Jeremy Driscoll OSB
Abt von Mount Angel Abbey, USA
Stellungnahme zum Vortrag von Frère Alois,
Prior von Taizé
Jeremy Driscoll war über zwei Jahrzehnte hinweg als Dozent in Sant’Anselmo tätig und seit März 2016 Abt seiner Gemeinschaft Mount Angel (USA). In seiner Stellungnahme zum Vortrag von Frère Alois reflektiert er über die Situation der Benediktinergemeinschaften heute.
Vielen Dank für diese wunderbaren Reflexionen, Frère Alois. Es ist eine Ehre für uns, dass der Prior von Taizé heute zu uns spricht. Wir spüren den schönen Geist Ihrer monastischen Gemeinschaft, und in Ihrer Botschaft den Geist von Frère Roger, der in Ihrer Gemeinschaft lebt.
Ich schätze die Methode, die Sie zum Aufbau Ihrer Reflexionen anwenden. Diese Methode wird im Titel reflektiert. Sie taten, was Mönche tun sollten, wenn sie anfangen zu denken und zu sprechen: Sie haben das Wort Gottes verwendet, um Licht auf die Themen zu werfen, die Sie mit uns diskutieren wollten.
Ihr Hauptthema – die Suche nach Communio – ist ein Thema, das uns sofort in das Herz dessen führt, worum es beim monastischen Leben geht. Dies erschließt sich uns direkt und zeigt uns unmitelbar die Rolle des monastischen Lebens im Leben der ganzen Kirche, der Kirche, die sich weiterhin erneuert im Rahmen der sich immer noch entfaltenden Auswirkungen der Erneuerung, die das Zweite Vatkanische Konzil forderte. Wie die Synode von 1985 zwanzig Jahre nach dem Konzil in ihrem „Schlussbericht“ sagte: „Die Ekklesiologie der Gemeinschaft ist die zentrale und grundlegende Idee der Dokumente des Konzils“ (Synodi Extr EpiSC 1985 Relato Finalis, C, 1). Das gilt auch etwa dreißig Jahre später immer noch.
Ich war persönlich froh über Ihr Thema und sehr interessiert daran, weil seit 1985 zu meiner eigenen persönlichen Arbeit als Lehrer und Theologe die Entwicklung und Verfeinerung einer Ekklesiologie der Communio gehört, die als Integrationswerkzeug für den gesamten theologischen Lehrplan in Mount Angel Seminar, einem diözesanen Priesterseminar, geführt von meinem Kloster, wirken und die theologische Vision eines Großteils der Geistlichen der westlichen Vereinigten Staaten beeinflussen könnte. Seit 1985 lehrte ich aus diesen Perspektiven heraus sowohl dort wie auch ab 1992 hier in Sant’Anselmo, bis der Unterricht plötzlich unterbrochen wurde durch meine Wahl zum Abt im März dieses Jahres. (Der Raum hier ist ja voll von Menschen, deren Leben abrupt unterbrochen wurde, was der Grund für ihr Hiersein heute ist. Ach ja, auch dabei geht es um „Gemeinschaft, erleuchtet durch das Wort Gottes“).
Ich kann mich nicht lang und breit zu den vielen reichen Themen äußern, die Sie uns heute vorgestellt haben. Wir haben jetzt Zeit nach unserem Verlaufsplan, sie in Diskussionsgruppen zu verarbeiten. Also lassen Sie mich jetzt Vorschläge für das Plenum machen, was die Gruppen diskutieren könnten. Offensichtlich ist das, was ich vorschlage, nicht dazu gedacht, die Diskussion zu beschränken, sondern einfach, um sie in Gang zu bringen, wenn das hilfreich ist. Eine Möglichkeit, das zu nehmen, was wir gerade gehört haben, und in die Diskussion einzubringen, mag uns herausfordern, ganz konkret zu sein. Wir könnten diese Frage stellen: Wie kann ich mein besonderes Kloster und meinen eigenen äbtlichen Dienst im Lichte der Ideen beurteilen, die Frère Alois uns vorgestellt hat? Ich werde nur einen Gedanken von jedem der drei Abschnitte aufgreifen, die er uns mitgegeben hat.
Frère Alois sprach mit uns vielsagend über die persönliche Gemeinschaft mit Gott und er stellte uns das Bild der Verklärung Jesu vor Augen. Er sagte, dass „wenn wir das Licht des verklärten Christus im Gebet betrachten, es nach und nach zu einer inneren Präsenz wird.“ Aber geschieht das für uns?
Dieses Licht soll durchdringen, wie er sagt, „was uns beunruhigt über uns selbst und andere, bis zu dem Punkt, dass die Dunkelheit erleuchtet wird.“ So sollten unsere Klöster Werkstätten sein, in denen diese Spannung verarbeitet wird. Wir sollten nie diesen Fokus verlieren und wir sollten nie Zweifel daran haben, dass eine solche innere Arbeit, vor den Blicken der anderen verborgen, ein Beitrag ist zu dem, was die Welt heute mehr denn je von Ordensmenschen braucht. Dann wird der Ausdruck „persönliche Gemeinschaft mit Gott“ – der erste Untertitel des Vortrags – zu mehr als einer vagen und frommen Phrase. Es ist eines der Ziele unseres Lebens im Kloster: den verklärten Jesus zu betrachten und dieses Licht zu einer inneren Gegenwart werden lassen, die unsere persönliche, existentielle Dunkelheit durchdringt.
Im zweiten Thema der Communio, das uns präsentiert wurde, spricht Frère Alois die „brüderliche Liebe“ an. „Brüderliche Liebe schafft einen Raum, der wie der Beginn des Gottesreiches ist ... es ist eine neue Welt, die sich zu manifesteren beginnt.“ Das ist schön gesagt. Lassen Sie uns diese Sprache verwenden, es ist eine Sprache der „Gemeinschaft, die durch das Wort Gottes erleuchtet“ ist, um unsere Klostergemeinschaften zu führen und anzustacheln. In diesem Zusammenhang hat uns unser Bruder an den wichtigen Gedanken erinnert, der in der Communio-Ekklesiologie des Konzils gewonnen wurde; nämlich: „In der gegenseitigen Liebe der Jünger ist die gegenseitige Liebe der Dreifaltigkeit auf der Erde präsent.“
In seinem dritten Abschnitt über die „Gemeinschaft, die missionarisch wirkt“, sprach wohl der Geist von Taizé und vielleicht von Frère Roger insbesondere durch Frère Alois. Er schlug vor, dass eine Klostergemeinschaft als Gleichnis dienen sollte für die, die ihr begegnen. Taizé zielt darauf ab, ein Gleichnis der Gemeinschaft zu sein. Dies war ein sehr reicher Abschnitt des Vortrags. Unser Bruder bot uns eine nützliche, stimmungsvolle Beschreibung, wie eine Parabel funktioniert. Eine Parabel, d.h. ein Kloster, bietet eine einfache und leicht zugängliche Erzählung; ihre Bedeutung ist unerschöpflich; sie sagt nicht die Dinge ein für allemal; sie fordert heraus. Und in der Mitte dieser Beschreibung sagte er einen Satz, den ich für enorm wichtig halte als Beschreibung des monastischen Lebens. Er sagte: „Wenn Christus nicht in ihnen auferstanden und Gegenwart wäre, könnten diese Männer und Frauen nicht auf diese Weise leben.“ Dies ist ein Kernsatz. Es ist das Geheimnis von allem. Die Art und Weise, wie in unseren Klöstern „diese Männer und Frauen leben“ sollte ein Gleichnis sein, dessen Rätsel nur durch die Auferstehung Christ aufgelöst werden kann. Die Tatsache der Auferstehung wird von uns erfahren und von denen, die unseren klösterlichen Gemeinschaften in gleicher Weise begegnen, wie sie auf eine Parabel treffen. Mit den Worten von Frère Alois, auf die Auferstehung angewandt: „Dieses Gleichnis [die Auferstehung in uns] bürdet nicht auf, will nicht irgend etwas beweisen; es eröffnet eine Welt ... es öffnet ein Fenster zu einem Jenseits, einen Durchbruch ins Unendliche.“ In unseren Gesprächen könnten wir fragen: Ist es das, was ich bin als Mönch? Ist es das, was mein Kloster ist? Ist es das, was ich als Abt tue?
Es scheint mir, dass die absolute Neuheit der Auferstehung Jesu von den Toten Mittelpunkt sein sollte in allem, was die Neuevangelisierung betrifft, und noch expliziter der Faden, der im ganzen gesucht wird als Inhalt des Glaubens, den die Neuevangelisierung zu vertiefen und zu feiern sucht.
Beim Nachdenken über die Auferstehung möchte ich Ihnen eine Geschichte mitteilen, die ich im Plenum der Synodenaula während der Synode über Neuevangelisierung gehört habe. Sie wurde von Kardinal Toppo aus Indien erzählt. Er berichtete von einem Hindu-Teenager, der sich seit einiger Zeit bei katholischen Priestern herumtrieb, in irgendeiner Schuleinrichtung. Ich erinnere mich nicht mehr an die Details dieser Umstände. Aber der Junge war offensichtlich ein spirituell Suchender, er stellte häufig Fragen zum christlichen Glauben. An einem Punkt gab einer der Priester dem Jungen ein Exemplar der Evangelien und fordert ihn auf, sie zu lesen und dann mit Fragen und Reaktionen zu kommen.
Der Junge kam zurück, mehr oder weniger entgeistert und anklagend. Er wollte sicher sein, dass er es richtig getroffen hatte, und so forderte er Klarstellung: „Jesus ist von den Toten auferstanden?“, fragte er, „wirklich von den Toten auferstanden?“ „Ja“, haben sie ihm ruhig geantwortet, mit seiner Aufregung nicht unzufrieden. „Warum habt Ihr mir das nicht gesagt!“ schrie er sie an, erstaunt, dass sie ihm das nicht von Anfang an gesagt hatten. Ich halte dies für eine große Lektion für uns alle, wenn wir überlegen, was Frère Alois uns über die Gemeinschaft gesagt hat, die immer missionarischer werden soll aus unseren Klöstern heraus. Jesus ist von den Toten auferstanden, „wirklich von den Toten auferstanden.“ Hoffentlich wird das nie die uns oder unseren Klöstern gestellte Frage sein: „Warum habt Ihr mir das nicht gesagt!?“
Mit dieser Erinnerung und Herausforderung schließe ich meine Ausführungen. Ich muss eine Reihe von anderen Themen unberührt lassen, von denen ich hoffe, dass sie in den Diskussionsgruppen gehoben werden, vor allem bezüglich der Aussagen von Frère Alois zur Versöhnung von Christen und zum Interkulturalismus. Taizé hat der Kirche und der Welt so viel in dieser Hinsicht gegeben, und wir Benediktiner sind heute glücklich über diese Gelegenheit, unsere Bewunderung, unseren Dank und unsere Gemeinschaft mit Ihnen, Frère Alois, zum Ausdruck zu bringen. Am Ende des Vortrags haben Sie die Erinnerung an Cluny wachgerufen, das sehr nahe bei Taizé liegt, und irgendwie immer noch in der Luft liegt, im Land und sogar im Wasser und Wetter Ihrer Region! Und Sie sagten etwas über Cluny, das sicherlich von Taizé gesagt werden könnte und dass meiner Meinung nach als eine Erinnerung über das Leben, das wir zusammen führen, für jedes Kloster, das hier vertreten ist, gemeint sein könnte: „Eine kleine Anzahl von Menschen war manchmal ausreichend, den Ausschlag in Richtung Frieden zu geben... Was die Welt verändert ... ist tägliche Beharrlichkeit im Gebet, im Frieden des Herzens und in der menschlichen Güte.“