Martha Lúcia Ribeiro Teixeira OSB
Äbtissin von Nossa Senhora da Paz (Brasilien)
Claudio Pastro (1948-2016) –
Vermittler christlicher Schönheit
Unser Kloster Nossa Senhora da Paz in Rio de Janeiro (Brasilien) hat über viele Jahre eine intensive freundschaftliche Beziehung mit dem berühmten Maler Claudio Pastro gepflegt, der durch seine Gestaltung und Ausmalung der Basilika von Aperecida bekannt wurde. Papst Franziskus hat diese Kirche während seiner Reise zum Weltjugendtag eingeweiht. Claudio Pastra hat auch in unserem Kloster zahlreiche Fresken geschaffen. Aus Anlass seines Todes am 19. Oktober 2016 wollen wir ihm in Verbundenheit diesen Nachruf widmen.
Bei einer Gedenkmesse für Claudio Pastro eine Woche nach seinem Tod sagte ich, dass sein Leben ein kostbares Geschenk Gottes für uns alle und für die ganze Kirche gewesen sei: „Wenn Gott einen unserer Freunde zu sich nimmt, dann deswegen, damit er ein Stern unserer Hoffnung und unseres Himmels wird“ (Kardinal Charles Journet).
Während seiner Lebenszeit waren wir immer wieder im Austausch. Der Eindruck, den er erweckte, war, dass er nicht mehr ganz der war, den wir früher gekannt hatten, sondern jemand, in dem Christus bereits lebte. Für ihn war es auch ein langer Kreuzweg, allerdings geprägt von schönen Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen. In dieser Zeit hat er derart intensiv jede Minute und jeden Augenblick gelebt, dass man den Eindruck bekam, dass er 120 statt 68 Jahre an Lebenserfahrung aufgenommen hat.
„Der Wert der Dinge liegt nicht in ihrer Lebensdauer, sondern in der Intensität, in der sie hervorgebracht werden. Es gibt unvergessliche Momente, unerklärbare Dinge und unvergleichliche Menschen“ (Fernando Pessao).
Der Christus Pantokrator, der verherrlichte Christus, den er für unsere Klosterkirche gemalt hat, trägt das Gesicht, das er in seinem Komazustand gesehen hat, der ihn im Jahr 2001 heimgesucht hatte. Er beschrieb ihn folgendermaßen: „Ein wunderschöner Christus, ruhig, ernsthaft und barmherzig“. Es ist derselbe licht- und gotterfüllte Christus, den der hl. Benedikt im Prolog seiner Regel beschreibt. An seinem Sterbetag hatte man den Eindruck, dass Claudio Pastro nun die Augen für dieses Licht öffnet. Es war ausgerechnet der 19. September, das Datum, an dem er sein Oblationsversprechen auf unsere Gemeinschaft abgelegt hatte.
Gott ist Liebe, Erbarmen und Schönheit. Unser Bruder Martin (so lautete der Name, den Claudio bei seiner Oblation erhielt) ist nun ganz erfüllt von der Schönheit des liebenden und barmherzigen Gottes. Er wird nun bei ihm das ewig erfahren, was in der Regel des hl. Benedikt so ausgedrückt wird:
„Christus sollen sie überhaupt nichts vorziehen, der uns gemeinsam zum ewigen Leben führen möge“ (RB 71,11-12).
Claudio Pastro wurde 1948 in einer katholischen Familie geboren und studierte zunächst Sozialwissenschaften. Seit 1975 begann er, sich der Sakralkunst zuzuwenden. Er verbrachte einige Zeit in verschiedenen europäischen Äbteien, vor allem in der französischen Abtei von Tournay. Seine ersten Werke entstanden für die Klosterkapelle Unserer Lieben Frau vom Frieden in São Paulo. Über die Jahrzehnte hinweg nahm sein Ruf immer mehr zu.
Sein Hauptwerk wurde die Ausgestaltung der Kathedrale von Aparecido, ein Ergebnis seines Talentes, seines Fleißes und einer tiefchristlich bräutlichen Liebe zur Kirche. Er selbst beschreibt es so: „Dieses Werk soll ein Lob- und Dankhymnus werden, der durch die Liturgie hindurch erklingt: das Paschamysterium ereignet sich an diesem Ort.“ Er wünschte, dass die Kathedrale von Aparecida zu einem liturgischen Ort würde, wo die Gläubigen das Licht des himmlischen Jerusalems erfahren könnten, das zu uns herabdringt. In seinen Werken verbindet er liturgische, biblische und spirituelle Katechese, die Ausdruck finden durch die Schönheit seiner Kunst.
In einem Fernsehinterwiew äußerte er gegenüber Pater Magalhães:
„Diese Kirche ist einmalig! Wir haben eine Basilika, in welcher sich die Anwesenheit Gottes, seine Wahrheit und Gnade in Schönheit äußern, in Licht und Glanz. Ich bin glücklich, dass ich diesen Ort gestalten durfte und dass schlichte und intellektuelle Menschen von ähnlichen Gefühlen erfüllt werden, wenn sie diesen Raum betreten. Viele wollen ihn gar nicht mehr verlassen. Für eine große Anzahl von Menschen ist das nicht nachvollziehbar, weil der Glaube nun einmal ein inneres Wachsen darstellt. Meine Werke wollen dazu einladen.“
In unserem Kloster hat Claudio Pastro verschiedene Werke umgesetzt. In der Kirche stammt beispielsweise der Christus Pantokrator von ihm, das Prozessionskreuz, das Fresko Unserer Lieben Frau vom Frieden, des hl. Benedikt und der hl. Scholastika und der Tabernakel. Im Klausurbereich hat er das Refektorium und den Kapitelsaal gestaltet, dazu mehrere Kreuze, ein Abendmahl, zwei Weihnachtsbilder, eine Königin des Friedens, eine Benediktusmedaille oder auch eine Madonne von der immerwährenden Hilfe in Stahl. Sein Werk ist Anlass zum Dank an Gott.