SO FERN UND DOCH SO NAH
Klöster in einer globalen Welt
ALLIANCE INTER MONASTÈRES 1961–2011
BECAN
Benediktinische und ZisterziensischeVereinigung
von Nigeria
Peter Eghwrudjakpor OSB
Der Afrikaner ist von Natur aus kontemplativ. Jedoch ist das westliche Mönchtum erst vor relativ kurzer Zeit nach Nigeria gekommen. Wir können die Berufung zum Mönchsleben nicht als Europäer oder Amerikaner leben, sondern nur als Afrikaner und Nigerianer. Zwar ist uns diese Gnadengabe vom Westen her gebracht worden, aber wir können trotzdem nicht wie westliche Menschen leben. Die Vereinigung BECAN ist ein Forum des ständigen Dialogs zwischen Ähnlichkeiten und Unterschieden, ein Forum des Dialogs über die Art und Weise, wie man im Nigeria von heute in der Tradition der Benediktiner und Zisterzienser Mönch oder Nonne sein und wie man das allem Mönchsleben gemeinsame Ziel erreichen kann.
Die Anfänge
Der Weg bis hin zur Gründung der BECAN spiegelt recht deutlich zahlreiche Faktoren des Milieus, in dem sie entstanden ist, und diese sind immer noch aktuell. In diesem Land ist das Mönchsleben eine ganz junge und zugleich fremdartige Erscheinung. Aus diesem Grund gibt es dafür eine Fülle von Schwierigkeiten, die zum größten Teil sozialer und wirtschaftlicher Art sind, genau wie auch im Großteil der anderen Länder des afrikanischen Kontinents. Die Pioniere des nigerianischen Mönchtums verspürten folglich die Notwendigkeit brüderlicher gegenseitiger Hilfe und die Notwendigkeit stärkeren Zusammenhalts der verschiedenen monastischen Kommunitäten.
Auch wenn das unter ihren Grundelementen nicht genannt wurde, hat die BECAN es als eines ihrer Ziele angesehen, zwischen den nigerianischen Klöstern stärkere Bande zu schaffen, damit sie alle sich mit größerer Zuversicht den Herausforderungen stellen können, auf die sie stoßen. Die ersten Väter und Mütter der BECAN anerkannten die traditionelle Kultur des Volkes und deren ganz eigenen Reichtum. Sie ist von Werten durchdrungen, von denen manche bestimmten christlichen und monastischen Werten entsprechen. So stellte sich also die Frage, wie man den Dialog zwischen dem erst unlängst ins Land gekommenen westlichen Mönchtum und der afrikanischen und nigerianischen Kultur in Gang bringen kann.
Der Großteil der Pioniere des nigerianischen Mönchtums ist noch am Leben und man ist sich allgemein darüber einig, dass die Idee einer Vereinigung, die hier in Nigeria Benediktiner und Zisterzienser vereint, zwei Personen zu verdanken ist: M. Mary Charles Anyanwo OSB vom Paschal Monastery in Nike, Enugu, und P. Columba Breen OSB vom Kloster Saint Benedict in Eke, Enugu.
Aber „das erste markante Ereignis in der Geschichte der BECAN war ein monastisches Seminar, das am 17. April 1979 im Benediktinerkloster in Eke stattfand. Die Teilnehmer dieser Tagung waren: P. Mark, F. Paul, F. Gerard und P. Thomas (USA) vom Kloster Awhum; M. Patricia von Umuoji, M. Charles von Nike sowie von Eke: P. Columba Cary-Elwes, P. Columba Breen, P. David, F. Colman Hingerty, F. Vincent Mordy und F. Peter (von Igueben).“[1]
Seit damals fanden regelmäßig Treffen in den verschiedenen Klöstern der Vereinigung statt, in der die anfangs vier Vertreterinnen des weiblichen Zweigs auf die sechzehn Vertreterinnen der jetzigen Zahl der Klöster anwuchs, die alle von der Regel des heiligen Benedikt geeint sind. Die Vereinigung ist weiterhin für alle Mitgliedskommunitäten eine Quelle der Bereicherung und Ermutigung, so wie es am Anfang vorgesehen war.
Heute
Eine der Weisen, auf die sich die an der Versammlung teilnehmenden Oberen informieren und austauschen und einander gegenseitig helfen und ermutigen, ist die Praxis des „Hausberichts“, den gewöhnlich jede Kommunität liefert und der an alle Oberen ausgeteilt wird. Das ist ein wichtiges Element für die Arbeit während der gemeinsamen Woche. Dieser Bericht muss jeden Aspekt der Kommunität ansprechen, von der Wirtschaft und den Finanzen bis zum Gebetsleben, den Beziehungen des Klosters zu seiner Umgebung und auch den Problemen der Kommunität mit der Einhaltung der Observanzen. Wenn der jeweilige Bericht vorgelesen ist, lässt man sich Zeit für Bemerkungen, Überlegungen, Kommentare und eventuelle Vorschläge. Die Qualität dieses Berichts ist oft ein Anzeiger des Maßes an Offenheit und Vertrauen, das jeder in der BECAN findet, die wie eine Familie empfunden wird. Heute gibt es mehr Vertrauen und Offenheit und jetzt stecken die Oberen nicht mehr in jener Verteidigungshaltung, die früher zu finden war.
Es ist auch zu einem grundlegenden Fortschritt in der Art gekommen, wie die BECAN ihre Rolle sieht. In der Vergangenheit betrachtete man die BECAN als „freie Vereinigung“. Folglich mischte sich keine Kommunität in das Leben einer anderen ein. Damals waren die Mauern um jede Kommunität sehr dick und die roten Fahnen flatterten sehr hoch. Heute ist das Konzept ganz anders. Das erste wirksame Zeichen dafür, dass die BECAN ihre Rolle sehr ernst nahm, war am Schluss des Treffens im Paschal Monastery vom April 2008 die Herausgabe eines Rundbriefs, den alle anwesenden Oberen unterschrieben. In diesem Rundbrief stand unter anderem zu lesen:
„Die Oberen der BECAN übertragen jedem Oberen die Aufgabe, die Mitglieder der Kommunitäten darauf aufmerksam zu machen, was sich aus dieser Jahresversammlung ergeben hat.
Sie betrachtet sich fortan nicht mehr nur als freie Vereinigung, sondern als stark geeinte Familie. Folglich kann man jetzt an die BECAN appellieren, wenn in einem ihrer Häuser etwas korrigiert werden muss. Die Vereinigung kann immer einen Oberen als Vermittler delegieren, der dann die Aufgabe hat, in alle Häuser Frieden und Harmonie zu bringen.“
Das war gegenüber der bisherigen Situation ein großer Fortschritt, denn bis dahin war jedes Haus vollständig unabhängig gewesen und niemand hatte die Möglichkeit, darin einzugreifen oder auch nur einen Rat zu geben. Das half der Familie nichts, der aufgegangen war, dass wir von Erdbeben, Protesten oder Chaos in einer Kommunität letztlich alle betroffen sind. Wir teilen jetzt miteinander alle Freuden, aber genauso auch alle Wunden.
Das letzte Treffen der BECAN fand im April 2011 in Enugu statt und brachte uns noch einen Schritt weiter vom Aufgeben der Vorstellung weg, bloß eine „freie Vereinigung“ zu sein. Bei dieser Versammlung verlangten die Oberen danach, man solle der Erörterung echter Konflikte, Schwierigkeiten und Herausforderungen der Kommunitäten mehr Raum geben und in den Jahresberichten weniger ausführlich wirtschaftliche Fragen besprechen. Schließlich bestanden die Oberen darauf, ein Statut zu verfassen, dass der BECAN als Leitfaden dienen und ihre Rolle und ihr Ziel genauer definieren solle. Drittens wurde bei diesem Treffen ein Team aus drei Mitgliedern bestimmt, das eine gewisse Form der Autorität ausüben soll (die im Statut beschrieben werden soll). Es verfügt über die Möglichkeit, im Namen der BECAN als Körperschaft zu handeln, falls ihm bestimmte Probleme anvertraut werden.
Gemeinsamer Fond und gemeinsame Ausbildung
Nach dem Treffen von 2009 in der Trappistenabtei Mount Calvary in Awhum richteten die Oberen eine Gemeinschaftskasse ein. Jede Kommunität leistet für diesen Fond jährlich einen Beitrag. Daraus sollen die Führung der BECAN und die Gruppe der Ausbilder der BECAN finanziert werden.
Ferner hat die Vereinigung beschlossen, für die Mönche und Nonnen einen gemeinsamen Ausbildungsplan zu erstellen. Dieses Projekt wird derzeit ausgearbeitet. Das Programm dieser Einrichtung sieht vor, dass sie in einem der Klöster der BECAN stattfinden kann.
Die Ausbilder der BECAN
Angesichts der Wichtigkeit der Ausbildung für das Leben jeder Kommunität hat die BECAN ein eigenes Forum für die Ausbilder der BECAN geschaffen. Dieses Forum ist umfangreicher, da es alle Personen umfasst, die in der Anfangsausbildung eine Rolle spielen. Die Aktivitäten des Forums, das einfach unter dem Namen „Ausbilder der BECAN“ bekannt ist, werden von den Oberen geregelt, und zwar indirekt. Die Mitglieder des Forums kommen jährlich in der zweiten Novemberwoche eine Woche lang zusammen. Dieses Treffen der Ausbilder dient ihrer gegenseitigen Unterstützung und dem Austausch von Ideen bezüglich der Ausbildung, sowie auch ihrer Ausbildung als Gruppe, und ihrer persönlichen Erneuerung und Fortbildung. Alle fünf Jahre organisieren die Ausbilder selbst ein einmonatiges Treffen für die monastische Ausbildung, das immer als „Ausbildungstreffen der Ausbilder“ gilt.
[1] Andrew Nugent OSB, Kapitel „From Eke tu Ewu: Entering the Promised Land” in der Geschichte des Klosters Ewu Silver Jubilee Reflections, 2004.
Peter Eghwrudjakpor OSB: geb. 1966, Mönchsprofess 1989 im Priorat St. Benedikt (Nigeria), das von der irischen Abtei Glenstal gegründet wurde. Prior der Gemeinschaft und Vorsitzender der BECAN.