Blasio Park OSB
Abt der Abtei Waegwan (Korea)

Simon Petrus Ri (Hyeong-U) OSB
(1946-2016)

 

PPetrusSimon Ri wurde am 30. September 1946 als ältester Sohn der Eheleute Petrus Ri und Agatha Kim in Chaeryong in der Provinz Hwanghae im heutigen Nordkorea geboren. Nach der Teilung des Landes und der Enteignung ihres Landbesitzes durch die Kommunisten flohen seine Eltern mit dem Säugling schon 1947 nach dem Süden. Sein Vater trat dort in den Militärdienst ein und wurde verschiedentlich versetzt. Schließlich ließen sie sich im damaligen Missionsgebiet der Benediktiner von St. Ottilien nieder. Simons Mutter war viele Jahre als Katechistin in verschiedenen Pfarreien angestellt. Sie brachte noch drei weitere Söhne und drei Töchter zur Welt. Eine von diesen ist die Olivetaner Benediktinerin Schwester Anna Maria Ri.

Simon besuchte das Internat und die Schule des Klosters in Waegwan. 1965 trat er als Kandidat ins Kloster ein. Als solcher absolvierte er den dreijährigen Militärdienst bei der Luftwaffe und legte nach dem Noviziat am 15. Febraur 1971 seine ersten Gelübde ab. Er studierte dann zunächst Theologie in Kwangju und Seoul. Nach den ewigen Gelübden am 15. Februar 1974 ging er zum Weiterstudium nach Rom an die Hochschule S. Anselmo. Seinen Doktorgrad in Patrologie mit einer Arbeit über den Strafkodex der Benediktinerregel erwarb er an der Hochschule Augustinianum. 1977 empfing er die Priesterweihe. Nach seiner Rückehr nach Korea 1984 war er von 1985 bis 1988 in der Pfarrseelsorge in Kumi und Taegu tätig. Von 1988 bis 1994 versah er die verantwortungsvolle Aufgabe des Novizenmeisters der Abtei. Danach wurde er Leiter des Waegwaner Exerzitienhauses, das sich in dieser Zeit eines sehr guten Rufes im ganzen Südwesten Koreas erfreute.

Schon bald nach seiner Rückehr von Rom begann er regelmäßig an unserer theologischen Fachschule für Ordensleute in Taegu zu dozieren. Seine Fächer waren Patrologie und Christologie. Auch im Priesterseminar von Taegu übernahm er das Fach Patrologie. Er war auch ein beliebter Exerzitienmeister für viele Gemeinschaften von Ordensleuten. In dieser Zeit begann Pater Simnon auch mit einer Reihe von Übersetzungen der Kirchenväter in zweisprachigen Ausgaben mit lateinischem und koreanischem Text, die im Waegwaner St. Benedikts-Verlag als Reihe herauskamen. Daran arbeiteten später auch manche andere Patrologen mit. 1977 ernannte der Prior-Administrator von Waegwan ihn zu seinem Stellvertreter als Subprior. Von ihm bekam er auch den Auftrag, die Angliederung eines Oblaten-Instituts in die Wege zu leiten. So konnten 1998 die ersten Oblaten aufgenommen werden. Unter seiner Leitung wurden es in wenigen Jahren mehrere hundert Laien, die sich in dieser Weise der Abtei Waegwan anschlossen.

PPetrusliturgieAm 23. August 2001 wählten die Konventualen der Abtei Pater Simon zu ihrem Abt. Damit hatten die Mönche, die 6 Jahre ohne Abt gewesen waren und zweimal hintereinander Pater Johannes Bosco Kim zum Administrator gewählt hatten, wieder eine Leitung, wie sie der benediktinischen Tradition entspricht. Die Abtsweihe erteilte am 11. September der damalige Erzbischof von Seoul, Kardinal Stephan Kim. Als Wahlspruch nahm Abt Simon das Wort „Serviamus invicem – Lasst uns einander dienen“. Er wirkte vor allem durch seine Treue und seine Liebe zur monastischen Lebensweise. Als Apostolischer Administrator der aufgehobenen Abtei Tokwon war er auch Mitglied der koreanischen Bischofskonferenz. Dort war er jahrelang für das Bibelapostolat zuständig.

Eine harte Prüfung war der große Brand in der Nacht vom Gründonnerstag auf Karfreitag 2007, der den Hauptwohnflügel des Klosters vollständig zerstörte. Unter Abt Simons Führung gelang es aber, mit Hilfe vieler Wohltäter von nah und fern das Kloster größer als zuvor wieder aufzubauen und dazu eine neue geräumige Kirche. Schon im Herbst 2009 konnte so unter der Anteilnahme von Äbten aus der ganzen Welt in den neuen Räumlichkeiten das 100-jährige Jubiläum der Ankunft der Benediktiner in Korea gefeiert werden. Aber es scheint, dass vor allem die damit verbundenen Anstrengungen zu einer immer stärker werdenden Schwächung seiner Gesundheit führten. Abt Simon verzichtete im Frühjahr 2013 auf sein Amt und zog sich als Seelsorger der Nonnen in den Konvent der Trappistinnen bei Sujong an der Südküste zurück. Eine Verhärtung der Lunge führte zu häufigen Störungen der Sauerstoffversorgung. Als er am Morgen des ersten Adventssonntags unter großer Mühe von seiner Wohnung in die Kirche der Schwestern ging, um an der Heiligen Messe teilzunehmen, die ein Priester, der ihn wegen seiner Krankheit vertrat, zelebrieren sollte, brach er am Eingang der Kirche zusammen und verschied durch einen Herzschlag. Sein Tod, den doch noch niemand erwartete, versetzte die Mönche von Waegwan, seine Mutter und Geschwister, die vielen Oblaten und Christen, denen er durch sein reiches Wissen und seinen großen Eifer gedient hatte, in tiefe Trauer.

PPetruscercueilAm 29. November feierten wir den Beerdigungsgottesdienst unter großer Beteiligung von Bischöfen und Priestern und Gläubigen der ganzen Umgebung und betteten ihn anschließend zur letzten Ruhe auf dem Waegwaner Klosterfriedhof am Nakdongfluss. Möge der gute Gott ihm alles hundertfach vergelten, was er für unsere Gemeinschaft und die ganze Kirche Koreas geleistet hat.