Médard Kimengwa Kitobo OSB
Kloster Lubumbashi (DR Kongo)
Der Cellerar nach der Benediktsregel
Vater für das ganze Kloster,
wie der Abt und mit ihm*
Warum interessieren wir uns für den Geist, die Motivation, die das Handeln des Cellerars einer Klostergemeinschaft in der benediktinischen Tradition bestimmen sollte?
Wir gehören einer Welt an, die eine Auffassung von Wirtschaft hat, die nicht unbedingt mit unserem klösterlichen und christlichen Ideal im Allgemeinen übereinstimmt. Das Problem ist, dass wir im Grunde genommen durch die griechische Kultur seit Platon eine dualistische Anthropologie geerbt haben, die grundsätzlich negativ eingestellt ist: Sie vermittelt eine Vorstellung vom Menschen, wonach Körper und Geist voneinander getrennt sind. Diese dualistische Anthropologie bestimmt auch die gängige Auffassung von Wirtschaft bis hin zu einer übermäßigen Vereinfachung, die so weit geht, dass sie die Form einer Karikatur annimmt.
In diesem Konzept wird eine strikte Trennung zwischen dem wirtschaftlichen (weltlichen) und dem geistlichen Leben vorgenommen. Das materielle Leben, das weltliche Leben (alles, was mit der Produktion von Gütern, der Bereitstellung der Mittel dafür, ihrem Verkauf und ihrer Verteilung sowie ihrer Verwaltung zu tun hat), sei die Aufgabe des Ökonomen, des Cellerars oder der Cellerarin.
Aber ist diese Auffassung auch im Kontext der benediktinischen Spiritualität zutreffend, also dass der Ordensobere nichts mit dem materiellen Leben zu tun hat, so wie der Verwalter nichts mit dem spirituellen Leben zu tun hat? Würde man es dann für normal halten, dass letzterer Stunden des Gebets oder anderer spiritueller Aktivitäten opfert, um seine Verwaltungs- und andere Aufgaben zu erfüllen? Diese Auffassung ist vereinfachend und verzerrt.
Nichts ist falscher als diese Karikatur, insbesondere nach den Angaben des RB. Tatsächlich gibt es in der benediktinischen Spiritualität keine Trennung zwischen den beiden Bereichen. Konkret wird der Abt in der RB nicht nur mit seiner Rolle in spirituellen Angelegenheiten identifiziert, sondern mit allem, was die menschliche Person betrifft, auch in ihrem materiellen Leben. Natürlich muss er sich um das materielle Leben kümmern, sonst kann sich das spirituelle Leben nicht entfalten. Das klösterliche Leben setzt ein solides materielles Leben voraus, damit es sich entfalten kann. Damit der Abt Söhne hervorbringt, die sich nach dem Willen Gottes, ihres Vaters, richten können, muss er für die notwendigen materiellen Bedingungen sorgen. Sagte die griechische Philosophie nicht auch, dass man ein Mindestmaß an Wohlstand braucht, um Tugend zu üben?
Was den Cellerar betrifft, so obliegt ihm laut RB grundsätzlich die Aufgabe, sich um das zeitliche (wirtschaftliche) Leben des gesamten Klosters zu kümmern (RB 31,3). Aber Benedikt belässt es nicht bei dieser formalen Aufgabenbeschreibung. Denn er weist auch auf den Geist hin, der sein Handeln bei der Verwaltung des Zeitlichen kennzeichnen sollte. Konkret sagt Benedikt dem Cellerar, dass er „in Zusammenarbeit mit dem Abt und als Vater des ganzen Klosters handeln soll“ (RB 31,2). Das ist sehr wichtig – Vater wie Abt: Seine Aufgabe ist also auch eine geistliche. Er nimmt somit an der Last des Abtes bei der Ausübung seiner Sendung teil. Wie auch ein Vater für das ganze Kloster nach dem Vorbild des Abtes, nimmt der Cellerar in der Ausübung seines Amtes an der Zeugung von Söhnen für Gott teil, was die erste Aufgabe des Abtes ist. Also hat der Cellerar auch die Aufgabe, die Seelen der Brüder im Kloster zu pflegen. Wenn er nichts zu geben hat, soll er mit einem Wort der Güte antworten (RB 31,7.13). Nicht ablehnen um des Ablehnens willen, sondern um zuzulassen, dass seine Brüder zum Leben im Geist gezeugt werden.
Der Cellerar muss wie der Abt handeln. Er muss auf die Menschen Rücksicht nehmen. Er muss eng mit dem Abt zusammenarbeiten. Bei der Ausübung seines Amtes soll er nichts ohne den Befehl des Abtes tun und nur das anwenden, was der Abt befohlen hat (RB 31,4-5; 12. 15). Wenn der Cellerar-Mönch in diese Beziehung mit dem Abt eintritt, ist sein Gehorsam Garant dafür, dass im Kloster Frieden herrscht. Und es wird ihm gesagt, dass er auch zur Rechenschaft gezogen wird, wenn es keine Harmonie gibt (RB 31,9.16).
Der Lebensstil oder die Spiritualität, die die wirtschaftliche Frage im Kloster mit sich bringt, sollte dazu führen, hauptsächlich die Sorge um die menschliche Person und eine heilige Sicht der Dinge zu haben (der Cellerar wird gebeten, die Gegenstände des Klosters wie heilige Gefäße des Altars zu behandeln (RB 31,10) und das, was man produziert, ohne Gier zu verkaufen (RB 57,4-8)).
Mit anderen Worten: Was bei der wirtschaftlichen Tätigkeit des Klosters zählt, ist nicht der Gewinn, sondern das Wohl der menschlichen Person in Bezug auf den Plan, Gott zu suchen. Diejenigen, die mit der Organisation des materiellen Lebens des Klosters zu tun haben, müssen den Primat der menschlichen Person berücksichtigen, ohne sie auf dem Altar der wirtschaftlichen Effizienz oder der reinen Ökonomie zu opfern. Jeder von ihnen sollte sich bei jedem Projekt und jeder Handlung die Frage stellen: Tragen die Maßnahmen, die ich in Bezug auf die Verwaltung ergreife, und die Handlungen, die ich unternehme, zur Entfaltung der menschlichen Person, zum Frieden und zur Harmonie in der Gemeinschaft bei?
Nachdem Gott den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat (Gen 1,26), will er, dass er aufrecht steht! Denn er findet seine Herrlichkeit in dem Menschen, der in Würde lebt (vgl. Irenäus von Lyon). Alle Kommentatoren des RB sind sich darin einig, dass ihre bleibende Aktualität vor allem in ihrer Anpassungsfähigkeit besteht, darin, dass jede menschliche Person innerhalb der Gemeinschaft ihren Ort finden kann. Dass der Mensch aufrecht steht, ist der ganze Horizont der RB, in dem Benedikt das Klosterleben als ein Unternehmen der Bekehrung versteht, der Rückkehr zu Gott durch Arbeit, den Weg des Gehorsams nach der Ablegung des Eigenwillens (RB, Prol. 2-3,8).
Eine notwendig erforderliche Spiritualität mit diesem Horizont der Zuwendung zum Menschen ist durchaus auch in der Wirtschaftsform der „sozialen Marktwirtschaft“ spürbar. Die Sorge um die menschliche Person oder die Aufmerksamkeit für den Menschen spielt dagegen im sogenannten Wirtschaftsliberalismus, der auch als „wilder Kapitalismus“ bezeichnet wird, kaum eine Rolle. Während es in der sozialen Marktwirtschaft ein Interesse an der menschlichen Person gibt, zählt im ungezügelten Kapitalismus der Mensch nicht: Was zählt, ist einzig und allein der Profit, der Gewinn. Und gerade wir Kongolesen, die an dieser Tagungsreihe in Goma, Nord-Kivu, Süd-Kivu und Ituri teilgenommen haben, können diese wirtschaftliche Auffassung veranschaulichen, indem wir den Krieg „niedriger Intensität“ (tatsächlich endet er nicht) betrachten, der in diesen Gebieten tobt, mit Menschen, die gezwungen sind, ihr Land zu verlassen, weil sie mit Waffen bedroht werden. Bei der kürzlichen Ermordung des italienischen Botschafters wurde ein kleiner Teil des Schleiers gelüftet wird, der die Schrecken dieses schändlichen Krieges verdeckt, doch gleich darauf herrschte wieder Schweigen, das vom Gott Mammon auferlegt wurde, dem die neuen Herren der Welt dienen, die die Weltbörse kontrollieren.
Max Weber könnte mit seinem Buch „Die Ethik des Protestantismus und der Geist des Kapitalismus“ (1904-1905) in gewissem Maße als Vorläufer der sozialen Marktwirtschaft angesehen werden. Darin zeigt er auf, wie die skandinavischen Länder unter dem Einfluss des Protestantismus eine Funktionsweise der Wirtschaft kannten, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Die protestantische Ethik hat seiner Meinung nach in diesem Kontext einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz hervorgebracht.
Es ist daher verständlich, dass die soziale Marktwirtschaft vom kirchlichen Lehramt durch die Soziallehre seit Paul VI. mit seiner Enzyklika Populorum progressio (1967) favorisiert wird. Aber auch Paul VI. selbst war Teil einer kirchlichen Sensibilität in dieser Frage, die bereits bei Leo XIII. mit seiner Enzyklika Rerum novarum (Mai 1891) und bei Johannes XXIII. in seiner Enzyklika Mater et Magistra (1961) zu erkennen war. Ihre Nachfolger haben es nicht versäumt, in der genannten Frage in die gleiche Richtung zu gehen, wie man bei Johannes Paul II. (Laborem exercens, September 1981; Sollicitudo rei socialis, Dezember 1987; Centesimus annus, Mai 1991), Benedikt XVI. (Deus caritas est, 2005, 3. Kapitel; Apostolisches Schreiben Africae munus, November 2011) und Franziskus (Laudato si’, Mai 2015; Apostolisches Schreiben Querida Amazonia, Februar 2020) feststellen kann. In seinen verschiedenen Stellungnahmen zu diesen Gelegenheiten, unter anderem zu der von uns betrachteten Frage, will das kirchliche Lehramt Christen und Menschen guten Willens dazu bewegen, den Menschen und seine Würde zu berücksichtigen, und befürwortet eine Wirtschaft, die auf den Menschen achtet. Vor diesem Hintergrund erkennen wir, dass der Geist, der den Cellerar in seinem Amt beseelen soll, eine solide lehramtliche Grundlage hat. Welcher Geist soll den Cellerar in diesem Zusammenhang beseelen? Welchen Lebensstil sollte er bei der Ausübung seiner Mission pflegen?
Als Antwort auf diese Realität und in Verbindung mit unserem Lebensideal liegt unserem Verständnis von Wirtschaft der Glaube an die göttliche Vorsehung zugrunde. Wir erkennen, dass unsere wirtschaftlichen Investitionen trotz aller Vorsicht manchmal keine ausreichende Rendite abwerfen. Wir müssen also leben, produzieren, für unseren Lebensunterhalt sorgen, teilen und gleichzeitig demütig sein, indem wir Hilfe in Anspruch nehmen und uns der Vorsehung anvertrauen. Und wir müssen dazu beitragen, das Bewusstsein für die wirtschaftlichen Herausforderungen der globalisierten kapitalistischen Wirtschaft zu schärfen, indem wir unseren Einfluss zur Aufklärung der Menschen nutzen.
Als Echo auf all die Sorgen und Bedenken, die von den Teilnehmern der Tagung angesichts der Realität des ungezügelten Kapitalismus geäußert wurden, vermittelte uns Pater Simon folgenden Vorschlag:
Warum sollten wir angesichts dieses Angriffs der liberalen Wirtschaft nicht ein Verkaufsnetz für die Produkte unserer Klöster (MAC) aufbauen, deren Produktionsbedingungen den Menschen und die Umwelt respektieren, Privatinitiative fördern, Synergien untereinander und mit anderen eingehen, eine Genossenschaft gründen? So entsteht ein ethischer Kreislauf ! Denn zusammen mit den Menschen, die uns umgeben, sind wir Opfer der liberalen Wirtschaft. Die Supermärkte erwürgen uns! Da ist die Werbung, die uns konditioniert. Deshalb müssen wir die Informationen, die wir zu konsumieren haben, auswählen.
Um in den vorgeschlagenen Kreislauf aufgenommen zu werden, muss man das, was man auf den Markt zu bringen beabsichtigt, potenzieren. Es muss vermittelt werden, dass es sich dabei um qualitativ hochwertige und vor allem ethische Produkte handelt, die in der Lage sind, Kunden anzusprechen, die sich an uns als Alternative zu den Supermärkten orientieren würden.
Um die Solidarität innerhalb der Wirtschaftsabläufe in unseren Klöstern zu fördern, könnten wir auch an das Projekt einer Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit für unsere MAC-Klöster denken, als Ausdruck unserer Aufmerksamkeit für den Menschen in unserem Streben nach finanzieller Gesundheit. Dies wäre ein gutes Beispiel für unsere produktiven Bemühungen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Kurzum, wir interessieren uns hauptsächlich für den Geist, der diejenigen beseelen soll, die in dem von Benedikt gedachten Kloster für die direkte Verwaltung der Wirtschaft verantwortlich sind, den Ökonomen und den Abt im Besonderen. Es geht darum, in den Geist der Wirtschaft nach den Vätern der westlichen Mönche einzutreten. Dies ist die Perspektive einer Wirtschaft im Geiste des RB. In seiner Schule gründet die Wirtschaft auf einer Spiritualität.
Monastisches Leben nach der Benediktsregel
Benedikt hat das Klosterleben als einen Weg der Bekehrung, der Rückkehr zu Gott, konzipiert. Es handelt sich um einen Weg der Rückkehr zu Gott durch die Mühsal des Gehorsams. Dieser beginnt nach dem Scheitern der Illusionen des eigenen Willens und einer entschlossenen Entscheidung für Selbstdisziplinierung (vgl. RB, Prol. 2-3.8). Das Ziel dieses Weges zurück zu Gott (vgl. RB, Prol. 1 ff.) ist das ewige Leben oder einfach das authentische Leben, das Reich Gottes, das Leben in Gemeinschaft mit Gott, die Seligpreisung (vgl. RB, Prol. 42, 5.3.10, 7.11; 72, 2.12).
Wenn Benedikt das „ewige Leben“ (RB, Prol. 15, 17, 20, 42), das „Reich der Lichter“, die „glücklichen Tage“ (RB, Prol. 21), zur Endstation des Weges zurück zu Gott macht, den der Mönch beschreitet, denkt er nicht an ein fernes Jenseits, sondern an eine Erfahrung bereits im gegenwärtigen Leben, die gelebte Harmonie mit denen, die das Leben des Mönchs im selben Kloster teilen. Der konkrete Ort der Erfahrung dieser Seligkeit und dieses Friedens ist das Leben nach den Geboten Gottes: das Leben, das durch das Wort Gottes erleuchtet wird. Mit anderen Worten: Benedikt fordert seine Schüler auf, diesen Weg zu gehen und sich dabei vom Wort als Hauptquelle des Handelns und als Licht auf ihren täglichen Schritten leiten zu lassen (vgl. RB, Prol. 10-12, 21-22, 25, 29, 33-34, 40).
Abschließend möchte ich sagen, dass Benedikt das monastische Leben als eine „Schule, um zu lernen, dem Herrn zu dienen“ (RB, Prol. 45) oder dem Herrn völlig hingegeben zu sein, gewollt hat.
In der Umsetzung des evangelischen Ideals wollte Benedikt neben seinem Wunsch, das Klosterleben zu einer Schule für den Dienst am Herrn zu machen, das Klosterleben auch als Werkstatt (vgl. RB 4,78), in der man sich in der geistlichen Kunst übt (vgl. RB 4,75).
In diesem von Benedikt so definierten monastischen Ideal ist der Abt der Garant. Er sollte es in erster Linie verkörpern und sein Gewährsmann gegenüber all jenen, die mit ihm zusammen in die Schule des Dienstes am Herrn und die Werkstatt für die Ausbildung in der spirituellen Kunst eingetreten sind.
Profil und Auftrag des Abtes nach RB 2 und 64
Zum Profil und Auftrag des Abtes nach dem RB sind die Angaben in den Kapiteln 2 und 64 durch weitere zu ergänzen, u. a. durch die Angaben in den Kapiteln: 21-24, 28, 31-33, 36, 39-41, 44, 47-51, 53-57, 60, 66-68, 70.
Als Garant des Ideals, das der heilige Benedikt seinen Schülern vorschlägt, hat der Abt die Aufgabe, die ihm anvertrauten Mönche bei der Verwirklichung des Ideals der Rückkehr zu Gott anzuleiten. Dies geschieht, weil er Christus gegenwärtig macht: Durch ihn zeugt Gott Söhne, besser gesagt, er zeugt sie wieder. Er ist nicht Christus, aber er macht ihn durch sein Zeugnis und seine Lehre gegenwärtig. Der Abt hat durch das Lehren Söhne für Gott zu zeugen, aber auf eine besondere Art und Weise. Denn das Lehren ist nicht das Problem. Das Problem ist die Art und Weise des Lehrens. Er muss durch sein Wort, das vom Wort Gottes bewohnt ist, lehren. Er muss dieses Wort besitzen, es verkünden, es erklären, aber vor allem muss er es durch das Beispiel, sein Lebenszeugnis, zu seiner Aktualisierung veranschaulichen. Wenn er zum Beispiel andere korrigiert, korrigiert er sich selbst. Er hat die Seelen zu heilen, aber unter der Bedingung, dass die Mönche ihm ihre Herzen öffnen, indem sie ihm ihre geistlichen Krankheiten darlegen (RB 7,44), wie zum Beispiel, indem sie ihm das, was sie Gott in der Fastenzeit darbringen wollen, vorlegen, um es mit seinem Gebet zu verwirklichen, damit sie nicht in Anmaßung und eitlen Ruhm verfallen (vgl. RB 49,8-10).
Diese Form der Vaterschaft des Abtes nach Benedikt ist ein Erbe des geistigen Vaters in der Tradition der ägyptischen Wüsten, der Ursprünge des Mönchtums, einer Figur, die in den Apophtegmen gut verewigt wurde.
Damit sich das spirituelle Leben seiner Mönche entfalten kann, muss der Abt ein besonderes Augenmerk auf die notwendigen materiellen Bedingungen richten. Mit anderen Worten: auf das weltliche Leben, für das er die Hauptverantwortung trägt. Die Oberen sind in erster Linie für das zeitliche Leben der ihnen anvertrauten Klöster verantwortlich. Konkret hat Benedikt vorgesehen, dass der Abt dafür sorgt, dass die Mönche unter guten Bedingungen schlafen (vgl. RB 22), z. B. mit einem Schlafsaal für sie. Er muss sogar auf die Menge sowohl ihrer Nahrung (vgl. RB 39) als auch ihrer Getränke (vgl. RB 40) achten (man erlebt wohl selten einen so realistischen Menschen wie Benedikt!). Er muss auch auf die Schwachen (Alte, Kranke und Kinder) achten, vgl. RB 36 und 37.
Bei den Kranken geht seine Wachsamkeit noch weiter: Benedikt hat vorgeschrieben, dass es eine Krankenstation geben muss, in der sie eine angemessene Pflege erhalten sollen (vgl. RB 36,7-8). Unter den Schwachen, die unter die Aufmerksamkeit des Abtes gestellt werden, nennt Benedikt auch: Fremde, Pilger und Gäste. Er wird gebeten, dafür zu sorgen, dass sie menschenwürdig aufgenommen werden, einschließlich einer Unterkunft, die von einem gottesfürchtigen Mann verwaltet wird (vgl. RB 53,16-22). Bei der Sorge, die der Abt für das materielle Leben des Klosters zu tragen hat, geht es wirklich um die Zentralität der Person.
Letztendlich muss die Gemeinschaft, in der sich der Mönch der Gestalt Christi angleichen soll, alles haben, was materiell notwendig ist (vgl. RB 66,6). „Alles haben“! Dies ist hier ein universeller Vorschlag. Es ist eine Gemeinschaft, in der man unter anderem verschiedene Werkzeuge für die verschiedenen notwendigen Dienste finden sollte (vgl. RB 32). Der Abt wird aufgefordert, ein Inventar davon zu führen (vgl. RB 32,3). Warum sollte man zum Beispiel nicht daran denken, in unseren Klöstern eine systematische jährliche Inventur durchzuführen?
Der Abt muss auch dafür sorgen, dass die Mönche in seiner Gemeinschaft das bekommen, was sie für ihre Arbeit brauchen, wobei er sich insbesondere bemüht, sich auf jede Person einzustellen (vgl. RB 2,23-32; 33,5).
Die Aufgabe des Abtes besteht also darin, dafür zu sorgen, dass in seinem Kloster alle Mitglieder in Frieden leben (vgl. RB 34,5). Mit einem Minimum an Frieden in unseren Gemeinschaften wäre es das Paradies. Doch wegen unserer Sünde ist dies nicht der Fall. Alle Mitglieder, auch diejenigen, mit denen man kein gutes Gefühl hat, müssen in Frieden leben. Denn gerade in dem Haus Gottes, das der Abt leitet, soll niemand traurig oder besorgt sein (RB 31,19). Schauen Sie sich jeden Morgen jede Schwester/jeden Bruder an, um ihren/seinen Gemütszustand zu testen: Ist sie/er friedlich oder innerlich aufgewühlt? Hat sie/ er Probleme oder Sorgen?
Die wirtschaftliche Gesundheit eines Klosters ist eine wichtige Dimension für die Entfaltung der psychologischen und spirituellen Gesundheit jedes Mitglieds innerhalb des Klosters. Sie ist ein Faktor des Friedens und der Harmonie für jede klösterliche Berufung. Deshalb erscheint der Abt im RB wie ein Verwalter gegenüber einer höheren Autorität, der er Rechenschaft ablegen muss (vgl. RB 2,1 sowie RB 64,7-8.20-21). Er ist Verwalter des gesamten Klosters in Bezug auf das materielle und geistliche Leben, mit besonderer Aufmerksamkeit für jede einzelne Person, indem er versucht, sich an jeden anzupassen. Der Abt ist in erster Linie Verwalter der Personen, bevor er die Güter verwaltet. Wenn er die Güter verwaltet, dann nur, weil sie den Menschen in Bezug auf ihren Prozess der Wiedergeburt durch Gott dienen. Es gibt also einen Vorrang der Personen vor den Gütern.
Damit er nicht von seiner spirituellen Mission abweicht, delegiert der Abt seine Macht an den Cellerar und andere Offiziere und arbeitet mit ihnen zusammen. Er ist nicht nur ein Verwalter, sondern auch ein Lehrer des Wortes Gottes, das er zu aktualisieren hat. Darüber hinaus ist er Vater, mit Bezug auf Christus, und hat über seine Mönche zu wachen, indem er sie liebt, wie Gott seine Söhne liebt, und dafür sorgt, dass sie das tägliche Brot haben. Er ist somit letztlich ein Seelsorger, Hirte und Arzt. Er ist dazu berufen, Mitgefühl zu haben und seine Mönche zu pflegen, vor allem diejenigen „mit Pflege zu überschütten“, die in Schwierigkeiten sind. Die Verantwortlichen der Gemeinschaften sollen durchaus manchmal schlaflose Nächte erleben, um ihre Rolle als Vater, als Mutter zu verdienen. Es ist kein Verdienst, der einzig Vollkommene innerhalb einer Gemeinschaft von Straftätern zu sein... Gemeinsam müssen wir das Ziel erreichen (vgl. RB 72)!
Die Spiritualität des Cellerars wird also auch durch das Profil und die Mission des Abtes besser verständlich, indem der Cellerar selbst wie ein Vater handelt und seinen Abt darin nachahmt, indem er Söhne für Gott hervorbringt.
Gemäß den Vorgaben der Regel ist die Identität und Mission des Abtes, die sich auf die Spiritualität des Cellerars auswirkt, die der Verkörperung in Bezug auf Gerechtigkeit und Frieden. Diese Spiritualität will, dass:
– der Cellerar von Gottesfurcht geprägt ist, tugendhaft ist, im Wort Gottes wohnt, um von ihm verklärt zu werden; in ihm Trost und Kraft findet.
– Er soll gehorsam, gefügig und aufmerksam sein (vgl. RB 31,4).
– Er soll barmherzig, mitfühlend und unterscheidungsfähig sein, um die Schwachen zu bevorzugen, weil er davon überzeugt ist, dass die Güter, die dem Menschen zur Verfügung gestellt werden, zuerst den Schwachen zur Verfügung gestellt werden sollten. Es handelt sich also um eine diakonische, dienende Spiritualität.
– Er soll ein Verantwortungsgefühl für Menschen und Güter entwickeln, indem er Freiheit gegenüber den Dingen dieser Welt, aber auch Vertrauen in die Vorsehung besitzt.
– Er soll demütig sein, sich der Zusammenarbeit öffnen, in dem Bewusstsein, dass er ein nutzloser und austauschbarer Diener ist.
– Er soll ehrlich sein und transparent handeln.
Im Grunde sind sowohl der Cellerar als auch der Abt aufgefordert, eine Spiritualität des Kreuzes zu leben. Der Kellermeister ist derjenige, der sich um die zeitlichen Belange für das Heil der Seelen kümmert. Daher sind der Abt und der Cellerar zu einer starken Zusammenarbeit verpflichtet, die von Vertrauen, Glauben, Frieden und Harmonie geprägt ist.
* Zusammenfassung eines Workshops vom Juli 2021, geleitet von Prior Simon Madeko OSB, Kloster Mambré (DR Kongo).