Jean-Pierre Longeat OSB
Präsident der AIM
Ökologie und Klosterleben
Wörtlich übersetzt bedeutet Ökologie, entsprechend dem griechischen Ursprung dieses Wortes (oikos-logos), ein Nachdenken über das Leben innerhalb eines Hauses, in diesem Fall über den Raum und die Zeit, in denen Menschen leben.
Dieser Rede müssen Taten folgen. Wörtlich übersetzt werden diese unter dem Begriff Ökonomie zusammengefasst, denn nach dem griechischen Ursprung des Wortes (oikos-nomos) ist die Wirtschaft die Gesamtheit der „Gesetze“, die man sich gibt, um in diesem Raum und in dieser Zeit zusammenzuleben. Es ist sehr schade, dass diese Vokabel heute nur noch auf ihren finanziellen Gebrauch reduziert wurde. Er betrifft jedoch alle Elemente des persönlichen, sozialen und sogar spirituellen Lebens. Es gibt eine wirtschaftliche Art des Zusammenlebens und, auf persönlicher Ebene, eine gesunde Ökologie. Die Mönche sollten ganz aus dieser Geisteshaltung leben.
Nach der Regel des heiligen Benedikt ist ihre wirtschaftliche Priorität das Hören auf Gott und ihre Mitmenschen, um ein aufbauendes Wort, das die Grundlagen berührt, frei austauschen zu können. Aus diesem Grund bevorzugen die Mönche das Schweigen, wo immer es möglich ist, damit die ausgetauschten Worte ihr wahres Gewicht behalten. Man könnte sagen, dass das wesentliche Hören, sowohl auf sich selbst als auch auf andere und auf die geheimnisvolle Stimme, die uns vorausgeht und die wir Gott nennen, die Grundlage jeder ökologischen Wirtschaft ist. Das Durcheinander des Sprechens ist sicherlich der Ursprung der allerersten Wirtschaftskrise des menschlichen Lebens. Das Wort ist ein empfangenes und zurückgegebenes Gut, das allen zur Verfügung steht. Es bedarf einer großen Entrümpelung, um in seinem ganzen Reichtum wahrgenommen werden zu können.
Daher ist alles im Kloster nach dieser menschlichen Ökologie organisiert, sowohl das persönliche Leben als auch das Leben in der Gemeinschaft.
Den ganzen Tag über machen sich die Mönche gegenseitig auf das höchste Gut des Wortes aufmerksam, das von oben kommt. Sie versammeln sich mehrmals am Tag zum Gebet. Sie begeben sich wieder in die Gegenwart der aktiven Quelle, mit der sie sich in erster Linie verbinden wollen, und sie antworten ihr im Gesang, sowohl um das Lob des Geschenks der Schöpfung und des Lebens zum Ausdruck zu bringen als auch um den Notschrei einer auf dem Weg durch diese Welt oft geprüften Menschheit auszustoßen.
Sie richten ihre Räume so ein, dass jedes Detail seinen Wert hat. Die Regel des heiligen Benedikt fordert den Ökonomen des Klosters auf, dafür zu sorgen, dass alle Dinge im Kloster mit der gleichen Sorgfalt behandelt werden wie die heiligen Gefäße auf dem Altar.
Grünflächen, Gemüsegärten, Obstgärten, Wälder oder landwirtschaftliche Flächen: Alles wird im Kloster zu Räumen der Kontemplation. Viele Klöster sind heute darauf bedacht, den Raum mit den Grundregeln zu bewahren, auf die die ökologische Bewegung unsere Aufmerksamkeit lenkt.
Das Verhältnis zur geteilten Zeit wird ebenfalls in einer gesunden Ökonomie gelebt, auch wenn heute die Institution Kloster, zumindest im Westen, von denselben Produktivitätszwängen wie die umgebende Gesellschaft unter Druck gesetzt wird. Dennoch bleibt das Gleichgewicht, das zwischen Gebet, Arbeit und freiem brüderlichen Leben gelebt werden möchte, eine wichtige Regel, die um jeden Preis für eine gute soziale Wirtschaft bewahrt werden muss. Um dies zu erreichen, stützen sich die Klöster auf das Potenzial des außergewöhnlichen Solidaritätsnetzes, das die zahlreichen Gemeinschaften auf den fünf Kontinenten bilden. Man könnte vom Klosterleben sagen, dass es das ökologische Ideal einer geschwisterlichen Globalisierung entwickelt.
Essen ist für die Mönche auch ein wichtiger ökonomischer und ökologischer Ort. Essen bedeutet für sie immer die Anerkennung eines empfangenen und geteilten Geschenks. Nüchternes Essen ohne Überfluss und Verschwendung ist eine Regel, auf der Benedikt besteht. Die Speisen sollen ausreichend, gesund und ausgewogen sein, um ein glückliches Wachstum und eine gute Entfaltung der übrigen Aktivitäten zu ermöglichen. Wenn es ein Symbol für ein gutes Lebensgleichgewicht gibt, dann ist es das des Konsums, insbesondere des Essens. Die Klostergemeinschaften machen sich über dieses Thema viele Gedanken, auch wenn sie gezwungen sind, auf externe Dienstleistungen zurückzugreifen.
Die Annehmlichkeiten des gewöhnlichen Lebens beschränken sich auf das, was notwendig ist. Jedem wird das gegeben, was er tatsächlich braucht. Alles wird für eine solidarische Wirtschaft zusammengelegt. Dadurch, dass die Ressourcen einer Gemeinschaft zusammengelegt werden, können die Ausgaben gesenkt und mehr in entwickelte Projekte investiert werden, die ein Einzelner oder eine Familie allein nicht in Betracht ziehen könnten.
Indem sie Gäste für Schweigeaufenthalte oder Einkehrtage aufnehmen, präsentieren sich die Klosterzentren im Herzen unserer Gesellschaften als Oasen, in denen man versuchen kann, besser zu atmen, besser zu teilen, weniger illusorisch zu besitzen, um mehr man selbst in Beziehung zu anderen zu sein.
Es ist bemerkenswert, dass in der Regel des heiligen Benedikt das ökologischste Kapitel gerade dasjenige über den Cellerar des Klosters ist:
„Als Cellerar des Klosters werde aus der Gemeinschaft ein Bruder ausgewählt, der weise ist, reifen Charakters und nüchtern. Er sei nicht maßlos im Essen, nicht überheblich, nicht stürmisch, nicht verletzend, nicht umständlich und nicht verschwenderisch. Vielmehr sei er gottesfürchtig und der ganzen Gemeinschaft wie ein Vater. Er trage Sorge für alles. Ohne Weisung des Abtes tue er nichts; an seine Aufträge halte er sich. Er mache die Brüder nicht traurig. Falls ein Bruder unvernünftig etwas fordert, kränke er ihn nicht durch Verachtung, sondern schlage ihm die unangemessene Bitte vernünftig und mit Demut ab. Er wache über seine Seele (…) Um Kranke, Kinder, Gäste und Arme soll er sich mit großer Sorgfalt kümmern (…). Alle Geräte und den ganzen Besitz des Klosters betrachte er als heiliges Altargerät. Nichts darf er vernachlässigen. Er sei weder der Habgier noch der Verschwendung ergeben. Er vergeude nicht das Vermögen des Klosters, sondern tue alles mit Maß und nach Weisung des Abtes“ (RB 31).
Natürlich hängt das Leben des Klosters nicht vom Cellerar ab, aber sein Beispiel, wie auch das aller anderen im Kloster, kann die Gemeinschaft ermutigen, richtige Entscheidungen für ein ständig aktualisiertes ökologisches Zeugnis zu treffen.