Benediktinerinnen von Keur Guilaye
Senegal

 

Die Abtei Keur Guilaye (Senegal)
Das fünfzigjährige Gründungsjubiläum: 1967-2017

 

 

KeurGuilayeJubileAls das Kloster von Keur Moussa 1961 nahe bei Dakar von der französischen Abtei Solesmes errichtet wurde, äußerte Mgr. Hyacinthe Thiandoum als Erzbischof den lebhaften Wunsch, dass auch ein Benediktinerinnenkloster in seiner Diözese entstehen möge.

Dieser Wunsch wurde an die Klostergemeinschaft von Sainte-Cécile, gleichfalls in Solesmes, herangetragen. Nach zwei Erkundungsreisen im Jahr 1965 brachen zwei Nonnen am 4. Februar 1967 auf, die schon bei den ersten Besuchen dabeigewesen waren. Sie sollten zu den Angelpunkten der Neugründung werden. Die eine wurde Oberin und die andere Cellerarin. Am 11. Februar erreichten sie den Hafen von Dakar. Es war vorgesehen, dass während der Monate des Wartens und der Sprachstudien vor dem Klosterbau ein kleine Behausung in der Nähe der Armen Schwestern von Angers errichtet werden sollte. Diese betreuten eine Klinik, welche die Mönche von Keur Moussa ins Leben gerufen hatten, und verrichteten ambulante Pflegedienste im Busch. Die Schwestern befanden sich nicht weit entfernt vom Kloster der Mönche. Zwei weitere Nonnen trafen Mitte April ein.

Langsam klärte sich das Gründungsprojekt. Schon im März hatten die Nonnen mit dem Studium der lokalen Sprache Wolof begonnen. Im Juli begann eine Periode, die „Wintersaison“ genannt wird, und gegen Ende Oktober ausläuft. Es ist eine harte Zeit, in der oft die Gesundheit beeinträchtigt wird, da zu einer schweren und feuchten Hitze noch heftige Orkane hinzukommen, die mit ihren starken Regenfällen die Straßen in Flüsse verwandeln.

Nach mehreren Monaten zäher Verhandlungen entschieden sich mehrere Landwirte eines benachbarten Dorfes, ihre Felder den Nonnen zu überlassen. Doch zunächst wurden die Bodenbeschaffenheit und der Untergrund untersucht, dazu auch die Möglichkeit einer Wasser- und Stromversorgung. Verschiedene französische und afrikanische Vereinigungen in Dakar, die sich für die Entwicklung des Senegal einsetzen, unterstützten die Arbeiten. Dazu wurde das Gelände vermessen sowie verschiedene Pläne und Luftaufnahmen erstellt. Schließlich wurde das Land Anfang 1968 erworben. Es liegt vier Kilometer vom Männerkloster Keur Moussa entfernt in der Nähe des Dorfes Keur Guilaye. Die Landschaft wirkt nüchtern und streng, aber der Blick auf den fernen See Tamna gleicht dies ein wenig aus.

Joseph Müller, ein elsässischer Architekt aus Colmar, der den größten Teil seines beruflichen Lebens Projekten in der Dritten Welt gewidmet hatte, vor allem im katholischen Raum, wurde um einen Bauplan gebeten. Diesen legte er im Januar 1968 vor. Seine Vorschläge wurden nach vielen Nachfragen und Diskussionen angenommen. Nachdem auch die Regierung nach langen Monaten des Wartens die Bauerlaubnis erteilte, konnten die Rodungsarbeiten beginnen. Der Grundstein wurde am 22. November gelegt. Eine Brunnenbohrung erreichte Wasser in 32 Meter Tiefe. So konnten die Bauarbeiten beginnen, die sich bis zum Jahr 1969 hinzogen und alle Energien in Anspruch nahmen.

Am 1. März 1969 fand die offizielle Errichtung des Klosters durch die Diözese Thiès statt, die zur Erzdiözese Dakar gehört. Der neue Bischof François-Xavier Dione war vorher Generalvikar von Erzbischof Thiandum gewesen und teilte dessen Wertschätzung für das kontemplative Leben. Er wollte sich auf dessen spirituelle Ausstrahlung stützen, die den 18.000 Christen seiner Diözese zugute kommen sollte bei einer Gesamteinwohnerzahl von 500.000.

Nach dem Ende der Regenzeit kehrte eine Nonne nach Frankreich zurück, um die Anreise von sieben weiteren Schwestern von Solesmes aus vorzubereiten, die im Senegal eintreffen sollten, sobald das Kloster bezugsfertig war.

Im Jahr 1970 konnte dann das Chorgebet in seiner vollen Länge eingeführt werden. Die Kirchweihe fand im April statt, und am 31. Juli folgte die kanonische Errichtung als einfaches Priorat. Der Aufbau der Landwirtschaft machte gute Fortschritte, so dass die Nonnen nun erstmals ihr eigenes Gemüse verzehren konnten.

Das tropische Klima erwies sich allerdings für manche Nonnen als unzuträglich, so dass insgesamt drei wieder nach Sainte-Cécile zurückkehren mussten.

KeurGuilayeIm Jahr 1972 brach eine Dürreperiode aus. Jeden Tag kamen neue Bitten um Hilfe oder um eine Anstellung im Kloster. Die Hirsevorräte waren ausgegangen, und in manchen Dörfern versiegten die Brunnen. Eine Hungerzeit begann für die Menschen und die Tiere, und damit ging auch das Geld für den Erwerb des Lebensnotwendigen aus, da die einzige Einnahmequelle für die Bauern üblicherweise der Verkauf der überschüssigen Ernte ist. Mit rührendem Vertrauen kamen die Menschen von allen Seiten zu den beiden Klöstern und baten um Hilfe. Die Familienchefs kamen mit dem Anliegen, dass wenigstens einer von ihrer Familie beim Kloster angestellt würde, damit dieser mit seinem Gehalt die Familie ernähren konnte. Das war das Vorgehen, das die Schwestern bereits mit ihren sonstigen Arbeitern verfolgten, aber für so viele Menschen hatten sie keine Anstellungsmöglichkeit. Zudem fuhren sie in diesem Jahr die Bewässerung der Felder auf ein Minimum zurück, um das ersparte Wasser an die Nachbardörfer weiterzugeben. Angesichts der großen Notlage entschieden sie sich, gemeinsam mit den Mönchen von Keur Moussa umfangreiche Hirseund Reisvorräte einzukaufen, die als Geschenk oder Naturalbezahlung ausgegeben wurden. Das Vorgehen wurde mit den örtlichen Behörden abgestimmt, die die Region zum Notstandsgebiet erklärt hatten und auch ihrerseits zu helfen versuchten, was aber aufgrund der Umstände nur unzureichend möglich war.

Im Jahr 1973 konnte die Erschließung des Klosterlandes nicht weiter vorangetrieben werden. Der Mangel an Brunnen und die begrenzten Wasserkapazitäten erlaubten keinen weiteren Anbau. Immerhin konnten im Obstgarten die Pampelmusen-, Mandarinenund die Klementinenbäume veredelt werden und entwickelten sich gut. Dagegen warf die kleine Bananenplantage nur unbrauchbare Früchte ab. Sie musste noch weiter gepflegt werden, ebenso wie der Anbau von Papaya und Ananas, die in diesem Jahr praktisch nichts abwarfen, was zweifellos an der unzureichenden Bewässerung lag. Dagegen fiel die Ernte von Maniok und Kartoffeln ausgesprochen gut aus. Seit dem Jahr 1974 erlaubte eine Hühnerfarm mit 350 Tieren zwei Mal wöchentliche Eierlieferungen nach Dakar. Im Obstgarten gaben die Bäume erstmals Früchte: Mangos, Avocados, Guajaven, Papaya und Bananen.

Anfang Januar 1975 war die Hostienbäckerei voll funktionsfähig und konnte die Nachfragen von sechs Diözesen des Senegals decken, was die Herstellung von ca. 3000 großen und 40.000 kleinen Hostien pro Monat bedeutet. So wuchs das Kloster nach und nach.

Zu Beginn des Jahres 1976 befinden sich vier Kandidatinnen im Noviziat. Die Ausbildung des Nachwuchs verlangt großen Einsatz, an dem sich praktisch die ganze Gemeinschaft beteiligt.

1977, sieben Jahre nach der Gründung, erlebte das Kloster erstmals die Freude einer Feierlichen Profess. Diese erste afrikanische Nonne war die Tochter eines Mannes, der der erste getaufte Christ und der erste Katechist im Dorf Sangé hier in der Diözese Thiès war. Sie war bereits mit 14 Jahren in die einheimische Kongregation der Töchter des Heiligen Herzens Mariens eingetreten. Dort hatte sie über viele Jahre als Krankenpflegerin auf verschiedenen Buschstationen gearbeitet. Im Jahr 1972 hatte sie dann in Keur Guilaye angefragt, ob sie eintreten könne. Am 1. Oktober 1977 wurde schließlich ihr inniger Wunsch erfüllt, nämlich ihr Leben dem Gebet für Missionare und Ordensleute zu weihen, die so oft von ihren apostolischen Aufgaben komplett verschlungen werden.

Im Jahr 1978 wurde das Priorat semi-autonom, so dass die Gemeinschaft ein Kapitel einrichten und die Priorin ein Seniorat einberufen konnte. Die Gebäude wurden weiter ausgebaut, und die Gemeinschaft wuchs.

Am 27. April 1993 erfolgte die Errichtung zum Konventualpriorat. Mutter Françoise de Brantes wurde zur ersten Priorin gewählt. Die Einweihung der Klosterkirche fand drei Jahre später, am 27. April 1996 statt.

Die Liturgie von Keur Guilaye ähnelt sehr derjenigen von Keur Moussa, setzt aber auch eigene Schwerpunkte. Von der liturgischen Musik haben die Schwestern mehrere CD-Aufnahmen erstellt.

Drei Gästehäuser, die nach und nach eingerichtet wurden, um Anfragen von außen befriedigen zu können, nehmen inzwischen Menschen auf, die Einkehr halten wollen, junge Frauen auf der Suche, besuchende Familien der Nonnen oder verschiedene Gruppen. Die Hostienbäckerei versorgt mittlerweile einen beträchtlichen Teil der Pfarreien von Senegal, Gambia und Guinea-Bissau. Die Erzeugnisse einer kleinen Farm (Gemüsegarten, Hühner- und Schweinezucht) werden nach Dakar verkauft, während das Obst teils frisch verkauft, teils zu Konfitüre, Sirup und Fruchtkeksen in der Confiserie verarbeitet werden.

Seit 2008 ist das Kloster Abtei. Mutter Françoise de Brantes, die bereits Gründerin und erste Priorin war, wurde auch die erste Äbtissin.

Im April 2011 wurde Mutter Marie Espérance Joseph Sarr zu ihrer Nachfolgerin gewählt. Sie bemüht sich vor allem um die spirituelle und intellektuelle Weiterbildung der Gemeinschaft, lädt dazu Kräfte von außen für Einkehrtage, Konferenzen oder Kurse ein oder schickt Schwestern nach Frankreich, um in unseren französischen Klöstern ihre Ausbildung an den Quellen zu vertiefen.

Zur Zeit befasst sich die Gemeinschaft mit folgenden Projekten:

– Die Vergrößerung der Hostienbäckerei, die zu klein geworden ist.
– Der Bau einer Confiserie, die allen gesetzlichen Auflagen entspricht. Ihre Produkte (Sirup, Konfitüren, Fruchtkekse) werden sehr geschätzt.

– Kräutermedizinische Studien, um Seifen und Salben herzuzustellen.

– Eine Vergrößerung unseres Gastbereichs, um Gruppen besser aufnehmen zu können.

– Die Installation von Solaranlagen und einer Kläranlage für benutztes Wasser, wodurch die Wasserbeschaffung für Obstgarten und sonstige Pflanzbereiche gelöst werden könnte.

Die Gemeinschaft zählt heute 19 Mitglieder, darunter 15 Nonnen mit Ewiger Profess, einer Regularoblation, einer Novizin, einer Postulantin und einer Schwester aus einer anderen Gemeinschaft.