns unterstützt haben und uns geholfen haben, dorthin zu kommen, wo wir jetzt sind. Wir schätzen diese unerlässlischen Beiträge. Ohne Ihre hilfreiche Unterstützung wären die Dinge wahrscheinlich ganz anders gelaufen.


Schließung der Trappistenabtei Sainte-Marie-du-Désert (Frankreich)

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Nachriten

Schließung der Trappistenabtei

Sainte-Marie-du-Désert (Frankreich)

und Eröffnung eines „Franziskusdorfs”

https://abbayedudesert.fr/ouverture-premier-village-francois/

 

 

Am 4. Oktober 2020 wurde in der aufgelösten Trappistenabtei von Sainte-Marie-du-Désert das erste Franziskusdorf eröffnet. Am Tag zuvor waren fast fünfhundert Menschen, darunter einhundertfünfzig Mönche und Nonnen, gekommen, um die verbleibenden acht Mönche der Gemeinschaft zu verabschieden und die Umwidmung der Klostergebäude in ein „Franziskusdorf “ zu begehen. Das Konzept des Franziskusdorfs wurde von sozial motivierten Unternehmern entwickelt, die Obdachlosen und Menschen in Not durch die Integration in eine dorfähnliche Wohngemeinschaft helfen wollen. Während einer Dankesmesse, der der örtliche Erzbischof von Toulouse, Robert Le Gall, vorstand, fand die Übergabe statt.

Tief bewegt legte der Abt seinen Hirtenstab am Fuß des Altars nieder, dann übergab er die Schlüssel der Abtei für das geplante Franziskusdorf. „Ich vertraue euch die Abtei an, kümmere euch um sie“, mit diesen Worten machte der Abt die Übergabe endgültig offiziell. Nach 168 Jahren klösterlichen Lebens in Sainte-Marie-du-Désert wird damit ein neues Kapitel in der Geschichte der Abtei aufgeschlagen. Ein Abschied nicht ohne Traurigkeit, natürlich, aber auch mit Hoffnung, denn es wurde während der Messe daran erinnert, dass „das Weizenkorn, das in die Erde gefallen ist, zwar stirbt, aber viele Frucht bringt“. Und die Mönche haben ihren Abschied in der Hoffnung genommen, dass das geplante Franziskusdorf viele Früchte tragen wird.

Getreu der klösterlichen Tradition, die Welt und die Menschen in ihr Gebet hineinzunehmen, möchte das Franziskusdorf die Schwächsten aufnehmen, um sie aufzurichten, und ihnen gleichzeitig anbieten, geschwisterliche und wohlwollende Beziehungen aufzubauen. Pater Pierre-André Burton beschreibt es so: Das Franziskusdorf ist „ein schönes und anspruchsvolles Projekt: Familien sollen einen festen Rahmen für diejenigen bieten, die ins Nichts gefallen sind“. Alle bisherigen wirtschaftlichen Aktivitäten der Mönche werden weitergeführt und auch die Arbeitsplätze bleiben erhalten.

Das Leitungsteam des Franziskusdorfs war überrascht von der großen Anzahl spontaner Bewerbungen von sozial eingestellten Familien, die sich für das Abenteuer zur Verfügung stellen und einziehen wollen. Die Familie Content war die erste, die im September eintraf. Olivier und Marthe und ihre kleine Tochter kamen am 20. Oktober an. Im November stiegen Aynard, Gabrielle und ihre beiden Kinder in das Abenteuer ein. Aynard ist für die wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes zuständig. Vincent und Yuna, ein junges Paar, werden in den nächsten Tagen erwartet und viele mehr. Sie alle möchten in Geschwisterlichkeit mit den Schwächsten leben. Die von Verbänden begleiteten Menschen in Not sollen ab Januar 2021 aufgenommen werden. Jede Person wird professionell betreut, z.B. von dem Verein „Magdalena“ für Frauen, die aus der Prostitution aussteigen wollen. Eine Wohngemeinschaft für ältere Menschen ist in Vorbereitung, daneben Wohngemeinschaftsprojekte für Menschen, die auf der Straße gelebt haben oder behindert sind.

Die klösterliche Tradition ist nicht gestorben – sie hat sich gewandelt.

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