P. Martin Neyt
Präsident der AIM 1997–2013
Eine Würdigung
P. Jean-Pierre Longeat, Präsident der AIM
Mehr als 15 Jahre lang hat P. Martin Neyt der Alliance for International Monasticism treu gedient. Wir möchten seine Aktivitäten würdigen und dabei auf die Wegstrecke schauen, die er zurückgelegt hat.
P. Martin wurde 1939 in Afrika geboren und war belgischer Nationalität. 1963 wurde er Benediktiner der Abtei Saint André bei Brügge. Er gehörte der Gruppe wallonischer Mönche an, die 1970 Brügge verließen, um die Abtei Saint-André von Clerlande zu gründen, die zu der Kongregation von der Verkündigung gehört. In Clerlande war P. Martin zuerst Novizenmeister und dann zwölf Jahre lang Prior des Kosters. Während dieser Zeit bereitete er die Gemeinschaft auf die Gründung von Mambré nahe Kinshasa vor. Diese Gründung fand 1978 statt. Er unterrichtete afrikanische Kunst als Professor der Katholischen Universität von Louvain und an der Universität von Kinshasa und widmete sich selbst dem Studium der Wüstenväter. Er veröffentliche die Korrespondenz von Barsanuphe und Johannes von Gaza für Sources Chrétiennes.
Am Ende der Tagung des Rates der AIM, die in Vanves am 25. und 26. November 1996 abgehalten wurde, bedachte der neu gewählte Abtprimas Marcel Rooney die Frage der Zukunft der AIM, ihrer Ziele und seines künftigen Personals. Er arrangierte ein Treffen in Rom für Februar 1997 mit Abt Notker Wolf von der Kongregation von Sankt Ottilien, Abt Armand Veilleux, OCSO, Prokurator der Zisterzienser, Sr. Aquinata Böckmann OSB der Missions-Benediktinerinnen von Tutzing und P. Martin. Die Ziele der AIM wurden neu definiert: ein erweiterter Rat der AIM sollte sich einmal im Jahr treffen. Das Exekutivkomittee, das sich aus einer Repräsentantin der Schwestern, einer Benediktinerin und einer Zisterzienserin zusammensetzt, würde zu dem Präsidenten und Sekretär/in der AIM dazukommen, um die finanziellen und anderen Maßnahmen zu ergreifen, die während der sechsmonatigen Zeit zwischen den Treffen des Rates zu erledigen sind. Das Hauptquartier der AIM würde weiterhin in Vanves sein.
P. Martin Neyt wurde nach einer Wahl der Synode der Abt-Präsides der benediktinischen Kongregationen zum Präsidenten ernannt, mit Zustimmung der zwei neuen Generaläbte der Zisterzienser. Der Generalsekretär wurde P. Jacques Côté sein, Mönch von Saint-Benoit-du-Lac (Quebec), bis dahin Sekretär des Abtprimas; der in Sant’ Anselmo in Rom leben und regelmäßig Vanves besuchen sollte.
Die Ankunft von Sr. Gisela Happ OSB, Verwaltungsleiterin der Abtei Sankt Hildegard von Bingen in Deutschland, veränderte das Sekretariat von Grund auf. Es entwickelte sich zu einem immer wirksamer werdenden Instrument im Dienst der Gründungen, die sich weiterhin stark vermehrten und entwickelten. Das Internationale Sekretariat wurde gebildet. Nach und nach bekam die AIM ein erkennbares Profil und es gelang mit Erfolg, Mittel zu sammeln für die Entwicklung der Gemeinschaften.
Die Anfragen von Klöstern vervielfachten sich, die Entwicklung eines internationalen Teams ermöglichte recht regelmäßige Besuche bei den Klöstern in aller Welt, und stellte eine bessere Evaluation der erhaltenen Gaben sicher. Andere Facetten der AIM wurden mehr und mehr entwickelt und organisiert: das internationale Team, Formation, das Bulletin, Besuche bei den Klöstern, und regionale, nationale und internationale Einheiten.
P. Martin ermutigte zur Entwicklung der Association of Friends of the Monasteries. Die Feier des 40. Jahrestages der Vereinigung gab den Anstoß für ein wichtiges Treffen im Collège des Bernardins in Paris sowie zu einer Veröffentlichung. Unter der Leitung von P. Martin begleitete die AIM Gemeinschaften, die auf allen Kontinenten gegründet wurden und nahm auf ihre eigene Weise an der Entstehung von regionalen, nationalen und internationalen Treffen teil. Hin und wieder bereitete sie diese Treffen vor, die erwachsenden Überlegungen über gemeinsame Werte, sorgte für Experten oder Redner; zu Zeiten war ihre Beteiligung einfach nur finanzieller Art und ermöglichte damit solche Treffen oder das Arbeiten in Formations- oder Bildungshäusern, um Schwestern und Mönche aus verschiedenen Kontinenten in die Lage zu versetzen, eine bestimmte Zeit lang zusammen zu leben. Zweimal organisierte die AIM eine Reise für Mönche und Schwestern nach Ägypten, um die koptischen Klöster kennenzulernen und von ihnen einen neuen Anstoß für ihre eigenen Gemeinschaften zu bekommen. Die AIM hat sich darum gekümmert, in Verbindung mit Weltereignissen zu bleiben und Sorgen der Gemeinschaften mitzutragen, die von Naturkatastrophen, Bruderkriegen, plötzlich auftretenden ökonomischen und finanziellen Verwerfungen betroffen waren. Sie war in der Lage einen Beitrag dazu zu leisten, dass sich Gemeinschaften der Sorgen und Freuden bewusst wurden, die andere Gemeinschaften an anderen Orten erlebten.
P. Martin war es eine Freude, das 50. Jubiläum der AIM zu organisieren. Es war sein Wunsch, dass es in der Abtei von Ligugé abgehalten wurde, wo die Organisation ins Leben gerufen wurde beim Treffen der benediktinischen und zisterziensischen Äbte aus Anlass der 1600 Jahrfeier der Gründung des Klosters durch den hl. Martin. Es war eine frohe Zeit des Sich Treffens, Teilens und Überlegens. Während der Zeit, in der er der AIM vorstand, kümmerte sich P. Martin besonders um das Bulletin. Er gab ihm ein neues Aussehen und bereicherte ständig seinen Inhalt. Diese Bemühungen geben gut seine Sorge während der fünfzehn Jahr an der Spitze der Organisation wider. Beginnend mit dem Jahr 2000 wurden Grundsatzartikel über verschiedene monastische Themen im Bulletin über lectio, Leitung und Formation veröffentlicht, die von verschiedenen Autoren geschrieben wurden, die aus Gemeinschaften sind, mit denen die AIM in engem Kontakt ist. Wertvoll waren auch Einzelheiten über die Geschichte der Klöster und über verschiedene Nachrichten, die mit dem monastischem und kirchlichen Leben und der Welt in Verbindung stehen. Während dieser Jahre hat sich das Bulletin seinen Ruf erworben und genießt ihn weiterhin.
Eine Aussage von P. Martin Neyt zu Fragen der Gegenwart und der Zukunft:
‚Der Herr offenbart oft einem Jüngeren, was das Bessere ist“ (RB 3). Diese Worte kamen P. Martin in den Sinn, als er zum ersten Mal den Film ‚Si Loin si proche‘ sah, der für die Feier des AIM Jubiläums gemacht worden war. Vier Klöster wurden dabei gezeigt: das von Séguéya in Conakry Guinea, das der Benediktinerinnen von Salvador von Bahia, gelegen in den Favelas der Stadt, der zisterziensische Ashram von Kurisumala auf einem Berg von Kerala in Indien, und das der vietnamesischen Benediktinerinnen von Thu-Duc, tief in Saigon. Diese vier Gemeinschaften, bemerkenswert platziert in dem Milieu, das sie umgibt, sind Beispiele erfolgreicher Inkulturation, durch die die Gemeinschaft das Leben der Kirche und der Gesellschaft bereichert. Es bedarf keiner langen Kommentare um zu entdecken, dass jede der 450 Neugründungen seit 1960 bevorzugte Orte sind für die einfordernde Gnade, wie es das Evangelium ist. Sie sind lebendige Beispiele, die die Wirklichkeit des kommenden Königreiches Gottes vorwegnehmen. „Kommt und seht“, sagte Jesus, als er die ersten Jünger berief. Diese neuen monastischen Gebiete stehen den ersten christlichen Gemeinden nahe, wo allen alles gemeinsam gehörte; ihr Herz war eins im Hören auf das Wort Gottes und dem der Kirche, im Gebet und in der Feier der Eucharistie. Das Charisma des hl. Benedikt brachte wirklich das Leben von Schwestern und Brüdern zusammen, in Gebet und Arbeit, in einer Suche nach Einfachheit, Enthusiasmus und innerlicher Verwandlung.
Ein ägyptischer Vater, der in Gaza lebte, pflegte zu sagen: „Hänge dein Boot an die Schiffe deiner Väter an“. Die Herausforderungen unserer Zeit konfrontieren jeden Mönch oder jede Nonne und jede Gemeinschaft mit schweren Versuchungen, besonders menschlichen, und oft durch die Medien unserer Zeit übersteigert: sexuelle Abartigkeiten, Pädophilie, Gewalt bis zum Genozid, eine unmenschliche Kluft zwischen den Armen und den Reichen, Menschenhandel mit jungen Leuten in andere Kontinente; die Versuchung, das Kloster dazu zu benutzen, um Selbstverwirklichung beim Studium oder durch andere Aktivitäten zu finden; ein Verlangen nach dem Prestige des Ordenslebens vervollständigt die Liste der Todsünden. Ein gewisser Lebensweg beabsichtigt, sich von den fieberhaften Aktivitäten der Welt zu trennen, für ein gerechtes und respektvolles Empfangen zu sorgen, hinter die Begrenzungen sozialer und kultureller Identität zu reichen. Die Versuchungen der Gemeinschaften in unseren Tagen sind ebenso gewaltig wie die in früheren Jahren und sie unterscheiden sich kaum davon. ‚An eurer Liebe zueinander wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid‘. Gemeinsam den Leib Christi aufzubauen, Liebe zueinander zu einer Schule im Dienst des Herrn zu machen sind Zeichen, die nicht täuschen. Aber die Straße ist lang und die AIM, gerade wie der gute Samariter, begleitet, unterscheidet, übernimmt Risiken und erinnert uns laufend an das Herzstück der monastischen Tradition. Gemeinschaften müssen ihr tägliches Brot verdienen, sich beraten lassen und die Begleitung von geeigneten Personen annehmen, sich zusammen tun beim Verkauf von Klosterprodukten. Herausforderungen muss man begegnen, neue Aufgaben müssen erfüllt werden: die lange Straße der Selbstfindung, richtige Beziehungen zu anderen, Aufbau der menschlichen Leiter (nicht grandioser und teurer Projekte), freundliches Empfangen von Armen und Hilflosen nicht weniger als die Unterstützung der Bevölkerung in der Nachbarschaft von Klöstern.
So war die AIM in aller Demut geschaffen worden und sie entwickelt sich in einer sich entfaltenden Welt, in der sich keine Gemeinschaften ihren eigenen Kontext wählt, sondern versucht, ihre Identität so gut sie kann zu formen. Die AIM besteht, um zum Aufbau einer neue Welt beizutragen. Indem sie ihre Kontakte mit der Umgebung vervielfacht, macht sie sich die ersten Worte der benediktinischen Regel zu Eigen: „Höre mein Sohn, auf die Lehren….“ Hören steht an allererster Stelle, es beinhaltet die Entdeckung des anderen, es vermeidet Zweideutigkeiten und Missverständnisse der Kommunikation und baut einen wahren Dialog auf. Sein Ziel besteht darin, während sie die Autonomie respektiert eine Verbindung herzustellen.