Maria Enosh Cho OSB
Priorin in Busan (Südkorea)

Benediktinische Ausbildung
in Südkorea

 

CoreeMEnoshChoEin Fragebogen der AIM befasste sich mit der monastischen Ausbildung in verschiedenen Regionen der Welt. Eine Rückmeldung aus Südkorea war derart interessant, dass sie im Folgenden wiedergegeben werden soll. Sie beschreibt Kurs- und Ausbildungsmöglichkeiten, die auch für viele andere Länder typisch oder wünschenswert sind.

 

I. Noviziatsausbildung

CoreenovicesFür die Anfangsphase hat jede Kongregation ein eigenes Ausbildungsprogramm entwickelt. Diese Ausbildung betrifft Gebet, Studium, Arbeit und Gemeinschaftsleben. Im Unterricht oder in Workshops wird dabei auf ein besseres Verständnis der menschlichen Natur großer Wert gelegt.

Zwischen dem Klostereintritt und den Zeitlichen Gelübden vergehen bei den Frauen üblicherweise vier Jahre (ein Jahr Kandidatenzeit, ein Jahr Postulat, zwei Jahre Noviziat) und bei den Männern zwischen zwei bis 3 ½ Jahren.

Einige Kongregationen verfügen über eigene Kurse in Spiritualität, Katechese und Theologie während der anfänglichen Ausbildung. Andere schicken ihre Kandidaten an das Theologische Institut einer anderen Kongregation oder der Diözese. Während dieser Ausbildungszeit liegt der Schwerpunkt auf dem Gebetsleben, der Weiterbildung und der Einführung in das Ordensleben. Folgende Angebote sind vorhanden:

– Kurse: Bibel, Dogmatik, Liturgie, Spiritualität, Psychologie, kirchliche Soziallehre, Regel des hl. Benedikt, Konstitutionen, Statuten und Gebräuche der Kongregation, ökologische Spiritualität, Englisch, Latein, Choralgesang, Orgel;

– Seminare zum Thema Selbst- und Fremdwahrnehmung, Kommunikation;

– Regelmäßige geistliche Begleitung und im Bedarfsfall psychologische Beratung;

– Pastorale Erfahrungen.

 

II. Juniorat

1. Dauer

Frauen: 5-6 Jahre;

Männer: 3-7 Jahre.

 

2. Inhalt

Frauen:

– Spirituelle Orientierung in Zusammenarbeit mit der Novizenmeisterin, regelmäßige Treffen und Einkehrtage;

– „Zweites Noviziat“ über ein Jahr hinweg vor den Feierlichen Gelübden mit Arbeit und Studium, 30tägige Ignatianische Exerzitien;

– Regelmäßige Treffen der Jungen Professen innerhalb jeder Kongregation;

– Unterschiedliche Ausbildungen je nach Kongregationscharisma;

– Übernahme konkreter Aufgaben innerhalb der jeweiligen Kongregation und/oder der Ortskirche;

– Missionarische Erfahrungen und Englischstudium für zukünftige Missionare;

– Monatliche Treffen auf regionaler Ebene für die jungen zeitlichen Professen.

Männer:

– Philosophie- und Theologiestudium im Seminar für das Priestertum. Auch Mönche, die nicht das Priestertum anstreben, studieren Theologie oder betreiben andere Spezialstudien;

– Teilnahme an psychologischen Selbstfindungsseminaren;

– Geistliche Begleitung in Einzelform oder als Gruppe;

– Praktische Erfahrungen durch Missionseinsätze oder apostolische Aufgaben.

 

CoreeMeeting3. Gemeinsame Ausbildungsprogramme der Kongregationen

– Jährliche Treffen der Jungen Professen der verschiedenen benediktinischen Orden und Kongregationen in Korea.

– Internationale jährliche Treffen der Jungen Professen jeder Kongregation.

 

III. Weiterbildung von Professen mit Feierlichen Gelübden

1. Weiterbildungsprogramme der einzelnen Kongregationen Frauen:

– Jährliche Angebote allgemeiner Weiterbildungsprogramme mit Themen wie kirchliche Lehre(n), Erneuerung des Ordenslebens, Menschenkenntnis;

– Teilnahme an Erneuerungskursen der jeweiligen Kongregation;

– 30tägige Exerzitien für Professen mit 10, 25 oder 40 Ordensjahren;

– Teilnahme an Erneuerungskursen vor oder nach dem Silberjubiläum (25 Jahre);

– Weiterbildungsseminare für ältere Mitschwestern;

– Wallfahrten ins Ausland.

Männer:

– Teilnahme an Kursen und Workshops der jeweiligen Kongregation;

– Wallfahrten ins Ausland.

 

2. Teilnahme an Kursen

Das Institut für Theologie und das Institut für Formation bieten jeweils Kurse in Zusammenarbeit mit der Oberenkonferenz an. Zu den behandelten Themen zählen geistliches Wachstum, Midlife-Crise oder Eigenverantwortung.

 

IV. Seminare und Begegnungen der Ausbilder

Coreemembres1. Ausbildungsangebote für zukünftige Ausbilder

– Kurse für ewige Professen mit Themen wie Theologie, Heilige Schrift, Mönchtum, Benediktusregel, spirituelle Psychologie usw.;

– Ausbildungskurse für Ausbilder im Ausland oder in Korea;

– Einjährige Ausbildung in geistlicher Begleitung, die von der Ordensoberenkonferenz organisiert wird.

 

2. Weiterbildungsangebote für Ausbilder

– Jährliches Treffen der Ausbilder. Dafür wird jeweils ein Vortragsprogramm und Workshops zu bestimmten Themen vorbereitet;

– Im Rahmen und ausgehend von diesen Jahrestreffen weitere Angebote im Bereich einer Ersteinführung für Ausbilder oder von Weiterbildungskursen, Angebote für ältere Ordensmitglieder;

– Teilnahme an internationalen Ausbilderkursen, die von der Benediktinischen Konföderation organisiert werden:

 

V. Ausbildung von Oberen

Die Oberenkonferenz organisiert zwei Mal jährlich Treffen für die Oberen von Frauen- und Männerklöstern. Es werden auch verschiedene Ausbildungskurse für Obere angeboten. Die Oberinnen der kleinen benediktinischen Frauengemeinschaften treffen sich einmal im Jahr zum Austausch. Zusätzlich gibt es regelmäßige Treffen der Cellerare.

 

Sonstige Hinweise zur benediktinischen Ausbildung in Südkorea

CoreeWaegwanIn Südkorea sind folgende benediktinische Kongregationen vertreten: Missionsbenediktiner von St. Ottilien und Tutzing (deutsche Gründung), Olivetanerinnen (Schweizer Gründung) und Olivetaner (italienische Gründung). Die genannten Kongregationen haben mit Ausnahme der männlichen Olivetaner, die in den 1980er Jahren nach Korea kamen, in China oder Nordkorea begonnen, wo heute kommunistische Regime an der Macht sind. Die dort entstandenen Gemeinschaften haben daher alle Zeiten der Vertreibung, des Exils oder der Inhaftierung erlebt, bis dann die Flucht nach Südkorea gelang.

Über viele Jahrzehnte konnten sich die koreanischen Benediktiner entwickeln und verwurzeln. Sie sehen ihre Aufgabe darin, innerhalb der koreanischen Kirche das benediktinische Leben und die damit verbundene Spiritualität zu bezeugen und setzen sich in der Ortskirchen in verschiedenen Apostolaten ein.

Die Benediktinerinnen von Tutzing und die Olivetanerinnen kennen keine strenge Klausur und nehmen verschiedene apostolische Aufgaben wahr. Es handelt sich um große Gemeinschaften mit mehreren hundert Mitgliedern. Eine Eigentümlichkeit ihrer Lebensform besteht darin, dass sie in viele kleine Gemeinschaften unterteilt sind, von wo aus sie ihre jeweiligen Dienste wahrnehmen.

Auch wenn in den letzten zwanzig Jahren der kirchliche Nachwuchs in Korea stark zurückgegangen ist, übersteigt er zahlenmäßig noch weit den anderer Länder. Ein Grund dafür ist möglicherweise die große Anstrengung, die in der koreanischen Kirche auf eine qualifizierte Ausbildung und ein anspruchsvolles Studium verwandt wird. Da Korea von seiner Tradition her ein ein Missionsland ist, wird großer Wert auf eine sorgfältige Einführung in Katechese, Theologie, Heilige Schrift, Spiritualität und eine Vertiefung christlicher Haltungen in den Ausbildungsphasen gelegt. Dieser Hintergrund hat sich ausgesprochen positiv auf eine bessere Hinführung und ein vertieftes Verständnis des Ordenslebens ausgewirkt.