Jean-Pierre Longeat OSB
Präsident der AIM

 

JPLongeat2018AIM legt Wert auf eine regelmässige Berichterstattung über Ausbildungsfragen in den Klöstern der Welt. Denn bei diesem Thema ergeben sich unvermeidlich ständig neue Entwicklungen dank der Initiativen verschiedener Klöster.

Die Initiativen, über die man berichten könnte, sind derart zahlreich, dass gleich zwei Nummern des Bulletins, nämlich dieses und das folgende, sich damit befassen werden. Wenn sich Leser zu den vorgestellten Projekten dieser Ausgabe äußern wollen, bitten wir um schriftliche Rückmeldungen, die wir eventuell in der kommenden Nummer aufgreifen können.

Die Ausbildung, um die es geht, betrifft zunächst die Vorbereitung auf das Klosterleben, dann aber auch die notwendigen Voraussetzungen für seine Weiterentwicklung. Fragen der akademischen Ausbildung im Bereich von Philosophie & Theologie sowie diverser Spezialstudien sollen dagegen nicht in diesen Heften behandelt werden, könnten aber bei anderer Gelegenheit aufgegriffen werden.

Die Ausbildung von Klosterkandidaten ist eine Aufgabe, welche die gesamte Gemeinschaft betrifft. Dies wurde ja bereits im „Spiegel des Klosterlebens für die Gegenwart“ (AIM-Sondernummer 2019) erläutert, dass nämlich die ganze Klostergemeinschaft eine bedeutende Rolle bei der Ausbildung des Nachwuchses spielt. Dabei ist daran zu erinnern, dass auch die älteren Konventsmitglieder sich weiterbilden und ihren Horizont erweitern sollten. Es muss auch darauf geachtet werden, dass eine Gemeinschaft Mitglieder dazu befähigt, Verantwortung zu übernehmen.

Bei der Ausbildung ist darauf hinzuweisen, dass die Orden, Kongregationen und Regionen nicht selten eigene Ausbildungsprogramme für Novizen, Zeitliche Professen, Novizenmeister, Obere und andere Verantwortungsträger anbieten,

Benedikt sagt in seiner Regel, dass er eine Schule des Herrn gründen möchte. Dieses verheißungsvolle Projekt lädt uns zu einer lebenslänglichen Haltung des Hörens und des gegenseitigen Austauschs von Einsichten und Erfahrungen ein. Nach einem anderen Bild Benedikts vollzieht sich Ausbildung im Rahmen einer brüderlichen Armee (RB 1, 5), die Gemeinschaftsaktionen, Spannungen, Ermutigungen, gemeinschaftlichen Einsatz gegen Widerstände beinhaltet. Das Ziel ist eine echte innere Bekehrung, um nach den Geboten der Liebe zu leben. Sie findet im Rahmen einer „Werkstatt” (RB 4) statt, wo uns die Werkzeuge der geistlichen Kunst zu Verfügung gestellt werden und wir lernen, mit ihnen umzugehen.

Anliegen aller klösterlichen Ausbildung ist es, die neu eingetretenen Schwestern und Brüder auf den Weg zu führen, die zum wahren Leben führt und von Gottesliebe geprägt ist. „Unter der Führung des Evangeliums“ (RB Prol. 21) „wollen wir uns der Unterweisung Christi niemals entziehen und in seiner Lehre im Kloster ausharren bis zum Tod. Wenn wir so in Geduld an den Leiden Christi Anteil haben, dann werden wir gewürdigt, auch mit ihm sein Reich zu erben“ (RB Prol. 50). Die Aufzählung der Seligpreisungen, mit denen bei Matthäus die Bergpredigt eröffnet wird, verdeutlicht, was ein solches Ausbildungsprogramm beinhaltet.