Guillermo Arboleda Tamayo OSB
Präses der Sublazensisch-Cassinesischen Kongregation
Stellungnahme zum Vortrag
von Abt Bernardo Bonowitz OCSO
Abt Guillermo hat die kolumbanische Gemeinschaft von Medellín geleitet, bis er 2016 zum Präses der Sublazensisch-Cassinesischen Kongregation gewählt wurde mit Amtssitz in Rom.
Ich möchte Abt Bernardo für seinen Beitrag zu unserem Kongress danken. Statt einer Antwort würde ich lieber ein Echo auf seine Ausführungen geben. Seine Überlegungen richteten sich auf das Thema, das von den Veranstaltern wohl vorgegeben war: Monastisches Leben heute – Communio, erleuchtet vom Wort Gottes. Es sei sofort gesagt, dass eine solche Sicht des heutigen Mönchslebens auch sehr viel mit Treue zur jahrtausendealten benediktinischen Tradition zu tun hat und zur monastischen Tradition, die noch weit vor den heiligen Benedikt zurückgeht. Denn wo immer man auch den Schwerpunkt legt, auf das eremitische oder auf das zönobitische Leben, so kann das christliche Leben doch kein anderes Ziel haben als die Gemeinschaft mit dem trinitarischen Gott, geprägt und belebt durch das Gotteswort selbst.
So haben Sie, Abt Bernardo, uns an die Grundlage unseres Klosterlebens erinnert, so wie es der heilige Benedikt in der Regel nahelegt: den fest auf Gott gerichteten Blick, die conversio als Weg in der Gemeinschaft, so dass die vielen Gebräuche, die unser klösterliches Leben bestimmen, nicht allein funktionell oder disziplinär zu verstehen sind, sondern eben zur Gemeinschaft mit Gott und den Mitbrüdern führen wollen. Sie haben darauf hingewiesen, dass vier Bedingungen entscheidend sind, damit ein solcher Weg der Gemeinschaft gelingt: Identität, Mitverantwortung, Bereitschaft zum Dienen und Einsatz für die Zukunft der Gemeinschaft. Damit haben Sie auch klar ausgesprochen, dass eine solche Wegplanung für die Gemeinschaft nur möglich wird dank der verwandelnden und vorantreibenden Kraft des Gotteswortes, das in der Gemeinschaft gehört und ausgeführt wird. Ein Wort, das uns durch seine heilsame Klarheit aufbaut und durch seine Schönheit erbaut.
Ich möchte hier vor allem zum letzten Punkt Ihres Vortrages Stellung nehmen. Es wirkt zwar in Ihrer Darstellung zunächst wie ein Nebenthema, scheint mir aber so etwas wie der Zielpunkt Ihrer Überlegungen zu sein, vor allem wenn man das Publikum bedenkt, an das Sie sich hier wenden: Äbte und Prioren, die weltweit vom Herrn klösterlichen Gemeinschaften vorangestellt wurden.
Mir scheint es nicht nebensächlich, wenn man den Mitbrüdern in Leitungsfunktionen von klösterlichen Gemeinschaften die Bedeutung ihres Amtes vor Augen führt. Wir wurden durch unsere Konvente vom Herrn dazu erwählt, „Zeichen und Werkzeuge der Gemeinschaft“ zu sein, um einen Ausdruck zu verwenden, welcher der lateinamerikanischen Bischofskonferenz von Puebla am Herzen lag. Wir sind zum Dienst für die Gemeinschaft berufen, wo wir auf der Grundlage des Gotteswortes Diener der Frohen Botschaft sind. Dafür danke ich Ihnen, Abt Bernardo, dass Sie uns an diese grundlegende Aufgabe unseres Abt- und Priorenamtes erinnert haben. Denn bei solchen Versammlungen wie hier beim Äbtekongress geraten wir in Gefahr, dass wir uns in zahllosen Nebenfragen verlieren, die zwar durchaus auch wichtig und notwendig sind, aber uns dennoch von unserer wesentlichen Mission innerhalb unserer Gemeinschaften wegführen können.
In der spanischen Fassung Ihres Vortrages endet der Text mit dem Wort „unwiderstehlich“ (irresistible). Zuvor bestehen Sie darauf, dass für einen echten Abt bei allen möglichen Risiken doch die Freude an seinem Amt weit überwiegt. Sie enden dann mit den Worten: „Die Freude der Hirtensorge für Brüder in einer wahren Gemeinschaft ist unwiderstehlich.“ Damit schenken Sie uns ein Kriterium, um die Echtheit unseres Dienstes zu überprüfen.
Diese Äbteversammlung ist eine wunderbare Gelegenheit, um uns gegenseitig kennenzulernen, die wir alle ein ähnliches Amt in der Mitte unserer Mitbrüder ausüben. Dabei gibt es neben den Fragen, die für den Weg unserer Konföderation wichtig sind, auch die Möglichkeit eines spontanen brüderlichen Austausches über unser Gemeinschaftsleben und unser Abtsamt. Dabei spielt durchaus auch eine Rolle – warum sollte es nicht einmal ausgesprochen werden –, dass wir uns etwas von der Seele reden oder uns trösten lassen angesichts der vielen Schwierigkeiten, mit denen unser Amt zu kämpfen hat... Um Ihr Schlusswort aufzugreifen, so scheint es manchmal eher „unwiderstehlich“, einfach die Reißleine zu ziehen und zu flüchten, weil man sich vor lauter Problemen und Konflikten gar nicht mehr zu retten weiß. Aber das ist natürlich nur eine Versuchung... die aber manchmal ebenso unwiderstehlich ist wie die Freude, die Mitbrüder zu einer wahren Gemeinschaft hinzuführen. Nochmals möchte ich Ihnen Dank aussprechen, dass Sie uns ermutigen, unseren Dienst an der Gemeinschaft freudig zu verrichten. Ihre Worte entsprechen dem Ausspruch des Apostels Petrus, der in seinem ersten Brief uns sagt: „Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will“ (1 Petr 5,2).