Katrin Langewiesche
Institut für Ethnologie und Afrikastudien,
Universität Mainz
Zwischen Kooperation und Konflikt: Beiträge des
Klosters Bafor zur lokalen Entwicklung
Zusammenfassung der Master Diplomarbeit in Soziologie von Anne Nonna Dah an der Katholischen Universität Bobo-Dioulasso, Burkina Faso, betreut von Prof. Amandé Badini und Dr. Jacques Thiamobiga: „Intégration des Cisterciennes de Notre Dame de Bafor dans les villages environnants”.
Anne Dahs Masterarbeit analysiert die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen, die durch die Anwesenheit des Klosters der Bernardinerinnen von Esquermes in Bafor, Burkina Faso, ausgelöst wurden. Die Ergebnisse ihrer Forschung sind zweifellos sowohl für die Entwicklungssoziologie, Disziplin zu der Anne Dah gehört, als auch für die Soziologie des Mönchtums interessant. Die Nonnen des 2005 in Bafor gegründeten Zisterzienserklosters der Bernardinerinnen von Esquermes führen ein kontemplatives Leben. Trotz ihres Rückzugs aus der Welt haben ihre Handlungen unweigerlich Auswirkungen auf die Gesellschaft, in der sie etabliert sind, und bewirken ökologische und soziale Veränderungen, die Anne Dah in ihrer Arbeit analysiert. Der erste Teil der Studie widmet sich den sozialen Wahrnehmungen des Klosters und seiner Bewohnerinnen durch die lokale Bevölkerung. Wie nehmen die Nachbarn des Klosters die Nonnen wahr? Der zweite Teil analysiert die Wechselwirkungen zwischen dem Kloster und seiner Umgebung und den Beitrag des Klosters zur Entwicklung des Dorfes. Die Autorin konzeptualisiert Entwicklung als einen Transformationsprozess in Verbindung mit ökologischen und sozialen Dimensionen, eine Form des sozialen Wandels, die durch voluntaristische Handlungen induziert wird und manchmal zu unerwarteten Ergebnissen führt.
Das Dorf Bafor liegt im Südwesten Burkina Fasos, fünfzehn Kilometer südlich von Dano, der Hauptstadt der Provinz Ioba. In der Diözese Diébougou gelegen, beherbergt es seit den 2000er Jahren den beginnenden Klosterbau. Auf Einladung von Bischof Jean-Baptiste Somé ließen sich die Zisterzienser-Bernardinerinnen von Esquermes in diesem Bistum nieder. Die ersten fünf Nonnen aus Goma, aus der Demokratischen Republik Kongo, zogen am 19. November 2005 nach der Einweihung des neuen Klosters Notre Dame de Bafor dort ein. Bafor ist ein Dagara-Dorf dessen Bevölkerung zum größten Teil nach wie vor an die Kulte der Vorfahren gebunden ist. Dass diese Bevölkerung das Kloster willkommen geheißen hat, bedeutet nicht, dass sie auch dessen Religion übernommen oder die Lebensweise der Nonnen akzeptiert hat.
„Wenn du zu ihnen gehst, musst du die Glocke läuten“: Repräsentationen im Umfeld des Klosters.
Nach den Vorstellungen der Dagara werden Frauen mit dem Haus assoziiert und die Bestimmung jedes Mädchen sind Ehe und Kinder. Frauen habe kein Anrecht auf Landbesitz. Sich das Leben einer Frau außerhalb dieser Konventionen vorzustellen, ist in dieser Gesellschaft kaum denkbar. Demzufolge erscheinen kontemplative Frauen der Bevölkerung als radikal andere Wesen. Ihre Lebensweise wird toleriert, da sie Fremde sind, bleibt aber dennoch suspekt, da sie den Dagara-Mädchen zeigt, dass das Leben außerhalb von Haus und Ehe möglich ist. In den Augen der Bevölkerung sind aktive Schwestern bereits eine Kuriosität, die toleriert wird, während Nonnen als marginal wahrgenommen werden: ohne Ehemänner, ohne Kinder und ohne Väter und Mütter. Ohne diese Lebensweise zu bewerten, akzeptieren die Bewohner von Bafor, dass sich die Nonnen nach ihrer Weltsicht entfalten und passen sich an einige ihrer Praktiken an: „“Wenn du zu ihnen gehst, musst du die Glocke läuten“. Sie erlauben es ihren Kindern, ins Kloster zu gehen und an Messen und Gebeten teilzunehmen. Manchmal begleiten Eltern ihre kleinen Kinder anlässlich der großen Feiertage wie Weihnachten und Ostern.
Die Gemeinschaft der Nonnen ist klein. Ihre Anzahl variiert zwischen 5 und 7 Mitgliedern. Ihre Ausgänge sind begrenzt, was für die Bevölkerung unverständlich bleibt. Ein Kioskverkäufer ist überrascht: „Ich habe eine von ihnen das letzte Mal getroffen und sie sagte mir, dass sie seit zwölf Jahren hier ist, aber sie war noch nie im Zentrum des Dorfes von Bafor. Ihre Grenze ist die asphaltierte Straße.“ Das Bild, das die Nonnen der Gesellschaft vermitteln, ist das von „Frauen des Gebets“, die eingeschlossen leben und unter sich bleiben wollen. Dazu tragen die Regeln, um mit ihnen kommunizieren zu können, die Stille des Ortes und der regelmäßige Aufruf zum Gebet bei. „Für mich sind das Frauen des Gebets. Wenn ich dorthin gehe, sehe ich sie selten. Sie kommen nicht heraus, nur das Gebet zählt.“
Die Nachbarn des Klosters haben somit zwei der wesentlichen Merkmale des weiblichen Klosterlebens verstanden: Gebet und Klausur. Dagegen wird die Arbeit, die notwendig ist, um die Gemeinschaft zu ernähren und den Armen zu helfen, nicht als ein wesentliches Element im Leben der Nonnen erwähnt. Die Repräsentationen des Klosters verändern sich offensichtlich durch die Wechselwirkungen der Bernardinerinnen mit dem sie umgebenden Milieu. Tatsächlich kommunizieren die Nonnen nicht häufig mit der Bevölkerung, sowohl auf Grund der Einschränkungen der Klausur, als auch der mangelnden Beherrschung der Dagara-Sprache, der Isolation des Ortes und dem Wunsch, die Interaktionen zu begrenzen, um nicht von den vielen Anfragen der Bevölkerung überwältigt zu werden.
Ein Zusammenleben zwischen Kooperation und Konflikt
Das Zusammenleben der Nonnen und der aufnehmenden Bevölkerung ist gekennzeichnet durch ein Nebeneinander, das zwischen gegenseitigem Unwissen, Kooperation und Konflikt um den Zugang zu Land und der Nutzung natürlicher Ressourcen schwankt. Die verschiedenen Interessengruppen haben in diesen Fragen nicht die gleichen Ansichten. Für einige pflegen die Nonnen seit ihrer Ankunft vertrauensvolle Beziehungen zur lokalen Bevölkerung dank ihrer Freundlichkeit und Disponibilität. „ihre Art, mit Menschen in Kontakt zu treten, zu wissen, wie man Menschen aufnimmt, diese Freundlichkeit und dieses Verständnis, denke ich, das trägt viel“ zur Verständigung bei, erklärt der Priester. Für andere ist es vor allem ihre Fähigkeit, die Umwelt zu verändern, die Sympathie erregt. Die Nonnen übernehmen Aktivitäten wie Baumpflanzungen, Gartenarbeit und Viehzucht. Sie exportieren ihren Joghurt in die südwestliche Region, wo ihr Know-how sehr geschätzt wird. Darüber hinaus gehört das Kloster aufgrund seiner gemeinnützigen Dimension (Übernahme des Schulgeldes) und seiner im Laufe der Zeit erworbenen Infrastrukturen (Brunnen, Elektrizität) zu den Institutionen, in deren Nähe die Menschen sich gerne ansiedeln. „Früher gab es nur zwei Familien neben dem Kloster. Jetzt gibt es drei oder vier weitere Gebäude, weil es dort Wasser gibt. Die Frauen holen sich das Wasser.“ Um das Kloster herum entfaltet sich eine neue Bevölkerungsdynamik und damit neue soziale Bedürfnisse. Nachdem die Nonnen den Nachbarfamilien den Zugang zu Wasser erleichtert haben, fordern diese nun den Zugang zu Strom. So hat ein Teil der Bauarbeiten, die die Nonnen für ihre eigenen Bedürfnisse durchführten, der umliegenden Bevölkerung großen Nutzen gebracht und die Ankunft neuer Familien erleichtert.
Gutnachbarschaftliche Beziehungen können zu Konflikten ausarten, wenn Land und seine Ressourcen zum Gegenstand des Neides werden. Die Klostergründung in Bafor und der Bedarf an Anbauflächen haben zu Spannungen zwischen der örtlichen Kirche und der Dorfgemeinschaft geführt. Als das Kloster Notre-Dame de Bafor eingerichtet wurde, war viel Platz erforderlich, damit die Nonnen genügend Anbaufläche für ihre Subsistenzwirtschaft hatten. Ein Teil der Anlage des heutigen Klosters gehörte den Schwestern von Bobo (Soeurs de l’Annociation de Bobo), die es den Bernardinerinnen von Esquermes überließen. Der anfängliche Grundbesitz wurde erweitert, damit das Kloster 30 Hektar Land erwerben konnte. Zu diesem Zweck mussten einige angrenzende landwirtschaftliche Produzenten ihr Land verkaufen, um das Anwesen des Klosters zu erweitern. Dies verlief nicht ohne Schwierigkeiten. Wie überall führt der steigende Bedarf an Land unter dem Einfluss intensiver interregionaler Migration, der Integration der Kleinbauern in den Markt, der Instabilität traditioneller Landvergaberegeln und der Schwächung traditioneller Autoritäten, aber auch unter dem Druck von Interessengruppen, wie im Falle von Bafor der katholischen Kirche, zu Konkurrenz und Wettbewerb. Was die Gesprächspartner mit „es war nicht einfach“ übersetzen, deutet darauf hin, dass die soziale Rolle des Erdherrn als Verwalter des Dorflandes nicht wirksam war. Tatsächlich hat die Grundstückssituation um dieses Kloster herum die traditionellen Autoritäten mobilisiert, wie es bei Landkonflikten üblich ist, aber auch kirchliche Akteure, die wissen, dass Grundbesitz ein Mittel zur Sicherung ihrer Investitionen und eine Garantie für die Stabilität ihres Unternehmens ist. Die Nonnen sind sich des Problems bewusst und wissen, dass einige Bauern befürchteten, ihre Anbauflächen zu verlieren. Infolgedessen lehnten diese Bauern die Abtretung ihrer Felder radikal ab. Sie zu überzeugen, „war gar nicht so einfach“. Wie auch anderswo sind Konflikte um Landfragen mit der sozialen Position und den Interessen der verschiedenen Akteure verbunden: des Erdherrn, der Landwirte und der Diözese. Das Problem dreht sich um Land und Macht: Der größte Landwirt der Ortschaft versucht, sein Land und seine Wirtschaftskraft zu erhalten, der Erdherr will seinerseits seine Reputation und seine Autorität über die Verwaltung von Gemeinschaftsland behalten, während die Diözese seine Vision von Privateigentum durchsetzen will. Diese Streitigkeiten führten sogar zu Todesdrohungen und die verschiedenen Protagonisten wurden zur Gendarmerie geladen. Der Einsatz der staatlichen Verwaltung und ihrer Institutionen hatte jedoch wenig Einfluss auf die Regulierung dieser Konflikte. Die Tradition der Dagara, insbesondere das System der Scherzverwandtschaft (lõlυorυ) spielte dagegen eine Schlüsselrolle für die friedlichen Lösung des Konflikts. Die Scherzverwandtschaft ist ein wichtiges Vermittlungssystem für die Dagara-Gesellschaft, wie für viele andere westafrikanische Gesellschaften auch, ein Versöhnungsinstrument, das mit einem Nichtangriffspakt vergleichbar ist, der die Patriklane vereint und zusammenbringt. Der Scherzverwandte heisst tãpεlυ-sob, was wörtlich „der Mann mit der Asche“ bedeutet, denn die Asche wird als Element der Versöhnung und Befriedung wahrgenommen. Die Intervention des letzteren ermöglicht es, Frieden, Harmonie, Verständnis und Freude wiederherzustellen. Dieses System spielte auch eine wichtige Rolle bei der Regelung des Konflikts um das Kloster in Bafor durch die Intervention des Priesters, der gleichzeitig ein Scherzverwandter der Gegenpartei war. Dieser Vermittler, der sowohl von den Nonnen als auch vom Dagara-Landwirt anerkannt wurde, hat eine dauerhafte Versöhnung ermöglicht. Nach dem Eingreifen der Gerichte, kirchlicher Mediatoren und des Scherzverwandten wurde eine Einigung zwischen den verschiedenen Protagonisten gefunden. Wie wirkt sich nun aber die Anwesenheit dieses Klosters im Zuge seiner widersprüchlichen Anfänge auf die Entwicklung des Dorfes von Bafor aus?
Der Beitrag des Klosters zur Entwicklung von Bafor
Neben der Dreyer-Stiftung in Dano, die wegen ihrer Lage mit Blick auf den Damm und ihrer Architektur Touristen anzieht, ist die Klosteranlage im Hinterland, nur wenige Kilometer von der Kleinstadt Dano entfernt, ein wichtiger Ort der Ruhe und Ausflugsziel im Südwesten. Das Kloster Bafor trägt zweifellos zum architektonischen und touristischen Gesamtbild der Region bei. Obwohl auch die lokale Bevölkerung den ästhetischen Wert des Ortes schätzt – „Sie haben es verstanden, den unbewohnten Raum zu humanisieren, es ist so schön, um das Kloster herum zu spazieren“ – profitieren sie mehr noch von den Arbeitsplätzen, die das Kloster jungen Menschen, Arbeitern und Frauen als Tages- oder Festangestellte bietet.
Neben dem regulären Gehalt profitieren die Mitarbeiter und ihre Familien davon, dass sie neue Arbeitsformen und die Verwaltung ihres Einkommens erlernen. Die Nonnen motivieren ihre Mitarbeiter, Viehzucht mit Landwirtschaft zu verbinden, auf chemische Düngemittel und Pestizide zu verzichten, Buschbrände zu reduzieren und Ersparnisse anzulegen. Die von den Mitarbeitern erworbenen Fähigkeiten haben einen offensichtlichen Einfluss auf ihre Familien, wie dieser Angestellte einräumt: „Wir haben Schafe bei den Nonnen und Nachbarn gekauft und angefangen sie aufzuziehen. Im Moment besitze ich etwa 16 Schafe. Außerdem habe ich den Dung für die Felder. All das hilft.“ Die Umstellung der Gewohnheiten steht auch im Zusammenhang mit dem Vorbild, dass die Schwestern bezüglich des Schutzes der Umwelt gesetzt haben. Obwohl sie zögerlich und anfangs sogar ablehnend waren, nahmen ihre Dagara Nachbarn im Laufe der Jahre die Initiativen der Schwestern auf. Insbesondere die Praxis der Brandsicherung, um Buschbrände zu vermeiden wird von der Bevölkerung allmählich nachgeahmt. „Ich denke, einige Nachbarn fangen sogar an zu bereuen, dass sie ihr Land verbrannt haben. Sie pflanzten viel an und pflegten die Flora, die bereits vorhanden war.“
Die Bernardinerinnen von Esquermes haben ein Bildungscharisma, das sich in der Errichtung von Schulen und Begegnungsstätten an allen Orten, an denen sie sich niederlassen, widerspiegelt. Das Kloster Bafor ist diesbezüglich eine Ausnahme innerhalb des Ordens, die mit der Bitte des Bischofs verbunden ist, einen Ort zu schaffen, der ausschließlich dem Gebet und der Kontemplation gewidmet ist. Doch auch in Bafor tragen die Bernardinerinnen von Esquermes aktiv zur Bildung der Kinder bei, obwohl das Kloster hier keine Schule geründet hat. Ihre Anwesenheit beeinflusst die Kinder, die ins Kloster kommen und denen sie Katechismus Unterricht geben. Die Schwestern überlegen derzeit, wie sie ihr Lehrcharisma in Bafor umsetzen können, indem sie versuchen, es an den lokalen Kontext anzupassen, insbesondere im Rahmen der ländlichen Bildung.
Vor kurzem in einer eher zurückhaltenden Umgebung gegründet und nach konfliktträchtigen Anfängen, werden die Aufgaben, die die Zisterzienserinnen täglich erfüllen, erst langfristig ihren Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft zeigen. Ihr zurückgezogenes Leben hat sich in der Tat als Nährboden für soziale Veränderungen erwiesen. Die Arbeit von Anne Dah beschäftigt sich mit dem Thema des Beitrags des Klosters Bafor zur lokalen Entwicklung, auch im Hinblick auf die Grenzen von Austausch, Transfer und Interaktion. Der Bau von Klöstern geht überall Hand in Hand mit Konflikten, Brüchen, Widerstand und Verhandlungen über Hierarchien. Die monastische Forschung ist immer auch Konfliktforschung und produziert oft mehr Fragen und Ambivalenzen, als sie Antworten und Garantien liefert.
Neues Forschungsprojekt:
Die Wege der Kora. Von Afrika nach Europa
Die Gründermönche der Gemeinschaft von Keur Moussa, die im Jahr 1963 im Senegal begannen, entstammten der französischen Abtei Solesmes, welche durch die Pflege des gregorischen Chorals geprägt ist. Beeinflusst vom Reformgeist des Zweiten Vatikanischen Konzils bemühten sich diese Benediktiner um eine Anpassung der Kirchenmusik an die einheimische afrikanische Kultur. Sie führten daher das Saiteninstrument Kora in die liturgische Musik ein. Nach vielen Experimenten hat sich dieses westafrikanische Instrument, das eigentlich nur von männlichen Barden gespielt wurde, die zu bestimmten Musikerfamilien gehörten, international verbreitet. Es wird heute neben liturgischer auch für weltliche Musik überall in Westafrika eingesetzt. Keur Moussa stellt dieses Instrument, das auf chromatische Tonleitern umgestellt wurde, her und vertreibt es weltweit.
Ein neues Forschungsprojekt des Mainzer „Instituts für Ethnologie und Afrikastudien“ befasst sich eben mit diesem Musikinstrument und will untersuchen, ob die liturgischen Experimente der Mönche dazu beigetragen haben, dass heute auch Frauen dieses Instrument spielen dürfen, das ursprünglich nur Männern vorbehalten war. Außerdem möchte das Projekt erhellen, wie das Instrument über die Welt der Klöster hinaus Bekanntheit erlangt hat. Eine weitere Frage betrifft die Kooperation von Männer- und Frauenklöster beim Vertrieb von CDs und DVDs mit ihrer Musik.
Diese Themen werden in einem ersten Projektabschnitt untersucht. In einem zweiten Abschnitt geht es dann um eine Vertiefung dieser Themen mit einem Schwerpunkt darauf, wie sich Frauen in spezifischer Weise in die Liturgie einbringen können. Inwiefern hat die Übernahme der Kora durch Schwestern dieses Instrument auch Laien zugänglich gemacht und wie hat das Auftreten weiblicher Koraspielerinnen in den Industrieländern auf die afrikanischen Schwestern zurückgewirkt?
Seit der Gründung der Werkstätten von Keur Moussa wurden mehr als 2000 Instrumente in der ganzen Welt verkauft, vor allem in Europa, dann aber auch in Afrika selbst und in sonstigen Ländern. Heute liegt der Verkauf von Koras, der Vertrieb von Audio-CDs durch MaKeM (Musik der Abtei Keur Moussa) und das Angebot von Kora-Kursen vor allem in der Hand von Lisette Biron. Sie unterrichtet unter anderem Dominikanerinnen des bretonischen Klosters Beaufort, welche die Liturgie von Keur Moussa komplett übernommen haben, und die französischen Benediktinerinnen von Jouques, die hauptsächlich Choral singen und bei den Laudes die Kora einsetzen. Auch außerhalb der benediktinischen Welt ist die Kora im Einsatz, so in Klöstern des Karmel, bei den Klarissen, neuen Gemeinschaft wie der von Tiberias in Belgien oder evangelischen Gemeinschaften wie den Diakonissinnen von Reuilly (Versailles). Einige Gemeinschaften erstellen ihre eigenen Kompositionen, während andere die Vorlagen aus Keur Moussa für ihre Psalmodie und die Hymnen übernommen haben.
Die Gründe für eine Übernahme der westafrikanischen Kora in europäischen Klöstern und in sonstigen afrikanischen Ländern sind unterschiedlich. Teilweise wurden die Instrumente einfach geschenkweise durch großzügige Spender überlassen, die auf diese Weise ihre Begeisterung für das Instrument weitergeben wollten. Dann ist die Kora für die Begleitung und Unterstützung von Gesang ein zurückhaltendes, aber auch kraftvolles Instrument. Für manche europäische Gemeinschaften ist der Einsatz der Kora auch Ausdruck ihrer Verbundenheit mit Afrika, wo sie Gründungen unternommen haben. Andere wollen wiederum ihren liturgischen Gesang beleben und mit einem neuen Akzent versehen.
Damit hat die Kora ein weltweites Band zwischen Klöstern herstellen können. Musikalisch verbindet sie – wie jede Musik – die Tradition mit der Gegenwart und eine lokale Kultur mit der Weltgemeinschaft. Sie hat geographische und konfessionelle Gegensätze überwunden. Damit entfaltet sie eine transnationale Wirkung, auch wenn in ihr noch die Ausgangskultur