Bericht über den
Ausbilderkurs „Ananie“
Moses Ilboudo OSB
Kloster Koubri (Burkina Faso)
Ich bin sehr dankbar für diesen Ausbilderkurs, der über drei Monate hinweg ein straffes Weiterbildungsprogramm enthielt. Dank der Referenten wurde es nie langweilig. Unser Kurs führte uns dabei von Kloster zu Kloster in Frankreich, so dass ich mir wie einer der drei Weisen vorkam (vgl. Mt 2,1-12), die vom Stern geführt wurden, oder wie Maria, welche die Berge durchquerte, um ihre Cousine Elisabeth zu besuchen.
Der Kurs hat mir meine monastische Grundentscheidung nochmals deutlich vor Augen geführt mit allen ihren Gnaden und Geschenken. Mir ist wieder bewusst geworden, dass die Ausbildung von Novizen zunächst einmal bedeutet, dass man sich selbst verwandeln lässt. Geben bedeutet empfangen können, wie es auch in der kleinen Broschüre über das Ausbildungsprogramm „Ananie“ gesagt wird: Hananias, von dem das Programm seinen Namen ableitet, war nach Apostelgeschichte 9 derjenige, der den erblindeten Paulus zur Nachfolge Christi hinführte. Und eben er ist für uns Vorbild, unabhängig davon, welche Aufgaben ich gerade übernehme.
Da unser christlicher Glaube sich vor allem in Weitergabe und gelebtem Christentum ausdrückt, der im gefeierten und gebeteten Wort Gestalt gewinnt, ging es in den ersten drei Wochen in La-Pierre- qui-Vire um die christlichen Geheimnisse von Passion, Tod und Auferstehung. Diese Themen sollten uns während des gesamten Kurses begleiten. Bei seinen Vorträgen entfachte Pater Pierre-Yves Brandt eine kleine Flamme in mir, die ich in der gesamten Kurszeit wach zu halten bemüht war. Diese Flamme muss behütet werden, damit sie sich ausweiten kann und zum Samenkorn wird. Dann kann es wachsen und Frucht in meinem Klosterleben bringen, von der auch andere zehren können. Da es keine Rose ohne Dornen gibt, muss man beim eigentlich sehr schönen Gemeinschaftsleben berücksichtigen, dass in einem Kloster die unterschiedlichsten Charaktere zusammenkommen, was man dann mit dem Ausdruck „brüderliche Gemeinschaft“ zusammenfasst. Pater Pierre-Yves hat mir dank vieler praktischer Übungen bewusst gemacht, wie ich in bestimmten Situationen eine bessere Lösung finden könnte. Wie kann das gehen? Indem ich mein eigenes Leben immer neu reflektiere, zu mir selbst finde, um das, was ich empfangen habe, besser weiterzugeben. Bei meinen Überlegungen sollte ich vermehrt in der Heiligen Schrift, der Benediktusregel und unseren Consuetudines verankert sein, die im Grunde praktische Hinweise geben wollen. Auch sollte ich die jeweilige Situation stärker in den Blick nehmen. Ich sollte mich stärker in der Gewalt haben, mich in andere hineinversetzen können, so dass ich besser reagieren kann und nicht nur mich rechtfertigen möchte. Es gibt viele Lösungen, viele Arten, auf eine Situation zu reagieren und auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören.
In der Lectio divina horcht der Mönch auf das Wehen des Heiligen Geistes, auf das Gotteswort. Die Lectio divina ist ein Lernort für die Begegnung mit der Heiligen Schrift, so dass ich ein Wort vernehmen kann, das mir ein vertieftes Verständnis meines Lebens erlaubt. Die monastische Tradition ist ein Schatz, woraus man Altes und Neues herausholen kann und erzeugt eine Dynamik, die uns zur Gottesbegegnung hinführt. Abt Armand Veilleux vermittelte uns, dass die Weitergabe von Tradition Weitergabe gelebten Klosteralltags bedeutet. Ausbildung entwickelt sich ständig weiter.
Als Christen glauben wir, dass wir nach dem Bild Christi geschaffen wurden, aber diese Ähnlichkeit aufgrund der Sünde verloren haben und sie dank der Gnade Christi wiederfinden. Die Rolle des Ausbilders besteht darin, dass er bei dem Verwandlungsprozess Beistand leistet. Er hilft dem jeweiligen Kandidaten, der im Kloster Verwandlung sucht und hilft ihm, sich in die Gemeinschaft einzufügen, die ihn willkommen heißt.