Agnès Bruyère OCSO
Priorin von Masina Maria, Ampibanjinana (Madagaskar)

Ausbildung von AusbilderInnen
in den Klöstern von Madagaskar
und Indischem Ozean

 

MadaAuteurIm AIM-Bulletin 116 (2019) hat Pater Christophe Vuillaume als Benediktinermönch von Mahitsy einen ausgezeichneten Überblick über das Klosterleben in Madagaskar gegeben. Dabei hat er erwähnt, dass zur Zeit die einheimischen Schwestern und Brüder die Leitungspositionen der von ausländischen Kongregationen gegründeten Klöster übernehmen. Dies fasst er folgendermaßen zusammen: „In Madagaskar erleben wir gerade eine wichtige Zeit des Übergangs: Unsere Grundberufung ,Gott zu suchen‘ in der Schule des Klosters muss sich noch umfassender und reicher im Kontext der örtlichen Kultur ausdrücken. Den Mönchen und Nonnen ist dabei aufgetragen, entsprechend ihren jeweiligen Charismen Formen der Übersetzung zu finden. Diese Aufgabe, die in positiver und negativer Weise herausfordernd ist, kann ihnen niemand abnehmen.“

Vor diesem Hintergrund müssen wir den AusbilderInnen eine angemessene Ausbildung bieten, die einerseits inkulturiert ausgerichtet ist und die Ortsverhältnisse berücksichtigt und auf der anderen Seite wesentliche Elemente weitergibt. Die meisten Häuser haben eine Vielzahl von Berufungen, vor allem wenn sie in Regionen liegen, wo die Missionierung der Insel ihren Anfang nahm, also im Hochland von Madagaskar. Das Durchschnittsalter der Gemeinschaften ist nicht hoch und mehrere Neugründungen in den letzten Jahren haben dazu beigetragen, dass das Ordensleben nun im ganzen Inselraum und sogar auf den Seychellen vertreten ist. Die 19 monastischen Gemeinschaften der Region wurden zwischen 1920 bis 2014 gegründet. Acht von ihnen sind jünger als 30 Jahre und fünf davon wurden von einheimischen Ordensleuten gegründet.

MadaConfDie Ordensoberenkonferenz von Madagaskar organisiert Weiterbildungskurse und Workshops für die NovizenmeisterInnen aller Kongregationen. Einige monastische Gemeinschaften nehmen regelmäßig daran teil. So wird eine Schulung in Haus Lovasoa in Antananarivo angeboten, die ein Jahr dauert. Daneben gibt es jedes Jahr einwöchige Schulungen, die sich mit unterschiedlichen Themen befassen wie kirchenrechtliche Regelungen für das Ordensleben, geistliche Begleitung, Psychologie von Jugendlichen, Affekte und Emotionen im Ordensleben, benediktinische Spiritualität usw. Die dabei erfolgenden Treffen mit Vertretern apostolischer Gemeinschaften sind für uns sehr hilfreich, weil sie unseren AusbilderInnen helfen, die Anliegen und Erwartungen heutiger Jugendlicher, soziale Veränderungen und Schwierigkeiten bei der Berufungsklärung besser zu verstehen. Wir brauchen allerdings zusätzlich noch eigene interne Treffen, zu denen wir Dozenten oder Moderatoren einladen, welche unsere besondere Lebensform gut kennen. Mehrere AusbilderInnen haben auch in Frankreich Kurse belegt, worunter besonders das multikulturell ausgerichtete Programm Ananie sehr geschätzt ist.

Darüberhinaus haben die monastischen Gemeinschaften von Madagaskar und Indischem Ozean eigene Ausbildungskurse zu organisieren versucht, die alle zwei Jahre stattfinden sollten. Von 2012 bis 2019 konnten wir drei solcher Kurse anbieten.

Der erste AusbilderInnenkurs fand im April 2012 in Ampibanjinana (Fianarantsoa) statt, geleitet von der Psychologin Theresa zum Thema: „Kompetenz stärken bei der Rolle der Novizenmeisterin – das Charisma weitergeben“. Es nahm eine kleine Gruppe von neun Schwestern teil, darunter neun Karmelitinnen, zwei Benediktinerinnen und eine Zisterzienserin.

Der nächste Kurs fand im Jahr 2016 statt und wurde von den Schwestern Marie-Florence und Clarisse-Odette von der Kongregation der Töchtern Mariens geleitet. Thema war: „Gut ausgebildet sein, um sich und anderen besser helfen zu können“. Dieses Mal kamen 21 Teilnehmer, davon sechs Karmeliten, vier Klarissinnen, fünf Benediktiner, eine Zisterzienserin, zwei Zisterzienser und zwei Trinitariernonnen.

Der letzte Kurs im Jahr 2019 fand an zwei Terminen mit je vier Tagen statt. Die Schwestern Marie-Florence und Clarisse-Odette bestritten den ersten Teil, der sich erneut mit geistlicher Begleitung befasste, und im zweiten Teil unterrichtete uns Pater Georges SJ zu Fragen der Berufungsklärung bei Klosterkandidaten. Der letzte Tag führte uns in einer Exkursion zu den zwei Klöstern, die in Fianarantsoa gelegen sind. Es gab mehr als vierzig Teilnehmer, mit denen beinahe alle Klostergemeinschaften mit zwei oder mehr Personen vertreten waren. Darunter befanden sich die Verantwortlichen für Postulanten, Novizen, Junioren und Obere. Ziemlich alle waren zugegen, die mit Ausbildung zu tun haben.

Wenn man AusbilderInnen hinsichtlich ihrer Vorstellungen zu monastischer Ausbildung befragt, geht es meist um geistliche Begleitung und Berufungsklärung. Monastische Ausbildung betrifft die gesamte Persönlichkeit und nicht nur die intellektuellen Zugänge. Oft gibt es enorme Spannungen für junge Leute zwischen dem Leben, das sie bei sich zu Hause, meist im ländlichen Raum gelegen, und im Kloster erleben. Die NovizenmeisterInnen müssen daher in vieler Hinsicht äußerst wachsam sein und die menschliche, emotionale, kulturelle, intellektuelle und spirituelle Reifung fördern. Sie müssen auch darauf achten, dass die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Kandidaten nicht im Noviziat zu Konflikten führen, sondern vielmehr in einer echten Gemeinschaft aufgehoben werden. Eine solche Aufgabe verlangt große Offenheit und viele menschliche Qualitäten, vor allem die Fähigkeit zuzuhören, was man eher durch den Austausch mit älteren Mönchen oder Nonnen lernt als aus Büchern.

Bei den genannten drei Kursangeboten wurde ein dichter Strauß an hilfreichen Hinweisen weitergegeben und dies in einer lebendigen pädagogischen Form dank einem ständigen Wechsel von Vorträgen, Kleingruppenaustausch, Rollenspielen und Entspannungsübungen. Außerdem hatte jeder Teilnehmer die Gelegenheit von Einzelgesprächen mit den Dozenten, was sehr geschätzt wurde. Allen war am Ende der Einheiten bewusst geworden, dass „unsere Ausbildung der Novizen bei uns selbst beginnt.“

MadgagroupeThemen, welche die Schwestern Marie-Florence und Clarisse behandelten, waren: psychische Entwicklungsstufen, Umgang mit Gefühlen und Konflikten und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um AusbilderIn zu werden. Pater Georges behandelte biblische Grundlagen der Berufungsklärung, Reifungsprozesse junger Menschen hinsichtlich ihrer Gottesbeziehung und Verantwortungsbereiche und wie man diese unterstützen kann. Er ging auch darauf ein, dass unsere Einschätzungen nie vollkommen sind und immer Korrektur brauchen. Dabei unterstrich er, wie bedeutsam hierfür eine lebendige Christusbeziehung ist, die die einzige Grundlage und das Ziel der Ausbildung ist.

Für die beschriebenen Kurse gibt es große Herausforderungen, vor allem die Suche nach Referenten, welche Einblicke in das Klosterleben haben und unsere monastisch bedingten Reisebeschränkungen verstehen. Dank AIM war es 2019 einer Vielzahl von Ordensleuten möglich, nach Maromby zu reisen, wofür wir sehr dankbar sind. Wir hoffen, dass auch in Zukunft monastische Experten den Weg hierher finden, um unsere Ausbilder und Oberen weiter zu schulen.