Trappisten in Kongo-Kinshasa

Wie hat sich das Kloster Mokoto entwickelt?

Fr. Bernard Oberlin, Mokoto

GomaGründungszeit bis zum Exil (1954-1996)

Das Trappistenkloster Unserer Lieben Frau von Mokoto wurde 1954 durch die Abtei Scourmont (Belgien) gegründet. Es liegt ca. 90 km von der Stadt Goma (heutige Provinz Nord-Kivu) entfernt, auf dem 1 Breitengrad südlich des Äquators. Von Goma aus muss man diese Strecke auf einer sehr schlechten Piste in einer mehr als vierstündigen Autofahrt überwinden. Das Kloster liegt auf 1800 Meter Höhe. Wir lassen unsere Kühe auf den mit Wiesen bedeckten Hügeln grasen. Nachdem die Gemeinschaft 1988 zum Priorat erhoben wurde, ist sie ständig gewachsen, so dass sie heute mehr als 20 Mönche umfasst. Seit 1996 ist die Zahl von 12 afrikanischen Professen überschritten worden. Allerdings wuchsen in dieser Region der großen Seen die Unruhen über die Jahre hinweg. Zwischen dem 10. und 12. Mai 1996 wurde der Konvent von Rebellen bedroht und musste fliehen. Das Kloster wurde daraufhin geplündert: Möbel, Fenster, Türen, Toiletteneinrichtung, Rohre und Kabel, Vorräte und Maschinen, Dachziegel und ein Teil der Bodenplatten, der Tabernakel und der Altar, sogar die beiden Kirchenglocken wurden entwendet oder zerstört. Einige Jahre später standen auf dem Gipfel des Hügels nur noch riesige leere Mauern mit Fensterlöchern wie ein erblindeter Riese.

Exilszeit (1996-2011)

Mokoto2009Ein Teil der Mönche flüchtete in andere Klöster und Ordensniederlassungen: so nach Scourmont, San Isidro (Spanien), Rom und Frattocchie (Italien), Latrun (Israel), Koutabe und Obout (Kamerun). Andere besiedelten das kleine Haus von Keshero in der Nähe von Goma. Dort sammelte sich auch die Gemeinschaft wieder ab 1999. Diesem provisorischen Kloster fügte man auf einem zwei Hektar umfassenden Gelände einen Schlafsaal, ein Refektorium, eine Küche und ein Skriptorium bzw. Bibliothek an. Mit den sich einfindenden Postulanten überstieg die Gemeinschaft schließlich wieder zwanzig Mitglieder. Dieses Exil sollte 15 Jahre andauern, während derer wir uns die Frage stellten: Sollen wir nach Mokoto zurückkehren? Und falls ja, wann? Oder sollen wir besser ein Gelände in der Nähe von Goma erwerben, um dort ein neues Kloster zu errichten? Sollen wir vielleicht hier in Keshero bleiben? Diese dritte Möglichkeit verflüchtigt sich, als im Jahr 2002 der Vulkan Nyiragongo mit einem Lavastrom ein Drittel der Stadt unter sich begräbt. In dieser Nacht flüchteten die 600.000 Bewohner über die Grenze nach Ruanda. Als sie zurückkehrten, siedelten sich viele im Umkreis von Keshero an. Damit ist unser vormaliger kleiner Vorort nunmehr inmitten der großen Stadt gelandet. Für uns als Trappisten, die ein Leben in Einsamkeit anstreben, wurde es klar, dass ein solches städtisches Umfeld nicht wünschenswert war.

KesheroDie zweite Möglichkeit, der Erwerb eines Grundstücks, hat gleichfalls nie recht gestellt, zunächst weil ein vollständiger Neubeginn recht schwierig geworden wäre, dann aber auch weil in diesen Jahren sich die Situation in der Region von Mokoto zunehmend beruhigt hat. Wir haben immer den Kontakt zu unserem Gründungsort behalten und jeweils auch die dortigen Rahmenbedingungen abgetastet. Im Jahr 2003 haben wir eine Viehherde dorthin verbracht und erneut mit der Käseherstellung begonnen, die wir jede Woche in der Stadt verkauft haben. So fiel die Entscheidung, nach Mokoto zurückzukehren. Während die Mönche sich noch in Keshero bzw. Goma befinden, stellt ein Unternehmen die Dächer wieder her, ohne die es ständig in das Gebäude hineinregnet. Dann wird das Skriptorium-Bibliothek wiederhergestellt. Früher hatten wir dort 12.000 Bände, von denen wir 4000 vor der Plünderung 1996 retten konnten. 2000 können hinzugefügt werden als Geschenk der Pariser Dominikaner. Zwei Seiten des Kreuzgangs werden erneuert, wobei in einer Seite die Schlafzellen und auf der anderen Seite Büroräume untergebracht sind.

Rückkehr (2011 bis heute)

Der 18. Januar 2011 ist ein wichtiges Datum für unsere Gemeinschaft: „Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, da waren wir alle wie Träumende. Da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel.“ Bei ihrer Rückkehr nach Mokoto begleiteten uns viele Freunde, die diesen Tag mit uns die Eucharistie und das Festmahl mit uns teilen wollten. In den erneuerten Gebäuden wurde provisorisch eine kleine Kapelle eingerichtet, eine Küche und ein Refektorium. Die Renovierung der Kirche findet im August 2012 ihren Abschluss. Unser Ortsbischof Théophile Kaboy weiht sie am 20. August feierlich wieder ein. So erklingt nun von neuem das klösterliche Gotteslob an diesem Ort, der über viele Jahre verlassen war. Erstmals singen die Mönche die Psalmen auch von Chorstallen aus.

Wie steht es mit den Erneuerungsarbeiten am Ende des Jahres 2013? Sie spielen sich um den zweiten Kreuzgang ab, an dem der Kapitelsaal, das Refektorium, die Küche und der Gästetrakt gelegen sind. Auch für die Mönche selbst fehlt es nicht an Aufgaben. Wir haben unsere Viehherde vergrößert und stellen täglich Käse her. Die Bananenplantage wurde wieder neu angepflanzt, nachdem eine Krankheit alle Bananenstauden der Region vernichtet hatte. Wir kümmern uns um einen Gemüsegarten. Früher hatte jeder für sich gearbeitet, und das Noviziat betreute den Garten oder die Felder. Heute führen wir zwei Mal wöchentlich am Vormittag die Feldarbeit gemeinsam durch: Mais, Maniok, Obstbäume, Gemüsegarten und Rasen. Schwächere Mitbrüder arbeiten in der Küche, wo sie das Gemüse oder den Fisch zubereiten. Denn der See Ndalaga, der sieben Kilometer vom Kloster entfernt liegt, erlaubt den Fischfang, wobei im Krieg die Flusspferde ausgerottet wurden.

Der Tagesrhythmus entspricht ungefähr dem vor dem Exil: Vigilien um 3.30 in der Frühe und das Tagesende mit einer Versammlung („Kapitel“) vor der Komplet. Es fehlt nicht an Postulanten, es gibt einen Novizen und vier junge Zeitliche Professen, 21 Ewige Professen, von denen zwei im Priesterseminar der Diözese studieren, zwei wirken als Spirituale der Trappistinnen, sechs sind auswärts bei Sonderaufgaben. Erwähnt sei auch, dass drei ihre Stabilität auf Scourmont übertragen haben und zwei zu Oberen anderer Gemeinschaft gewählt wurden (Koutaba im Kamerun und Victoria in Uganda).

Die Sicherheit in der Region ist weiterhin etwas prekär. So gibt es in unserer Diözese mehr als 35 verschiedene Rebellengruppen. Im Mai 2012 gab es heftige Kämpfen zwischen den Rebellen von M23 und der Regierungsarmee ganz in der Nähe. Im Februar 2013 wurde die kleine Stadt Kichanga, die wir am Horizont sehen können von Regierungstruppen heftig bombardiert, die dadurch eine Rebellengruppe von dort vertreiben wollte. Es gab eine Reihe von Toten unter der Zivilbevölkerung.

Dennoch müssen wir unser Leben fortsetzen. Für uns Mönche von Mokoto ist es wichtig, dass wir ein gutes klösterliches Leben führen, bei dem wir den Herrn suchen können. Wir wissen nur zu gut, dass wir alles andere als vollkommen sind, aber wir bemühen uns um ein wahrhaft mitbrüderliches Leben im Gebet, beim Studium und bei der Arbeit. So versuchen wir Christus zu folgen und seiner Weisung: „Wer sein Leben um meinetwillen und um der frohen Botschaft willen verliert, der wird es gewinnen.“