Marie-Madeleine Caseau OSB & Lazare de Seilhac OSB
Benediktinerinnenkongregation Sainte-Bathilde

Schwester Bénigne Moreau OSB
(1924-2020)

 

MBenigne1Schwester Bénigne wurde am 10. August 1924 in Baume-les-Dames geboren und am 24. September auf den Namen Odile in Voulaines getauft, einem Dorf in der burgundischen Côte d’Or. Dort befand sich die Heimat der Familie, welcher die Verstorbene ihr Leben lang sehr verbunden war. Nach einer Ausbildung als Krankenschwester trat sie am 13. November 1946 in das Postulat von Kloster Vanves (Paris) ein und erhielt den Nonnenhabit sowie den Namen Bénigne am 8. September 1947.

Nach den zeitlichen Gelübden (21. November 1948) wurde sie aufgrund ihrer liebenswürdigen Umgangsformen als Gehilfin der Gastmeisterin eingesetzt. Im November 1952 erfolgte dann eine Aussendung in die Klostergründung in Madagaskar. Im dortigen Kloster Ambositra legte sie am 18. Dezember 1953 ihre Feierliche Profess ab. 1959 wurde sie zur Priorin dieses Klosters ernannt, woran ihr tiefes Interesse an der Kultur Madagaskars sicher seinen Anteil hatte. Sie unterstützte die Neugründung in Mananjary und bereitete eine weitere in Joffreville vor. Zudem kam ihr eine Schlüsselrolle bei der Einrichtung der Oberinnenkonferenz von Madagaskar zu.

Als sie im Juni 1975 zur Generalpriorin der Kongregation von Sainte-Bathilde gewählt wurde, kehrte sie nach Frankreich zurück. Der Abschied von Madagaskar fiel ihr schwer. Für sie war die Insel zur Heimat geworden und sie fühlte sich der dortigen Kultur eng verbunden. Daher ging sie auch sehr einfühlsam mit Schwestern und Brüdern um, die nach langen Auslandseinsätzen sich wieder in ihrem Geburtsland zurechfinden mussten.

MBenignecteWährend ihrer 23 Auslandsjahre (Sr. Bénigne hatte Frankreich nur für zwei Generalkapitel besucht) hatte sich im Ursprungskloster Vanves einiges geändert: In Vietnam war eine neue Gemeinschaft gegründet worden, es hatte eine Fusion mit der Gemeinschaft von Fontevrault stattgefunden, eine Neugründung in Benin, der Umzug nach Saint-Thierry, eine Neufassung der Aufgaben des Stadtklosters Vanves und die erneuerten Konstitutionen waren gerade in Arbeit. In den Jahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil waren ihre Erfahrungen unschätzbar, um die neuen Konstitutionen und die damit verbundenen Veränderungen umzusetzen. Sie selbst stand dem Kirchenrecht und Veränderungen eher skeptisch gegenüber und lächelte manchmal beim Gedanken, dass sie „die letzte Generalpriorin und die erste Präsidentin“ der Kongregation geworden war.

Als Generalpriorin war sie automatisch auch Priorin von Kloster Vanves, in dem sich das Generalat befindet. Hier musste sie sehr komplexe Herausforderungen meistern. Sie war zwei Amtsperioden, nämlich von 1975 bis 1989, als Priorin von Vanves und Generalpriorin, später als Präsidentin der Kongregation im Einsatz. In diese Zeit fallen große Veränderungen im kirchlichen Leben. Ihre Weitsicht führte dazu, dass sie zu einer der treibenden Kräfte bei der Einrichtung der Communio Internationalis Benedictinarum (CIB) wurde. Dafür nahm sie auch am römischen Äbtekongress zusammen mit der Äbtissin Flavie de Vanssay von Limon teil.

Bei der Überarbeitung der Konstitutionen erreichte sie dank guter Beziehungen zur römischen Religiosenkongregation, dass diese die Eigenheiten der Kongregation von Sainte-Bathilde würdigten und genehmigten. Menschlich stand sie Abt Denis Huerre (1915-2016) nahe, der sie sehr schätzte. Zusammen mit dem Kongregationsrat erarbeitete sie den 1981 vorgelegten Antrag an die Kongregation von Subiaco, wodurch die Kongregation dort assoziert wurde. Persönlich schmerzte es sie sehr, dass sie aufgrund der politischen Umstände niemals eine Erlaubnis erhielt, die vietnamesischen Klöster zu besuchen.

Ein großes Anliegen war ihr der Kontakt mit der ökumenischen Gemeinschaft von Etoy und den Diakonissinnen von Versailles und Saint-Loup und überhaupt die kirchliche Einheit. Mit großer Freude erlebte sie den einjährigen Aufenthalt von Sr. Edith, einer Diakonissin, im Jahr 2019 in Vanves.

Beim Generalkapitel von 1989 übergab sie ihr Amt Sr. Emmanuel Jolly, blieb aber Stellvertreterin und wurde weiterhin viel konsultiert. Dank ihrer guten Verbindungen half sie vielen Menschen, besonders Priestern, zu einem Neuanfang, nachdem sie eine Auszeit in Vanves genommen hatten.

Als Priorin von Vanves blieb sie bis 2003 im Amt und begleitete dabei auch die Zukunftsüberlegungen für diesen Ort. Sie schätzte das Potential des Standortes mit seiner zentralen Lage in Paris hoch ein, wovon auch das Büro von AIM profitiert, und öffnete mit weitem Herzen und ohne je zu verurteilen die Tore des Klosters für Bedrängte aller Art, Ordensleute und Laien, die sich dort willkommen fühlen durften.

MBenignevietnamAls Priorin unterstützte Sr. Bénigne umfassend AIM, dessen Verwaltungsrat sie lange angehörte. Sie pflegte gute Kontakte mit allen Mitgliedern von AIM, besonders denjenigen, die vor Ort lebten, und öffnete gastfreundlich das Haus für die jährlichen Treffen. Auch nach Abgabe aller Ämter blieb sie am internationalen Leben der Benediktinerfamilie interessiert. Wenn Ordensleute aus anderen Kontinenten Vanves besuchten, fanden sie in ihr immer eine interessierte Zuhörerin. Sie stand mit der benediktinischen Laienorganisation AMTM (Association des Amis des Monastères à Travers le Monde) in engem Kontakt und war mit einigen Mitgliedern eng befreundet.

Nach einem externen Jahr im Kloster von Martigné-Briand kehrte sie wieder nach Vanves zurück. Dort kümmerte sie sich besonders um einige Schwestern. Die Veränderungen der letzten Jahre sah sie nicht recht ein, nahm aber mit großer Seelenruhe alles hin, bis ihr hohes Alter sie zum Rückzug aus dem aktiven Gemeinschaftsleben zwang. Auch ihre Bettlägrigkeit über ein Jahr hinweg in der Infirmerie, verbunden mit einigen geistigen Aussetzern, nahm sie mit viel Gelassenheit an.

Bis zum Schluss blieb sie ihrem lebhaften Charakter treu und zeigte sich auch gelegentlich ungeduldig angesichts der vielen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Wir haben viel mit ihr gelacht und schöne Momente der Gemeinschaft erlebt. Jeden Abend dankte sie ihren Schutzengeln für ein gesegnetes Leben.